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WÄMtz-ZkitlW Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeile 20 Psg. Di« „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Br- - , - Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrat-e zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactenr: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr?46, — Donnerstag, den 22. April 1886. 52. Jahrgang. Die Vertagung der parlamentarischen Geschäfte. Nachdem der Reichstag bereits in voriger Woche in die Osterferien gegangen ist, sind ihm in dieser Woche die beiden Häuser des preußischen Landtages gefolgt und nur der Bundesrath, welchem zur Zeit die Fertigstellung der neuen Branntwein- und Zucker steuerentwürfe obliegt, wird erst unmittelbar vor den Feiertagen die übliche Pause auch in seinen Geschäften eintreten lassen. In Hinblick auf den Umstand, daß das Zusammentagen von Reichstag und preußischem Abgeordnetenhaus sich auch jetzt wiederholt in unlieb samer Weise bemerklich gemacht hat, wäre es unstreitig erwünschter gewesen, wenn der Reichstag nicht vertagt, sondern gleich definitiv geschlossen worden wäre, da er ja mit seinen bisherigen Arbeitsaufgaben so ziem lich aufgeräumt hatte. Indessen, die Nolhwendigkeil, für den gescheiterten Brannlweinmonopolentwurf so wohl, als auch für die den Wünschen und Anschau ungen der Neichsregierung nicht entsprechende abge änderte Zuckersteuervorlage baldmöglichst einen Ersatz zu finden, bestimmte jene, die Reichstagssession noch zu verlängern und so wird sich eben der Reichstag darein finden muffen, auch nach Ostern noch einige Wochen neben der preußischen Volksvertretung zu ar beiten. Reichstag wie Landtag können auf einen sehr bewegten Sessionsabschnitt zurückblicken und dort wie hier waren es abwechselnd und wiederholt dieselben Fragen, welche zu bedeutungsvollen und lebhaften Ver handlungen führten. Besonders war es die polnische Frage, welche einen gemeinsamen Berührungspunkt in der Thätigkeit der beiden Parlamente gab und kurz hintereinander folgten sich im Reichstage und dann iin Abgeordnetenhause jene erregten Debatten über die Maßregeln der preußischen Negierung gegenüber der polnischen Agitation, welche weit über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus die verdiente Beachtung sanden. Die spezielle Berathung der bezüglichen Vor lagen machte es erklärlich, daß im preußischen Abge ordnetenhause das Polenthum noch ferner erörtert wurde; doch war der Ton lange nicht mehr ein so leidenschaftlicher, wie in der Generaldiskussion, so daß die drei ersten Polenvorlagen, diejenige über die Kolonisation in Westpreußen und Posen, über die Er richtung von Fortbildungsschulen in diesen Provinzen und Bestrafung der Schulversäumniffe, nach einer ver- hältnißmäßig 'recht sachlichen Durchberathung zum Ab schluß gebracht werden konnten. Weiter gab die Finanz- und Steuerpolitik der Neichsregierung im Reichstage wie im Abgeordnetenhause Anlaß zu wich- ligen und lebhaften Verhandlungen, namentlich wegen der Besteuerung des Branntweins. Während dieses Thema im Abgeordnetenhause im Lause der General diskussion über den Etat mit erörtert wurde, führte im Reichstage die Monopol-Vorlage zu einer speziellen Erörterung dieser Frage, doch bewegten sich die bezüg lichen Debatten im Allgemeinen in ziemlich gemäßigten Grenzen. Lebhafter gestalteten sich hier dagegen wiederum die Verhandlungen über das Sozialisten gesetz, doch nach der bekannten Entscheidung hierüber boten die ferneren Debatten des Reichstages keine interessanteren Momente mehr dar, obgleich auch als dann noch wichtige Berathungsgegenstände, wie die Zuckersteuervorlage, die Unfallversicherung für die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter und das Militär pensionsgesetz, auf der Tagesordnung standen. Auch zogen nunmehr die Verhandlungen des Herrenhauses, zunächst