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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde Lokales und Sächsisches — Der hiesige Stadtrath veröffentlicht in heutiger Nummer das mit dem 1. Oktober d. I. in Kraft tretende Regulativ über die obligatorische Tri chinenschau, und macht gleichzeitig bekannt, daß die Herren Uhrmacher Herschel und Musikus Zeidler als Trichinenschauer verpflichtet wurden, während Herrn Bezirksthierarzt Lehnert deren Beaufsichtigung über tragen worden ist. kandt, Lheile, die Spaltenzeil« -roPfs. Dippoldiswalde, 20. September. Das gestrig« Erntefest war schon durch das herrliche sonnige Wetter zum Festtage geweiht; die kirchliche Feier trug wesent lich zur Erhöhung des erbaulichen Eindrucks bei. Altar, Taufstein und Kanzel waren mit Garben, Garten früchten und Blumen sinnig geschmückt; die von Herrn Kantor Hellriegel komponirte Kirchenmusik gab den Ge fühlen der Freude und des Dankes über die Fülle des Erntesegens schwungvollen Ausdruck, und die von Herrn Superintendent Opitz (ohne Text) gehaltene Predigt vertiefte die festliche Stimmung durch Ausführung des Hauptgedankens, daß heute am Erntefeste die Freude und der Dank des Bürgers und Landmanns gelten müße dem lieben Hause, der Familie, die sein Glück berge; dem lieben Brot, das ihm Gott gegeben, und der Kirche, die ihm vom Irdischen auf das ewige Heil Hinweise. — Am Freitag, den 17. September, Nachmittags gegen 4 Uhr brach in dem Wohngebäude des Guts besitzers Carl Hermann Lotze in Seifersdorf Feuer aus und zwar in einer, am Hinteren Giebel nach der Hofseite zu befindlichen Kammer, welche vom Lotze- schen Dienstknecht als Schlafstätte benutzt wird. Den rasch und zahlreich herbeigeeilten Löschmannschaften gelang es, den Brand noch rechtzeitig zu unterdrücken und größeres Unglück zu verhüten, so daß den Flam men nur das in der Kammer befindlich gewesene Bett, sowie einige Kleidungsstücke zum Opfer fielen, wäh rend durch den Brand ein Schaden am Gebäude nicht verursacht worden ist und nur durch die Rettungs und Löschanstalten einige Fenster zerschlagen wurden, wie auch das Dach der angebauten Ställe beschädigt ward. — Entstehungsursache des Brandes konnte zeit- her nicht ermittelt werden. — In Reinhardtsgrimma ist von der dasigen Jagdgenossenschast der zeitherige Jagdvorstand, Herr Hermann Orgus mit 39 von 46 abgegebenen Sinn- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen 'Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein — Das Reichspostamt setzt durch eine in der neusten Nummer seines „Amtsblattes" enthaltene Verfügung die Postanstalten davon in Kenntniß, daß die Aus- schlußfrist für Verwendung offener Karten mit der Bezeichnung „Postkarte" als Drucksachensendungen über den 1. Oktober hinaus bis Ende März 1887 verlängert worden ist. Von diesem Zeitpunkte ab kann eine weitere Beförderung von Karten der gedachten Art gegen Drucksachentaxe nicht mehr stattfinden. — In Reichstädt ist am 18. September eine durch Telephon betriebene Telegraphenstation errichtet worden. musikalischen Welt auf: Beethoven, Mozart, Haydn, Meyerbeer, Reißiger, Lauterbach, Chopin rc., und man ist bei der Auswahl der Piecen darauf bedacht ge wesen, allen Hörern nicht nur Wohlgefälliges, sondern in Wahrheit Gutes zu bieten, und es kann soweit be stimmt vorausgesagt werden, daß Allen, die da kommen, ein hoher Genuß geboten wird, wie wir ihn seit langer Zeit hier nicht gehabt haben. Wenn nun, wie wir hören, die Zeichnungen für das Abonnement noch nicht in der Zahl erfolgt sind, daß dem Unternehmer, Herrn Stephan, pekuniäre Opfer erspart bleiben, so ist das bedauerlich, zumal auch unter diesen Verhältnissen die Abhaltung der folgenden Concerte fraglich würde. Doch hoffen wir, es wird die Betheiligung noch eine solche werden, daß auch der Unternehmer, dem man doch eigentlich für diese Veranstaltung zu Dank ver pflichtet ist, voll befriedigt werde. Der Eintrittspreis ist