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„Wei-erih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« W Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. an. die Siadträthe Verantwortlicher Redacteur: Cärl IkhNk in Dippoldiswalde Dienstag, den 24. Januar 1888. 54. Jahrgang Nr. 10. - > >- Ein rebellischer Gemeinderath. Der zumeist aus radikalen und sozialistischen Ele menten zusammengesetzte Pariser Gemeinderath hat durch seine Anmaßungen und Uebergriffe, welche er sich erlaubte, schon manchem Ministerium der dritten französischen Republik „Kummer" gemacht. Die Ideen der Pariser Kommuneherrlichkeit spuken in der Ge meindevertretung der Metropole Frankreichs eben noch immer nach und wenn vielleicht auch die Pariser Stadt väter nicht danach streben, das Kommune-Regiment im Ernst wieder aufzurichten, so beanspruchen sie doch für die Landeshauptstadt eine Zentralmairie und die völlige Gemeinde-Autonomie.. Bei der politischen Be deutung der Millionenstadt an der Seine würde hier mit aber eine Art Nebenregierung im Gegensatz zur Staatsregiecung geschaffen werden und sür letztere würden aus einer solchen Konkurrenz um so bedenk lichere Konsequenzen entstehen, als der Pariser Ge- meinderalh auch in die Politik hineinzupfujchen ver sucht und außerdem mit der äußersten Linken der Deputirtenkammer gute Freundschaft hält. Es haben nun schon verschiedene Ministerien versucht, den re bellischen Gemeinderath in seine Schranken zurückzu weisen, so hatte der frühere Minister des Innern und ehemalige Kabinetschef Gablet einen besonderen Ge setzentwurf ausgearbeitet, welcher dem Seinepräfekten die Amtswohnung im Hotel de Ville oder Rathhause von Paris anwies, wogegen sich aber der Munizipal rath der Hauptstadt mit Händen und Füßen wehrte. In der Thal wagte es kein Ministerium, auf die Durchführung dieser Bestimmung zu dringen, ebenso wenig, wie man sich sonst zu einem energischen Vor gehen gegen die politisirende und kritisirende Stadt- ,vertretung von Paris entschließen konnte. Natürlich schwoll den radikalen Elementen in derselben der Kamm und namentlich während der jüngsten Präsidentschafts krisis geberdete sich der Pariser Stadtrath, als ob von ihm die Entscheidung der Krisis abhinge. Die Ent rüstung über dieses Treiben, .wohl auch mit über die Schwäche der Regierung, führte nun am vorigen Montag in der Deputirtenkammer zu einer Inter pellation des Monarchisten Lamarzelle und wünschte der Deputirte von der Negierung zn wissen, was für Maßregeln sie denn eigentlich zu ergreifen gedenke, um die hauptstädtische Vertretung innerhalb ihrer Be fugnisse zu halten. Die Erklärungen indessen, die von der Ministerbank hierauf erfolgten, waren weder kalt noch warm und bekundeten deutlich, daß sich das Kabinet Tirard nicht gern ernstlich mit den Radikalen und ihren gemeinderäthlichen Schützlingen verfeinden -möchte. Nur zuletzt »erstieg sich der Kabinetschef Tirard zu der Versicherung, daß er demnächst bei der Kammer die Jnstallirung des Seinepräfekten im Pariser Stadthause beantragen würde. Die Kammer geneh migte die von Tirard für den Antrag verlangte Dring lichkeit und fügte außerdem mit etwa 100 Stimmen Mehrheit noch ein Vertrauensvotum hinzu. Aeußer- lich ist demnach das Ministerium Tirard als Sieger Es diesem ersten parlamentarischen Zusammenstoß wegen der Befugnisse des Pariser Gemeinderathes her vorgegangen, aber die erbitterten Angriffe, welche so wohl die monarchistischen wie die gemäßigt-republika nischen Organe gegen das Ministerium wegen seiner Energielosigkeit alsbald richteten, zeigen, daß vorläufig dem letzteren die Debatte mehr geschadet hat, als dem Gemeinderathe. Herrn Tirard wird daher, will er sich wieder bei den geniäßigten Republikanern rehabi- litiren, nichts übrig bleiben, als darauf zu bestehen, daß der Seinepräfekt, als der Vertreter der Regierungs