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werde« mit 10 Pfg. di« Spaltenteile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeila M Pfg. Wkikttitz-ZcitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang Donnerstag, den 30. September 1886 Nr. 113 Das brutsch-östttreichischk Aündniß. Die nun schon siebenjährige feste Allianz zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn ist seit einiger Zeit allerhand Verdächtigungen ausgesetzt, die von einer Seite kommen, von welcher man dieselben am wenigsten erwarten sollte — von österreichisch-ungarischer Seite. Sie gehen einerseits von den großen liberalen Wiener Preßorganen, voran die „Neue Fr. Presse" und die „Deutsche Zeitung", anderseits vom ungarischen Reichs tage — oder besser gesagt, von einer gewissen Partei im Reichstage — aus und haben die seltsamsten Be sorgnisse über die Haltung Deutschlands in der bul garischen Frage zur gemeinsamen Grundlage. Speziell in den Kreisen der ungarischen Volksvertreter hat man diesen Besorgnissen schon wiederholt in Interpellationen an die Regierung unverhüllt Ausdruck verliehen, wie dies auch in der Donnerstags-Sitzung des ungarischen Unterhauses seitens des Führers der gemäßigten Oppo sition, des Grafen Appony, wiederum geschehen ist, und es ist kein Zweifel, daß in Ungarn weite Volkskreise die Anschauungen der Interpellanten theilen. Niemand nun wird es wunderlich finden, daß man in Oesterreich-Ungarn Mißtrauen gegen die Bestre bungen Rußlands auf der Balkanhalbinsel und speziell in Bulgarien hegt, denn die österreichische Monarchie hat, besonders seit der Besetzung Bosniens und der Herzegowina, unleugbar wichtige Interessen auf der Balkanhalbinsel zu vertheidigen und die Art und Weise, wie die russische Politik ihren Einfluß daselbst geltend zu machen sucht, mag dieses Mißtrauen nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen lassen. Aber befremdlich ist es, dasselbe auch auf Deutschland ausgedehnt und diese, Oesterreich so innig befreundete Macht geradezu be schuldigt zu sehen, sie leiste dem Zarenreiche in der bulgarischen Frage Handlangerdienste und sei darum für Oesterreich ein unsicherer Bundesgenosse geworden — denn dies ist die Quintessenz aller Angriffe, welche diesseits wie jenseits der Leitha auf das deutsch-öster reichische Bündniß gerichtet werden. Man weiß wirk lich nicht, ob man über die Frivolität oder über die Kurzsichtigkeit mehr erstaunen soll, welche sich in den Anschauungen der Politiker im Lager des österreichischen Klubs und der ungarischen Opposition über den Werth des deutsch-österreichischen Bündnisses wiederspiegelt. Mindestens ist es frivol und kurzsichtig zugleich, an dem segensreichen Friedensbunde zwischen den beiden mitteleuropäischen Kaiserreichen zu rütteln, nachdem derselbe erst in diesem Jahre durch die bedeutungsvollen Tage von Kissingen und Gastein seine erneute Weihe erhalten hat, und demselben quam ein Mißtrauens votum zu ertheilen, lediglich, weil Deutschland gewissen Leuten nicht den Willen thun und Rußland nicht zu donnern will: „Hand weg von Bulgarien!" Glücklicherweise bewahrt man in den leitenden Wiener wie Pester Regierungskreisen vollkommen seine Ruhe und Besonnenheit. Es ist bekannt, wie erst kürzlich das hochoffiziöse Wiener „Fremdenblakt" auf den Lärm der ungarischen Parlamentariers in einer Weise geantwortet hat, welche nicht den geringsten Zweifel darüber läßt, daß maßgebenden Orts in Wien der hohe Werth des Bündnisses mit Deutschland für Oesterreich-Ungarn gebührend gewürdigt wird. Und was die ungarische Regierung anbelangt, so bekundet sie die energische Erklärung des offiziösen „Nemzet": „Das deutsch-österreichische Bündniß bleibe aufrecht und unverändert, trotz der Angriffe Derjenigen, die eine solche weltgeschichtliche Gestaltung vom lokalen und Parteistandpunkte aus kritisiren", daß man in Pest ebenso denkt wie in Wien, sicherlich wird darum v. Tisza sich im ungarischen Reichstage bezüglich der Allianz mit Deutschland der Erklärung des „Nemzet" gemäß äußern. Jedenfalls verstehen die leitenden Staats männer der österreichischen Monarchie die Situation vollkommen zu würdigen; sie wissen, daß das deutsche Reich auf der Balkanhalbinsel keine speziellen Interessen zu verfolgen hat und sich nicht in Dinge mischt, die nur Rußland und Oesterreich angehen; sie wissen aber auch, daß es einen Punkt giebt, dessen Verletzung Deutschland als Bürgen des Berliner Vertrages aus seiner Zurückhaltung hervorlocken und zu einer ent schiedenen Parteinahme für die österreichischen Interessen im Orient bestimmen würde. Dies weiß man aber schließlich auch in Petersburg und bis jetzt liegt kein Grund zu der Annahme vor, Rußland werde diese stillschweigend seinem Einflüsse im Orient gestattete Grenze überschreiten und hiermit das deutsch-österreichische Bündniß auf seine Blut- und Feuerprobe stellen. Wenn es Noth thut — das mögen sich die Nörgler an dem Bündnisse gesagt sein lassen — wird Deutsch land aus seinen Verpflichtungen gegen den österreichischen Bundesgenossen unerschütterlich und energisch die er forderlichen Konsequenzen ziehen. Im Interesse der Erhaltung des europäischen Friedens kann man natür lich nur wünschen, daß diese äußerste Eventualität, das kriegerische Einschreiten Deutschlands zu Gunsten seines österreichischen Alliirten, nicht eintreten möge und der Charakter der deutschen Politik ist wohl eine hinläng liche Bürgschaft dafür, daß nach dieser Richtung hin Alles geschieht, was eben nach menschlicher Voraussicht geschehen kann. «Fokaks rmd Sächsisches. Dippoldiswalde, 29. September. Herbststurm und Regen, die in der vorvergangenen Nacht gewaltig an den Baumwipfeln herumgezaust haben, mahnen daran, daß der Michaelistermin herangekommen und es hohe Zeit ist zur Kartoffelernte, die denn auch bei uns im vollen Gange ist. Soviel wir vernommen haben, sind die Feldbesitzer mit dem Ertrage in Qua lität und Quantität nicht unzufrieden. Die reichlich anstehenden Pflaumen wollen nun auch abgeräumt sein. Für den an Spalieren wachsenden Wein sind freilich, obgleich bei uns schon sehr süße Trauben ab genommen morden sind, noch weitere sonnige Herbst tage zu wünschen. Bald wird nun auch das Abfischen des großen Teiches beginnen, da zur Kirmes ein Karpfen zu den berechtigten Eigenthümlichkeiten unserer Gegend gehört. Auf der Bahn verkehren jetzt schon häufiger Braun- und Steinkohlenlowries, und manches Bäuer lein bringt Nollholz, Schwarten und Reißig herbeige fahren, welche Winterbedürfniffe von sorgsamen Haus vätern und Müttern gern gekauft werden. — Die abgeräumten Felder ermöglichen übrigens jetzt die Vor nahmen der an unserer Wasserleitung beabsichtigten Neparaturbauten. Vor 19 Jahren um dieselbe Zeit war bei dem Baue derselben ein reges Leben. Hun derte von Erdarbeitern warfen vom 27. August ab auf der Strecke von hier nach dem Steinborn die 3 Ellen tiefen Gräben aus, vom 30. September ab wurden die Eisenröhren gelegt und gedichtet, und in wenig Wochen war die segensreiche Arbeit vollendet, so daß am 19. November 1867 die Einweihung der neuen Leitung erfolgen konnte. Jetzt werden die seit dem geschlossenen Gräben vom Taubenberge ab wieder geöffnet und weitere Rohre gelegt, worauf dann die jetzigen herausgenommen, gereinigt und asphaltirt werden sollen, um später bei nöthigen Reparaturen wieder Verwendung zu