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'M WMmtz-ZeitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnt in Dippoldiswalde 52. Jahrgang Donnerstag, den 28. Oktober 1886 Nr. 125 ! sollte, Italien ist wegen seiner Besitzungen am rothen Meere eher auf ein Zusammengehen mit England an gewiesen und die beiden europäischen Zentralmächte, Deutschland und Oesterreich-Ungarn, Haden am aller wenigsten Ursache, sich Egyptens wegen zu erwärmen. Trotz dieses den französischen Ansprüchen auf Egypten gerade nicht so außerordentlich günstigen Verhaltens der Mächte wird Frankreich sich von diesen seinen Be mühungen wahrscheinlich nicht so bald abbringen lasten, wurde doch in der französischen Regierungspreste erst unlängst die Parole ausgegeben, Frankreich müsse seine am Rhein verlorene Stellung am Nil wieder zu ge winnen suchen. Nun, uns Deutschen kann es nur recht sein, wenn sich die Franzosen mehr auf die egyp- tische Frage werfen, werden wir doch dadurch der Nothwendigkeit, immer unverwandt nach Westen blicken zu wüsten, einigermaßen enthoben und so darf Deutsch land der weiteren Entwickelung des englisch-französischen Duells wegen Egypten mit vollkommenster Ruhe ent gegensetzen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. Oktober. In diesen Tagen ist das Korrespondenzblatt des Allgemeinen Deutschen Schulvereins für Monat Oktober d. I. zur Ausgabe gelangt, und wird dasselbe den Mitgliedern des Ver eins baldigst zugehen. Aus demselben ersieht man, daß seit Juni d. I. in Sachsen abermals neue Orts gruppen sich gebildet haben und zwar in Loschwitz, Roßwein, Rosenthal bei Königstein, Sayda, Schwarzen berg und Umgebung, endlich in Wehrsdorf. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß Sonntag, den 7. November, die Generalversammlung der sächsischen Ortsgruppen in Dresden stattfindet, welcher am Sonn abend Abend im Gemerbehaussaale ein solenner Kom mers vorausgehen soll, bei welchem es an vorzüglichen Darbietungen in Gesang, Musik und Rede jedenfalls nicht fehlen wird. Die Mitglieder des Vereins finden auf ihre Mitgliedskarten Eintritt und wäre sehr zu wünschen, daß unsere Dresden so nahe liegenden Orts gruppe bei dieser Veranstaltung möglichst zahlreich ver treten wäre. Mögen die Mitglieder darauf Bedacht nehmen, dieser Ehrenpflicht zu genügen. — Unter dem Eindrücke unliebsamer Erfahrungen, die wir schon öfters bei dem Besuche von zauberkünst lerischen Aufführungen gemacht haben, wo bei pompösen Ankündigungen viel versprochen aber nur schon oft Gesehenes und Mittelmäßiges geboten wurde, kamen mir der Einladung zu der gestern Abend im Saale der Reichskrone stattgefundenen Probevorstellung des Spezial-Künstler-Direktors A. Patzera nach. Wir wüsten aber offen gestehen, daß uns schon die erste Piece von unserem Vorurtheile befreite; zeigte doch das Auftreten und die Vortragsweise des genannten Herren eine solche Sicherheit, daß man der weiteren Abwickelung des Programms mit Vergnügen entgegen sah. Die sämmtlichen Ausführungen, wenn auch nur Bruchstücke aus dem reichhaltigen Programm (war es doch nur eine Probevorstellung) wurden so exakt und vortrefflich gegeben, daß nur eine Stimme des Lobes darüber herrschte, wie dies auch der reiche Beifall des ziemlich zahlreichen Publikums bekundete. Es würde zu weit führen, wollten wir auf die verschiedenen Nummern näher eingehcn, sie befriedigten sämmtlich und zeigten viel Neues und Interessantes. Wir können nur wünschen, daß recht Viele sich heute Mittwoch Abend davon überzeugen möchten, wie lohnend und werth der Besuch der Vorstellungen ist, es dürste wohl Niemanden gereuen, derselben beizuwohuen und möch ten wir Allen, die gestern keine Gelegenheit dazu hatten, rathen, sich durch Augenschein zu überzeugen, daß Herr Patzera es wirklich versteht, einige amüsante Stunden zu bereiten. — Die „Siebente Mittheilung an die sächsischen Pferdezüchter vom kgl. Landstallamt zu Moritzburg," > Egypten. Seitdem die sudanesische Erhebung sich im Wüsten lande