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Wklßnitz-ZitW DK „Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich^drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Psg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Htmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe , zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnr in Dippoldiswalde. Nr. 45. Dienstag, dm 20. April 1886. 52. Jahrgang. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 19. April. Bei der gestern in hiesiger Stadtkirche stattgefundenen Konfirmation, bei welcher Herr Diakonus Keil die Rede hielt, wurden im Ganzen 87 Konfirmanden, 49 Knaben und 38 Rädchen, eingesegnet. 36 Knaben und 33 Mädchen Een aus der Stadt, die übrigen 18 Konfirmanden aus den eingepfarrten Dörfern. Daß die Zahl der Knaben überwiegt, ist ein selten wiederkehrendes Ver- hältniß. — Es beginnt jetzt die Zeit der Frühjahrs- kuren. Milch, Molken und die heilkräftigen Wässer aus dem Elbe-, Moldau- und Rheingebiet: Mühl brunnen, Kesselbrunnen, Krähnchen, Ragozy, und wie sie alle heißen, sollen helfen, die störenden Stockungen und Anschoppungen zu beseitigen, die im Laufe eines Jahres sich eingestellt haben und als geringere oder bedenklichere Störung der körperlichen Funktionen auf treten. Nicht alle Leidende sind in der Lage, diese Kuren an Ort und Stelle, wo die Gabe der Natur aus dem Schoße der Berge quillt, vornehmen zu können; ihnen kommt die segensreiche Erfindung zu gut, die unser Landsmann, I)r. Struve, durch die Herstellung künst licher Mineralwässer zu Anfang dieses Jahrhunderts gemacht hat. Ihre Wirksamkeit ist glaubhaft nachge- wiesen, und sind sie in derselben, nach der Meinung medizinischer Autoritäten, den in Flaschen versendeten natürlichen Wässern gleichzustellen. Der Bezug der selben ist durch Errichtung von Verkaufsdepots wesent lich erleichtert, wie denn z. B. bei uns sowohl in der Apotheke als bei Kaufmann Lincke die gangbaren Wässer stets auf Lager sind. Zu einer gedeihlichen Frühjahrskur gehört auch ein rechtes Frühjahrswetter, wie es seit vorgestern ins Freie gelockt hat. Wollen mir wünschen, daß es anhält, und den Gesunden zur Lust, den Leidenden und Genesenden zur Heilung und Kräftigung und besonders zu einem gesegneten Erfolge der begonnenen Kur dienen möge. — Das Rechtsbewußtsein vieler Menschen scheint in manchen Fällen, besonders Behörden oder amt lichen Einrichtungen gegenüber zu schlummern. Gar Mancher, der auch nicht im Entferntesten daran denken würde, irgend einen Menschen zu betrügen oder zu übervortheilen, macht sich kein Gewissen daraus, der Steuerbehörde über sein nicht kontrolirbares Vermögen falsche Angaben zu machen. Ebenso finden Viele nichts darin, bei Eisenbahnfahrten das Alter ihrer Kinder geringer anzugeben, um eine Fahrgeldersparniß herbeizuführen. Da dies sehr häufig vorkommt, sind jetzt die Beamten der preußischen Staatsbahnen an gewiesen worden, in allen Fällen, wo erwachsene Passagiere das Alter der von ihnen mitgeführten Kinder zum Zwecke einer Fahrgeldersparniß wesentlich falsch angeben, nicht allein den doppelten Fahrpreis (in winimo 6 Mark) einzuziehen, sondern thunlichst auch die Namen der Defraudanten festzustellen, damit die Verwaltung nach Lage des Falles die Einleitung des Strafverfahrens wegen Betrugs veranlassen kann. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Thätigkeit gelegentlich des Brandes beim Gutsbesitzer Robert Richter in Cunnersdorf bei Glas hütte am 3. vor. Mts. hat die königl. Brandver sicherungskommission der Gemeindespritze von Luchau 30 M. und der Spritze der freiwilligen Feuerwehr zu Glashütte 25 M. Prämie bewilligt. — Von dem Trichinenbeschauer Herrn Böthig in Kreischa sind am 16. d. M. in dem Fleische des an diesem Tage beim Gutsbesitzer Karl Gottlob Weigelt in Lungkwitz geschlachteten Schweines Trichinen in ungeheurer Menge vorgefunden worden. Das be treffende Schwein war auf Trichinen versichert und ist daher der Schaden für besten Besitzer jedenfalls nicht so bedeutend. Schönfeld. Am Sonntag Nachmittag sind hier im sogenannten Erbrichterteiche zwei Lehrlinge des Bäckermeister Weidauer beim unerlaubten Kahnfahren bei kurzer Abwesenheit des Lehrherrn ertrunken. Der eine der Verunglückten würde diese Ostern ausgelernt haben. Erst, nachdem man den Teich abgelassen, wurden die beiden Leichname gefunden. Dresden. Königin Karola wird Meran am 19. April verlosten und über München Dienstag Vor mittag wieder in Dresden eintreffen. — Die Prinzessin von Sachsen-Altenburg Marie, Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen und in erster Ehe mit dem Prinzen der Niederlande ver mählt, ist am 17. April auf dem Albrechtsberge von einer Prinzessin entbunden worden. — Eine im Schweizerviertel wohnende alleinstehende, 84jährige Dame ist dieser Tage von ihren Hausmanns leuten um 22,867 Mark in baarem Gelbe bestohlen worden. Die Diebe hatten vornehmlich ihr Augen merk auf die Ablenkung der Thäterfchaft von sich ge lenkt, es half ihnen aber nichts, sie wurden von der Polizei entdeckt und das Geld ist bis auf 228 Mark wieder herbeigeschafst worden. — Die neuerliche Anschwellung der Elbe wird nicht allein auf das Negenwetter der letzten Tage, sondern auch auf den Dammbruch eines 7 Stunden im Umkreis fastenden mächtigen Fischsees in Rosen feld bei Budweis zurückgeführt, dessen Gewässer sich in die Moldau ergossen haben. Da der See stark mit Fischen, namentlich mit Karpfen, bestanden war, ist der Verlust, den der Besitzer, Fürst Schwarzenberg, erleidet, ein beträchtlicher. — Während in Preußen noch immer nichts von einem greifbaren Resultat der Schlagwetter-Unter suchungen verlautet, hat man bei uns in Sachsen neue bergpolizeiliche Vorschriften erlassen, welche am 1. k. M. in Kraft treten werden. Man darf an nehmen, daß in den Kapiteln, welche „Schießarbeit" und „Wetterführung" behandeln, alle Vorsichtsmaß regeln Berücksichtigung gefunden haben, die von der Praxis und der Wissenschaft heute anempfohlen werden. Es sind das selbstverständlich Anordnungen mehr tech nischer Natur, für die ein allgemeines Interesse nicht beansprucht werden kann. Dagegen beginnt der Ab schnitt IV über die Arbeiter mit ein paar Paragraphen, die auf Theilnahme auch in weiteren Kreisen rechnen können. Danach sollen als Bergarbeiter nur solche Personen Beschäftigung finden, welche nach ärztlichem Zeugnisse mit körperlichen oder geistigen Gebrechen, die leicht Anlaß zu Unglücksfällen geben können, nicht behaftet und welche dem Trünke nicht ergeben sind. Bei der Anweisung der Arbeiter ist darauf zu achten, daß einem Jeden nur solche Arbeit zugetheilt werde, welche seinen Kräften angemessen ist, besonders aber zu Arbeiten, mit welchen besondere Gefahr oder Hand habung von Maschinen verbunden ist, nur hinreichend kräftige, verständige und erfahrene Leute verwendet werden. Nöthigenfalls ist für vorgängige Unter weisung des Betreffenden Sorge zu tragen. — Die diesjährige Generalversammlung des Kan toren- und Organistenvereins der Kreishauptmannschaft Dresden wird Dienstag, den 27. April, in Dresden abgehalten werden. Oschatz. Der sächs. Turnlehrerverein, der vor zwei Jahre» seine Generalversammlung in Dip poldiswalde abhielt, wird dieselbe Heuer in Oschatz in der Pfingstwoche abhalten. Leipzig. Die Schlußabrechnung über das achte deutsche Bundesschießen wird nächstens den Stadt verordneten zur Genehmigung vorgelegt werden. Dar nach entfallen von demselben 89,125 M. 50 Pfg. auf die Stadt Leipzig und 15,728 M. auf die Schützen gesellschaft daselbst. — Die russische Regierung