Volltext Seite (XML)
Jnjerat«, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk- fanie Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. jag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich IM. 2K Psg-, zweimonatlich W I 84 Psg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- I / . / . Natten, Postboten, sowie s V die Agenten nehmen Be- > " ° A l «-„jaliLen Amtsgerichte und die Stadträthe für di- Königliche Amtsh-uplmannjchafi MMiswnlde sonne tzr Komgkch A zu Dippoldiswalde und Irauenslem Nr. 39. Verantwortlicher Redacteur: Cstkl Ikhnk in Dippoldiswalde. 52. Jahrgang. Dienstag, den 6. April 1886 Das Sojjaljjlengtsth und die soM- revolutionären Gefahren. - Die zweite Berathung des Sozialistengesetzes im Reichstage hat das öffentliche Interesse unmittelbar a»f den Brennpunkt der sozialen Gefahr konzentrirt und es sind am letzten Dienstag und Mittwoch im Reichstage Reden gehalten worden, welche von höchster Bedeutung für die Entwickelung der sozialen Frage in Deutschland werden können. Ueber das Sozialisten gesetz an sich, welches schon wiederholte Verlängerung erfuhr, ist nichts Neues zu sagen und auch nichts Neues gesagt worden. Es ist jedem ehrlichen Be- urtheiler klar, daß das Sozialistengesetz mit seinen nur ausnahmsweise verhängten Verboten von sozial demokratischen Versammlungen und Ausweisungen so zialistischer Agitatoren aus einzelnen Großstädten, so wie durch Unterdrückung der sozialdemokratischen Presse weder die Sozialdemokraten, noch die Arbeiter in Fesseln legt. Die Sozialdemokraten haben ihre Zu sammenkünfte heimlich und doch schmuggeln sie sich ihre Zeitungen zu; und die Arbeiter als solche werden vom Sozialistengesetze überhaupt nicht berührt. Dieses Gesetz bezweckt lediglich eine Verhinderung der staats gefährlichen, jede Ordnung bedrohenden Agitation in de» Arbeitermassen und eine Blindheit oder Heuchelei sonder Gleichen ist es, in dieser Richtung die Sach lage nicht zugeben zu wollen. Die schauderhaften Nachrichten aus Belgien zeigen ja nur zu deutlich, wohin es führt, den Arbeitern täglich einzureden, daß sie die Sklaven, die Unterdrückten, die Betrogenen seien und daß die Tage der Freiheit bald kommen würden. In Belgien sind diese Tage der Freiheit angebrochen, indem circa 50,000 Arbeiter sich in den Jnvustriebezirken in Folge der sozialistischen Hetzereien empört haben, eine Menge Schlösser, Häuser und Fabriken verbrannten, Läden plünderten, Eigenthum vernichteten und nur mit Waffengewalt zur Ruhe ge bracht werden konnten. Gegen taufend tobte und verwundete Menschen, Millionen vernichteten Eigen- thums, Rauch und Trümmer in der Umgebung von Charleroi, sowie gewaltige Nothstände für ganze Distrikie, das sind die Folgen der wüsten sozialistischen Agitation in Belgien. Die Berichte aus Charleroi melden direkt, daß es sich um keine Arbeitertumuite, sondern um eine durch Hetzereien hervorgebrachte soziale Revolution handele. Die Arbeiter seien alle wie verrückt, wollten Alles über ihnen stehende ab schaffen, den König, die Negierung, das Kapital und das Besitzthum. — Und angesichts einer solchen er schütternden Katastrophe sollen wir in Deutschland die Sozialdemokraten mit dem Feuer spielen lassen? Wie ist in der Praxis überhaupt der Unterschied zwischen Sozialdemokraten und Anarchisten sestzuhalten? Die verführten und bethörten Arbeitermassen kennen den Unterschied nicht; bei denen wirken die fortwährenden Aufstachelungen nur vergiftend, nur in der Weise, daß Recht und Gesetz, Leben und Eigenthum verachtet werden. Soll es auch noch hundert Mal gesagt werden, daß die sozialistischen Bestrebungen außerhalb jeder der bisher als recht anerkannten politischen und wirth- schaftlichen Ordnung stehen und daß die Erreichung der sozialdemokratischen Ziele auf „friedlichem? Wege" ein Versteckspiel mit den wahren Absichten der Sozial demokraten ist? Strenge Gesetze gegen die Hetzer, gegen die Verführer