verlaufen hat, schien die egyptische Frage fast gänzlich aus dem Gesichtskreise des europäischen In teresses verschwunden zu sein und zumal die Sturm- fluth der bulgarischen Ereignisse konnte nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit Europas von den Vorgängen am Nil vollends abzulenken. Jetzt beginnt nun aber das Pharaonenland plötzlich die Blicke wieder mehr auf sich zu ziehen und zwar um so mehr, als die neue Phase der egyptischen Frage mit dem bulgarischen Problem in einer seltsamen Weise verquickt ist, wenn gleich diese Verbindung nicht gerade so offen zu Tage liegt. Frankreich, der alte Rivale Englands am Nil, hat es nie verschmerzen können, daß es durch die eng lische Politik so vollständig aus Egypten hinaus- manövrirt wurde, daß ihm daselbst kaum ein Schatten seines früheren Einflusses verblieb und wenn bislang französischerseits keine besonderen Versuche gemacht wurden, die verlorene Stellung im Lande der Pyra miden wieder zurückzuerobern, so lag dies wohl haupt sächlich daran, daß sich hierzu immer keine rechte Ge legenheit finden wollte. Seit einiger Zeit macht sich aber in der französischen Politik eine Strömung geltend, die unverkennbar auf energische Schritte Frankreichs in der egyptischen Frage hinzielt und in der Thal liegen Meldungen über eine beginnende diplomatische Thätigkeit Frankreichs nach der erwähnten Richtung hin vor. Waddington, der französische Botschafter in London, ist am Sonnabend von seinem Urlaube nach London zurückgekehrt und soll er ermächtigt sein, vom auswärtigen Londoner Amte bestimmte Erklärungen über die Fortdauer der englischen Okkupation in Egyp ten zu verlangen. Es heißt ferner, daß in dieser An gelegenheit ein vollständiges Einvernehmen zwischen Frankreich und dem Sultan bestehe und daß sogar die Mitwirkung Rußlands für ein etwaiges weiteres Vorgehen Frankreicks und des Sultans gesichert sei. Die plötzliche „sntonts oorckinlo" zwischen Frankreich, Rußland und der Pforte in der egyptischen Frage gegenüber England kann gerade nicht überraschen und findet ihren Ursprung in den bulgarischen Angelegen heiten. Es ist begreiflich, wenn Rußland das Seinige dazu beiträgt, England am Nil Schwierigkeiten zu be reiten, da letzteres dadurch um so eher von der bul garischen Affaire abgelenkt wird und auch dem Sultan ist es nicht zu verdenken, wenn er jetzt die durch das Vorgehen Frankreichs gebotene Gelegenheit ergreift, seinen sehr zweifelhaft gewordenen Einfluß als Ober lehnsherr des Khedive von Egypten wieder mehr zur Geltung zu bringen. Jenseits des Kanals dürfte freilich das energischere Auftreten Frankreichs in der egyptischen Frage schwerlich überraschen, da man dort schon auf Aehnliches gefaßt war. Dafür spricht die bereits vor einiger Zeit abgegebene kaltblütige Er klärung der „Times", England werde Egypten so lange besetzt halten, als es dies für gut finde und auch die Reise Churchills nach Berlin, Wien und Paris dürfte mit der egyptischen Angelegenheit im Zusammenhang gestanden haben. Indessen wird man in London gut thun, nicht zu vergessen, daß die egyptische Angelegen heit eine europäische ist und daß sich England ver pflichtet hat, innerhalb eines gewissen Zeitraumes Egypten zu räumen und die Pariser Presse giebt denn auch England zu verstehen, daß es dem letzteren nicht gelingen werde, die egyptische Affaire der gerechten Kontrole der dabei interessirten Mächte zu entziehen. Aber fragt man nach diesen interessirten Mächten, so stellt es sich heraus, daß außer Frankreich und der Türkei Niemand ein so besonderes Interesse an der Gestaltung der Dinge am Nil hegt. Speziell Rußland wird durch die Balkanangelegenheiten viel zu viel in Anspruch genommen, als daß es dem französischen Vorgehen in der egyptischen Frage mehr als eine „moralische" Unterstützung zu Theil werden lasten welche Interessenten von der hiesigen kgl. Amtshaupt mannschaft unentgeltlich verabfolgt wird, enthält eine» Bericht über die Stutenmusterung und Fohlen schauen im Jahre 1886, dem