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Meikntz-ZeitW Amtsblatt Blatt«» eine sehr wirt» same Berbrettun«^ finde«, »erden mit 10 Pf», di« Spaltenteil« oder deren Raum berechnet. — La« billarischr und complieirte Inserat« mit entsprechen« d«m Ausschlag. — Einar» sandt, im redaktionell«« Lheile, die Spalteiqeil« „Wei»erih^8estu»g" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienttag, Donnen»« tag und Sonnabend. — Prei» vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweinwnatlich St Pfg., einmonatlich tS Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - All« Postan« «alten, Posttoten, sowie »ie Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenftein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnt in Dippoldiswalde. Nr. 51. Donnerstag, dm 6. Mai 1886. Aom Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit. Die jüngsten Arbeiterunruhen in Frankreich und Belgien haben auch die schon so oft besprochene Frage, wie denn am besten ein Ausgleich zwischen den Anschauungell, Wünschen und Forderungen einerseits der Arbeitgeber, anderseits der Arbeitnehmer herbei zuführen sei, wieder zum Gegenstände eingehender Er örterungen gemacht. Mit bloßen akademischen Dis kussionen ist nun freilich auf diesem Gebiete nicht das Geringste zu erreichen, aber erfreulicher Weise hat die jüngste Zeit auch einige recht bemerkenswerthe prak tische Vorschläge gebracht, um die Arbeiterfrage für beide hierbei beteiligten Parteien in gleich befriedigen der Weise zu lösen. In dieser Beziehung liegt zu nächst gerade aus Belgien eine Kundgebung vor. Der Brüsseler Oberbürgermeister Bulß hat die Einrichtung eines aus Arbeitgebern und Arbeitern zusammenge setzten Arbeitsamtes in Vorschlag gebracht und die Brüsseler Gemeindeverwaltung stellt für Arbeitszwecke Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung und will außerdem die Gründung einer Arbeiterbörse veran lassen. Auf solche Weise wird durch freie Verein barung unter Führung der Stadtverwaltung Arbeits gelegenheit geschaffen und die Bedingungen, unter denen die Arbeit gegeben und genommen wird, erhalten eine alle Betheiligten zufriedenstellende Regelung. Mindestens ebenso beachtenswerth erscheinen die Vor schläge, welche Cleveland, der Präsident der nord amerikanischen Union, in Form einer an den Kongreß gerichteten Botschaft zur Lösung der Arbeiterfrage, die ja auch in den Vereinigten Staaten eine hervorragende Nolle spielt, kürzlich gemacht hat. In der Botschaft wird die Einsetzung einer aus drei Regierungsbeamten bestehenden Arbeitskommission empfohlen, welche die Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern regeln und ausgleichen soll. Präsident Cleveland weist hierbei auf die unüberlegten Forde rungen der ersteren hin, welche häufig den Arbeitern gerechten Anlaß zur Unzufriedenheit gäben, aber giebt auch den Arbeitern zu bedenken, daß sie durch ihr Auftreten ebenfalls nicht schuldlos an diesen Zerwürf nissen seien und öfters Ruhe und Ordnung störten. Sowohl der Botschaft Clevelands als auch dem Vor schläge des Brüsseler Stadtoberhauptes ist der Appell an ein Schiedsgericht gemeinsam, durch welches die Differenzen zwischen Kapital und Arbeit beglichen werden sollen. Nur hält Cleveland die Form des freiwilligen Schiedsgerichts nicht für ausreichend und schlägt deshalb das Eingreifen der Regierungsgewalt vor, während Bulß ein aus Vertretern beider Parteien bestehendes Schiedsgericht, bei welchem nur der Ge meindeverwaltung eine mitwirkende und vermittelnde Rolle zustehen soll, errichtet wissen will. Wir wollen hier nicht die größeren Vorzüge des einen oder des anderen Planes vertheidigen, sondern nur darauf Hin weisen, daß der beiden gemeinsame Zug, die schieds richterliche Regelung des Verhältnisses zwischen Arbeit gebern und Arbeitern wohl geeignet erscheint, eine Wendung in der Behandlung der sozialen Frage her beizuführen. Denn offenbar ist es das beste und ge sündeste Verhältniß, wenn Arbeitgeber und Arbeiter