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Wchmtz -MW. Amtsblatt , für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichm Kmisgenchte und -re Stadtralye zu Dippoldiswalde und Irauenstein «ne „WciVeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lb Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer« 1V Psg- — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welche bet der bedeutenden Auflage de« Blattes «n« sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder, deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, di« Spaltenzeile 20 PK - Verantwortlicher Redactmr: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 14. Dezember 1886. Nr. 145. 52. Jahrgang. Aus dem Welttheater. „Zu kühn wird mir dies Gaukelspiel!" sagte mit König Philipp Herr de Freycinet, als er es müde wurde, von der französischen Deputirtenkammer ab wechselnd mit Vertrauens- und Mißtrauensvoten rega- lirt zu werden, und schüttelte sammt seinem Ministerium den Regierungsstaub von den Füßen und zur Ab wechslung war in Frankreich wieder einmal eine Ministerkrisis fertig. Aber diesmal „hapert" es ge waltig mit der Neubildung des Kabinets, denn wer wollte auch den kühnen Rittersmann spielen, der es wagen würde, sich in den gähnenden Schlund der parlamentarischen Uneinigkeit zu stürzen, wenn er nur zu gut weiß, daß ihn dieser Schlund ebenfalls wieder verschlingen würde? Begreiflicher Weise ist denn auch an der Seine die Roth groß und krampfhaft wird nach einem neuen Ministerium gesucht und auf den unglück seligen Präsidenten der Republik regnet es von allen Seiten die merkwürdigsten Vorschläge herab, wie der heillos verfahrene Staatskarren am besten wieder aus dem gegenwärtigen Sumpfe herausgebracht werden könne, so daß man füglich auch von dem alten Herrn Grevy sagen möchte: „Auf dem Dache sitzt ein Greis, der sich nicht zu helfen weiß." Jedenfalls beweist das jetzige politische Tohuwabohu in Paris, daß die Fran zosen das unberechenbarste Volk unter Gottes Sonne sind und daß bei ihnen Ministerien dieselbe Wohlfeil heit haben, wie Brombeeren. Daß diese alte Er fahrung gerade nicht dazu beitragen wird, den poli tischen Kiedit der Republik im Auslande zu erhöhen, ist sicher und namentlich die guten Freunde unserer westlichen Nachbarn, die Herren Russen, werden es sich jetzt wohl doppelt überlegen, ob es gut sei, ihr Geschick im Ernstfälle mit einer so wetterwendischen Nation, wie es die Franzosen sind, zu verknüpfen. Selbstverständlich kann aber dies uns Deutsche darin nicht beirren, unser Pulver hübsch trocken zu halten, denn die Luft riecht wieder einmal nach Pulver, das hat ja selbst Excellenz Moltke im Reichstage erklärt, wenn auch nicht gerade mit denselben Worten. Frei lich haben wir den Bruder Oesterreicher für eventuelle Fälle zum nicht zu verachtenden Bundesgenossen, aber der „große Schweiger" halte wiederum Recht, wenn er meinte, daß der Starke am mächtigsten allein sei — also halten wir unser Pulver trocken! Leider ist dieser so nolhwendige Trockenhaltungsprozcß mit be denklichen finanziellen Kosten verknüpft und die neue Septennatsvorlage läßt uns hiervon wieder ein Lied chen singen, indessen „der Bien' muß" — ja, wenn wir so glücklich wären wie Amerika, das jedes Finanz jahr einige Milliönchen zurücklegen kann! Wir frei lich mit dem zweideutigen „Erbfreund" im Osten und dem unzweideutigen „Erbfeind" im Westen müssen immer die Hand am Schwertgriff halten und daß das ein kostspieliges Vergnügen ist, haben wir Deutsche allerdings schon lange gemerkt. Es hilft aber nun einmal Nichts und wie die- anderen größeren Nationen Europas, so müssen auch wir Deutsche den Moloch Militarismus seufzend weiterfüttern — wer dies aber am längsten aushalten wird? Ja, dies ist und bleibt ine Frage! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige landwirthschaft- liche Verein beging am vergangenen 8. Dezember sein diesjähriges Stiftungsfest durch Festtafel und Ball. Während des ersteren prämirte derselbe, einem alten schönen Gebrauche folgend, treuverdiente Dienstboten und zwar vollzog diesmal Herr Gutsbes. Käferstein uns Niedersedlitz, der Vorsitzende des landwirthschaft- lichen Kreisvereins Dresden, diese Feierlichkeit, indem derselbe zunächst im Auftrage des Kreisvereins der Wilhelmine Hauswald, fijr ihre 32 jährigen treuen Dienste bei Herrn Erbgerichtsbesitzer Naumann in Reinholdshain das goldene Kreuz überreichte. Sodann pränlirte er noch im Auftrage des hiesigen Vereins: Karl Friedr. Herm. Fleischer, dient 5 Jahre bei Herrn Stadtgutsbes. Otto Müller in Dippoldis walde; Karl August Zönnchen aus Reichstädt, dient 5 Jahr bei Hrn. Rittergutspachter Griesbach in Reichstädt; Karl Friedr. Berthold aus Beerwalde, dient 5 Jahr bei Hrn. Nittergutsbes. W. E. Otto auf Naundorf; Michael Petschke aus Radibor, dient I I Jahr bei Herrn Vorwerksbes. R. Kästner in Oberhäslich (wurde zum zweiten Male prämirt); Marie Ernestine Püschel aus Reichstädt, dient 5 Jahr bei Herrn Gutsbes. Herm. Böhme in Ulberndorf; Auguste Scholz aus Thiergarten, dient 5 Jahr bei Herrn Nittergutsbes. Fr. Oehmichen in Berreuth. — 13. Dezbr. Die Witterung war dieser Tage wieder so unbeständig wie möglich; bald kalt, bald warm, bald naß, bald trocken, stürmisch fast immer. Demnach ist auch der Krankenbestand der Schulkinder kein besserer geworden; am Sonnabend wurden 96, theils selbst kranke, theils durch Ansteckungskrankheit in der Familie von det Schule ferngehaltene Kinder gezählt. Heute betrug die Zahl derselben 102—I6,i«/o. — Einen starken Rückgang läßt an manchen Orten die Benutzung der von vielen sächsischen Sparkassen eingeführten Sparmarken erkennen; auch bei der hiesigen Sparkasse und denen der Umgegend ist dies der Fall. Der Grund dieses Rückganges dürfte darin zu suchen sein, daß ein Theil der Sparer seine Er sparnisse nicht mehr durch Sparkarten, sondern in Baar der Kaffe zusührt. Vielleicht hat auch der Reiz der Neuheit anfangs mitgewirkt, die Zahl der ausge gebenen Sparmarken zu erhöhen. — Die „Leipz. Ztg." macht zu den hier angeführten Thatsachen folgende Bemerkungen: Eine solche Abnahme ist in vielen Be zirken beobachtet und auf die obigen Gründe zurück geführt worden. Durch die Sparmarken, welche ge wissermaßen die Elementarschule des Sparens dar stellen, sind eben viele erst zum Sparen von Zehn pfennigbeträgen veranlaßt worden, die weiterhin, dieser Schule entwachsen und in den Besitz eines Sparkassen buches gelangt, ihre Ersparnisse in Markbeträgen ein zahlten. Auch bleiben die in Sparmarken angelegten kleinen Beträge, selbst im Jahre 1885, immerhin noch so bedeutend, daß dies als eine sehr erfreuliche sociale Erscheinung anzusehen ist. Beim Sparen gilt das Einmaleins nicht unbedingt. 5000 mal 10 Pf. sind beim Sparen weit mehr als 10 mal 50 M. Denn 500 Sparer, von denen jeder innerhalb eines Jahres nach und nach 1 M. in Spar marken anlegte, bedürfen hierzu einer weit größeren Willenskraft und Umsicht, als 10 Sparer, von denen Jeder 50 M. auf einmal einzahlte. Hüte das Kupfergeld, sagt ein altes Sprich wort, das Goldgelb hütet sich schon selbst! — Wir wollen nicht unterlassen, darauf hinzu weisen, daß mit dem Ablaufe dieses Jahres die in dem Jahre 1883 entstandenen Forderungen der Hand werker für gelieferte Waaren, sowie solche für gewisse Dienstleistungen, insbesondere der Agenten, Hebammen, Wäscherinnen, ferner der Gastwirthe für Speisen, Ge tränke, Wohnung und Beköstigung, der Lehrer hin sichtlich ihrer Honorare für Privatstunden, der Lehr meister hinsichtlich des Lehrgelds, Ansprüche auf Ge halt und Lohn Privatbediensteter, Forderungen der Aerzte, Rechtsanwälte, der Kirchen und Schulen wegen Gebühren aus Amtshandlungen rc. nach 8 1017 des bürgerlichen Gesetzbuchs verjähren Wer deshalb Grund hat, befürchten zu müssen, daß sein Schuldner in