Volltext Seite (XML)
— Im Monat Februar sind innerhalb der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde keine ansteckenden Thierkrankheiten aufgetreten. Altenberg. Aus einer Bekanntmachung der kgl. Kommission für das Veterinärmesen ist zu ersehen, daß im Jahre 1885 unter Anderem K. E. Walther aus Altenberg nach Absolviruug eines Kursus im Hufbeschlag in der Lehrschiniede der Thierarzneischule in Dresden und Fr. H. Eichler aus Lauenstein ohne vorberigen Lehrkursus vor der Prüfungskommission der Thierarzneischule das Diplom als geprüfter Hufschmied ertheilt worden ist. Lauenstein. Am letztvergangenen Sonntage wurde vom hiesigen Gesangverein das Lustspiel „Doktor Klaus" von Adolph L'Arronge gegeben; dieses Unter nehmen, doch gewiß viel gewagt für Dilettanten, ist in allen seinen Theilen und Einzelheiten völlig ge glückt, und verließen die zahlreich erschienenen Mit glieder und Gäste das Haus nur mit voller Be friedigung. Börnersdorf. Herr Pastor Gottlöber ist in der am vergangenen Sonnabend abgehaltenen Kirchen vorstandssitzung als Diakonus an der Petrikirche in Freiberg gewählt worden. Glashütte, 7. März. Die heute im Saale des Gasthofs zum goldenen Glas abgehaltene Wander versammlung des Bezirksobstbauvereins Dippoldis walde hatte sich eines ganz außerordentlich zahlreichen Besuches zu erfreuen; dieselbe wurde in Behinderung des Herrn Amtshauptmann v. Keßinger, von Herrn Oberförster Winter-Schmiedeberg geleitet, welcher nach Begrüßung der Anwesenden, da geschäftliche Ange legenheiten nicht vorlagen, das Wort Herrn Geschäfts führer Läinmerhirt zu einem Vortrage „über Obstver- werlhung" ertheilte. Die vielfach verbreitete Meinung bekämpfend, daß der Obstbau nicht rentire, erläuterte Herr Läminerhirt die verschiedenen Nerwendungsarten des Obstes, den landwirthschaftlichen und gesundheit lichen Werth des Obstweines, den Vortheil, durch Be reitung desselben größere Mengen Obst schnell ver- werthen zu können, giebt hierzu kurze Rentabilitäts berechnungen und beleuchtet den Werth der ver schiedenen Sorten und Reifezeiten auf Grund ihrer Zucker- und Säuregehalte, beschreibt vann weiter die geeignetsten Ernteweisen, das Waschen, Maischen, Pressen des Obstes, sowie die Behandlung des Weines und Gährlokales, und die verschiedenen bei der Wein bereitung nothwendigen Geräthe und Gefäße. Ein- . gehende Erörterung finden auch die Vorgänge bei der Gährung, sowie die Bereitung verschiedener Obstwein qualitäten. In ebenso allgemein verständlicher Weise erläuterte hierauf Herr Läminerhirt noch das Dörren des Obstes und den wirthschaftlichen Werth dieser Dörrprodukte, sowie die verschiedenen dazu benutzten Apparate und Bereitungsweisen und gipfelte seinen höchst interessanten Vortrag in dem Wunsche, daß der zur Rentabilität unseres vaterländischen Obstbaues nöthige kaufmännische Betrieb und Vertrieb bei der Verwerthung unserer Obsternten immer mehr Platz greifen möge, damit der Obstbau, wie in anderen Ländern, auch bei uns eine reiche Quelle des Volks wohlstandes werden möge. Nach einer sehr auimirten Debatte, an welcher sich außer dem Vortragenden be sonders der Herr Vorsitzende, sowie Herr Pastor Schröter-Dittersdorf und Gersten-Glashütte betheilig- ten, wurde die Versammlung geschloffen. Noch sei erwähnt, daß Herr Holfert-Dittersdorf mehrere Sorten Aepfel, unter welchen der weiße Winter-Taffet-Apfel die erste Stelle einnahm, sowie eine Probe selbstbe reitetes Baumwachs ausgestellt hatte. Poffendorf. Der