gemeinsam die Bedingungen zu vermitteln suchen, unter denen man friedlich mit einander auskommen kann. Diese Bedingungen sind aber, gewiß auf dem Wege einer schiedsrichterlichen Vergleichung viel eher zu erfahren, als auf dem bisher beliebten Wege der Lohnherabsetzung, respektiv des schroffen Festhaltens von Lohnsätzen, welche hinter billigen Anforderungen zurückbleiben auf«, der einen und der Arbeitseinstellung aus der andern Seite. Die Unerquicklichkeit des gegen wärtigen Zustandes beruht ja gerade darin, daß sich die Arbeiter als die „Sklaven des Kapitals" betrachten und wenn sie nun zu der Ueberzeugung gelangen, daß sie dies keineswegs sind, daß sie vielmehr den ihren Leistungen entsprechenden Lohn erhalten, so fällt für sie ein Hauptgrund ihrer bisherigen Unzufrieden heit fort. Diese Wirkung zu erzielen, sind aber die von Präsident Cleveland und Bürgermeister Bulß ge machten praktischen Vorschläge durchaus geeignet und man kann nur wünschen, daß sie baldigst und allent halben zu ihrer Durchführung gelangen. «Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Mai. Gestern fand in hie siger Stadtschule die Einweisung des 8. ständigen Lehrers, Herrn Kurzreuter, bisher in Nieder-Pester- witz, sowie später die Verpflichtung und Einführung des zweiten Hilfslehrers, Herrn Körner aus Haus walde bei Brettnig, durch Herrn Schuldirektor Engel mann im Auftrage des kgl. Bezirksschulinspektors statt, und zwar erstere im Beisein mehrerer Schulausschuß- mitglieder und der ständigen Lehrer. Herr Kurzreuter übernimmt als Klassenlehrer die 3. Mädchenklasse, Herr Körner die gemischten Klassen IV» und Va. Hoffen wir, daß das Wirken der Genannten ein ihnen erfreuliches und der Schule segensreiches sein werde. — Ohne besondere Feierlichkeit wurde, wie wir hören, gestern, Nachmittags 4 Uhr, die Fortbildungsschule für Mädchen eröffnet und zwar mit einem Bestände von 25 Schülerinnen, was ein ganz erfreulicher An fang ist. Der von der geprüften Handarbeitslehrerin, Fräulein Erna Drev erhoff aus Zwickau, geleitete Handarbeitsunterricht, an dem zur Zeit l k Schülerinnen theilnehmen, begann heute Nachmittag. Auch dieses neue Unternehmen begleiten wir, wie wir das ja schon mehrfach kundgethan haben, mit unfern besten Wün schen. — Die heutige Aufnahme der Elementaristen, die, mit den üblichen Zuckerdüten bewaffnet, von- ihrem ersten Schulgange zurückkehrten, war eine ungewöhn lich schwache, indem nur 54 Schüler, 35 Knaben und 19 Mädchen zur Vorstellung gelangten. — Die Er weiterte Fortbildungsschule hat einen Bestand von 17 Schülern, der der Einfachen läßt sich, da die Auf nahme erst heute Nachmittag erfolgt, jetzt noch nicht feststellen. — Die auf nächsten Freitag festgesetzte Nach feier des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs, bei welcher öffentlicher Aktus stattfinden sollte, kann dies mal nur in den einzelnen Klassen abgehalten werden, da Herr Schuldirektor Engelmann, der die Festrede übernommen hatte, durch Unwohlsein verhindert ist, öffentlich zu sprechen. Dagegen wird, wie wir hören, der Gewerbeverein in seiner Freitagsversammlung, nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten, sich zu Ehren des Tages zu einem Kommers vereinen, dem wir recht zahlreiche Theilnahme wünschen. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat April. Einnahme: 10199 Mark 43 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. 40 - — - Stamm-Einlagen. 12 - 80 - Eintrittsgelder und Bücher. 34749 - 12 - eingezahlte Spar-Einlagen. 6777 - 75 - verkaufte Staatspapiere. 445 - 45 - Zinsen von Slaatspapieren. 19523 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 369 - 93 - Provision von Vorschüssen. 866 - 96 - Zinsen von Vorschüssen. 72984 Mark 44 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 26234 Mark — Pf. eingezahlte Vorschüsse. 7723 - 25 - gekaufte Staatspapiere. 24871 - 6 - zurückgezahlte Spareinlagen. 189 - 2 - Stückzinsen auf Staatspapiere. 