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»ie „«eißeritz gettm,," «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend, — «reis vierteljährlich 1 M. » Pfg-, zweimonatlich St Pfg-, einmonatlich 42 Pfg, Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- palten, Postboten, sowie hi« Agenten nehmm Be stellungen an. Snjeratt, welch« b«i »ätz bedeutend«« Auflag« dB Blatt«« ein« srhr wirk sam« Verbreitung finden, w«den mit 10 Pfg. die Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplicirt« Inserat« mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« »heile, di« Spaltenzeil» 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 25. Dezember 1886. Nr. 150. 52. Jahrgang. Am heiligen eihnachtsabend. Der Winter, arm an Blüthen, Früchten, Er läßt unS noch manch herrlich Grün: Die Epheuranken, Tannen, Fichten, Und an den Fenstern Bltimen blüh'«; Doch ist er reich an Lust und Scherzen, Die er den lieben Kindern bringt, Wenn er die harmlos frohen Herzen Gar zauberisch und fest umschlingt. Auch blüht im traulich warmen Zimmer Noch eine Blum', ein Himmelskind; Und nicht vergänglich ist ihr Schimmer, Wie sie, des Feldes Blumen sind. Ja» Liebe heißt die zarte Blüthe, Die, treu gepflegt, auch wvhlgedeiht; Sie blüht im kindlichen Gemüthe Und kennet keinen Haß und Neid. Und wenn fie auch dem Schmerz entsprossen, Sie wurzelt doch im treuen Herz; Und haben Thränen fie begossen, Dann leidet fie «ns himmelwärts. Die schönste Zeit der großen Liebe Ist heute, zur geweihten Nacht; Sie wecket in uns heil'ge Triebe, Sie schafft des Christbaums Strahlenpracht. Da öffnen Herzen sich und Hände, Die Freude strahlt im HimmelSlicht, Die Liebe dient mit reicher Spende, Vergißt deL armen Bruders nicht; Des Bruders auch bei kalten Schauern In eiffger, stürmisch rauher Nacht, Wo ihn Gefahren oft umlauern, Im Schneegewand steht auf der Wacht. Jndeß sein Geist die weiten Räume Durchfliegt bis zu dem trauten Hau», Wo einst die schmucken Weihnachtsbäume Und lauter Jubel schallt' heraus. Ihn saßt ein namenloses Sehnen, Er denkt: „Wie warS doch einst so schön!" Da füllt sein Auge sich mit Thränen, Blickt nach des Sternenhimmels Höh'n. — Heut' glüh'« vor Liebe viele Herzen, Der hetl'gkn Weihnacht eingedenk; Symbolisch brennen tausend Kerzen, Der frommen Rührung Weihgeschenk. O daß in jedes Herzens Tiefen Die Wunder der geweihten Nacht Gefühl für wahre Liebe riefen! Sie ist deS Glaubens höchste Macht. Weihnachten, das herrliche Fest der reinsten Menschenliebe, ist wieder da. Auch in die ärmste Hütte fällt heute wohl ein freundlich milder Strahl. Sind es auch nur winzige Kleinigkeiten, mit denen der arme Mann seinen Weih nachtstisch bestellen kann, ein wenig Hausbedarf, ein paar Aepfel und Nüsse — die lieben Kleinen freuen sich nicht minder, als des reichen Mannes Kinder, die den von hundert Kerzen strahlenden mit pracht vollen Geschenken ausgestatteten Weihnachtsbaum um kreisen. Es kehrt an diesem schönen Feste in Aller Herzen ein Zug der Zufriedenheit ein; es freuen sich die Alten mit den Jungen; das Auge des Greises leuchtet Heller auf, wenn er beim herzinnigen Jubel seiner Enkel zurückdenkt an die längst vergangene, ach, so schöne Jugend. „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" Möge sich dieses hehre Wort allüberall erfüllen! Und damit wünschen wir allen unfern Lesern: Fröhliche Feiertage! Zur Militär-Vorlage. Ringsum in allen gesetzgebenden Körperschaften stehen die Heereseinrichtungen auf der Tagesordnung. Darin aber, daß an den Regierungsvorlagen, die zur Stärkung des Heeres