hat 2 Landwirthe mit der Besichtigung der Hauptschäfereien Deutschlands und der Kenntnißnahme deutscher Zuchtverhältniffe be auftragt. Wie „Der Landwirth" meldet, haben die beiden russischen Sachverständigen bei dem Schäferei direktor Bohm in Leipzig einen theoretischen Lehrgang in der Wolltunde dnrchgemacht und sind betreffs der schlesischen Schafherden an den Schäfereidirektor Körte in Breslau gewiesen worden. Leipzig. Die 5. Klaffe der 109. sächsischen LandeS- lotterie wird vom 3. bis mit 22. Mai, mit Ausnahme des 9. und 16. Mai, gezogen werden. Die Erneue rung der Loose hat bis zum 24. April zu geschehen. — Nach zuverlässigen Mittheilungen sind die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte, daß die All gemeine deutsche Kreditanstalt durch den flüchtig ge wordenen Prokuristen ihrer Altenburger Filiale, Lingke, in Börsenengagements verwickelt sei, vollständig un begründet. Da Lingke die Berechtigung zur alleinigen Zeichnung der Firma nicht besaß, war überhaupt ein solcher Fall nicht möglich. Die Verluste, welche Lingke der Anstalt zugefügt hat, können jetzt als konstatirt gelten; sie werden nahe an die Summe von 400000 M. heranreichen und rühren ausschließlich aus Unter schlagungen her, welche Lingke zum großen Theil erst in den letzten Tagen vor seiner Flucht verübt und meist durch Fälschung der von ihm als ersten Pro kuristen der Filiale geführten Bücher zu verdecken ge wußt hat. Eine sichere Spur, wohin der Verbrecher, welcher einen sehr bedeutenden Geldbetrag mit sich genommen haben muß, sich gewendet hat, ist trotz aller Nachforschungen noch nicht zu entdecken gewesen. Ein Theil des Verlustes der Anstalt wird aus dem zurück gelassenen Vermögen Lingke's gedeckt werden. Hainichen. Im Rossauer Forste läßt die königl. Forstverwaltung durch einen preußischen Unternehmer eine Pferdebahn bauen, um die Abfuhr der gefällten Stämme zu erleichtern. Wer die Schwierigkeiten kennt, welche beim Transporte von Langholz auf den nament lich in jetziger Jahreszeit fast unergründlichen Wald wegen zu überwinden sind, wird der Einrichtung seinen Beifall nicht versagen. Chemnitz. Aus der am 15. April stattgefundenen Sitzung der Stadtverordneten ist hervorzuheben, daß dieselben die Beschlüsse des Stadtraths in Betreff der Erweiterung des Wasserwerks mit Einstimmigkeit genehmigt und die dazu geforderte Summe von 536 000 M. bewilligt haben. Ebenso wurde der Be trag von 39 000 M. für Errichtung eines neuen Ver waltungsgebäudes in der alte» Gasanstalt bewilligt, auch zum Beschlüsse des Stadtraths, den gegenwärtigen Branddirektor Weigand, welcher die Stellung als un besoldetes Ehrenamt bekleidet, gegen Unfälle im Dienste bei einer Unfallversicherungsgesellschaft in entsprechen der Weise zu versichern, die Zustimmung ausgesprochen. Hohenstein. Kürzlich kamen, ähnlich wie s. Z. in Meerane, Crimmitschau, Plauen rc., eine Anzahl des in Zürich erscheinenden „Sozialdemokrat" in ver schlossenen Kouverts durch die Post zur Austragung. Die Kouverts trugen den Poststempel „Karlsruhe." Die Nummer enthält u. A. eine Korrespondenz aus Hohenstein-Ernstthal, in welcher über die am 12. De zember v. I. im Gasthaus „zur Zeche" abgehaltene Versammlung referirt wird. Zum Schluß werden die Parteigenossen vor zwei in Hohenstein wohnhaften Per sonen, als im Dienste der Polizei stehend, gewarnt. Schwarzenberg. Seiten der kgl. Amtshaupt mannschaft ist in Schönhaide eine Versammlung an geregt worden, in der über die Zweckmäßigkeit der Anstellung von fachmännischen Revisoren zur Revision der Gemeinde- und Sparkassen verhandelt werden soll. Gera. Der Festplatz zum 10. mitteldeutschen Bundesschießen, welches vom 27. Juni bis 2. Juli hier abgehalten wird, ist ein landschaftlich schöner, malerischer Punkt, und dazu kommt, daß der Platz