987 - 85 - zurückgezahlte Stammeinlagen. "60005 Mark 18 Pf. Summa der Ausgabe. — Bei der am 30. April und 1. Mai in hiesiger Stadt vorgenommenen Musterung der Militär pflichtigen des Amtsgerichtsbezirks Dippoldiswalde hat sich folgendes Resultat ergeben: Summa der zur Ge- 52. Jahrgang. stellung Gelangten: 354, davon wurden für tauglich befunden: 188, zur Ersatzreserve I designirt: 33 (da runter 26 übungspflichtig), zur Ersatzreserve II ge schrieben: 7, auf 1 Jahr zurückgestellt: 104 und für dauernd untauglich erklärt: 22. — In Abtheilung 68 des Forstreviere- Bärenkels bat sich am Nachmittag des 30. v. M. der 50jährige Zimmermann Carl Julius Aulhorn aus Scheller- Hau durch Erhängen selbst entleibt. Derselbe war verwittwet und hinterläßt einen in Hennersdorf in Diensten befindlichen Sohn. Nach einem in den Kleidern des Verstorbenen vorgefundenen Zettel hat derselbe an Schwermuth gelitten und sich aus diesem Grunde veranlaßt gesehen, zum Selbstmord zu ver- schreiten. Reinholdshain, 3. Mai. Am letzten Sonntag fand in der Mittagszeit unter Begleitung des hiesigen Gemeinderathes die Ueberführung unseres neuen Leichenwagens aus der Werkstätte des Herrn Klemm in Dippoldiswalde in unseren Ort statt, nachdem dem Erbauer noch einige wohlverdiente Worte der Aner kennung gezollt worden waren. Hier angekommen, wurde der Wagen durch Herrn Lehrer Lucas unter passender Ansprache an die versapimelten Gemeinde glieder für seinen ernsten Zweck geweihet und dann während des Nachmittags zu Jedermanns Besichtigung ausgestellt. Es ist hierbei noch als erfreuliche That- sache zu berichten, daß dieses schöne und wohlgelungen? Bauwerk, das doch dem ernsten Frieden gewidmet sein soll, aber beinahe ein Objekt des Haders und Streites geworden wäre, noch in letzter Stunde, wenn such' ohne eigentlichen Grund, durch die freiwillige Aufgabe des Mitbesitzrechtes seitens der mit uns verbunden ge wesenen Gemeinden Oberhäslich und Reinberg und durch die Munificenz der hiesigen Gemeindevertretung in den alleinigen Besitz unserer Gemeinde übergegangm ist. Hoffentlich wird dieselbe es in Zukunft nicht be reuen, für den ernsten und edlen Zweck einer pietät vollen, Herz- und gemütherhebenden Bestattung der irdischen Ueberreste seiner einst durch den Tod scheiden, den lieben Angehörigen zur ewigen Ruhe dieses nicht geringe Opfer für den alleinigen Besitz dieses schönen Wagens gebracht zu haben, da es ja überhaupt ganz falsch gewesen wäre, wenn man sich bei einer der artigen Auffassung von der oft gehörten Ansicht hätte leiten lassen wollen, daß für den tobten Körper das Einfachste gut genug sei. Schließlich sei noch bemerkt, vaß der Wagen gegen eine nicht zu hohe Entschädi gung, ganz nach Wunsch, zwei- oder vierspännig, in Begleitung eines uniformirten Zugführers, auch nach auswärts verliehen werden soll. Seifersdorf. Seit 27. April ist der Gutsbesitzer Hoffmann mit seiner Gattin aus Seifersdorf an geblich verreist, um in Teplitz sich zur Kur aufzuhalten. Nach inzwischen bekannt gewordenen Thatsachen dürfte dieser Fortgang aber als eine Entziehung seiner Ver bindlichkeiten angesehen werden. Das Gerichtsamt Dippoldiswalde hat denn auch zum Vermögen Hoff manns den Konkurs eröffnet und alles vorhandene Mobiliar für die Gläubiger beschlagnahmt. Bedauer lich ist, daß viele ersparte Gelder aus Seifersdorf selbst und den umliegenden Dörfern von dem Be treffenden «ufgeborgt worden sind, welche zum grüßten Theile verloren gehen dürften. Obgleich Hoffmann auch Mitglied im Dippoldiswaldaer Vorschuß-Verein ist, hat er doch seinen Kredit nicht in Anspruch ge nommen, sodaß der Verein keinerlei Verluste durch denselben zu erleiden hat. Wohl aber melden sich noch auswärtige Geschäftsleute, welche ebenfalls durch Lieferungen mit ihm in Verbindung standen. Reichstädt. Nach erfolgtem Abschlachten einer wegen Erkrankung getödteten Kuh des hiesigen Wirth- chaftsbesitzers Weckbrodt traten bei dem Fleischer Zönnichen Kopfschmerzen und heftiges Erbrechen ein. Da der Verdacht vorlag, daß die gedachte Kuh mit