finden. Dippoldiswalde. Während in früheren Jahren es für junge Leute und hiesige Bürger, die ihre Kräfte der Stadt widmen wollten, möglich war, zu jeder Zeit der freiwilligen Feuerwehr beizutreten, ist seit längerer Zeit der Aufnahmetermin feiten des KorpS auf zwei Male im Jahre, auf Ostern und Michaelis, beschränkt worden. Wieder steht nun ein solcher Ter min bevor und wollen wir nicht unterlassen, auch an dieser Stelle zum Eintritt in das genannte Korps auf zufordern. Mag es vielleicht auch etwas unbequem für Manchen sein, die einzelnen Hebungen zu besuchen, und es ist jedenfalls amüsanter und leichter, aus sicherer Ferne bei einem Feuer die Leistungen der Feuerwehr zu bekriteln und herabzusetzen, und mag es auch schwer ankommmen, sich freiwillig einem einheitlichen Kom mando unterzuordnen und demselben unweigerlich Folge zu leisten, wir glauben, der Gemeinsinn ist bei vielen Bewohnern unserer Stadt, die der freiwilligen Feuer wehr noch fernstehen, so ausgeprägt und werkthätig, daß sie sich bereit finden, sich zur Aufnahme in dies segensreich wirkende Institut anzumelden. — Anmel dungen nehmen Herr Kaufmann Gotth. Reichel und Herr Klempnermeister Philipp entgegen. Glashütte. Die Wirthe, welche sich am Sonntag infolge des Erntedankfestes auf zahlreichen Besuch ein gerichtet hatten, haben keine Geschäfte gemacht, da in folge der dann und wann eintretenden Regenschauer und der gleichzeitig auf verschiedenen Ortschaften statt findenden Feier der Zuzug von auswärts ein spär licher war. Rabenau. Die am vergangenen Sonntag in hiesiger Stadt abgehaltene General-Versammlung des Gebirgsvereins für die sächs.-böhm. Schweiz war im Verhältniß zu früheren nur sehr schwach besucht. — Als Ort für das zu errichtende Vereinsmuseum wurde Pirna gewählt, während der Zentralausschuß Schandau vorgeschlagen hatte. Die nächste General- Versammlung, mit der die Feier des 10jährigen Be- Mr „«tiSeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lö Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königlich- Amtsbauptmannschast Mppoldiswalde. sowie für die Königlichen Amtsgerichte und du Stadirüthe zu Dippoldiswalde und Irauensiein Abonnements Einladung. Mit nächster Nummer, beginnt ein neues Quartal auf das Abonnement der „VeisseritL-Leitung" und bitten wir unsere bisherigen Abonnenten sowohl, als auch Die, welche das Abonnement neu beginnen wollen, möglichst umgehend dasselbe zu bestellen, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern eine Unter brechung nicht eintritt. , . Nach wie vor werden wir bestrebt sein, den Inhalt unserer Zeitung so reichhaltig wre möglich zu gestalten; fast in jeder Nummer werden wir einen Leitartikel bringen, in dem die hauptsächlichsten Tages fragen auf eine volksthümliche, leicht verständliche Weise besprochen werden. Unterstützt durch zahlreiche Korrespondenten in näheren und weiteren Orten der Umgebung sind wir im Stande, über bemerkenswerthe Vorkommnisse rasch und ausführlich berichten zu können, wie wir auch den politischen Ereignissen des In- und Auslandes gebührende Erwähnung thun werden. In der Unterhaltungsbeilage bringen wir spannende, gut geschriebene Erzählungen und Romane und in der Landwirthfchaftlichen Beilage nützliche und praktische Winke für Garten- und Feldbesitzer. Da die „Weißeritz-Zeitung" in allen Orten der Amtshauptmannschaft gelesen wird, ist den Inseraten derselben eine weite, wirksame Verbreitung gesichert, und sind wir unsererseits bestrebt, durch hohe Nabattgewährung das Jnseriren zu erleichtern. Wir hoffen deshalb, auch im neuen Vierteljahre zahlreiche neue Abonnenten begrüßen zu können. Dippoldiswalde. Die Expedition der „Weißerih-Zeitung".