für Sonntag, d. 7. d. M., an gekündigte Vortrag des Rittmeisters A. v. Clauson- Kaas hatte erfreulicherweise ein zahlreiches Publikum, besonders Frauen und Mädchen, herbeigeführt. Der Vortragende sprach zunächst über seine Stellung in Sachsen, sein Verhältniß zur Regierung und über seine Thätigkeit als Gründer und Leiter von Schulen für Handfertigkeit und Strohflechten. Er betonte die Forderung der Zeit, daß die Schule für das Leben erziehen und außer Verstand und Herz auch die Hand bilden solle; das Kind müsse zeitig zur Arbeit, zum Fleiß gewöhnt werden, weil der Verdienst die Lust zur Arbeit wecke. Er erwähnte ferner die Resultate der von ihm gegründeten und geleiteten Schulen in Pirna, Wehlen, Schandau rc. und empfahl deren Ein richtung in unserer Gegend. In Bezug auf die Stroh flechterei und deren Nothlage in jetziger Zeit faßte er seine Ansichten, obgleich er erklärte, in diesem In dustriezweig kein vollständiger Fachmann zu sein, in folgende Hauptpunkte zusammen. Es möge vor Allem gutes Stroh geliefert werden, wobei er auf das in einigen Gegenden Deutschlands jetzt zum Flechten be nutzte Noggenstroh, das allerdings nach der Blüthe abgeschnitten werden müsse, hinwies und die Oeko- nomen zu einem Versuch in dieser Hinsicht ermunterte. Weiter forderte er gute Arbeit und richtiges Maß, — 120 — A damit der den Deutschen so oft gemachte Vorwurf — billig und schlecht -- verstumme. Angesichts des jetzigen Bezuges von Stroh und Geflecht aus China, der Schweiz rc. müsse er dem flechtenden Publikum die Befolgung der ermähnten Punkte dringend ans Herz legen und überhaupt dasselbe zum eifrigen Lernen in dieser Branche ermahnen, damit die jetzige Gene ration sich von den drückenden Fesseln ver gewaltigen Konkurrenz befreie. — Eine kleine Sammlung von in den Schulen gefertigter Arbeiten, wie Körbchen, Teller, Taschen rc., auch Geflechte aus Weizen- und Roggenstroh und Aehren diente als Anschauung beim Vortrage. — In der hierauf folgenden Diskussion nahm Herr Strohhutfabrikant Reichel-Dippoldiswalde das Wort und legte den Herren Oekonomen ans Herz, zunächst für gutes Flechtstroh zu sorgen, da die Fa brikanten jetzt gezwungen seien, fremdes Stroh be ziehen zu müssen und die Klagen über nicht sorg fältige Behandlung des Weizens bei und nach der Ernte oft begründet wären; ferner möchte das Publi kum die voin Vorredner bereits ausgesprochene Mah nung „nur gute Arbeit und richtiges Maß" zu liefern, beherzigen und sich Mühe geben, neue Muster flechten zu lernen, da die Mode dieselbe verlange. Gute Ar beit mit richtigem Maße würde auch jetzt entsprechend bezahlt. Für die vom Vorredner gewünschten Stroh flechtschulen für Kinder sei er nicht, wohl aber befür worte er solche für Erwachsene. Diese von Fach- und Geschäftskenntniß, sowie von reicher Erfahrung zeu gende, allgemein verständliche Aussprache fand ver dienten Beifall und es ist yur zu wünschen, daß die selbe sowie der Hauptvortrag nicht verhallen, sondern die gebührende Beherzigung finden mögen. Frauenstein, 9. März. Die in Nr. 27 dieses Blattes sich befindliche Korrespondenz, die Nichtbe rücksichtigung der Petition um Erbauung einer Eisen bahn von Klingenberg nach Frauenstein Seitens der sächsischen Ständeversammlung ist dahin zu berichtigen, daß die genannte Petition wohl den Ministerien des Innern und der Finanzen unterbreitet worden ist, die Petition bei dem gegenwärtigen Landtage aber noch gar nicht zur Vorlage kommen wird, sondern