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Witz -JeitW. «latteS ein» schr wirk same Verbreitung finden »erden mit 1V Pfg. dis Spalten»«!« oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Jnserate mit entsprechen« dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Tbeile, die Spaltenzeile SSPfg. «e^ „Weißeritz. Zeitung" ^scheint wöchentlich drek- chal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg., zweiinonatlich 84 Pffl., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1l> Pfg. - Alle Posten- palten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche KmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichm Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und ZlraNenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne iiz, Dippoldiswalde. Nr. 102. Sonnabend, den 4. September 1886. 52. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm erfreut sich ungeachtet der gegenwärtigen abnormen heißen Wit terung des besten Wohlbefindens und hat in der letzten Zeit täglich den Exercitien und Besichtigungen der Truppentheile des Gardekorps beigewohnt. Auch die große Herbstparade über das Gardekorps, welche am 1. September auf dem Tempelhofer Felde stattfand, wurde von dem allerhöchsten Kriegsherrn, den eine glänzende militärische Suite umgab, persönlich abge halten. — Der Kaiser hatte dem Papste zu besten kürzlich stattgefundenen Namensfeste seine herzlichsten Glückwünsche übermitteln lasten, wofür der Papst dieser Tage in einem längeren Telegramm seinen Dank aus gesprochen hat. — Der deutsche Nationalfesttag, der 2. September, ist, soweit sich die vorliegenden Berichte überblicken lasten, auch in diesem Jahre allerwärts in den deutschen Gauen meiner seiner Bedeutung würdigen Weise begangen worden. Es ist darum nur erfreulich, konstatiren zu können, wie lebendig in allen wahrhaft Patriotisch fühlenden Kreisen noch die Erinnerung an einen der größten Ruhmestage unserer Nation ist und es steht zu hoffen, daß diese Erinnerung, als eine Mahnung an eine große, erhebende Zeit, auch ferner hin in der deutschen Volksseele kräftig fortleben wird. — Die bulgarischen Ereignisse beherrschen nicht nur fortgesetzt die Situation auf dem Felde der auswärtigen Politik, sondern klingen selbst in unserer inneren Politik wider. Es ist bekannt, wie scharf sich die „Nordd. Allg.Ztg." gegen denjenigen Theil der deutschen Tages- preffe gewendet hat, in welchem versucht wurde, die Vorgänge in Bulgarien zu Parteizwecken auszubeuten und namentlich den Sieg der bulgarischen Gegen revolution als eine diplomatische Niederlage unseres leitenden Staatsmannes hinzustellen. Man mag die Form der erwähnten Auslastung des offiziösen Blattes mißbilligen — in der Sache hat es schließlich Recht! Denn es ist wirklich beschämend, in freisinnigen und klerikalen Blättern zu lesen, die innere Politik des Fürsten Bismarck sei schon lange nichts mehr gewesen, nun tauge auch seine auswärtige Politik nichts, dies bekunde deutlich der Verlauf der bulgarischen Ange legenheiten. Ueber derartige hämische Angriffe braucht man eigentlich kein Wort weiter zu verlieren; seit einem Vierteljahrhundert leitet Fürst Bismarck die innere und äußere Politik Preußens und schließlich auch des übrigen Deutschlands und wenn er vielleicht auf dem Gebiete der innerpolitischen Angelegenheiten hie und da Irrungen begangen, so stehen dafür seine Erfolge in der Leitung der auswärtigen Politik um so glänzender da. Dieser geschmähten Bismarck'schen Politik ist es zu danken, daß der Friede zwischen den maßgebenden Nationen Europa's seit 15 Jahren er halten geblieben ist und wir denken, der eiserne Kanzler wird sich auch fernerhin seine Zirkel durch die spöttische Kritik von Preßorganen, wie die „Freisinnige Zeitung" und die „Germania," nicht stören lasten — zum Heile Deutschlands und ganz Europa's! — Auf inner politischem Gebiete ist sonst einzig noch erwähnenswerth die in Breslau stattgefundene diesjährige General- Versammlung der deutschen Katholiken zu verzeichnen. Auf derselben ist eine sehr energische Sprache geführt worden; unter den verschiedenen Forderungen seien nur diejenigen