autorität, im Rathhause von Paris Wohnung nimmt. Für diesen Fall haben nun die radikalen Elemente der Stadtvertretung mit bewaffnetem Widerstand ge droht, ja sie wollen sogar die „Arbeiterbataillone" von Paris „marschiren" lassen und wenn dies keine leeren Drohungen sind, so stünde die französische Regierung Befördert wurden 2,638,503 Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des vorigen Jahres wurden 6187 Billets verkauft und 1,919,005 Kilogramm Güter befördert. —- Vom 1. Jan. 1887 an wurden 208,966 Personen (die Tagesbillets doppelt gerechnet) und 31,851,750 Kilogramm Güter befördert. — Da im Jahre 1886 nur 199,018 Personen und 28,773,280 Kilogramm Güter befördert worden sind, beziffert sich die Zu nahme auf 9944 Personen und 3,078,470 Kilogramm Güter. * Nach der im Monat Dezember des vergangenen Jahres nach Maßgabe der Verordnung vom 4. März 1881 vorgenommenen Zählung der Pferde und Rinder waren vorhanden in Altenberg 56 P., 140 R., in Stadt Bärenstein mit Hammer-Bärenclau und Geisingsgrund 34 P., 122 R., in Dippoldiswalde 155 P., 233 R., in Frauenstein 54 P., 246 R., in Geising 43 P., 132 R., in Glashütte mit Gleisberg 46 P., 111 R., in Lauenstein mit Unterlöwenhain und Kratzhammer 41 P., 226 R., in Ammelsdorf 31 P., 295 R., in Bärenburg 3 P., 30 R., in Bären- clause mit Kautzsch und Rittergut Zscheckwitz 37 P., Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und zu Dippoldiswalde und Israuenstein W Inserate, welche bei d«e bedeutenden Auflage da» Blattes eine schr wirk same Verbreitung finden, werden mit IO Pfg. di« Spaltenzeile »der ver« Raum berechnet. — Ta bellarische und complirirte gnserate mit entsprechen dem Aufschlag. — <Rnge» sandt, im redaktionelle» Theile, die Spalten^ile --V Pfg. 189 N., in Bärenfels 11 P., 54 R., in Dorf Bären stein 22 P., 286 R., in Berreuth mit Seifen 28 P., 155 R., in Berthelsdorf 30 P., 154 R., in Beer walde mit Thalmühle 53 P., 289 R., in Börlas 63 P., 354 R., in Börnersdorf mit anth. Lichtenberg 71 P., 459 R-, in Börnchen bei Lauenstein 19 P., 229 N., in Börnichen bei Possendorf 31 P., 135 R., in Breitenau mit Walddörfchen 43 P., 413 R., in Bur kersdorf 116 P., 885 R., in Cunnersdorf mit Krug mühle 85 P., 585 R., Dittersbach 42 P., 427 R., Dittersdorf mit Rückenhain und Neudörfel 74 P., 699 R., Döbra 35 P., 277 R., Dönschten 2 P., 35 R., Elend 2 P., 69 R., Falkenhain 22 P., 169 R., FriederSdorf 58 P., 428 R., Fürstenau mit Gottgetreu und Müglitz 26 P., 487 R., Fürstenwalde mit Ru- dolphsdorf 32 P., 477 R., Georgenfeld 2 P., 63 R., Gombsen 32 P., 143 R., Großölsa 54 P., 351 R., Hartmannsdorf 79 P., 571 R., Hausdorf 52 P., 237 R., Hänichen 31 P., 74 R., Hennersbach 15 P., 139 R., Hennersdorf 53 P., 424 R., Hermsdorf bei Frauenstein 78 P., 826 R., Hermsdorf bei Dippoldis walde 22 P., 172 R., Hirschbach mit Hirschbachmühle 35 P., 224 R., Hirschsprung 5 P., 62 R., Holzhau 24 P., 230 R., Höckendorf mit Barthmühle und Edle Krone 73 P., 446 R., Johnsbach mit Bärenhecke 60 P., 496 R., Kipsdorf 13 P., 84 R., Kleinbobritzsch 41 P., 302 R., Kleincarsdorf 15 P., 71 R., Kreischa 90 P., 270 R., Liebenau mit Kleinliebenau 8S P., 761 R., Löwenhain 24 P., 312 R., Luchau 71 P., 419 R., Lungkwitz 40 P., 165 R., Malter 11 P., 132 N., Nassau 105 P., 1004 R., Naundorf 18 P., 124 N., Niederfrauendorf 23 P., 167 R., Niederpöbel 11 P., 33 R., Obercarsdorf 63 P., 307 R., Ober cunnersdorf 55 P., 316 R., Oberfrauendorf 32 P., 241 R., Oberhäslich 31 P., 235 R., Oelsengrund 6 P., 54 R., Paulsdorf 6 P., 74 R., Paulshain 4 P., 39 R., Poffendorf 76 P., 254 R., Pretzschendorf 146 P., 1019 N., Quohren 51 P., 270 R., Rechenberg 15 P., 121 R., Reichenau 96 P., 714 R., Reichstädt 170 P., 988 N., Reinberg 8 P., 104 R., Reinhardts grimma 104 P., 514 R., Reinholdshain 67 P., 370 R., Röthenbach 40 P., 326 R., Ruppendorf 77 P., 477 R., Sadisdorf 