des Volkes und gegen die Sozial revolutionäre, aber auch gedeihliche, auf dem Boden der bisherigen Staatsordnung stehende soziale Besse rungen zu Gunsten der Lage der friedlichen Arbeiter sind daher das einzige richtige Mittel, den sozial revolutionären Gefahren zu begegnen. Für den ersten Zweck ist aber das Sozialistengesetz noch unentbehrlich und hinsichtlich der sozialreformatorischen Gesetzgebung soll sich bekanntlich an das Unfall- und Krankenver sicherungsgesetz auch noch dasjenige der Altersver sorgung für die Arbeiter anreihen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie schon seit mehreren Jahren wird hier auch Heuer, und zwar am 17. Mai, eine Fohlenschau und Stutenmusterung stattfinden, die diesmal, wie schon früher einmal, mit einer Pra- mirung verbunden sein wird. — Je mehr jeder Naturfreund sich über die sicht lich fortschreitende Entwickelung der herrlichen Früh lingswelt freuen muß, um so mehr erscheint es ge boten, auf eine Unsitte hinzuweisen und von derselben abzumahnen, der sich nicht nur Kinder, sondern auch nicht wenig Erwachsene schuldig machen. Wir meinen das gedankenlose und leichtsinnige Abreißen knospender Zweige und der ersten Blüthengaben des Frühlings. Wenn auch das Abschneiden einiger Nestchen mit Kätzchen einen Schaden nicht'zu machen vermag, so bleibt es dabei ja nicht bewenden, da die Nestchen eben nicht abgeschnitten, sondern nicht selten abgerissen, oder ganze Aeste herübergezerrt und abgeknickt werden. Wenn die mitgenommenen Aestchen als Zimmerschmuck ins Wasser gestellt werden, so hat dies doch noch einen entschuldbaren Zweck, wenn dieselben aber gedanken los weggeworfen werden, so verdient ein solches Ge bühren die Bezeichnung Ungezogenheit und Gemüth- losigkeit mit vollem Rechte. Uebrigens ist es als Frevel strafbar und möchten deshalb Eltern nicht unterlaßen, nicht nur ihre Kinder zu einem ziemlichen Verhalten in dieser Hinsicht zu ermahnen, sondern ihnen auch selbst mit einem guten Beispiele voran zu gehen. Die Pietät soll in der Behandlung der Pflanzenwelt geübt werden; wer hier seine Freude am leichtfertigen Zerstören hat, wird bald auch an anderen Objekten seine rohe Kraft versuchen. Die Er mahnungen in der Schule, an denen es nicht fehlt, thun es nicht allein; strenge Aufsicht und Zucht da heim müssen mithelfen. — Dienstag Abend soll, wie aus der Einladung in den Inseraten hervorgeht, die Konstituirung der Ortsgruppe des deutschen Schulvereins stattfinden und ist ein zahlreicher Besuch der Versammlung höchst wünschenswerth, weshalb wir auch an dieser Stelle darauf aufmerksam machen und dazu einladen. — Nächsten Donnerstag, den 8. April Nachts, wird ein Theaterextrazug auf der Hainsberg- Kipsdorfer Bahn verkehren. Im Altstädter Hoftheater wird „Oberon", im Neustädter Hoftheater „Im Vor zimmer" (neu einstudirt), „Ich heirathe meine Tochter" und „Herrn Kaudel's Gardinenpredigten" gegeben werden. — 5. April. Am Sonnabend hatte der Vorstand des Geflügelzüchter-Vereins den Schulkindern freien Eintritt in die Geflügelansstellung gewährt, was den selben zu großer Freude gereichte und dem geehrten Direktorium Anspruch auf die Dankbarkeit der jugend lichen Besucher erwarb. Der Besuch der Ausstellung am gestrigen Sonntage war sehr stark und kann der Verein mit dem erzielten Resultate wohl recht zu frieden sein. Altenberg. Dem Herrn Obersteiger Mende Hierselbst ist aus Anlaß seines 50 jährigen Dienst jubiläums und in Anerkennung seiner treuen Amts- thätigkeit von Seiten der Altenberger Zwitterstocks- Gewerkschaft eine goldene Nemontoir-Uhr geschenkt und durch den Vorstand, Herrn Rittergutsbesitzer Otto, mit passender Ansprache und herzlichen Glückwünschen überreicht worden. Müglitzthal. In Mügeln sind am 2. April In genieure und technische Hilfsarbeiter eingetroffen, um Vcrmeffungsarbeiten für die sehnlichst erwartete Müg- litzt Hal bahn vorzunehmen. Dresden. Im Sitzungssaale