wir den auf die in Dippoldiswalde abgehaltene Musterung enthaltenen Satz entnehmen: „Erfreulicher (als in anderen Orten) gestaltete sich dahingegen die Fohlenschau mit Prämi- rung in Dippoldiswalde, allwo 6S Stuten zur Auf nahme und 35 Fohlen zur Vorführung gelangten. Die Stuten ließen ja ebenfalls zu wünschen übrig, aber die Fohlenzucht selbst hat sich entschieden gehoben und wird dies in progressiver Weise auch ferner thun, da es an guten Beispielen unter dasigen Züchtern nicht fehlt. Es erhielten 12 Fohlen Anerkennungen." Schmiedeberg. Ein genußreicher Abend wurde uns am Sonntag Abend im hiesigen Gasthofe ge boten. Der Zauberkünstler, Herr Patzera, gab vor zahlreich versammeltem Publikum eine Vorstellung, welche allseitig Anerkennung fand. Die Darbietungen des genannten Herrn sind exakt und elegant und können Jedermann empfohlen werden. Pretzschendorf. Zweifellos infolge von Schwer- muth hat in der ersten Morgenstunde des 24. Oktober die 71 Jahre alte Hausauszüglerin verw. Baum gart, geb. Tepold durch Ertränken im Dorfbach frei willigen Tod gesucht. — Dieselbe hinterläßt 3 Kinder. Glashütte. In der Nacht vom 20. zum 21. und vom 22. zum 23. Oktober sind die Staare in ihre Winterquartiere nach Süden gezogen. — 26. Oktober. Bei der gestern und heute auf hiesigem Jagdrevier abgehaltenen Treibjagd, zu welcher auch Dresdner eingetroffen waren, sind ver- hältnißmäßig wenig Hasen geschossen worden, doch waren unter der Jagdbeute einige Rehe, ein in hie siger Flur seltenes Jagdstück. — Das zum Kirmesfeste stattfindende Militär- Concert vom Musikdirektor Ehrlich vom Leib-Gren.- Neg. Nr. 100, König Albert, mit seiner Kapelle wird sich allem Anschein nach einer regen Betheiligung zu erfreuen haben, denn das Programm wird ein sehr gewähltes sein; wie man hört, hat der Wirth von „Stadt Dresden" eine Garantie von 200 M. geben müssen. Rabenau. Die 16. ordentliche Generalversamm lung der sächsischen Holzindustrie-Gesellschaft wurde am 25. Oktober in Dresden abgehalten, und wohnten derselben 11 Aktionäre in Vertretung von 731 Aktien mit gleichviel Stimmen bei. Auskunft wurde u. A. ertheilt über die Ursachen des Minder verkaufs und des Mindergewinns gegenüber dem Vor jahre, und bezüglich der Jnventuraufnahme. Nach Genehmigung der Vertheilung einer 6 prozentigen Di vidende und Ertheilung der Decharge erfolgte die Er gänzung des Aussichtsraths durch Wiederwahl des bis herigen Mitgliedes Oschatz aus Schönheide. Weiter wurde die Verwaltung bevollmächtigt, Schritte zu thun, den Zinsfuß der eventuell hypothekarisch einzu tragenden 1872er Prioritätsanleihe von 5 auf 4 Proz. herabzusetzen. Die Generalversammlung genehmigte noch den erfolgten Ankauf von weiteren 55 Stamm aktien und die entsprechende Abminderung des Aktien kapitals, und nahm den vorgelegten neuen Statuten- Entwurf an. Den Schluß bildete die notarielle Aus losung von Prioritäten der Gesellschaft. Dresden. Die Abrechnung über das im vorigen Jahre abgehaltene 6. allgemeine deutsche Turnfest ist nunmehr zu Ende geführt, und hat ein Defizit von nur 4686 M. ergeben, welcher Betrag auf die Stadt kaffe übernommen worden ist. — Das nächste allge meine Turnfest wird 1889 in München gefeiert werden. Leipzig. Eine der ältesten sächsischen Innungen, die „Leipziger Kramer-Innung," deren bereits im 13. Jahrhundert gedacht wird, hat ihre Auflösung Inserat«, welche bet de» bedeutenden Auslage del Blattes «tue sehr wir», same Verbreitung finden «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder vertu Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. »le „Wcißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: DienStag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L6 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfq. Einzelne Nummer« 1V Pfg. — Alle Postsn- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Ve< , Amtsblatt für die Königliche Mmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Ktadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein