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MAZ Li, Agenten nehmen Be- > stellungen an. 2GM" L T« I U- U für die Königliche Amtshaiiplmmmschast Mppoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadträth« - zu MpMiswalde und Irauenstem Jnseratt, welch« del der bedeutmiden Auflage del vlatte« eine schr rchk« same Berbrettnn«! flndra, »erden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder vereis Raum berechnt. — Ta« Lellarische und complicirte Inserate mit entsprechen», dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaltionellen Theil«, di« Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redakteur: Earl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr 127. Dienstag, den 2. November 1886. 52. Jahrgang. Me deutsch-ftlmMschen Kefthungeu. Seit fünfzehn Jahren ist das Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich der eigentliche Angelpunkt, um den sich die ganze europäische Politik dreht und alle anderen Fragen, selbst die so komplizirte orien talische Frage nicht ausgenommen, müssen sich dem Verhältniß zwischen den beiden großen Militärmächten mehr oder weniger unterordnen. Unablässig ist Frank reich bemüht gewesen, seine durch den Krieg von 1870/71 vernichtete maßgebende Rolle in Europa wiederzugewinnen und an allen Ecken und Enden hat es hierzu die Hebel angesetzl, während die deutsche Politik ebenso konsequent bemüht gewesen ist, den französischen Bestrebungen, namentlich der Abschließung von Bündnissen behufs Verwirklichung der Revanche idee, entgegenzuarbeiten. Dieser diplomatisch-politische Kampf zwischen Deutschland und Frankreich erlitt nur zur Zeit der letzten Ministerpräsidentschaft Ferry's eine Unterbrechung, va Ferri) sichtlich bestrebt war, eine Annäherung an Deutschland herbeizuführen, aber seit dem Sturze dieses unstreitig größten französischen Staatsmannes der Gegenwart, trat in den kaum wärmer gewordenen Beziehungen zwischen Berlin und Paris wieder die frühere höfliche Kühle ein und es schien, als sollte das deutsch-französische Verhältniß fortgesetzt ein schwieriges bleiben. Um so überraschen der und erfreulicher ist es nun, eine abermalige Wendung zum Besseren in den deutsch-französischen Beziehungen eintreten zu sehen, denn in der Thal scheint nach dieser Richtung hin der Empfang des neuen französischen Botschafters in Berlin, Herbette, Beachtung zu verdienen. Herbelte hat es dem Kaiser gegenüber als seine Aufgabe erklärt, die gemeinsamen Interessen Deutschlands und Frankreichs zu erhalten und sortzuentwickeln, und hat gleichzeitig bekannt, daß er tief durchdrungen sei von den Ideen des Friedens, der Arbeit und der Stabilität, welche die französische Nation beseelen und die Politik ihrer Negierung durch dringen. Der Botschafter Frankreichs hat diese Ver sicherungen an einer Stelle abgegeben, von welcher sie in die ganze Welt im Sinne einer feierlichen Zusage getragen werden; überall wird man davon Akt nehmen, und es wäre eine tödtliche Beleidigung für Frank reich, wenn man an der Aufrichtigkeit der Worte des Botschafters zweifeln wollte. Was Herr Hcrbette am 24. Oktober zum deutschen Kaiser gesprochen hat, ist ein vollgiltiges, bindendes Versprechen, für welches die französische Regierung und die französische Nation ver antwortlich sind und welches beide einzulösen haben. Wir vertrauen der Aufrichtigkeit der Worte des Bot schafters, und die Antwort des Kaisers bildet das Unterpfand dafür, daß Deutschlands Volk die darge botene Hand Frankreichs zur friedlichen Verständigung mit aufrichtiger Freude und ohne Hintergedanken er griffen hat. So wenig nun aber ein Zweifel daran gestattet ist, daß der neue Vertreter Frankreichs in seinen Versicherungen die in den leitenden Pariser Kreisen vorherrschenden Anschauungen wiedergegeben hat, so konnte man darüber einigermaßen zweifelhaft sein, ob denn auch die französische Nation selbst die durch Herrn Herbette vertretenen versöhnlichen Ge sinnungen billigen würde, da ja gerade aus letzter Zeit wieder Zeugnisse vorlagen, wie sehr die öffent liche Meinung jenseits der Vogesen von den Revanche politikern beherrscht zu sein schien. Glücklicher Weise schien dies eben nur so, tatsächlich liegen die Ver hältnisse doch wohl etwas anders, denn die „Nat.