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Die Haupt- und Staatsaktion, welche sich Anfang dieser Woche in Gestalt der zwei tägigen Plenarberathung über die kirchenpolitische Vor lage im preußischen Herrenhause abgespielt hat, be herrscht augenblicklich unsere gesammte innere Politik, zumal da die getroffene Entscheidung nach allgemeiner Erwartung bestimmt ist, eine bedeutungsvolle Wen dung im kirchenpolitischen Kampfe herbeizuführen. Mit grober Mehrheit hat das Herrenhaus am Diens tag die Kirchenvorlage genehmigt. — Das Abgeord netenhaus wird durch die kirchenpolitische Vorlage erst nach Ostern in Anspruch genommen werden, da das selbe am Donnerstag oder spätestens Freitag seine letzte Sitzung vor den Ferien abhalten wollte und für die letzten Tage vor den parlamentarischen Ferien nur noch die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betr. den Beitrag Preußens zum Nordostsee-Kanal und des Rachetats für 1886/87 auf der Tagesordnung standen. — Die finanziellen Verlegenheiten des Königs von Bayern werden vom „Moniteur de Nome" in einem bemerkenöwerlhen Artikel erörtert, in welchem das offizielle Organ des Vatikans zu dem Schluffe gelangt, daß die Abdankung des Königs infolge der finan ziellen Krisis eine ernsthaft zu nehmende Eventualität sei. — Prinz Wilhelm von Württemberg, der württem- bergische Thronfolger, hat mit seiner jungen Ge mahlin Charlotte, geborenen Prinzessin von Schaum burg-Lippe, am Dienstag feinen feierlichen Einzug in Stuttgart unter freudigster Theilnahme der Bevölke rung gehalten. — Die Wünsche der badischen Cen trumspartei, auch die kirchenpolitische Gesetzgebung Badens nach dem Vorgänge Preußens einer Revision unterzogen zu sehen, haben in der badischen Kammer eine entschiedene Zurückweisung erfahren. Die bezüg liche Interpellation der klerikalen Fraktion lag der Abgeordnetenkammer in der Dienslagssitzung vor, aber die liberale Kammcrmehrheit lehnte es ab, in eine Berathung derselben einzutreten, nachdem die Re gierung in einein Schreiben mitgetheilt hatte, daß sie nicht in der Lage sei, die Interpellation zu beant worten. — Die Verlegung des in Metz garnisoniren- den braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 nach Braunschweig und Blankenburg ist laut kaiser licher Ordre für den 31. März 1887 anbesohlen worden. Es geschieht dies infolge der jüngst zwischen Preüßen und Braunschweig abgeschlossenen Militär konvention. Balkanhalbinsel. Die Orientpolitik des „ver einigten Europas" hat in Sofia vollständig triumphirt. Die jüngst nach Konstantinopel gerichteten Erklärungen des Fürsten von Bulgarien bestätigen, daß sich der selbe in der That den Beschlüssen der Konstantinopler Konferenz hinsichtlich der ostrumelischen Frage unter werfen will. Allerdings hält Fürst Alexander auch jetzt «och seinen Einspruch bezüglich der Zeitdauer seiner Funktionen als Generalgouverneur von Ost- rumelien ausrecht und will er bekanntlich über diesen Punkt erst noch die bulgarische Nationalversammlung befragen, aber in diplomatischen Kreisen nimmt man an, daß Fürst Alexander auch hierin dem Willen der Mächte nachgeben werde. Nach der einstweiligen Bei legung der ostrumelischen Affaire bleibt nun noch der türkisch-griechische Zwischenfall übrig und ist von der Pforte hinsichtlich desselben ein neuerliches Rund schreiben an die Mächte gerichtet worden. Das Schreiben ersucht die Letzteren, auf die Abrüstung Griechenlands hinzuwirken, da dessen drohende Hal tung die Pforte zu dauernden bedeutenden Ausgaben uöthige, um die Armee auf dem Kriegsfüße zu er halten. Aber auch den Griechen muß die nun schon seit Wochen