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König Albert der österreichische außerordentliche Ge sandte und bevollmächtigte Minister, Freiherr v.Herbert- Rathkeal, in besonderer Audienz empfangen worden, um vom Kaiser von Oesterreich die förmliche Werbung um die Hand der Prinzessin Marie Josepha für den Erzherzog Otto Franz Josef zu überbringen. Beim Prinz Georg ist dann gleichfalls die Werbung wieder holt worden. — Wie das „Leipz. Tagebl." anführt, ist in dem jüngst vor dem königl. Landgericht Freiberg verhan delten-Sozialisten-Prozeß gegen Bebel und Genossen Seitens der Vertheidigung Revision des Landgerichts- urtheils beim Reichsgericht zu Leipzig beantragt worden. AuS dem Erzgebirge. Die Holzschleiferei, welche seit zwei Jahrzehnten im Erzgebirge eine ganz bedeutende Ausdehnung gewonnen hat, war im Jahre 1885 etwas besser gestellt, als im Vorjahre, denn die Preise für den Doppelzentner trocknen Holzstoffes er hoben sich von 11 bis IS auf 15 bis 16 M., und brachten dem Fabrikanten, der vorher fast mit Verlust gearbeitet hatte, wieder einigen Gewinn. Die Ursache dieser Besserung ist zunächst darin zu suchen, daß eine Vermehrung der Holzschleifereien im Vorjahre nicht eingetreten war und daß mehrere neue Papiermaschinen in Thätigkeit gesetzt wurden, die den Bedarf an Holz stoff mit erhöhen halfen. Der höchste Preis von 16 M. wurde übrigens nur in einzelnen Fällen während des Hochsommers erzielt, denn im Herbst fiel der Doppel zentner wieder auf 13 bis 14 M. Die größte Fabrik für Holzstoff, nämlich diejenige in Niederschlema, welche den Durchschnittspreis im Jahre 1884 auf 1l,«s M. für 100 Kilo angegeben hatte, berechnet denselben für 1885 auf II,»» bez. 12,-o M. Die Preise der Schleif hölzer sind in den letzten Jahren gestiegen, da solche Hölzer in den Waldern des Erzgebirges auch selten werden und zum Theil aus Böhmen bezogen werden müssen. Der Festmeter Schleifhölzer in der Stärke von 7—12 Ctm. kam auf 10 bis 11 und derjenige von 13 bis 15 Ctm. Oberstärke auf 11 bis 12 M. Grade im Hochsommer, wo der Holzstoff zu annehm baren Preisen abgesetzt werden konnte, war die Fabri kation infolge des niedrigen Wasserstandes sehr be schränkt; die gute Zeit konnte also nicht ausgenutzt werden. Trotz der Besserung der Verhältnisse haben die Fabrikanten keinen nennenswerthen Gewinn er zielen können. Jetzt droht schon wieder neue Kon kurrenz, da neue Holzschleifereien errichtet worden sind, und es ist sonach nicht anzunehmen, daß eine weitere Preissteigerung des Holzstoffes eintreten wird. Reustadt b. St. Eine außerordentliche Ver sammlung des hiesigen Spar- und Vorschuß- Vereins hat den Antrag des Vorstandes, den Verein in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, angenommen. Darnach hört die Solidarhaft der Mitglieder auf, und sind dieselben nicht mehr mit ihrem Vermögen, sondern nur durch ihren Aktienbesitz haftbar. — Der Spar und Vorschuß-Verein zu Burkhardtswalde hat, um Weiterem vorzubeugen, einstimmig seine Liquidation beschlossen. Bockwa. Wohl nur wenige Dörfer Sachsens werden sich eines solchen Reichthums rühmen können, wie Bockwa bei Zwickau. Das steuerpflichtige Ge- sammteinkommen daselbst beträgt 2020980 Mk. Da runter sind 92850 Mk. aus Grundbesitz, 653560 Mk. aus Kapitalien, 566155 Mk. aus Löhnen und Ge halten und 734540 Mk. aus Handel und Gewerbe. 