dienen, auf das „Eigenthüm- lichste", um sich keines anderen Ausdruckes zu bedienen, gemäkelt wird, steht Deutschland einzig da. Böllig gegentheilig tritt die Opposition anderer Länder auf. So hielt beispielsweise der Dissidentenführer di Rudini bei Eröffnung der Generalberathung des Kriegsbudgets im italienischen Parlament eine Rede, die gerade in jetziger Zeit ebenso bemerkens- wie beherzigenswerth ist. Er begann damit, von der Regierung eine klare Dar legung des Armee-' und Landesvertheidigungszustandes zu verlangen. Das Land müsse wissen, ob die Militär organisation in der Vervollkommnung forlschreite, weil ohne diese eine Großmacht heute den zustehenden Ein stuß nicht auszuüben vermöge. Das Parlament habe, überzeugt, daß noch viel zu thun bleibe, mit der Geld bewilligung nie gezaudert. Der Minister des Aus wärtigen habe neulich gesprochen, wie es sich für den Vertreter einer großen friedliebenden, aber den Krieg nicht fürchtenden, weil ihre Stärke bewußten Nation gezieme. Aber man sei berechtigt, eingehend darüber unterrichtet zu werden, wie eine zwanzigjährige Friedens zeit benutzt worden sei. Redner fragt: ob im Kriegs fälle die zwölf Armeekorps unverzüglich mobil gemacht werden können; wie hoch ihre Stärke sich belaufe; ob die Landwehrbezirke leisten können, was von ihnen erwartet werde; ob die Waffen, die Munition, Am bulanzen, Kleidung, Proviant rc. hinreichend vorhan den seien, um sofort ins Feld zu rücken; welche Stärke die Kompagnien am l. April 1887 haben werden; Wie wett die Instruktion der Infanterie gediehen sei; wann das Repetirgewehr eingeführt werden könne; ob die Kavallerie auf dem Fuß von sechs Schwadronen mobilisirt werde; wieviel Pferde vorhanden seien rc. Er sprach Zweifel daran aus, daß das Feld- und Festungsgeschützmatcrial ausreiche, daß die zwölf Divi sionen der Landwehr schnell und glatt mobilisirt wer den können, daß der Landsturm und die Kommunal miliz befriedigend funktioniren werden, und daß die Armeekorps im Felde von denselben Befehlshabern kommandirt werden können, die jetzt an ihrer Spitze stehen. Er kam hierauf auf die Erziehung und den Unterricht des Militärs zu sprechen und warnte vor Vernachlässigung des moralischen Elementes in der Erziehung. Er fand Beifall, als er sagte: „Ein Ge sang Dante's kann mehr wirken als ein Band Loga rithmen," und als er an die Offiziere die Mahnung richtete, die Soldaten „zum Dienste für das Vaterland zu erziehen ohne Rücksicht auf anderen Lohn als den, im Kampf für das heimische Land zu sterben." Die Subordination sei wenig werth ohne die wahre Dis ziplin. Letztere sei nur möglich, wenn die Unter gebenen volles Vertrauen in die Oberen und wenn Alle Vertrauen in den Werth der Heeresorganisation haben. Nach einer Reihe von technischen Bemerkungen wies der Redner schließlich auf den engen Zusammen hang zwischen politischen und militärischen Fragen hin. „Italien muß den Frieden wollen," sagte er, „aber im Falle eines Krieges muß es siegen. (Beifall.) Italien würde auch besiegt nicht untergehen; aber es würde sich aufreiben durch Mangel an Idealen und durch die Reibungen unglückseliger und unfruchtbarer lokaler Kämpfe. Also müssen wir siegen. Die finanziellen Schwierigkeiten übersehe ich keineswegs. Aber, über zeugt, daß das Heil des Vaterlandes auf der Armee und Marine beruht, wird mir kein Opfer zu groß vorkommen, um die wichtigsten Unternehmungen des wiedererstandenen Italien zu vollführen. Andere min der unentbehrliche Bedürfnisse können beiseite gelassen werden, aber Alles muß gethan werden für das Heer, welches