30 P., 311 R., Saida 11 P., 60 R., Seifersdorf 78 P., 425 R., Seyde 16 P., 213 R., Schellerhau 5 P., 238 R., Schlottwitz 15 P., 39 R., Schmiedeberg 37 P., 59 R., Spechtritz 10 P., 92 R., Schönfeld mit Oberpöbel 38 P., 301 R., Theisewitz mit Bröschen und Kleba 38 P., 186 R., Ulberndorf 35 P., 196 R., Waltersdorf 32 P., 247 N., Wendischcarsdorf 43 P., 175 R., Wilmsdorf 37 P., 141 R., Wittgensdorf 20 P., 102 R.. Zaunhaus- Rehefeld 14 P., 111 R., Zinnwald 5 P., 41 R. — Die Gesammt - Summe der gezählten Pferde beträgt: 3942, und die der Rinder: 26,452. — Wenn nun im Dezember 1886 im Ganzen 3945 Pferde und 25,965 Rinder vorhanden gewesen sind, so hat sich die Zahl der Pferde im vorigen Jahr um 3 Stück verringert, die Zahl der Rindet aber um 487 vermehrt. — Am 1. Februar werden auf hiesiger Beschäl station die drei Hengste Moritz, Quirin und Norfolk eintreffen und bis zum 30. Juni hier verbleiben. — Die in unserer letzten Nr. gebrachte Nachricht, die Zweite Kammer habe den Gesetzentwurf, die Her absetzung des Zinsfußes bei der Landeskulrurrenten- bank angenommen, welche Notiz wir dem „Dresdner Journal" entnahmen, bewahrheitet sich nicht, im Ge- gentheil lehnte die Kammer den Gesetzentwurf ab und beschloß ausdrücklich, „sich auf das kgl. Dekret Nr. 15 überhaupt ablehnend zu erklären." — Den Bewohnern des Müglitzthales können wir die erfreuliche Mittheilung machen, daß die zweite Deputation der ersten Kammer vorschlägt, in Ueber- einstimmung mit dem Beschlüsse der zweiten Kammer zum Baue einer schmalspurigen Eisenbahn durch das Müglitzthal die Summe von 3,229,200 M. zu ver- möglicherweise vor einer neuen Auflage der Pariser Kommunetage vom Frühjahre 1871; doch muß noch abgewartet werden, ob sich die Dinge wirklich so weit entwickeln. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23, Januar. Wenn auch die Einrichtung einer von einzelnen hiesigen Geschäfts leuten dringend gewünschten Telephonverbindung mit Dresden wohl noch längere Zeit auf sich warten lassen wird, so ist doch die mit Reinholdshain und Rein hardtsgrimma nunmehr als gesichert zu betrachten. Bereits am vorigen Sonnabend ist die Richtung und der Weg, auf welchen die nöthigen Drahtträger (Tele graphenpfähle) gestellt werden sollen, bestimmt worden. Zu diesem Zwecke waren die Herren königl. Straßen- und Wasserbauinspektor Mieth und kaiserl. Telegraphen inspektor Pfeiffer, beiderseits aus Dresden, unter Führung des Herrn Amtsstraßenmeister Dietze von hier auf der genannten Strecke anwesend. Die Träger werden, vom hiesigen Postgebäude ausgehend, meist auf die rechte Seite der Reinholdshainer, bez. Rein hardtsgrimmaer Straße zu stehen kommen. Bei ein tretendem Frühjahrswetter wird die Aufstellung sofort in Angriff genommen werden. — Der gestrige Sonntag war leider sür den Eis sport verloren, und das angekündigte Nachmittags- concert fiel ins Wasser. Es ist ein eigenthümlicher Unstern, der über den Veranstaltungen des Eisklubs schwebt; kaum ist die Bekanntmachung einer solchen erfolgt, so ändert sich das Wetter. So bedauerlich das auch erscheint, so unentwegt und ohne Wanken geht der Verein vorwärts und läßt sich weder durch die Ungunst der Witterung, noch durch die Spötter irren. So ist's recht! Wenn die das Eis jetzt be deckende Wasserfläche gefriert, dann wird die Bahn um so schöner; und das wollen wir dem Eisklub und allen Schutschuhfahrern von Herzen wünschen, wenn auch bei dem heutigen Regenwetter vorläufig wenig Aussicht dazu vorhanden sein dürfte. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat November gestaltete sich in folgender Weise einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbilleis. Tagesbillets. auf den Militär- II. III. II. III. billets. Dresden . 43 282 66 656 69 Hainsberg. 75 639 33 488 38 Dippoldisw. 21 646 114 1227 40 beim Zugs. 33 926 74 2361 60 Sa. 172 2493 287 4732 207