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"7 Weißmtz-Zitms Inserate, welche Sei der bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk- sauie Verbreitung finde», werden mit 1V Pfg- die Spalten)eile oder veren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. Me „Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners« tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan- ltalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be- , , Amtsblatt sm di- Löniqliche Umlshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Kömglich-Il Amtsgerichte Md die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein ? — Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 43. Donnerstag, den 15. April 1886. 52. Jahrgang. > . >-> , .SMNN-I-S Glossen zur Arbeiterbewegung in Frankreich und Delgirv. Die sozialistisch-revolutionäre Sturmfluth, welche über Belgien dahinbrauste, hat sich wieder verlaufen und nur hier und da lassen sich deren Ueberbleibsel noch in vereinzelten Streiken erkennen. Aber ihre Nachmehcn wird das belgische Land noch längere Zeit empfinden und die Vorgänge in Charleroi, Mons, Tournai rc. sind geeignet, auch über die Grenzen Belgiens hinaus noch immer zu ernsten Betrachtungen anzuregen, um so mehr, als sich der^ große Arbeiter streik auf französischem Boden, in den Kohlengruben bezirken von Decazeoille immer drohender anläßt. Daß die Arbeiterkrisis in Decazeoille und die nun niedergeschlagene Bewegung in Belgien, in einem innerlichen Zusammenhangs mit einander gestanden haben, ist unverkennbar; dort wie hier bildete die Un zufriedenheit der Arbeiterschaft mit den verdienten Löhnen das treibende Motiv bei den Ruhestörungen, aber weder in den französischen noch in den belgischen Minendistrikten hätten jene zu so blutigen Ausschrei tungen geführt, wenn die vorhandene Gährung von den sozialistischen und anarchistischen Führern nicht systematisch für ihre verwerflichen Zwecke ausgebeutet worden wäre. Nun, wie das besorgt worden ist und auch noch ferner so geschehen wird, ist ja kein Geheim- niß — die Prediger des sozialistischen Evangeliums wissen sehr gut, daß sie einfach nur bei der Unzu friedenheit des arbeitenden Standes ihre Hebel anzu setzen haben, um ihre dunklen Pläne zu erreichen. Der Unzufriedene leiht Allem, was geeignet erscheint, die Ursachen seiner Unzufriedenheit zu beseitigen, ein williges Ohr, ohne meist die Versprechungen, die ihm Hierbei gemacht werden, reiflich auf ihre Erfüllbarkeit zu prüfen. Die Jünger der sozialistisch-anarchistischen Propaganda verstehen sich auf ihr Handwerk, daß muß man ihnen lasten, sie misten, daß der durch die Un zufriedenheit bereits mürbe gemachte Boden noch mehr gelockert werden muß, ehe er für das von ihnen aus gestreute Samenkorn richtig empfänglich ist. Dies geschieht durch die sozialistische Literatur, in welcher die Gegensätze zwischen Arm und Reich natürlich in der zweckdienlichsten Beleuchtung erscheinen, so daß dort mit den düstersten, hier mit den glänzendsten Farben gemalt wird und zum Schluß wird dann allemal das verruchte Kapital für alles menschliche Elend verantwortlich gemacht und demnach: Krieg dem Moloch Kapital. Ist der Arbeiter von diesem eigen- thümlichen Evangelium durchdrungen, dann erfolgt der Hauptangriff. An Stelle des gedruckten Wortes erscheint das gesprochene, plastischer zeigt sich nun den unruhig gemachten Leuten der revolutionäre Gedanke; jetzt braucht es vielleicht nur noch der Anregung durch den lieben Schnaps und die bethörten Arbeiter werden in dem Taumel ihrer erregten Leidenschaften, ihrer Erbitterung zu Thaten hingerissen, welche sie wahrscheinlich vorher gar nicht geahnt haben. Nach diesem Rezepte ist schon bei den Londoner Arbeiter- excesten von den Aposteln der revolutionären Umsturz partei „gearbeitet" worden, hiernach gingen sie bei den Decazeviller Unruhen, die bekanntlich zur Ermordung des Ingenieurs Watrin führten, vor und dieses be liebte und leider auch bewährte Rezept wurde auch von den Hintermännern