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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnr in Dippoldiswalde, 52. Jahrgang Politische Wochenschau 8547 Mark 82 5000 18473 613 53175 Mark 49 Pf. Summa der Einnahme. oder ^«rn di« Spaltenzetk M Pf,- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadträthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein. „ESei-eritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Prei« vierteljährlich 1 M. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat September. Einnahme: Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. - eingezahlte Spareinlagen. - verkaufte Staatspapiere. - Zinsen von Staatspapieren. - zurückgewonnenes, verzinsliches Darlehn bei der Bank. - zurückgezahlte Vorschüsse. - Provision von Vorschüssen. - Zinsen von Vorschüssen. «Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde, 2. Oktober. Hochzeit, das Fest der siegenden Liebe, erfüllt die Herzen mit hoher heiliger Freude, und nicht nur die der glücklichen Ver lobten, sondern aller, die ihnen durch Bande des BlutS und der Freundschaft verbunden, ja auch die der Fern stehenden, wenn sie das im Schmucke der bedeutsamen Myrthe prangende Paar anschauen. Hochzeit im Fürsten hause — sollte sie nicht die erfreuliche Veranlassung sein, den Gefühlen aufrichtiger Verehrung im ganzen Volke lauten Ausdruck zu geben? Oft schon hat das Sachsenvolk Gelegenheit gehabt, Söhne oder Töchter des glorreichen Hauses Wettin an ihrem Ehren- und Freudentage zu begrüßen, und so erblüht denn auch heute wieder einem holden Sproß der Rautenkrone die bräutliche Myrthe. Wenn auch in den Becher der Freude der hohen prinzlichen Familie insofern ein Wermuthstropfen fällt, als es der holden Braut nicht vergönnt ist, an der Hand der Mutter zum Altar zu schreiten, so begleitet doch die Liebe des ganzen Volkes die hohe Verlobte mit den aufrichtigsten und innigsten Glück- und Segenswünschen in Ihren Ehebund und in die neue Heimath am Strande der Donau; so sind doch Alle, die mit Ihr eines Stammes, einig in dem Gebete und in der Hoffnung, daß Sie in dem eigenen Hause und in dem eigenen Familienkreise die Liebe und das Glück wiederfinden möge, das Ihr bei Eltern und Geschwistern und im Königshause geblüht hat. Möge Gottes Gnade das erlauchte Ehepaar geleiten und seinen Herzensbund mit reichstem Segen in Haus und Herz krönen! — 1. Oktober. Einen augenscheinlichen Beweis von der Milde und Fruchtbarkeit selbst der vorge schrittenen Jahreszeit fanden wir gestern bei Schmiede berg auf der Molchgrundstraße; an mehreren Erdbeer sträuchern konnten wir Zweige pflücken, die neben frischen Blüthen 8 vollständig reise duftige Früchte trugen. Es hätten sich deren gewiß noch mehr finden lassen. dürfte daher nur den Thatsachen entsprechen. Uebrigens wird ohne Zweifel die Thronrede bei der am 29. Sep tember erfolgten Eröffnung der österreichischen Reichs tagssession das feste Zusammenstehen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns auch in der bulgarischen Ange legenheit nur bestätigt haben. — Die Choleraepidemie in Pest ist in entschiedener Abnahme begriffen und wird hierzu wohl die anhaltende kühle Witterung das Ihrige beigetragen haben. Auch aus den übrigen in- fizirten Landestheilen der österreichisch-ungarischen Mo narchie wird eine Verminderung der Cholerafälle ge meldet und im dalmatinischen Küstengebiete ist die Seuche überhaupt erloschen, so daß daselbst die Sper rungsmaßregeln bezüglich der Seeprovenienzen wieder aufgehoben worden sind. Spanien. Das verunglückte Pronunciamento von Madrid zuckt jenseits der Pyrenäen doch noch immer nach. An der französisch-spanischen Grenze ist es bei Espinavall zu einem Zusammenstöße zwischen einer spanischen Truppenabtheilung und einer Bande Repu blikaner gekommen; letztere wurde schließlich über die Grenze getrieben. Außerdem sind nach einer im fran zösischen Ministerium des Innern eingegangenen De pesche