der ersten Stände kammer wird am 15. April der allgemeine Kreistag und ritterschastliche Konvent des Meißner Kreises ab gehalten werden. Die Verhandlungen desselben sind geheim. — An der namentlichen Abstimmung über das Branntweinmonopol-Projekt in der Sitzung des Reichs tags vom 27. März haben sich laut Angabe des amt lichen stenographischen Sitzungsberichts folgende säch sische Abgeordnete betheiligt, welche dabei sämmt- lich gegen das Monopol stimmten: vr. Braun, Budde berg, Fährmann, Kayser, Penzig, vr. Tröndlin, Viereck. Der Abstimmung enthielt sich der Abg. Klemm. Beurlaubt waren die Abgg. Ackermann, Gehlert, entschuldigt die Abgg. Eysoldt, Günther, vr. Hartmann, Holtzmann, ohne Entschuldigung fehlten die Abgg. Auer, vr. Frege, Geiser, Geyer, Hartwig, Merbach, Reich, Stolle und v. Carlowitz. — Der Gesellen-Ausschuß der Dresdner Maurer- Innung macht jetzt öffentlich bekannt, daß mit den Meistern folgende Vereinbarung getroffen wurde: „1. Fleißige und tüchtige Gesellen sollen bis zü 35 Pfg. Lohn pro Stunde bis auf Weiteres erhalten; 2. IIstündige Arbeitszeit ist beizubehalten; 3. Akkord arbeiten bleiben nach Uebereinkommen zwischen Arbeit geber und Arbeitnehmer unter Zugrundelegung des üblichen Stundenlohnes bestehen." Leipzig. Als Enthüllungstag des seiner Vollen dung entgegengehenden, aus dem Augustusplatze auf zustellenden Siegesdenkmales ist der 2. September künftigen Jahres in Aussicht genommen worden. — Nach den neuesten Berechnungen über die Bausumme des neuen Börsengebäudes zu Leipzig beträgt dieselbe, obwohl ursprünglich nur auf 926,000 Mark veranschlagt, 1,182,000 M., wozu noch 23,000 Mark für die elektrische Beleuchtung der Räume hin zukommen. Von diesen ca. 1,200,000 M. sind noch 320,000 M. in einer 4prozentigen Anleihe, welche bei der „Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt" ausge nommen wird, zu decken. Die Räumlichkeiten für die Handelskammer sind bereits fertig gestellt und zur sofortigen Aufnahme derselben bereit. Am I. Juli werden in dem neuen Gebäude die Börsenhalle, am 1. September das Restaurant, welches für den jähr lichen Miethzins von 12,000 M. an die Brauerei von Riebeck u. Co. in Reudnitz verpachtet wurde, und wenig später die übrigen Räume für die Börse selbst mit ihrem großartigen Verkehr der Oeffentlichkeit über geben. Zwickau. Durch frühere Verträge mit den Stein kohlenwerken des hiesigen Reviers hatte die Stadtge meinde den Abbau der Steinkohlen unter der inneren Stadt ausgeschloffen. Jetzt beabsichtigt aber der erzgebirgische Steinkohlenbauverein, die Kohlen unter den Grundstücken des Buchhändlers Döhner und Kohlenwerksbesitzers Thost, welche bereits zur inneren Stadt gehören und an der Grabenpromenade liegen, abzubauen. Zwischen beiden Grundstücken liegt jedoch städtisches Straßenareal, welches nicht gut umgangen werden kann. Es hat deshalb der genannte Aktien verein um die Erlaubniß zum Abbau dieses Kohlen lagers gebeten und es ist dieselbe auch mit Rücksicht darauf, daß der Abbau 500 Meter unter der Erd oberfläche erfolgt und nach dem Gutachten der Sach verständigen letztere bei dieser erheblichen Tiefe des Abbaues in keiner Weise gefährdet ist, außerdem der Stadt nicht unerhebliche Zehntentheile zufallen, von der Stadtgemeinde ertheilt worden. Plauen i. V. Die Arbeiterkolonie Schnecken grün hatte Ende März einen Bestand von 81 Kolo nisten, die sich nach ihrem Geburtsorte auf 52 Sachsen, 6 Pommern, 3 Brandenburger, 3 aus der Provinz Sachsen, 1 Westfale, I Nheinprovinzler, 5 Bayern, 1 Badenser, I Hesse und 3 Ausländer; dem Alter nach auf 6 unter 20 Jahren, 24 bis 30 Jahre, 22 bis 50 Jahre, 4 bis 60 Jahre, 1 über 60 Jahre; nach Familienverhältniffe auf 63 Ledige, 7 Verhei- kathete, 3 Wittwer und 8 Geschiedene; nach Religion Mts 70 Evangelische und 11 Katholische vertheilen. Die meisten gehören dem Handwerkerstande an, es find aber auch unter ihnen 6 Kommis, sowie ein ehe-