zwar für unsere gewöhnlichen Verhältnisse ein un gewohnter, doch in Rücksicht auf das Gebotene ist er geradezu ein billiger zu nennen. Und derartige Künst ler, wie die genannten, hier hören zu können, dürfte sich schwerlich bald wieder eine Gelegenheit bieten. — Nun, es ist doch in Dippoldiswalde noch nichts Gutes verunglückt, und so hoffen wir auch hier das Beste und begrüßen alle Betheiligten mit einem frischen und fröhlichen: Glück auf! — Die hiesige Kaltwasser-Badeanstalt hat in diesem Sommer folgende Frequenz gehabt: 76 Zellen bäder, 357 Basstnbäder, 223 Kinderbäder, in Summa 656 Bäder. Außerdem badeten 9 Kompagnien Sol daten (Kompagnie 80—100 Mann, L 5 Pf.) während des Manövers hier, und 311 Schulkinder unentgeltlich. Der wenigst günstige Monat bezüglich der Wärme war der Juni, sowie die Hälfte des Juli, wo wenig ge badet wurde; bis 10. Juli war das Bad seit der Er öffnung nur von 47 Personen besucht worden. schon der Schwerpunkt der portugiesischen Kolonial politik lag und in dem sich der Handel auf Karawanen straßen bewegt, die vielleicht bis in die Zeiten Salomos hinaufreichen. Hier, in Ostafrika, sind die politischen Schwierigkeiten für unsere koloniale Entwickelung viel leicht größere, als in Westafrika und der Südsee, da für sind in Ostasrika auch die wirthschaftlichen Aus sichten bedeutungsvoller, ist der Entwickelungsgang ein rascherer als in Westafrika und der Südsee. In Ost afrika besteht, wie in Neu-Guinea, eine Gesellschaft, die deutsch-ostafrikanische, welche die eigentliche Hoheit besitzt, während zugleich ein Theil ihres Gebietes unter Oberhoheit und Schutz des Reiches steht, laut kaiser lichem Schutzbries vom 27. Februar d. I. Alles in Allem genommen, stellt Deutsch-Afrika ein Gebiet von ca. 30 000 Quadratmeilen dar, also entsprechend der ungefähren Größe von Deutschland, Frankreich und Oesterreich zusammengenommen. Hier ist mit den eigentlichen, praktischen Kolonisationsarbeiten ein ener gischer Anfang gemacht worden und hier hat am meisten unter allen deutschen Kolonien der deutsche Landwirth Aussicht, ein lukratives Feld für sein Wirken zu finden, wobei allerdings vorausgesetzt werden muß, daß er hinlängliches Betriebskapital besitzt. Man sieht, die Ausführungen vr. Peters, von denen wir an dieser Stelle eben nur einen kleinen Auszug geben können, sind weder sehr optimistisch, noch aber auch allzu pessimistisch gehalten. Es geht aus ihnen vor Allem hervor, daß es noch Jahre ange strengter Thätigkeit bedürfen wird, zumal in West afrika und der Südsee, ehe die deutschen Kolonisations bestrebungen ein praktisches, greifbares Resultat zeitigen und sich ihre wohlthätigen Rückwirkungen auf das deutsche Mutterland äußern werden. Daß es aber dahin kommen wird, daran ist schon heute nicht zu zweifeln. Ist doch der Deutsche der beste Kolonisator, den es nur geben kann und wir vermögen vr. Peters nur beizustimmen, wenn er deutschen Fleiß und deutschen Muth, deutsche Ausdauer, Sparsamkeit und Anspruchs losigkeit als die großen Tugenden preist, auf die wir vertrauen dürfen, wenn wir hoffnungsfreudig in die Zukunft unserer Kolonialpolitik blicken. Jnfera«, «Ae Hä Zch bsdeuteirden Auflä-e d« Blatte« em« sehr wirk- same Verbreitung »erden mit 10 P Spaltenzeile oder Raum berechnet. - bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge- t, im redaktionellen Der Stan ¬ der deutschen Koloniat-Unteruehmnngen. In voriger Woche hat in den Mauern der Reichs hauptstadt der erste deutsche Kolonialkongreß getagt, der sich als sehr stark besucht erwies und dessen Ver handlungen in befriedigenster Weise verlaufen sind. Unter den Gegenständen der außerordentlich reichhal tigen Tagesordnung des Kongresses verdient nun die Rede besonders hervorgehoben zu werden, welche vr. Peters, der Vorsitzende des Zentralvereins für Handels geographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande, am ersten Vcrhandlungstage über den ge genwärtigen Stand