im Pyrenäengebiete auch carlistische Banden aufgetaucht, so daß es in nächster Zeit an der spanisch französischen Grenze jedenfalls lebhaft zugehen wird. Nicht unbedenklich klingt die Nachricht, daß in Corunna 4 Unteroffiziere wegen dringenden Verdachtes der Theilnahme an einer Verschwörung verhaftet worden sind, denn sie deutet darauf hin, daß der meuterische Geist in der spanischen Armee stärker ist, als man in den Madrider Regierungskreisen anzunehmen scheint. Dabei nehmen im Lande die Verhaftungen von An hängern Zorillas, des Hauptes der spanischen Republi kaner, ihren ungestörten Fortgang und auch dies be weist, daß der Madrider Putsch doch weitere Kreise gezogen hat, als die spanische Regierung anfänglich selbst glauben mochte. Frankreich. Die zwischen Frankreich und Eng land schwebende Hebridenfrage droht eine Verschärfung zu erfahren. Der in Sidney eingetroffene französische Aviso „Duchaflaut" hat die Nachricht überbracht, daß die Franzosen in Sila, auf der zu den Neuen Hebriden gehörenden Sandwich-Jnsel, einen dritten militärischen Posten errichtet haben und augenscheinlich beabsichtigen, eine Niederlassung zu gründen. Man darf sich da rauf gefaßt machen, daß diese Meldung in den austra lischen Kolonien, wo die Festsetzung der Franzosen auf den Neuen Hebriden so schon dem größten Miß trauen begegnet, einen neuen Sturm der Entrüstung gegen Frankreich Hervorrufen wird. Bulgarien. Schon die ersten Schritte des neuen diplomatischen russischen Agenten in Sofia, des Ge nerals Kaulbars, bestätigen die Annahme, daß seine Mission eine energischere Stellungnahme Rußlands gegenüber der provisorischen bulgarischen Regierung bedeutet. In ziemlich kategorischem Tone hat Kaul bars von der Regentschaft die Verschiebung der Wahlen zur Sobranje verlangt und ihr weiter den „Rath" er- theilt, den Belagerungszustand aufzuheben und die verhafteten Urheber des Staatsstreiches von Sofia freizulasien. Die Antwort der Regentschaft kann man nur mit größtem Interesse erwarten, denn von ihr hängen die nächsten Schritte Rußlands gegen Bulgarien ab. Vielleicht läßt sie sich durch das brutale Auftreten Kaulbars' einschüchtern — der russische Agent avressirte z. B. seine Beglaubigung einfach an „Monsieur Nat- schevitsch", nicht aber an den „bulgarischen Minister des Auswärtigen", — vielleicht aber auch nicht, und in letzterem Falle handelt es sich für Stambuloff und seine Kollegen freilich um Sein oder Nichtsein. Egypten. In der egyptischen Hauptstadt scheinen seltsame Zustände zu herrschen. Ein russischer Unter- than, Namens Lavison, überfiel am Sonntag mit einer Bande bewaffneter Albanesen das Palais Jsmailia in Kairo, in welchem der türkische Bevollmächtigte Mukhtar 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Post«», statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Pascha wohnt. Erst auf Intervention des russischen Konsuls zog Lamison die Albanesen zurück. Lavison ist ein Agent des ehemaligen Khedive Jsmailia, welcher den Palast als sein Eigenthum betrachtet und der Gewaltstreich seines Agenten sollte die egyptischen Ge richte zur Anerkennung der Ansprüche des Ex-Khedive zwingen. Auf den Kommissar Englands, Drummond Wolff, hat der Zwischenfall einen solchen Eindruck ge macht, daß Sir Drummond von einer kurzen Räse schleunigst nach Kairo zurückgekehrt ist. 14660 Mark 1569 - 10000 - 19900 - 14190 6022 Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat auch in seiner Herbstruhe in Baden-Baden einen Kreis von fürstlichen und sonstigen distinguirten Persönlichkeiten um sich versammelt, der noch in den letzten Tagen durch das Eintreffen des Königs der Belgier und des Prinzen Heinrich von Preußen vermehrt worden ist. Wie erinnerlich, wurde der Besuch des belgischen Herr schers am Berliner Hofe schon in diesem Frühjahre erwartet, aber verschiedene Umstände — in erster Linie wohl die durch den Arbeiteraufruhr herbeigeführte drohende innere Lage Belgiens — verhinderten damals die Ausführung des Planes; jetzt hat ihn nun König Leopold verwirklicht, nur daß er unfern Kaiser, anstatt in der Neichshauptstadt, in Baden-Baden begrüßte. Am Donnerstag ward daselbst, wie herkömmlich, der Geburtstag der Kaiserin im engeren Familienkreise ge feiert. Die hohe Frau vollendete an diesem Tage ihr 75. Lebensjahr und ist es ihr vergönnt, den Eintritt in ein neues Lebensjahr in erfreulichster geistiger und körperlicher Frische zu begehen. Ueber den Zeitpunkt der Rückkehr der kaiserlichen Majestäten nach Berlin verlautet noch nichts Bestimmtes; jedenfalls erfolgt dieselbe aber noch in der ersten Oktober Hälfte. — Der schon unmittelbar nach der Rückkehr des Kaiserpaares nach Berlin daselbst in Aussicht gestellte Besuch des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern dürfte sich aus verschiedenen Gründen noch verzögern, daß er aber in diesem Jahre noch zur Ausführung gelangt, soll be stimmt feststehen. Für jetzt ist Prinz Luitpold, getrieben durch sein Bemühen, dem bayrischen Volke auch per sönlich immer näher zu treten, auf einer Rundreise durch Schwaben und Franken begriffen, die ihn zu nächst nach Augsburg und von da nach Nürnberg, der zweiten Stadt des Bayernlandes, führte. Dort wie hier ist dem Prinz-Regenten ein wahrhaft begeisterter Empfang seitens aller Bevölkerungsschichten zu Theil geworden, der genugsam Zeugniß davon ablegt, wie sehr es der von einem schweren Verhängniß zur Lei tung der Geschicke des Landes berufene greise Fürst in der noch verhältnißmäßig kurzen Zeit seines Wirkens verstanden hat, sicb die Liebe und das Vertrauen des Bayernvolkes in höchstem Maße zu erwerben. Von Nürnberg aus hat sich der Prinz-Regent am Mittwoch früh nach Ansbach, der politischen Hauptstadt Mittel frankens, begeben, um von hier aus die Weiterreise nach Würzburg fortzusetzen. — Auf kirchenpolitischem Gebiete ist die Meldung von der Ernennung des De kans vr. Klein zum Bischof von Limburg zu verzeichnen. Oesterreich-Ungarn. Der Schwerpunkt des po litischen Lebens in der österreichisch-ungarischen Mo narchie ruht augenblicklich wieder einmal in Pest, wo seit Montag die im vergangenen Frühjahre abgebrochenen gemeinsamen Minister-Konferenzen ihre Fortsetzung finden. Obschon dieselben in erster Linie den Stand der Ausgleichsfrage zwischen den beiden Reichshälften zum Objekt haben, so liegt doch die Annahme nahe, daß auch die auswärtige Politik hierbei in irgend einer Form zur Sprache kommen wird, da die bulgarische Frage gegenwärtig gerade in der ungarischen Haupt stadt die Gemüther so lebhaft beschäftigt. Es kann indessen nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, daß die Anstrengungen der Opposition im ungarischen Unterhause, die österreichische Orientpolitik in spezifisch ungarischem Sinne zu beeinflussen, nicht den mindesten Erfolg haben werden. Durch den Ansturm, den die ungarischen Parlamentarier im Verein mit dem libe ralen Wiener Journalismus gegen die Orientpolitik Oesterreich-Ungarns unternommen haben, sind eine Menge Krisengrüchte gezeitigt worden, die namentlich von einer Erschütterung der Stellung des Grafen Kal- noky wissen wollten. Alle diese Gerüchte erfahren aber von unterrichteter Seite ein entschiedenes Dementi nnd die Versicherung, daß Graf Kalnoky sich nach wie vor des unbedingten Vertrauens seines Souveräns erfreue. Inserate, «eicht SÄ d« bedeutmden Auslage de< »latt-S eine sehr wirk same Verbreitungen«», »«den mit 10 Pfg. die «paltenzelle " Raum berechN I bellarisch« und eomplicirte Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge- Ausgabe: f. ausgeliehene Vorschüsse. - gekaufte Staatspapiere, verzinsliche Einlage b. d. Bank. - zurückgezahlte Spareinlagen. Stückzinsen auf Staatspapiere und Spareinlagen. - zurückgezahlte Stammeinlagen. - Prüfung d. vorjähr. Rechnung. 46431 Mark 86 Pf. Summa der Ausgabe. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate September 492 Einzahlungen im