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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnt in Dippoldiswalde. Die „Wrißerltz. Zeitung" rrsckeint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, etnmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan. «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. ratifiziren zu lassen, zur Genüge. Sie hatte eben sichere Nachrichten über die sonst für alle Welt über raschend gekommenen Vorgänge in Madrid erhalten und da-man nicht wissen konnte, welchen Verlauf die Dinge jenseits der Pyrenäen nehmen würden, so war unter allen Umständen die schnellste Sicherung des wichtigen Vertrages geboten. Den vielfachen gehässigen Kritiken gegenüber, welche der Reichskanzler wegen der ungewöhnlichen Berufung des Parlaments über sich ergehen lassen mußte, erscheinen darum die Ereig nisse in der spanischen Haupstadt als die glänzendste Rechtfertigung für sein Verhalten. Inzwischen dürfte auch die kaiserliche Ratifikation des Vertrages erfolgt und bann Alles geschehen sein, was geschehen konnte, um den Vertrag deutscherseits zu sichern und es ist anzunehmen, daß man denselben auch spanischerseits, selbst den ungünstigsten Fall eines Regierungswechsels vorausgesetzt, respektiren wird. — In Freiburg i. Br. ist dem am Montage stattgefundenen Einzuge des neuen Erzbischofs I)r. Roos am Dienstag die feierliche In thronisation desselben gefolgt. Das sich an die kirch liche Feier anschließende Festmahl gab dem Erzbischof Gelegenheit, seine friedfertige Gesinnung zu dokumen- tiren, indem er bei dem Toast auf den Kaiser, den Papst und den Grobherzog die Harmonie zwischen der staatlichen und der Kirchengewalt hervorhob. Minister Nock, als Vertreter der Staatsregierung, toastete aus den Erzbischof und gab hierbei der Hoffnung auf ein vollkommenes Einvernehmen zwischen Staat und Kirche Ausdruck. Oesterreich-Ungarn. Dem in voriger Woche statt gefundenen Zusammentritte des ungarischen Parlaments wird am nächsten Mittwoch, den 29. September, die Eröffnung des österreichischen Neichsrathes folgen und somit das parlamentarische Leben diesseits wie jenseits der Leitha wieder voll pulsiren. Mit der an diesem Donnerstag vorgenommenen Wahl der Ausschüsse im ungarischen Unterhause hat dasselbe die konstituirenden Vorarbeiten beendigt und werben die eigentlichen Ver handlungen am Sonnabend beginnen. Man kann denselben mit um so größerem Interesse entgegensehen, als dieselben zweifellos sehr erregte Verhandlungen über die bulgarische Frage, über die Stellung Deutsch lands zu Oesterreich rc. bringen werden, da hierüber verschiedene Interpellationen angekündigt sind. Auch im österreichischen Abgeordnetenhause dürften die bul garischen Angelegenheiten eine Hauptrolle spielen und daneben wird wohl auch das vorläufige Scheitern der Verhandlungen zwischen Wien und Pest über die Pe troleumzollfrage Anlaß zu lebhaften Erörterungen geben. — Die russischen Eisenbahnen haben den österreichisch ungarischen Eisenbahnverband gekündigt, so daß ein Eisenbahntarifkampf zwischen den beiderseitigen Ver waltungen in Aussicht steht. — In Wien ist Prinz Peter von Oldenburg, der jüngere Bruder des Prinzen Alexander von Oldenburg, des russischen Kandidaten für den bulgarischen Thron, eingetroffen. Prinz Peter begleitet in der russischen Armee die Stelle eines Ko- saken-Obersten. Aus dieser Meldung erhellt zugleich, daß Prinz Alexander noch in Petersburg weilt, das er angeblich verlassen haben sollte, um den Wiener Hof für seine Kandidatur zu gewinnen. England. Das englische Unterhaus wird schon seit voriger Woche durch die von Parnell eingebrachte Bodengesetz-Bill für die irischen Pächter, welche den selben ganz besondere Pachterleichterungen