in der Kommission, über die kirchenpolitische Vorlage die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich und mit um so größerer Spannung sah man der Ent scheidung des Plenums entgegen, als die Kommissions verhandlungen über den Entwurf die merkwürdigsten Phasen durchliefen. Nun, diese Entscheidung ist jetzt erfolgt: mit großer Majorität hat das Herrenhaus den kirchenpolitischen Gesetzentwurf theils in der Kom- missionsfaffung, theils nach den Anträgen des Bischofs Kopp genehmigt, und diese bedeutsame Abstimmung beherrscht offenbar die parlamentarische Osterpause. Nach letzterer wird auch das preußische Abgeordneten haus sich bezüglich der Kirchenvorlage zu entscheiden haben und wenn man auch annehmen darf, daß das Abgeordnetenhaus derselben ebenfalls zustimmen wird, so sind doch daselbst sicherlich sehr lebhafte kirchen politische Debatten zu erwarten und diese dürften den Mittelpunkt der parlamentarische» Nachsession nach Ostern bilden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 2l. April. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs, welches laut Ministerial- verordnung in der ersten Woche des neuen Schuljahres in den Schulen nachzufeiern ist, wird bei uns Frei tag, den 7. Mai, eventuell durch öffentlichen Schul- akius, worüber aber erst Bekanntmachung zu erwarten ist, jedenfalls aber durch Feier in den einzelnen Schul klaffen begangen werden. — Die Anmeldungen zur Theilnahme an der zu Ostern zu eröffnenden Fortbildungsschule für Mädchen sind ziemlich zahlreich eingegangen; wir hörten von 20 Schülerinnen, mit denen der Ansang gemacht werden soll. Späterer Eintritt dürfte unter Umständen wohl gestattet sein; jedenfalls aber liegt es zunächst im Interesse der Schülerinnen selbst, den Kursus von Anfang an mitzumachen, und wäre es also für alle Diejenigen, welche noch Theil nehmen wollen, angezeigt, die Anmeldung (bei Herrn Lehrer Buckel) zu bewirken. Der Unterricht erstreckt sich auf sämmtliche weibliche Handarbeiten, einschließlich des Schnittzeichnens, wöchentlich 10 Stunden, ferner auf Briesstyl, Rechnen und Buchführung, Aufsatz und Literaturkunde, wöchentlich je 1 Stunde, und beträgt das Honorar für die weiblichen Handarbeiten monat lich 4 Mark, für jedes andere Fach monatlich 1 M., für alle zusammen aber 6 M. 50 Psg. Es ist nach gelassen, nur einzelne Fächer zu wählen und bestimmt sich nach der Zahl derselben selbstverständlich die Höhe des Honorars. — Gestern passirten 43 Uhrmacherschüler aus Glasbütte, in Begleitung mehrerer Lehrer, von Kips dorf kommend, hiesige Station, fuhren mit dem Mittags zuge nach Rabenau, kehrten aber bereits 3,io Min. wieder zurück. Bei heiterem Verweilen in der Stadt ließen sich dieselben auf dem Markte photographiren und kehrten später nach Glashütte zurück. Die Ge witterregenschauer des gestrigen Tages haben sicher die gute Laune der munteren jungen Leute nicht gestört, die jedenfalls nach zurückgelegtem Schuljahre diesen Frühjahrsausflug als guten Schluß unternommen halten. Dippoldiswalde. Auf der Hainsberg-Kipsdorfer Sekundärbahn werden, wie Dresdener Zeitungen über einstimmend melden, bereits vom 1. Osterfeiertag (den 25. d. M.) die beliebten Sonntags- und Fest tags-Extrazüge wieder verkehren: In der Richtung von Dresden-Altstadt (3 Uhr Nachmittags daselbst anschließend) geht der Extrazug 3 Uhr 40 Min. aus Hainsberg und erreicht 4 Uhr 45 Min. Dippoldis walde und Kipsdorf nach 6 Uhr Nachmittags, wäh rend der 'Gegenzug 8 Uhr 15 Min. Abends aus Kipsdorf, nach 9 Uhr 15 Min. aus Dippoldiswalde abgeht, um in Hainsberg Anschluß an den Abends I I Uhr in Dresden-Altstadt ankommenden Personen zug zu gewinnen. Glashütte. Die Aufnahme der Ostern 1886 schulpflichtigen Kinder, d. h. derjenigen, welche bis 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden, findet Montag, den 3. Mai, Nachmittags statt. — Herr Pastor Landmann wird am 2. Oster- seiertage seine Abschiedspredigt halten. SiMM-iMSi-S > / > ^--777727.71» Dresden. Der erste diesjährige, im Bureau des Landeskulturrathes zusammengestellte Bericht über den Saaten stand im Königreich Sachsen bezieht sich auf die Zeit bis zum 10.