die Kraft des Vaterlandes darstellt." Lebhafter Beifall folgte der Rede. Wie steht es dagegen bei uns aus? Die Opposition behauptet, sie habe der Regierung Alles geboten, letztere hätte nur zuzugreifen brauchen! Freilich dem Wortlaute nach haben die Führer die Vermehrung der Armee zugestanden, aber unter welchen Bedingungen! Die Bedingungen haben nur den Zweck, die Regierung zur Ablehnung der Vorschläge zu zwingen, um diese in den Augen der Wähler ins Unrecht zu setzen, sich selbst aber darauf berufen zu können: „Wir haben ja Alles bewilligen wollen, aber die Regierung hat es nicht angenommen." Die Schwerkraft unserer Armee liegt in ihrem festen Gefüge. Die Vorschläge der Opposition sind nur dazu geeignet, das feste Gefüge unseres Heeres zu erschüttern. Die Bewilliguna von 15 bez. 16 Bataillonen auf ein Jahr, also gewissermaßen zum „ Experimentiren," würde eine Unsicherheit im ganzen Getriebe unserer Heeres organisation nach sich ziehen, welche dessen bisher über wiegende Vorzüge vor anderen Armeen völlig in Frage zu stellen geeignet ist. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Die infolge Schneeverwehung in unserer Gegend eingetretene Verkehrsstockung ist immer noch nicht ganz gehoben, wenn sie sich auch von gestern Donnerstag Nachmittag an, wo das Schnee treiben endlich aufhörte, entschieden gebessert hat. Am Mittwoch Nachmittag und am ganzen Donnerstag konnte auf unserer Bahn nur je 1 Zug in jeder Richtung unter großen Schwierigkeiten verkehren und brachten auch diese, da überall die Stockung noch an hält, nur die Dresdner Postsachen. Heute Freitag scheint es sich endlich zum Besseren zu wenden, wenn auch der Zug thalabwärts erst gegen V'9 Uhr hier anlangte; von hier aus aber fuhr er in fahrplan mäßiger Zeit nach Hainsberg und dürfte von dort gegen 1 Uhr zurückgekehrt sein. Hoffentlich ist nun mehr die Stockung völlig beseitigt. — 24. Dezember. Bei aller Anerkennung, die man unserer Bahnverwaltung bezüglich der möglich sten Wiederherstellung des durch die Schneekalamität unterbrochen Verkehrs zollen muß, können wir doch nicht umhin, unserer Verwunderung darüber Ausdruck zu geben, daß immer noch, trotz bereits vorgekommener Fälle, die das Unpraktische der betreffenden Einrichtung dargethan haben, sämmtliche Maschinen in — Kips dorf stationirt sind. Daß dort oben bisweilen so be deutende Verwehungen vorkommen würden, daß nicht wohl durchzukommen sein würde, mußte man sich von vornherein sagen, wenn auch ein Schneefall wie der jetzige immerhin selten vorkommen dürste. Daß dann wenigstens der Verkehr zwischen Hainsberg-Schmiede berg aufrecht erhalten werden könne, mußte man von Anfang an die Maschinen auf die Entpunkte der Bahn so vertheilen, daß bei Ausbleiben des oberen Zuges nicht zugleich sämmtlicher Verkehr aufhören muß. Hat man sich doch bei eingetretenen Defekten an der Ma schine hinlänglich überzeugen können, wie störend der Umstand ist, daß ein Ersatz allemal erst aus Kipsdorf Herbeitelegraphirt werden muß. 4 Lokomotiven für eine Bahnstrecke wie die unsere, die soviel Steigungen zu überwinden hat, bei der manchmal Lasten angehängt werden, die mit der kleineren Maschine kaum zu be wältigen sind und wo also leicht Defekte vorkommen können, sind sicher nicht zu viel. Daß von diesen 2 in Kipsdorf und 2 in Hainsberg stationirt sein müßten, scheint uns so klar, daß darüber die Meinungen wohl kaum getheilt sein können. — Der gewichene Zinsfuß veranlaßt Viele zu Ein lagen in die Königliche Altersrentenbank, deren Rentensätze trotzdem gleich hohe geblieben sind. Ein