- Ztg." läßt sich über die Zustimmung, welche die fried lichen Versicherungen Herbette's seitens der franzö sischen Presse finden, folgendes melden: „Die meisten anständigen Pariser Journale bringen Artikel, in welchen den friedlichen Versicherungen Herbette's zu gestimmt und die Hoffnung ausgedrückt wird, daß da durch die Kriegsbefürchtungen aufhören, welche an geblich nur die Engländer und Orteanisten verbreiten. Den Pariser Hetzblättern wird jedes Recht abgesprochen, die öffentliche Meinung der französischen Nation aus zudrücken, welche entschieden die Aufrechterhaltung des Friedens wolle, ohne allerdings die Hoffnung aufzu geben, früher oder später die verlorenen Provinzen wieder zu erlangen. Nun, das klingt doch wesentlich anders, als das wüste Revanchegeschrei, welches tag täglich über die Vogesen herüberschallte und die immer wieder sich äußernde Hoffnung auf einstige Wieder gewinnung Elsaß-Lothringens wird man auch bei den vernünftiger denkenden Franzosen verzeihlich finden. Jedenfalls ist ersichtlich, daß die Friedensäuberungen Herbette's von einer starken Strömung in Frankreich getragen werden und um so eher darf man an eine sich durch die Sendung Herbette's markirende Wen dung in den deutsch-französischen Beziehungen glauben. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, l. November. Am 30. Oktbr. waren es vier Jahre, daß die Eisenbahnstrecke Hainsberg-Kipsdorf eingeweiht, und (am l. No vember) dem allgemeinen Verkehre übergeben worden ist. Wenn man damals als Grund für den Bau der lange erstrebten Bahnlinie anführte, daß derselbe dringen des Bcdürsniß sei, so ist dies durch den Erfolg bestätigt worden. Aber ebenso hat sich herausgestellt, daß die Bahn in ihrer gegenwärtigen Ausführung — als Sackbahn — dem ausgesprochenen Bedürfnisse nur halb oient. Ihre Weiterführung und Verbindung mit dem böhmischen Bahnnetze stellt sich entschieden als Bedingung ihrer Rentabilität und ihrer volkswirth- schaftlichen Bedeutung immer deutlicher heraus. Ebenso sicher aber ist es, daß mit den bisher üblichen ge mischten Zügen, deren jetzt täglich nur 3 verkehren, ein Fortschritt gegen die frühere Postverbindung nicht erreicht worden ist, und daß, nachdem das Kind sich 4 Jahre als lebens- und entwickelungsfähig gezeigt hat, ihm nun auch wohl etwas zugemuthet werden kann; daß beispielsweise vier oder fünf Züge täglich seine Leistungsfähigkeit nicht übersteigen würden. Wenn dem Geburtstagskinde zu seinem Geburtstage ver sprochen worden ist, daß nun endlich die schon längst nothwendigen Inschriften an den Haltestellen ange bracht werden sollen, von einer gleichnothwendigen Uhr aber nichts verlautet, so wollen wir hoffen, daß die Anschaffung einer solchen zur — Weihnachtsbe- scheerung aufgespart ist. — Ueber den Erfolg der gestern am Reforma tionsfeste stattgefundenen Ergänzungswahl des hiesigen Kirchenvorstandes erfahren wir, daß in der Stadt überhaupt 75 Stimmzettel zur Ausgabe gelangt sind und 61 Gemeinveglieder von ihrem Stimmrechte Gebrauch gemacht haben. Von diesen sind gewählt worden Herr Bürgermeister Voigt und Herr Stadt gutsbesitzer Müller mit je 43 Stimmen, Herr Schul direktor Engelmann mit 37 Stimmen, während die Herren Stadtrath Postmeister Franke und Kantor Hellriegel loosen müssen, da auf jeden gleichviel (27) Stimmen gefallen sind. Für Reinholdshain und Rein berg ist Herr Gemeindevorstand Lotze und für Berreuth Herr Wirthschaftsbesitzer Büttig gewählt worden. Die Wahlhandlung wurde von dem stellvertretenden Vor sitzenden, Herrn Bürgermeister Voigt, geleitet, da der Vorsitzende, Herr Sup. Opitz, auf Kirchenvisitation ab wesend war. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Oktober 653 Einzahlungen im Vetrage von 44,230 M. 22 Pf. gemacht, dagegen er- vlgten 331 Rückzahlungen im Betrage von 39,205 Mark 18 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 150 Stück verkauft worden. — Am 30. Oktober starb in Dresden in, Eltern hause nach einjähriger Krankheit Herr August Otto W°gner, bls Ostern d. I. Hilslehrer an hiesiger Bürgerschule. Wenn auch die Zeit seines Wirkens bei uns nur kurz war und noch nicht völlig ein Jahr währte, so hat sich der Verstorbene doch in reichem Maße die Liebe seiner Schüler und deren Eltern er worben und sich auch bei den Kollegen ein ehrendes Andenken gesichert. Es ist seit 36 Jahren der erste Fall, daß ein aktiver Lehrer an hiesiger Bürgerschule verstorben ist. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat Oktober. Einnahme: 6743 Mark 63 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. 110 - — - Stammeinlagen. 6 - 40 - Eintrittsgelder und Bücher. 10903 - 78 - eingezahlte Spareinlagen. 5000 - — - zurückgenommenes Darlehn von der Bank. 425 - 80 - Zinsen von Staatspapieren. 11487 - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 336 - 49 - Provision von Vorschüssen. 805 - 3 - Zinsen von Vorschüssen. Z5818^ Mark 13 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 15107 Mark — Pf. ausgeliehene Vorschüsse. 26 - 3 - Gerichtskosten. 15062 - 9 - zurückgezahlte Spareinlagen. 77 - 78 - Stückzinsen auf Staatspäpiere 24 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen. 133 - 50 - Regieaufwand. 30430 Mark 90 Pf. Summa der Ausgabe. — Nach dem vorliegenden, nunmehr endgiltigen Resultate der Volkszählung vom Jahre 1885 zählt das Königreich Sachsen 3,182,003 Bewohner und zwar 1,542,405 männlichen und 1,639,598 weiblichen Geschlechts. Die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde hat 51,635 (24,495 männliche und 27,140 weiblichch Bewohner in 6,719 bewohnten Gebäuden; 1880 wurden 51,399 (24,416 männliche und 26,983 weib liche) Bewohner in 6624 bewohnten Gebäuden gezählt; die Bevölkerung der Amtshauptmannschaft hat sich demnach in den 5 Jahren von 1880—85 nur um 0,46 Prozent vermehrt. — In Kreisen des reisenden Publikums ist viel fach die Ansicht vertreten, daß die Beheizung der Eisenbahn-Personenwagen durch Dampf von der Maschine aus, außer dem Aufwand für Anbringung der erforderlichen Vorrichtungen, Kosten nicht verur sache. Dem ist aber nicht so, vielmehr ist neuerdings durch genaue Berechnungen von Maschinentechnikern festgestellt worden, daß die Speisung der Heizungs röhren mit Lokomotivdampf einen nicht unerheblichen Mehrverbrauch von Kohlen mit sich bringt. Durch genaue Vergleichung des Kohlenverbrauchs bei Zügen mit Dampfheizung und bei Zügen ohne solche ist näm lich ermittelt worden, daß bei Dampfheizung von Eil zügen 8 Prozent und bei Personen- und gemischteu Zügen 11 Proz. des Kohlenverbrauchs auf die Dampf heizung entfallen. Hiernach stellt sich der gejammte Kohlenverbrauch für die Dampfheizung der sächsischen Züge auf 21349,28 Kgr. pro Heiztag, für jede Heiz periode darnach auf rund 3 630000 Kgr. oder 363 Wagenladungen ä 10000 Kgr., welche einen Betrag von rund 35 500 Mk. darstellen. Schmiedeberg. Nächsten Sonntag, den 7. No- vember, Nachm. 2 Uhr, wird in hiesiger Kirche ein Mlsslonsfest abgehalten werden, wobei eine Kollekte für ine äußere Mission erhoben wird. Die Festpredigt hat Herr Pastor Klemm aus Dresden und den Bericht m der später im Gasthose stattfindenden Versammlung Herr Pastor Lindner aus Fürstenwalde übernommen. Glashütte. Dem seit vorgestern Abend herrschen- den Sturme hätte gestern leicht ein Menschenleben Mm Opfer fallen können, indem auf dem Marktplatze dicht neben einem Kinde ein Stück Schiefer, wahr scheinlich von der Thurmspitze, niederfiel und zwar mit