ver deutschen Kolonisation hielt. Wir geben die Rede in ihren Hauptpunkten im Fol genden wieder, da sie in ebenso klarer wie eingehender Weise sich über die gegenwärtige Lage der verschiedenen deutschen Kolonial - Unternehmungen verbreitet und durchaus geeignet erscheint, so manchen irrigen und verkehrten Anschauungen, denen man hierüber noch immer begegnet, entgegenzutreten. Nach einem einleitenden Rückblick auf die Geschichte der Kolonialbewegung in Deutschland geht die Rede zunächst auf die westafrikanischen Besitzungen Deutsch lands über, die bekanntlich Angra-Pequena mit dem Namaqualand und dem Damaraland als Hinterland und das Kamerungebiet mit dem Togoland umfassen. Angra-Pequena bildet den Ausgangspunkt der deutschen Kolonialbestrebungen und hat mit dem erwähnten Hinterland einen Flächenraum von etwa 3000 Quadrat meilen. In Angra-Pequena ist die deutsche Kolonisirung über das Stadium der Erwerbung und Voruntersuchung noch nicht hinausgekommen und letztere hat ergeben, daß eine reiche Kolonie in Südwestafrika schwerlich zu erwarten steht, da dieses Gebiet unter einem entschie denen Wassermangel zu leiden hat. Doch ist bas Land an der Walfischbai reich an Kupfererzen und dies läßt die Aussicht wenigstens auf ein rentables Kupferberg werks-Unternehmen als nicht unbegründet erscheinen, während sich anderseits die Ländereien im Norden von Hereroland und Damaraland für Ackerbau und Vieh zucht eignen. Ganz anders sind die Verhältnisse im Kamerun gebiete. Hier findet sich zunächst ein altes deutsches Handelsfeld vor, seit Jahren betrieben hier deutsche Häuser schon Handel und infolge dessen hat in Kame run das Reich selbst die Hoheit übernommen, indem es einen eigenen Gouverneur einsetzte und dadurch Kamerun den Charakter einer wirklichen Reichskolonie verlieh. Kamerun ist ein überaus fruchtbares Land, dagegen erweist sich das Klima freilich als sehr un gesund und wäre es sehr zu wünschen, daß sich die Kolonie das gesündere Hinterland eroberte. Auf alle Fälle bekundet aber die Kamerun-Kolonie Neigung zum Vorwärtskommen und wird man ihr deshalb eine Zu kunft nicht absprechen können. Die Kolonie enthält ebenfalls etwa 3000 Quadratmeilen Flächenraum. Das zweite große Glied in der Kette der über seeischen deutschen Besitzungen repräsentiren diejenigen in der Südsee. Die deutschen Kolonien in der Südsee, von denen das deutsche Neu-Guinea die größte ist, umfassen ein Gesammtareal von 4200 Quadratmeilen. Eine eigenthümliche, üppige und zukunftsreiche Welt entfaltet sich hier den Blicken und wenngleich die deutsche Kolonisation auch im Südsee-Archipel erst in ihren kleinsten Anfängen steht, so ist doch gegründete Hoff nung vorhanden, daß auch in der Südsee der deutsche Unternehmungsgeist herrliche Früchte zeitigen wird, wenn erst die Hauptschwierigkeiten, welche namentlich in der Unentwickeltheit des Gebietes und seiner weiten Entfernung vom deutschen Mutterlands bestehen, über wunden sein werden. Das dritte große deutsche Kolonial-Unternehmen endlich, das ostafrikanische, bietet wiederum ganz be sondere Verhältnisse dar. In Deutsch-Afrika stehen wir auf einem uralten Handelsgebiete, in welchem „Welßerltz-geitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — In Bezug auf das nächsten Freitag im Saale des „goldenen Stern" stattfindende Abonnement- Co ncert können wir unseren Lesern die erfreuliche Mittheilung machen, daß die betr. Künstler ganz vor zügliche Kräfte sind. Frl. Schacko, noch nicht lange als Opernsängerin am k. Hoftheater engagirt, hat na mentlich auch in den „Hugenotten" von Meyerbeer brjllirt, und wird auch hier eine Arie aus genannter Oper, bei welcher sie ihre Leistung als Koloratursängerin in glänzender Weise zur Geltung bringen kann, vor tragen. Die Herren Kammermusiker Eichhorn und Stenz sind gleichfalls ganz bedeutende Künstler auf ihren Instrumenten: Violine und Cello. Das uns vorliegende Programm weist die besten Namen der