—12. April, da infolge des lang andauernden Winters Ende März noch wenig zu be richten gewesen wäre. — Im Allgemeinen haben Weizen und Roggen den Winter gut überstanden, da allenthalben genügende Schneedecke vorhanden war. Stellenweise sind oft nicht unbedeutende Lücken durch Mäusefraß im Herbst entstanden, so daß viele Flächen umgepflügt werden mußten. Mehr wird über den Rapsstand geklagt, dem Mäuse und Wild und außer dem noch der starke Frost empfindlich zugesetzt haben. Am schlechtesten stehen mit wenig Ausnahmen der Klee, so daß die umgepflügten Raps- und Roggen felder meist zum Mengfutter-Anbau dienen werden. Die starken und tief eindringenden Fröste, sowie die schnell thauenden großen Schneemaffen, haben unter den Mäusen gründlich aufgeräumt. Die Frühjahrs bestellung ist infolge der großen Bodenfeuchtigkeit mit Ausnahme der Sanvgegenden noch sehr zurück. — Wie der „Pirn. Anz." von unterrichteter Seite in Erfahrung bringt, wird sich die demnächst zu- sanimentretende Generalversammlung der Dresdner Pianofortefabrik „Apollo" mit der Liquidation dieses Etablissements zu beschäftigen haben. In den betei ligten Kreisen glaubt man annehmen zu dürfen, daß in den Fabrikräumen des „Apollo" eine Möbel tischlerei etablirt werden wird. Es scheint ein unglück seliger Stern über diesen ehemaligen „Ascherberg'schen" Räumen zu schweben! — Zur Aalfrage hielt Herr Prof. vr. Nitsche- Tharandt jüngst einen Vortrag in der „Oekonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen", welcher soeben unter dem Titel „Der Flußaal und seine Bedeutung" im Druck erschienen ist. In diesem Schriftchen wird darauf hingewiesen, daß in unseren heimischen fließen den Wässern nur weibliche Aale mit unreifen Eiern vorkommen, daß diese Weibchen, nachdem sie einige Jahre bei uns herangewachsen sind, im Herbste eine Wanderung nach dem Meere zu antreten, in den Fluß mündungen mit den weit kleineren Aalmännchen zu sammentreffen, mit diesen gemeinschaftlich unerforschte Meerestiefen aufsuchen und sich dort fortpflanzen. Das Ergebniß dieser Fortpflanzung, die junge Aal brut, in Frankreich montöo genannt, steigt als 5 bis 8 em lange Fischchen im Mai und Juni jeden Jahres, und zwar besonders gern Nachts und bei trübem Wetter, in unseren fließenden Gewässern auf, in den Flußmündungen häufig sogar als kompakte, lang gestreckte, halbhandhohe, schwarz wimmelnde Masse, sich immer dicht an den Ufern fortwindend und jede Strömung vermeidend. Entgegenstehende Hindernisse, wie Wehre, Schützen rc. versuchen die jungen Aale mit außordentlicher Zähigkeit an feuchten, rauhen, be moosten Stellen, an Vorsprüngen oder Spalten zu überwinden, und ist daher besonders an solchen Orten die Gelegenheit geboten, ihren Aufstieg zu beobachten, sowie der jungen Brut denselben zu erleichtern, ent weder indem man sie in Eimern über das Hinderniß hinüberträgt, oder indem man eine AaUeiter anlegt, d. h. einfach vom Unterwasser nach dem Oberwasser eine aus 3 Bietern zusammengeschlagene Rinne von ungefähr 20 em Breite und 10 em Tiefe führt, deren Boden man in mäßigen Abständen mit kleinen Quer hölzern beschlägt und die man mit groben Kieseln oder Neißig füllt. Diese Leiter muß im Unterwasser mit einem schauselartig verbreiterten Theile anfangen, nicht zu steil liegen und vom Wasser berieselt werden. Ohne solche Vorkehrungen gehen Milliarden junger Aale bei dieser Wanderung, theils durch die sich ihnen entgegenstellenden Hindernisse, theils durch die in dustriellen Wafferverunreinigungen zu Grunde, und wenn wir heute in unseren heimischen Gewässern gegenüber früheren Zeiten weit weniger, oder auch