hervorgehoben, nach denen die Kirche frei in Ausübung des Gottesdienstes, in Spendung der Sakramente, in ihrer Lehre, in ihrer Einwirkung auf Schule und Unterricht, in.der Bildung von Ordens gesellschaften, auch der Jesuiten rc. sein müsse. Für die Rückberufung sämmtlicher Ordensaesellschaften mit Einschluß der Jesuiten trat sehr lebhaft Weihbischof vr. Gleich von Breslau ein und vr. Windthorst äußerte, daß er „nicht eher ausspannen wolle, bis Alles erreicht sei." Da ist ja eine recht friedliche Stimmung! Oesterreich-Ungar». In der ungarischen Haupt stadt ist der Tag, an welchem vor nun 200 Jahren die Festung Ofen den Türken nach blutigem Kampfe für immer entrissen wurde, am Donnerstag in glän zender Weise begangen worden. Auch das deutsche Reich war hierbei diplomatisch wie militärisch vertreten. Diplomatisch durch den deutschen Generalkonsul in Budapest, von Bojanowski, militärisch durch die auf speziellen Befehl Kaiser Wilhelm's zu den Ofener Fest lichkeiten entsandte Deputation preußischer Offiziere. Die letzteren sind Vertreter der ehemalig Kurbranden burgischen Regimenter, die sich in so hervorragender Weise an der Erstürmung Ofens am 2. September 1686 betheiligten und liegt in ihrer Abordnung ein Beweis großer Kourtoisie seitens Kaiser Wilhelm's. Diese Aufmerksamkeit hat denn auch in Budapest die ver diente Würdigung gefunden nnd Oberbürgermeister Rath selbst begrüßte die preußische Deputation sofort nach ihrer Ankunft in Pest mit den herzlichsten Worten. Die preußischen Offiziere sind die Gäste Kaisers Franz Josef und werden als solche auch den Herbstmanöoern der österreichischen Armee beiwohnen. England. Die langausgesponnene Adreßdebatte im englischen Unterhause hat in ihrem bisherigen Ver laufe dem Ministerium Salisbury recht günstige Wen dungen genommen. Dieselben charakterisiren sich na mentlich durch die Ablehnung des die Home-Rule für Irland fordernden Amendements Parnell's und durch die gleichfalls erfolgte Ablehnung der Amendements Cremer's und Smith's, von denen das erstere die Aufschiebung der Annexion Birma's verlangt, das andere die Fortsetzung des Krieges in Birma bedauert. Die parlamentarische Stellung des Kabinets Salisbury muß nach der Verwerfung dieser von der liberal-irischen Opposition aufgestellten Forderungen und Beschlüsse als tzine sehr günstige bezeichnet werden. — Im weiteren Fortgänge der Adreßdebatte theilte der Unter staatssekretär Fergustson am Dienstag mit, daß die chinesisch-englische Konvention bezüglich Birma's that- sächlich abgeschlossen, wenn auch noch nicht ratifizier sei. China anerkenne in derselben durchaus die britische Herrschaft in Birma, sichere England volle Aktions freiheit zu, öffne den Südwesten China's dem britischen Handel und beanspruche in keiner Weise die Suzeränität über einen Theil Birma's. — Da können die Eng länder in der That von Glück sagen, daß sie sich mit China wegen des birmanischen Handels so günstig auseinandergesetzt haben. Bulgarien. Mit gespannter Aufmerksamkeit und den lebhaftesten Sympathien verfolgt, man kann sagen, ganz Europa, den Triumphzug, als welchen sich die Heimkehr des Bulgarenfürsten in sein Land darstellt. Am Montag Abend traf derselbe in Tirnowa, der alten Hauptstadt Bulgariens, ein, von der Bevölkerung mit dem denkbar größten Enthusiasmus begrüßt und setzte am Dienstag die Reise nach Philippopel über Elena fort. Daß Fürst Alexander, ehe er in seine Residenz Sofia wieder einzieht, der Hauptstadt Ost- rumeliens einen Besuch abstattet, beweist, wie sehr er die Treue und Hingebung der Rumelioten würdigt. Die ostrumelischen Milizen haben sich im serbischen Kriege am tapfersten und mit bewundernswerther Ausdauer geschlagen und in Ostrumelien war es auch, wo das Verrätherstück von Sofia sofort energische Miß billigung fand und wo die so erfolgreiche Gegenrevolution zu Gunsten des Fürsten Alexander von Anfang an die kräftigste Unterstützung erhielt — kein Wunder, wenn darum der heimkehrende Herrscher die braven Rumelioten zunächst mit seinem Besuche beehrt. Im Uebrigen herrscht in ganz Bulgarien Ruhe und darf man um so eher erwarten, daß es Fürst Alexander