einem künftigen Rechtsstreite die Einrede der Ver jährung vorschützen und dadurch einen gerechten An spruch zu nichte machen werde, lasse noch vor dem 31. Dezember d. I. tym Schuldner eine Klage oder einen Zahlungsbefehl zustellen. Denn nur erst durch die Zustellung wird die laufende Verjährung unterbrochen. Es sei hierbei auch noch auf den Jrrthum ausmerk- . sam gemacht, in welchem sich Diejenigen befinden, welche meinen, Mahnung des Schuldners unterbreche die Verjährung. Dies ist nur dann der Fall, wenn der Letztere ausdrücklich die Schuld nach ihrer Höhe an erkannt oder Zahlung derselben versprochen, der Gläu biger aber dieses Schuldanerkenntniß oder ZahlungS- versprechen angenommen hat. Schmiedeberg. In der am 11. d. M. abgehal tenen Ergänzungswahl des Gemeinderathes wurden gewählt die Herren vr. meck. Schurtz, Holzschuh fabrikant Estler, Lohgerber Fleischer und Kaufm. Straube als Vertreter der Angesessenen, sowie Lehrer eiE. Schulz als solcher für die Unangesessenen. Man begrüßt dieses Wahlergebniß als ein sehr erfreuliches und wünscht, es möge die Wirksamkeit der neuge wählten Vertreter im Vereine mit den bisherigen für unfern in bester Entwicklung begriffenen Ort eine recht fruchtbringende sein. Hennersdorf. Die Sterblichkeit der Kinder an Diphtheritis macht sich in manchen hiesigen Familien recht fühlbar. In einer Familie starben binnen acht Tagen 3 Kinder im Alter von 7, 4 und 2 Jahren; in einer andern wurden gleich 2 Geschwister, 7 und 5 Jahre alt, in einem Sarge bestattet und noch mehrere Familien sind so kurz vor Weihnachten durch den Tod und die Krankheit eines oder etlicher ihrer Kinder in Trauer und Sorgen versetzt worden. Von Montag, den 13. Dezember, an, wurde der Schluß zu nächst nur der 2. Schulklasse bis auf Weiteres ange ordnet. — In der am II. d. M. erfolgten Gemeinde rathsergänzungswahl wurden neu- bez. wiedergewählt die Herren Gutsbesitzer Karl Herrmann, Friedrich Boden, Wirthschaftsbesitzer Karl Schindler und Zimmermann Lehmann als Gemeinderathsmitglieder. Hartmannsdorf. Vom hiesigen Gemeinderath ist der zeitherige Gemeindeälteste Herr Carl Gottlieb Berger, dessen Dienstzeit mit Schluß dieses Jahres zu Ende geht, auf die Dauer der nächsten 6 Jahre als Gemeindeältester wiedergewählt worden und fand am 10. Dezember bei der kgl. Amtshauptmannschaft dessen erneute Verpflichtung statt. Hermsdorf i. E. In der am 5. d. M. abge haltenen Gemeinderathssitzung wurden die zeitherigen, nach Beendigung ihrer Dienstzeit mit Schluß dieses Jahres aus dem Gemeinderathe ausscheidenden Ge meindevertreter, Herr Gemeindevorstand Ehregott Fürchteg. Sommerschuh und Herr Gemeindeältester Karl Friedrich Wiese für ihre zur Zeit innegehabten Aemter auf die Dauer der nächsten 6 Jahre Wieder gewählt und nahmen sie die Wahl an. Dittersbach. Die bisherigen Gemeindevertreter, Herr Gemeindevorstand Gottlieb Ferdin. Liebscher und Herr Gemeindeältester Johann Heinr. Berndt, deren Funktionen mit Ablauf dieses Jahres zu Ende gehen, sind vom Gemeinderathe in ihre resp. Aemter auf die folgenden 6 Jahre wiedergewählt worden und nahmen sie die Wahl an. Frauenstein, 12. Dezbr. Durch die immer noch anhaltende Diphtheritis wird in unserer Ge gend so manche Familie in tiefe Betrübniß versetzt. So verstarb vorgestern dem Lohgerbermeister Karl Heinrich Louis Käsemodel hier abermals eine 5 Jahr alte Tochter an dieser bösen Krankheit. Am 21. Okt. verlor Herr Käsemodel einen 6>/< Jahr alten Sohn durch die Diphtheritis. Seit vorgestern liegt auch unser Herr Diakonus Wei gelt an der Diphtheritis krank darnieder. Er besuchte die erkrankte Tochter seines Nachbars und zog sich dadurch die Krankheit zu. — Dem gestrigen Schneesturm und der Kälte ist heute Regen und Thauwetter gefolgt. Die Geschäfts leute beklagen diese schlaffe Witterung mit Recht. Möchte bald Kälte und flotte Schlittenbahn folgen. — Gestern ist in Neuhausen der frühere Berg-