faktisch bestehende Mobilisirung ihres Heeres äußerst lästig fallen, denn im Athener Kriegs schatze sind keineswegs überflüssige Gelder vorhanden. England. Im englischen Unterhause ist endlich der viertägige Nedekampf über die irische Parlaments bill Glaostone's am Mittwoch früh zu Ende geführt worden. Da es nur eine erste Lesung war, so wurde die Bill nach der in England üblichen parlamen tarischen Sitte ohne besondere Abstimmung ange nommen und erst die auf den 6. Mai angesetzte Spezialberathung wird endgültig über das Schicksal der Vorlage entscheiden. Der letzte im Neigen der Redner war der Premier selbst, welcher alle wider die Parlamentsbill vorgebrachten Argumente widerlegte. Im weiteren Verlaufe seiner Rede gab aber Glad stone deutlich zu verstehen, daß er zu einer bedeuten den Modifikation der Vorlage bereit sei, namentlich was die Zulassung irischer Vertreter zum englischen Parlamente mit beschränkten Befugnissen oder in ver änderter Zahl anbelange. — Jedenfalls steht zu er warten, daß sich bis zum Beginne der zweiten Lesung der irischen Verwaltungsbill die Ansichten hierüber wesentlich geklärt haben werden. 2. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am 10. April 1886. Der Bezirksausschuß ertheilte in seiner heutigen Sitzung, in welcher stellvertretungsweise Herr Re gierungs-Assessor von Einsiedel den Vorsitz führte, zu der Holzschleifereianlage der Firma Hälßig L Ko. zu Edle Krone bedingungsweise Genehmigung. De» Gesuchen der Gastwirthe Baumann in Börlas und Augustin in Holzhau, sowie der Gastwirthin Leschke in Börnersdorf um Erlaubniß zur Veranstaltung von Singspielen u. s. w. wurde stattgegeben, während man ein zweites darauf gerichtetes Gesuch aus letzterem Orte, da ein weiteres bezügliches Bedürfnis; nicht an zuerkennen war, zurückmies. — Von den vorliegenden Schankkonzessionsgesuchen genehmigte der Ausschuß die jenigen Gustav Emil Koch's in Hänchen, Paul Körner's in Ammelsdorf, Friedrich August Robert Blankenstein's in Dittersdorf und des Schießhausbesitzers Grahl in Lauen stein (in allen 4 Fällen bloss Uebertragung), wogegen er die Gesuche Paul Gündel's in Hänchen und Marx Köhler's in Oelsengrund um Neukonzessio- nirung im Mangel eines bezw. weiteren diesfallsigen Bedürfnisses ablehnte. Für den Fall der Herstellung eines geeigneten Schanklokals nebst Wagenhalteplatz erklärte man ferner im Voraus seine Zustimmung zur Schankkonzessionsertheilung an den Holzhändler Eduard Robert Lorenz in Schellerhau. Dem Gesuche der Wwe. Höhnel in Altenberg um Erlaubniß zum Branntweinkleinhandel.(blose Ueber tragung) wurde entsprochen. Genehmigung fanden weiter der Beschluß des Ge meinderaths zu Lungkwitz wegen Erhebung einer zur Gemcindekasse fließenden jährlichen Gewerbesteuer vom Schankbetrieb und Branntweinkleinhandel, der von ver Gemeinde und Gutsherrschaft zu Pretzschendorf niit dem Kgl. Forstfiskus wegen Ablösung der für Pretzschen dorfer forstfiskalische Grundstücke zu zahlenden Ge meinde- und Armenanlagen abgeschlossene Vertrag, die Abänderung des Anlageklassentarifs von Sadisdorf, die Heranziehung der unselbstständigen Personen zu den Anlagen in Hirschsprung, das Regulativ der Ge meinde Reheseld-Zaunhaus gegen säumige Abgaben pflichtige, das Regulativ der Stadt Altenberg über Einführung der obligatorischen Trichinenschau und das Statut für die Dienstbotenkrankenkasse in Börlas. — Ebenso wurden die erbetenen Dispensationen in Grund stücks-Dismembrationsangelegenheiten rücksichtlich der Folien 221 von Höckendorf, 16 und 32 von Hänchen und 16 von Mittelkreischa, bezw. unter Konsolidirungs- bedingung ertheilt. Die Entschädigung