gewährt, in Anspruch genommen. Der Ausgang der Verhandlungen über die genannte Bill wird durch die von der irischen Fraktion wieder einmal inszenirte Obstruktionspolitik von einem Tage zum andern verzögert, da die An hänger Parnells hierdurch die Gegner der Bill „mürbe" zu machen hoffen. Die Regierung hat sich entschieden gegen den Parnell'schen Gesetzentwurf erklärt, da er die irische Bodenfrage in radikaler Weise lösen will, während ihn andererseits Gladstone unterstützt. Die Verhandlungen über die Bill laufen demnach auf eine interessante parlamentarische Machtprobe zwischen dem Kabinet Salisbury und dem Führer der Liberalen hinaus. Mittlerweile werden täglich neue Gewalt- thätigkeiten aus Irland gemeldet und namentlich ist Belfast wiederum zum Schauplätze blutiger Pübelexzesse am Sonntag, Montag und Dienstag geworden, so daß die Verkündigung des Belagerungszustandes in der so unruhigen Stadt ernstlich von der Regierung er wogen wird (s. Tagesgeschichte). Rußland. In den Petersburger Regierungskreisen bezeugt man fortgesetzt seine Unzufriedenheit mit den Männern, die gegenwärtig an der Spitze Bulgariens stehen, da diese nicht nach der russischen Pfeife tanzen wollen. Das „Journal de St. Pötersbourg" hält Stambuloff, Mutkuroff rc. wieder einmal ihr Sünden register vor und ist mit allen Maßnahmen derselben unzufrieden; sogar die Anordnung der Wahlen zur großen Sobranje auf den 10. Oktober wird als über stürzt bezeichnet. Auch sonst sucht Rußland bei jedem nur Halbwegs paffenden Anlässe der provisorischen Re gierung Bulgariens Schwierigkeiten zu bereiten. Der russische Konsul hat nämlich Aufklärung über verschie dene Reden angeblich antirussischer Tendenz, die jüngst auf einem Banket in Sofia gehalten worden sind, verlangt; dem Vernehmen nach ist demselben die ge wünschte Aufklärung zu Theil geworden. Spanien. Das Pronunciamento von Madrid ist von der spanischen Negierung rasch niedergeschlagen worden, immerhin übt es noch seine Nachwirkungen aus. Infolge des Pronunciamentos ist die Königin- Regentin von ihrer Sommerfrische La Granja nach Madrid zurückgekehrt, wo sie am Mittwoch einem Ministerrathe präsidirte. Am Dienstag Nachmittag fand eine kirchliche Trauerfeier für die beiden von den Insurgenten getödteten Offiziere, Obersten Mirasol und General Velarde, statt. Unter der Anklage, auf letzteren mit einem Revolver geschossen zu haben, ist ein Student verhaftet worden. Abonnements Einladung. Mit Nr. 114 beginnt ein neues Quartal auf das Abonnement der „VvisseritL-Asiluux" und bitten wir unsere bisherigen Abonnenten sowohl, als auch Die, welche das Abonnement neu beginnen wollen, möglichst umgehend dasselbe zu bestellen, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern eine Unter brechung nicht eintritt. . ... Nach wie vor werden wir bestrebt sein, den Inhalt unserer Zeitung so reichhaltig wie möglich zu gestalten; fast in jeder Nummer werden wir einen Leitartikel bringen, in dem die hauptsächlichsten Tages fragen auf eine volksthümliche, leicht verständliche Weise besprochen werden. Unterstützt durch zahlreiche Korrespondenten in näheren und weiteren Orten der Umgebung sind wir im Stande, über bemerkenswerthe Vorkommnisse rasch und ausführlich berichten zu können, wie wir auch den politischen Ereignissen des In- und Auslandes gebührende Erwähnung thun werden. . In der Unterhaltungsbeilage bringen wir spannende, gut geschriebene Erzählungen und Romane und in der Landwirthfchaftlichen Beilage nützliche und praktische Winke für Garten- und Feldbesitzer. Da die „Weißeritz-Zeitung" in allen Orten der Amtshauptmannschast gelesen wird, ist den Inseraten derselben eine weite, wirksame Verbreitung gesichert, und sind wir unsererseits bestrebt, durch hohe Rabattgewährung das Jnseriren zu erleichtern. Wir hoffen deshalb, auch im neuen Vierteljahre zahlreiche neue Abonnenten begrüßen zu können. Dippoldiswalde. Die Expedition der „Weißerih-Zeitung". Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Mit dem Besuche des deutschen Kronprinzen in Metz haben die Kaisertage im Reichs lande ihren definitiven Abschluß gefunden. Der Em pfang, welcher dem ritterlichen Erben des deutschen Kaiserthrones in der lothringischen Hauptstadt bereitet wurde, bildet die glücklichste Ergänzung der fortgesetzten Kundgebungen, die dem greisen Oberhaupte des Reiches seitens der elsässischen Bevölkerung zu Theil geworden sind und wenngleich der Kaiser leider darauf verzichten mußte, die Huldigungen auch der Bewohner Lothringens Persönlich entgegenzunehmen — abgesehen von dem Empfange der Deputation des Metzer Gemeinderathes — so haben jene dafür seinen Vertreter, den Kron prinzen, jubelnd begrüßt. Der Aufenthalt des kron- prinzlichen Herrn in Metz konnte in Anbetracht seiner ferneren Reisedispositionen nur eip kurzbemessener sein und beschränkte sich auf Montag Nachmittag und die Frühstunden des Dienstag; doch hat auch diese kurze Zeit genügt, um erkennen zu lassen, daß auch in der lothringischen Bevölkerung die Anhänglichkeit an unser erhabenes Kaiserhaus feste Wurzeln geschlagen hat. — Am Dienstag Vormittag hat der Kronprinz Metz wieder verlassen, um über Straßburg, bis wohin ihn sein Schwager, der Großherzog von Baden, geleitete, zunächst nach Basel abzureisen. Hier besuchte der Kronprinz sofort nach seiner Ankunft das Museum, das Münster und die mittelalterliche Sammlung und reiste Abends 8 Uhr nach Pontresina weiter, wo er mit seiner Gemahlin und seinen Töchtern zusammen trifft. — Aus Baden-Baden wird berichtet, daß das Befinden des Kaisers nichts zu wünschen übrig läßt. Derselbe nimmt auch hier die regelmäßigen Vorträge des Militär- und Zivilkabinets entgegen, während die gewohnten täglichen Ausfahrten infolge der eingetre tenen regnerischen und kühlen Witterung eine Be schränkung erlitten haben. — Die am Montag zu Ende gegangene außerordentliche Neichstagssession be herrscht noch immer die innerpolitischen Angelegenheiten. Namentlich deshalb, weil die an diesem Tage erfolgte definitive Genehmigung des Handelsvertrages mit Spanien mit den aus diesem Lande eingegangenen beunruhigenden Nachrichten zusammenfiel und letztere deutlich beweisen, wie nothwendig der Zusammentritt des Reichstages behufs schleunigster Erledigung des Handelsvertrages war. Der überraschende Madrider Militärputsch bekundet, wiewohl seine rasche Nieder schlagung gelang, aufs Neue die Unsicherheit der spa nischen Zustände und dadurch erklärt sich auch das Drängen der Reichsregierung, die Verlängerung deS deutsch-spanischen Handelsvertrages aufs Schleunigste -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. September. Der Winter- Fahrplan der königl. sächs. Staatseisenbahnen, vom 1. Oktober 1886 ab, liegt nunmehr vor. Abermals figunrt die Bahnstrecke Hainsberg-Kipsdorf mit nur je 3 Zügen, obschon mehrfache Kundgebungen aus dem Kreise der Interessenten izm Beibehaltung der bisherigen Züge, mit einer einzigen Abänderung der Abgangszeit von Kipsdorf, wie sie durch die Winterzeit bedingt erschien, gebeten hatten. Dreimalige Verbin dung mit Dresden hatten wir 30 und mehr Jahre vor der Eröffnung der Eisenbahn, der Briefverkehr hat also durch die Schienenverbindung nicht gewonnen, gnjerat«, «eich« hei dek bedeutenden Auflage de< Blatte« eine schr, wirk same Verbreitung finden, werden mit 1y Pfg. di« Spaltenzeile od« deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem " sandt, ... WH Theile, die Spaltenzeile . — Einae« mktionellen 20 Pfg.