26125 Mk. sind als Schuldzinsen vom Einkommen abzuziehen. Viele aus Bockwa stammende Kohlen werksbesitzer mit großem Vermögen befinden sich jetzt in Zwickau, sonst würde das steuerpflichtige Einkommen in Bockwa noch weit höher sein. Tagesgeschichte. Berlin. Der Bundesrath wird in diesem Jahre frühzeitiger als gewöhnlich seine Berathungen wieder beginnen, und zwar bereits in der zweiten Hälfte des Monat September. Einer der ersten Be- rathungsgegenstände dürfte die Verlängerung des über Berlin und Hamburg verhängten kleinen Belagerungs zustandes sein, dessen Giltigkeit am 1. Oktober zu Ende geht. Potsdam. Anläßlich des 100 jährigen Todestages Friedrich de» Großen fand am 17. August in der Potsdamer Garnisonskirche am Sarge em feierlicher Gottesdienst, welchem der Kaiser und die Kaiserin bei wohnten, statt. Nach demselben nahm der Kaiser die Kirchenparade über die im Lustgarten aufgestellten Truppen der Garnison ab. Bayern. Bei Pasing, der letzten Eisenbahnstation vor München, waren am 17. August auf dem Bahn damm 5 Frauen mit Entfernen des Grases beschäf tigt, als von zwei Seiten Züge heranbrausten; zwei Frauen gingen zur Seite, drei aber wurden überfahren und sofort getödtet. Baden. In Karlsruhe stürzte am 17. August, Nachmittags, ein fast fertiger, vierstöckiger Neubau ein, während die Arbeiter darin beschäftigt waren. Bisher wurden 8 Todte aus den Trümmern gegraben, die Rettungsarbeiten werden fortgesetzt. Elsaß Lothringen. Nachdem das 7. und 8. Armee korps, die hessische Division und einzelne Regimenter bereits mit dem neuen Repetirgewehr versehen sind, wird mit der Einführung desselben auch bei unserm (15.) Armeekorps begonnen. Das 112. Regiment (in Colmar) machte bereits Anfang voriger Woche mit der neuen Schußwaffe seine Uebungen; möglicherweise kann in den Tagen des Kaisermanövers (vom 13. September an) ein großer Theil des 15. Armeekorps schon die selbe erproben. Frankreich. Der Pariser Gemeinderath hat mit einer allerdings sehr geringen Mehrheit beschlossen, daß ein obligater Normal-Arbeitstag von neun Stunden eingesührt werde» soll. Dieser Normal- Arbeitstag soll nicht nur für die städtischen Arbeiter in eigener Regie gelten — die Stadt Paris beschäftigt in ihrem ordentlichen Dienst etwa 40000 Personen inkl. des Personals der Straßenreinigung — sondern er soll auch für alle Werkstätten, Fabriken und Bau plätze der gesammten städtischen Lieferanten und Kon trahenten in Kraft treten. England. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ist es in Belfast abermals zu bedeutenden Ruhestörungen gekommen, wobei sich bewaffnete Trupps der protestantischen und katholischen Einwohnerschaft mehrere Stunden lang mit einander herumschossen; auf beiden Seiten gab es Todte und Verwundete. Erst am Sonntag Morgen gelang es dem Militär, die Ruhe wieder herzustellen. Rußland. Der gegenwärtig in Rußland Herum reisende Präsident der französischen Patrioten-Liga, Deroulöde, ist auf unmittelbaren Befehl des Kaisers Alexander benachrichtigt worden, daß er bei der ersten gegen Deutschland aufhetzenden Rede aus Rußland ausgewiesen werden würde. Egypten. Die neue englische Regierung ist, wie es scheint, auch in Hinsicht der im Sudan zu verfol genden Politik anderer Ansicht als ihre Vorgängerin, die in letzter Zeit eine vollständige Preisgebung des Sudan für angemessen hielt und darum die Truppen zurückzog. Von einem egyptischen Blatte wird ge meldet, daß eine zweite Expedition nach dem Sudan