der belgischen Arbeiterbe wegung angewendet und die Wirkung haben wir ja Alle gesehen. Aber was erzielten die irregeleiteten Arbeiter mit ihren Ausschreitungen gegen Kapital und „Bourgeoisie", speziell die belgischen Streikenden? Sie haben sich selbst brotlos gemacht, die glänzenden Ver sprechungen der Agitatoren sind unerfüllt geblieben und ihre einzige Errungenschaft ist unsägliches Elend, den» die Mißleiteten und ihre Familien Preis gegeben sind; wenn das verhaßte Kapital nicht lindernd und rettend einspringt. Und wen trifft im Grunde ge nommen die Schuld, daß die Unzufriedenen zu Mord brennern und zu Vernichtern ihrer eigenen Existenz wurden? Die Verfasser der sozialistischen Hetzbro- chüren, die Leiter der anarchistischen Preßorgane, die Prediger der sozialen Revolution — sie sind mit ihrer gewissenlosen Ausbeutung der Worte Freiheit und Gleichheit die eigentlichen Verführer des Volkes und sie tragen die erste und größte Verantwortung für die Thaten, zu denen sie selbst die fanatisirten Masten angespornt. Wir wollen darum nur wünschen und hoffen, daß die arbeitenden Klaffen allmälich einsehen lernen, was es mit den Versprechungen und Vor spiegelungen der redegewandten Vorfechter der kom munistischen und anarchistischen Lehren auf sich hat, daß es doch nur Luftschlösser sind, die man dem fleißigen Arbeiter aufbaut und daß derselbe eine zweckvienliche Erleichterung seiner Lage nimmermehr von sozialistischen Agitatoren zu erwarten hat. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Die Ortskrankenkasse der Stadt Dippoldiswalde, die am vergangenen Sonn abend ihre General-Versammlung abhielt, zählte am 31. Dezember 1885 368 Mitglieder, und zwar 316 männliche und 52 weibliche. Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Berufsgruppen wie folgt: 214 auf Handwerksbetriebe, 82 auf Fabrikbetriebe, 52 auf baugewerbliche Betriebe, und 20 auf nicht näher auf geführte Betriebe. Seit dem Bestehen der Kaffe (seit 1. Dezember 1884) kamen 328 Erkrankungsfälle vor, von denen 147 mit Erwerbsunfähigkeit verknüpft waren; diese Krankheitsfälle vertheilen sich auf die einzelnen Betriebe: Handwerksbetriebe 206 (erwerbs unfähig 78), Fabrikbetriebe 41 (26), baugewerbliche Betriebe 60 (37) und diverse andere Betriebe 21 (6); am Schluffe des Jahres 1885 waren noch 15 Per sonen in ärztlicher Behandlung; Sterbefälle kamen 3 vor. Was die finanziellen Ergebnisse der Kaste an belangt, so befindet sich im Jnseratentheile der heutigen Nummer ein Auszug davon, auf den wir hierdurch Hinweisen wollen. — Da der Geburtstag des Königs diesmal in die Osterferien fällt, hat das kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Bestimmung für angemessen erachtet, daß die seinerzeit für alle Volksschulen des Landes angeordnete Feier als Nach feier im Laufe der ersten Schulwoche nach den Ferien veranstaltet werde. — Wie alljährlich, so sollen auch Heuer die Cigarrenabschnitte zur Ausstattung bedürftiger Konfirmanden verwendet werden. Sammler werden gebeten, dieselben in diesen Tagen, spätestens aber am Sonnabend, im Gasthof „Stadt Dresden" abzugeben. — Die neulich veröffentlichten statistischen Angaben aus dem 16. Jahresbericht des Landes-Medizinal- Kollegiums auf das Jahr 1884 seien im Folgenden er gänzt und mit den betreffenden Zahlen der hiesigen Amts hauptmannschaft verglichen. Im Jahre 1884 sind im Königreich Sachsen lebend geboren 132,524, todtge- boren 5112, gestorben 94,525 Personen; auf je 1000 Lebende kamen 43,so Geburten (Amtsh. Dippoldis walde 40,?s) und 30,is Sterbefälle (Amtsh. Dippol diswalde 26,»»). Von den größeren Städten haben die größte Sterblichkeit wiederum Zschopau mit 42,»» "/so und Limbach mit 37,«o; die geringste Bautzen mit 22,4» °/oo und Zittau mit 23,oo (Amtsgerichtsbezirk Dippoldiswalde 22,4 "/<><,, Parochie dagegen 37,»°/oo). An Pocken sind im ganzen Königreich 15 Personen (Dippoldiswalde keine) gestorben, deren Krankheit meist eingeschleppt worden ist von Böhmen her, wo kein Impfzwang besieht; an Masern 1449 oder 1,»» °/o aller Todesfälle (Dippoldiswalde 28 oder 2,04 »/<>); an Scharlach 1311 oder 1,»»"/» (Dippoldiswalde 17 oder 1,»4"/»); an Croup und Diphtherie 7855 oder 8,», °/o (Dippoldiswalde 128 oder 9,»i °/o, Parochie Dippol diswalde 9,» °/o). Noch mehr Todesfälle an Diphtherie als im Med.