rasch gelingen wird, sich wieder auf dem bulgarischen Throne festzusetzen, als der frühere Gegner des Fürsten Alexander, König Milan von Serbien, ihn in herz lichster Weise zur Rückkehr in sein Land beglückwünscht hat, woraus zu schließen ist, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien ihre baldige Erneuerung erfahren dürften. Im Uebrigen ist natürlich die Zahl der Kommentare, welche die europäische Presse an die bulgarischen Ereignisse von der Gefangennahme des Fürsten Alexander an bis zu seiner Rückkehr fortgesetzt knüpft, Legion, so daß eS zur Unmöglichkeit wird, alle diese Preßäußerungen wieder zugeben. Selbstverständlich fehlt es auch nicht an aller hand sensationellen Mittheilungen, von denen wir nur die der „Halle'schen Zeitung" aus Darmstadt aus „bester Quelle" zugegangenen Nachricht reproduziren wollen, wonach man in Berlin von Petersburg aus über die Nothwendigkeit eines Thronwechsels in Bul garien verständigt, durch den Gang der Verschwörung in Sofia aber vollständig überrumpelt worden ser. Recht seltsam nehmen sich übrigens die Betrachtungen der russischen Regierungspreffe über die Rückkehr des Fürsten Alexander aus. So meint z. B. das „Journal de St. Pötersbourg," es wäre ein starker Optimismus, zu glauben, daß mit der Rückkehr des Fürsten von Bulgarien nach Sofia die bulgarische Frage gelöst und Alles zur Ordnung zurückgekehrt sei. Man müsse sich mit Geduld waffnen. Aus diesem sehr offenherzigen Kommentar des offiziösen russischen Blattes geht zur Genüge hervor, daß man in Petersburg die bulgarische Partie noch lange nicht aufgiebt, wenn auch daselbst einstweilen die Parole ausgegeben worden ist: Ab warten! Hoffentlich werden jedoch auch die fernere« Ränke der russischen Partei in Bulgarien zu nichts gemacht werden. — Auch die Katkow'sche „Moskauer Zeitung" widmet den jüngsten Ereignissen in Bulgarien einen bemerkenswerthen Artikel. In demselben wird besonders darauf hingewiesen, wie das erst durch Ruß land geschaffene Bulgarien auch nur in Verbindung mit Rußland und unter dessen Schutze existire, woran sich im Weiteren die Deduktion schließt, daß der Fürst Alexander nur ein Vasall Rußlands gewesen sei. Die Bulgaren hätten darum Recht gehabt, daß sie den Fürsten fortjagten, als er selbst Rußlands Feind ge worden war. Im Sonstigen zeichnet sich der Artikel durch eine gewisse Mäßigung in der Sprache aus und schließt mit der Hoffnung, daß sich noch Alles befrie digend aufklären werde. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 3. September. Die Feier des Nationalfestes erhielt Heuer durch die Einquar tierung einen der Bedeutung des Tages mehr als in früheren Jahren entsprechenden Charakter, obschon be sondere, von militärischer Seite ausgehende Veran staltungen, außer der von 12 bis 1 Uhr auf dem Marktplatze stattfindenden Parade-Musik, nicht statt fanden. Früh 6 Uhr begleitete eine Abtheilung des Militärvereins die vom Stadtmusikchor geblasene Re- veille auf den Gottesacker, wo die Gedenktafel der im Kriege 1870—71 Gefallenen wie üblich mit Eichen kränzen geschmückt wurde. Um 10 Uhr fand in der festlich dekorirten Turnhalle für die drei ersten Schul klassen Festaktus statt, an welchem Herr Amtshauptmann von Keßinger, Herr Bürgermeister Voigt, einige Mit glieder der städtischen Behörden, sowie eine größere Anzahl von Eltern und Schulfreunden theilnahmen. Zu bedauern war es jedenfalls, daß seitens der mili tärischen Gäste unserer Stadt der zweimal er lassenen Einladung nur in beschränktester Weise Folge geleistet worden war, indem nur einige Unteroffiziere der Feier beiwohnten. Nach 4 stimmigem Einleitungs gesänge hielt Herr Schuldirektor Engelmann die sich an das Gerok'sche Gedicht „Das beste Kreuz" anleh nende Festrede, in welcher derselbe nach einer kurzen Darstellung der 3 Wendepunkte des Krieges (Sedan, Paris, Metz) und der Kriegserfolge, nacheinander das Eiserne Kreuz, das Rothe Kreuz und das schwarze Kreuz zum Ausgangspunkte der Ausführungen wachte, die der Bedeutung des Festtages entsprachen. Er bezeich nete das Eiserne Kreuz als Erinnerungszeichen hervor ragenden Heldenmuths, das Rothe Kreuz als Mahnung