für Aufnahme der Bewohner des selbstständigen Kgl. Forstreviers Bärenfels in die 8 87 der rev. Landgem. Ordg. bezeichneten Ortslisten von Bärenfels setzte der Bezirksausschuß im Mangel freier Vereinigung zwischen der Gemeinde und der Kgl. Forstrevierverwaltung auf 10 M. jährlich fest. Mehrere Gegenstände wurden zur weiteren Er örterung u. s. w. von der heutigen Tagesordnung abgesetzt und folgte hierauf eine geheime Sitzung, in welcher Bezirksvermögensangelegenheiten zur Erledigung kamen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. April. Gestern wurden mit den Turnprüfungen der beiden ersten Klaffen die Osterexamina an hiesiger Stadtschule geschloffen. Der Besuch seitens der Ellern hielt sich auf mittlerer Höhe, erstreckte sich jedoch nicht blos auf die besser situirten Familien, sondern es war auch, worauf wir besonderes Gewicht legen, der Arbeiter und die Arbeitersfrau ver treten. Bravo! Von diesem mittelstarken Besuche machte jedoch, wie alle Jahre, das Turnen eine Ausnahme, in dem bei demselben, namentlich bei den beiden ersten Klassen, der verfügbare Raum auf der Tribüne nicht ge nügte, die Zuschauer zu fassen, so daß sicher noch 50 Per sonen im Turnsaale selbst Platz suchen mußten. Beim Mädchenturnen hat Herr Lehrer Schröter seit Jahren die Einübung anmuthiger Neigen gepflegt, die theils als Marsch-, theils als Stabreigen auftraten. Heuer hatte derselbe in Mädchenklaffe I auch einen Tanz reigen eingeübt, der, mit Musikbegleitung ausgesührt, geeignet war, zu zeigen, wie graziöse Haltung und Bewegung beim Mädchenturner ein wohl zu erreichen der Zweck sind. Als Gegenstück traten die in Knaben klasse I von Herrn Lommatzsch geleiteten Eisenstab übungen auf, da ihr Zweck „Kraftentfaltung" ist. — Die Ausstellung der Schülerarbeiten war gleichfalls lebhaft besucht, und möchten wir nur wünschen, daß die in der methodischen Folge der ausgestellten Zeich nungen für die Ertheilung dieses Unterrichtsfaches gegebenen Winke von Denen beachtet werden möchten, die in der Lage sind, sich mit Zeichenunterricht zu be schäftigen. Nur durch einen solchen Lehrgang können die wichtigsten Grundformen der Kunstgestalten be griffen, erlernt und zu verständiger, selbstbewußter An wendung gebracht werden. Das Abmalen und Kopiren von Originalen, das früher allein den Zeichenunter richt ausmachte, ist jetzt nur eine untergeordnete Stufe desselben. Die maßvolle Verwendung des Kolorits ist gleichfalls als ein beachtenswerther Fortschritt des Zeichenunterrichts zu verzeichnen, und bot die Aus stellung in dieser Hinsicht recht gelungene Versuche, die sicher den betreffenden Schülern Lust zur weiteren Ausbildung in diesem Kunstfache machen werden. — Bei der heute wie üblich stattgefundenen Ent lassungsfeier, bei welcher Herr Lehrer Eidner die Abschiedsrede hielt, wurden 35 Knaben und 34 Mäd- men nach 8jährigem Schulbesuche entlasten. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat März gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbilleis. Tagcsbillcts. Militär- 11. III. II. III. billcls. Dresden . . . 36 212 92 477 19 Hainsberg. . . 30 468 71 467 12 Dippoldiswalde . 36 467 128 955 19 an den Haltestellen 69 971 115 1656 10 Sa. 171 2118 406 3555 60 6310 Befördert wurden 2,443,424 Kilogramm Güter. Vom 1. Januar 1886 an wurden 17,843 Stück Billets verkauft und 6,917,125 Kilogramm Güter be fördert. — Für Leute, die es sich durchaus nicht abge wöhnen können, statt ihrer Namensunterschrift ein paar Krakelfüße zu machen, hat das Postamt in Karls ruhe kürzlich ei» lehrreiches Exempel statuirt. Einem dortigen Fabrikanten, dem es gefiel, seine Unter-