-Bez. Dippoldiswalde ereigneten sich in den Bezirken Meißen, Großenhain, Leipzig-Land, Borna, Rochlitz, Leipzig-Stadt und Plauen. Mit 12 Jahren hat die Sterblichkeit an dieser schlimmsten Geißel des Kindesalters immer zugenommen, besonders aber in den letzten 4 Jahren von 1881 bis 1884, in welcher Zeit allein über 20,000 Menschen von jener unheimlichen Seuche dahingerafft worden sind. Man glaubt dem Mangel an Reinlichkeit im Ort und in den einzelnen Häusern eine Hauptschuld an dem Auftreten und der Vorbereitung der Diphtherie zu schreiben zu müssen. An Keuchhusten ereigneten sich 911 oder 0,ss °/o Todesfälle (Dippoldiswalde 13 oder 0,s» >), an Typhus 808 oder 0,»s °/, (Dippoldis walde 6 oder 0,44»/»), an Kindbettkrankheiten 697 oder 0,74 "/»(Dippoldiswalde 7 oder 0,„«/o), an Krebs 2215 oder 2,»s "/a (Dippoldiswalde 67 oder 2,«»"/»), an Lungenschwindsucht 7867 oder 8,»» °/o (Dippoldis walde 119 oder 8,»»«/o, Parochie Dippoldiswalde sogar 17 oder 15,i °/o). Uebertroffen wird in dieser letzten Beziehung der Bezirk Dippoldiswalde noch von DreS- den-Land, Freiberg, Dresden-Stadt, Leipzig-Stadt, Hainichen-Stadt, Marienberg und Oelsnitz. — Für Zwecke des Armenwesens sind nach den statistischen Erhebungen von den sämmtlichen OrtS- armenverbänden des amtshauptmannschaftlichen Be zirkes Dippoldiswalde im Jahre 1885 im Ganzen 49,360 Mark verausgabt, beziehentlich durch Unter stützungen in Naturalien rc. gewährt worden. Von dieser Summe sind 41,318 M. von den betreffenden Ortsarmenverbänden aus eigenen Mitteln zu decken gewesen, während die verbleibenden 8042 Mark nur verlagsweise zu bestreiten waren und vom Land armenverband oder anderen Gemeinden rc. zurückzu erstatten sind. Die Gesammtsumme von 49,360 M. aber vertheilt sich (unter Angabe der in Klammern gesetzten Nestitutionsposten) auf die einzelnen Orts armenverbände wie folgt: Altenberg 3739 Mark (198 Mark), Bärenstein mit Hammerbärenklau und Geisingsgrund 501M., Frauenstein 2619 M. (526 M.), Geising 740 M. (104 M.), Glashütte mit Gleisberg 3620 M. (1022 M.), Lauenstein mit Unterlöwenstein und Kratzhammer 1201 M. (27 M.), Ammelsdorf — M., Bärenburg 1 M. (Zehrgelder), Kautzsch und Zscheckwitz 208 M., Bärenfels 214 M., Dorf Bären stein 411 M. (59 M.), Berreuth mit Seifen 214 M., Berthelsdorf — M., Beerwalde 208 M., Börlas 911 M. (232 M.), Börnersdorf 829 M. (204 M.), Börnchen b. Lauenstein 101 M., Börnichen b. Poffen dorf 407 M. (287 M.), Breitenau mit Walddörfchen und dem zum Armenverband gehörigen Oertchen Oelsengrund 191 M., Burkersdorf 1319 M. (401 M.), Cunnersdorf 292 M., Dittersbach 866 M (208 M.), Dittersdorf mit Nückenhain und Neudörfel 701 M., Döbra 230 M., Dönschten 204 M. (146 M.), Elend 131 M., Falkenhain 168 M., Friedersdorf 374 M., Fürstenau mit Gottgetreu und Müglitz 421 M., Fürstenwalde mit Nudolphsdorf 223 M., Georgenfeld 58 M., Gombsen mit dem zum Armenverband ge hörigen Bärenklause 413 M. (413 M.), Großölsa 304 M. (36 M.), Hartmannsdorf 214 M., Haus dorf 932 M. (575 M.), Hänichen 309 M. (151 M.), Hennersbach 114 M., Hennersdorf 350 M., Herms dorf im Erzgeb. 1007 M., Hermsdorf bei Dippoldis walde 120 M., Hirschbach 231 M. (14 M.), Hirsch sprung 20 M., Holzhau 653 M., Höckendorf mit Edle Krone 1056 M. (98 M.), Johnsbach mit Bärenhecke 709 M. (194 M.), Kipsdorf 64 M., Kleinbobritzsch 107 M. (50 M.), Kleincarsdorf 270 M. (244 M.), Kreischa mit dem zum Armenverband gehörigen Oert chen Saida 1405 M. (378 M.), Liebenau mit Klein liebenau 1088 Ni. (364 M.), Löwenhain 43 M., Luchau 196 M., Lungkwitz 1435 M. (156 M-), Malter 104 M., Nassau 1295 M., Naundorf 261 M., Niedersrauendorf — M., Niederpöbel 27 M., Ober carsdorf 907 M. (19 M.), Obercunnersdorf 218 M. (40 M.), Oberfrauendorf 280 M. (32 M.), Ober-