beschlossen worden sei. Man behauptet jedoch, daß es sich nicht um einen Vormarsch nach Khartum oder Berber, sondern nur nach Dongola handelt, das die Engländer nun auf's Tiefste bereuen, geräumt zu haben. Auch der Sultan und der Khedive rathen nun dringendst die Wiedereroberung dieses Platzes an, dessen Besitz für die Sicherheit und die Ruhe Egyptens unbedingt nothwendig sei. Man glaubt nun, daß an der Expedition 6 bis 10 englische und etwa 8 bis 12 egyptische Negerbataillone, an deren Spitze gleichfalls englische Offiziere stehen, theilnehmen werden. Auch die Ueberreste der noch von dem Mahdi hingeschlach teten Kababischstämme werden sich diesem Kriegszuge anschließen. Auf der Insel Argo, die vor Dongola liegt, wird dann ein Fort zur Beschützung der Stadt und des Nilstromes angelegt werden. In Dongola selbst sind jetzt nur wenige Bewohner vyrhanden, aber auch diese leiden große Entbehrungen, weil der einst blühende Handel dieser Stadt gänzlich aufgehört hat, und die in ihrer Umgegend gelegenen Kulturen und Dattelhaine jetzt gänzlich zerstört sind. Vermischtes. — Eine merkwürdige Verwendung fand jüngst die Feuer wehr des Ortes Pater-bach in Bayern. Der Kommandant derselben berichtet hierüber in den „Landw. Bl/ wie folgt: »In meinem Orte klagte mir mehrmals ein Oekonom über die vielen Ratten, die er in seinen Schweineställen hätte. Da faßte ich den Gedanken, ein Mittel zu probiren. Da ich Feuerwehrkommandant bin, ließ ich Allarm blasen und sagte dem Rattenbesitzer, er solle seine Schweine aus den Ställen thun; die Steiger ließ ich , mit Besen bewaffnen und stellte sie in und bei den Schweinställen aus, ließ die Spritze füllen und beisahren, dann ließ ich den Schlauch hinein bringen und pumpen; aber da ging der Tanz los, es war eine wahre Rattenschlacht, als das Wasser eindrang. Ich mußte mit aller Strenge die Spritzenmannschaft bei der Spritze be halten; jeder wollte sehen, wie sie da heraussprangen und getödtet wurden. In einer kurzen Zeit hatten wir 27 Stück, es waren vielleicht noch einmal so viel unter den Steinplatten ertränkt. Ich rathe jedem Kommandanten, wo er hört, daß Jemand von diesem Ungeziefer geplagt wird, zu Helsen und Jedem, der geplagt wird, sich an seinen Ortskommandanten zu wenden. Ich garantire Jedem, daß es das beste und billigste Mittel ist/ Tages-Ordnung für die 5. Sitzung des SeMr-Ausschusses der königlichen Ämtrhsupt- mannschiift Dippoldiswalde, Sonnabend, den 21. August 1885, Vorm. 10 Uhr. 1. Grundsätze für Gewährung von WegcdauunterstHtzungcn. 2. Heinrich Scherz's in Wilmsdorf Schankkonzessivnsgesuch. 3. Hermann Kempe's in Hennersdorf desgl. 4. Carl Ferdin. Auerswald's in Lungkwitz desgl. 5. Dismembration bei Fol. 82 von Döbra, Bes. Bültig. 6. Dismembration bei Fol. 144 von Ncchcnberg, Bes. Rüdiger. 7. Dismembration bei Fol. 9 von Burkersdorf, Bes. Arnold. 8. Dismembration bei Fol. 53 von Rechenberg, Bes. Biermann und Fol. 159 und 160 von Rechenberg, Bes. Renschel. 9. Veränderung des Gemeindebezirks Schmiedeberg. 10. Veränderung des Gemeindebczirks Reinhardtsgrimma. 11. Wahl der Körkommission. 12. Revision der bisherigen Vertheilnngsweise der Bezirksabgc- ordneten auf die Stadt- und Landgemeinden re. 13. Gesuch des Feuerwehrverbandes Dippoldiswalde um eine Beihilfe zu Ankauf eines Instruments zu Prüfung der Feuerspritzen. 14. Bezirksanstalls - Angelegenheiten. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 16. August. Der Auftrieb auf dem heutigen Schlachlvichmarkte, welcher heute in sämmtlichen Feltviehgattungen ein sehr starker war, be zifferte sich mit 465 Rindern, einschließlich 117 Bullen, 925 Land- und 195 Ungarschweinen oder in Summa 1120 Schweinen, N83 Hammeln, einschließlich 1l6 Stück vom letzten Kleinvieh markte übrig gebliebenen, sowie 234 Kälbern. Obwohl nun der Markt von hiesigen und auswärtigen Fleischern recht mittelgut besucht war, gestaltete sich dennoch das Verkaufsgeschäft im All- gemeinen wesentlich langsanier, als auf den vorwöchigen Märkten, und sowohl in Rindern und Hammeln, als auch in Schweinen blieben mehrfache Posten unverkauft stehen. Primaqualität von Rindern wurde pro Zentner Schlachtgewicht mit 60 bis 62 M., Mittelwaare mit 53 bis 56 und geringe init 25 M. verkauft, indeß beste Bullen abermals 50, mittlere 45 und geringe 40 M. pro Zentner Schlachtgewicht erzielten. Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleisch galt 60 dis 63 M., jenes der Land hammel in demselben Gewichte 55 bis 58 M. und das Paar Ausschußschöpse 30 M. Für den Zentner Schlachtgewicht von Landschwcinen englischer Kreuzung wurden 49 bis 52 und von solchen zweiter Güte 46 bis 48 M. angelegt, wäbrend der Zentner lebendes Gewicht von ungarischen Bakoniern bei 40 Pfund Tara durchschnittlich 49 M. und von 120 Stück Mecklenburgern bei 16 bis 20°/« Tara 50 dis 52 M. kostete. Das Kilo Kalbfleisch erzielte je nach Güte und Schwere der Stücke zwilchen 80 und 110 Pf. In den Schlachthäusern des Etablissements sind wäh rend der vorigen Woche 277 Rinder, 516 Hammel, 60l Schweine und 637 Kälber oder in Summa 203l Stücke geschlachtet worden. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Sonnabend, den 21. August, Bergfest. Festpredigt Vorm. 9 Uhr Herr Pf. Kl-inpaul. Sonntag, 9. n. Tr., öffentliche Kommunion. - Beichte 8 Uhr Herr Diak. Haucke. Vorm.'/,9 Uhr predigt Derselbe. Nachm. 1 Uhr Betstunde und christliche Unterredung mit den Jünglingen. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, Handelskammerwahlen betreffend. Inhalts einer Verordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Urwahlen zur Ergänzungswahl bei der Handelskammer demnächst vor zunehmen. Stach den von dem Königlichen Ministerium des Innern genehmigten Vor schlägen der Vorsitzenden der Handels- und Gewerbekammer zu Dresden bildet der Verwaltungsbezirk Dippoldiswalde die VII. Wahlabtheilung und sind in der selben zwei Wahlmänner zu wählen. Zur Erleichterung für die Betheiligten soll die Wahl nicht blos am hiesigen Orte, sondern gleichzeitig auch in Glashütte stattfinden; es müssen jedoch selbst verständlich die an beiden, Orten abgegebenen Stimmen zusammengezählt werden. Alle für die Handelskammer stimmberechtigten und wählbaren Personen werden hiermit aufgefordert, behufs der Wahl der beiden Wahlmänner Montag, den IS. September d. I., in der Zeit von Vor mittags S bis Mittags 12 Uhr, und zwar Diejenigen 1. aus dem Amtsgerichtsbezirk Lauenffein im Gasthof zum goldenen GlaS zu Glashütte vor dem Wahlvorsteher, Herrn Fabrikbesitzer H. Ronisty, daselbst bez. dessen Stellvertreter, Herrn Fabrikbesitzer A. Seelhammer daselbst, und 2. aus den Amtsgerichtsbezirken Dippoldiswalde, Alten berg und KraueuPtein in dem Sitzungszimmer der unterzeich neten Königlichen AmtShauptmannschaft in Person sich einzufinden, gleic^eitig bei der Anmeldung zur Abstimmung die