erst beim nächsten. Der Jrrthum bezüglich der Ablehnung unsrer Petition beruht auf einem Druckfehler der „Dresdn. Nachr.", welche meldeten, die Petition um Erbauung einer Bahn nach Frauenstein (statt Rauenstein) befinde sich auch unter den all uotu gelegten. Hoffen wir, daß der erwähnte Druckfehler nicht ein böses Prog- nostikon für unsre Bahnpetition ist. Dresden. In beiden Kammern gelangte am Montag ein königliches Dekret zur Verlesung, durch welches der Schluß des Landtages auf Donners tag, den 25. März, festgesetzt wird. — Die Ergänzungswahlen zur 4. evangelisch lutherischen Landessynode sind auf den 7. April anberaumt worden. Freiberg. In der von« 15. bis mit 20. März dauernden Sitzungsperiode des kgl. Schwurgerichts kommen 7 Strafsachen zur Aburtheilung, und zwar wird u. A. verhandelt, am 15. März Vormittags gegen den Schuhmachergesellen Gustav Hermann Ha mann aus Seifersdorf wegen Verbrechens gegen §8 177 und 43 des Strafgesetzbuches, und am 19. März Vormittags gegen den Fabrikarbeiter August Eduard Bieler zu Börlas und den Scharwerksmaurer Friedr. Aug. Zimmermann daselbst wegen Verbrechens gegen Z 176,1 des Strafgesetzbuches und wegen Körper verletzung. — Bereits vorige Woche hat an Ort und Stelle in Gegenwart der Gewerkschaftsvertreter die Ueber- nahme dek verstaatlichten Gruben „Beschert Glück", „Junge hohe Birke" und „Vereinigt Feld" in fiska lische Verwaltung stattgefunden. Bischofswerda. Große Freude hat jetzt hier eine Erbschaft bereitet. Dortselbst ist das ältere Dienstmädchen der kürzlich verstorbenen Frau verw. Pohlank mit 15,000 M., das jüngere mit 12,000 M. bedacht worden. Jede Person, bei der die Verstorbene Pathe gewesen, erhält die hübsche Summe von 3000 Mark. Zittau. Die Unterschlagungen bei der Sparkasse zu Reichenau sind so wenig raffinirt ausgeführt, daß dieselben bei einer gewissenhaften Revision unbe dingt hätten entdeckt werden müssen. Man spricht deshalb auch davon, die bisherigen Revisoren mit ihrem Privatvermögen für die Unterschlagungen Haft mr zu machen. Der Vorfall lehrt wieder, daß nur rücksichtslose Kontrole öffentliche Kassen vor Verlusten chützen kann. Tagesgeschichte. Berlin. Der Gesundheitszustand des Reichs kanzlers hat sich wieder verschlechtert. Die rheuma tischen Schmerzen haben sich erheblich verschärft, was, wie es scheint, darauf zurückzuführen ist, daß Fürst Bismarck gegen den ärztlichen Rath sein Stimmorgan einer zu großen Anstrengung ausgesetzt hat. — Ueber den Fortgang und die voraussichtliche Beendigung der deutschen Bibelrevision äußert sich Professor I)r. Kamphausen, bekanntlich selbst Mit glied der Halleschen Kommission, in dem „Evangel. Gemeindebl. für Nheinl. u. Wests." in einer längeren Mittheilung. Aus dein Gesagten ergiebt sich, daß die zur Vollziehung der dritten, o. h. der letzten Lesung bestimmten Plenarkonferenzen nicht vor dem Jahre 1887 beginnen und schwerlich viel früher als 1889 zu Ende geführt werden können. Da an der Ein willigung des Oberkirchenrathes in Berlin nicht zu zweifeln ist, so wird die Eisenacher Kirchenkonferenz ihre Vertreter, welche sie als Berichterstatter hören will, ehe sie ihr Endurtheil über das vollendete NeoisionSwerk abgiebt, schon au den Plenarberathungen der alttestamentlichen Kommission zu Halle „behufs vollständiger Information ihrer Referenten" theil- nehmen lassen. Die dritte Lesung, für die etwa drei Sitzungsperioden vorgesehen sind, wird für das Ver hältnis; der neuen deutschen Bibel zum Grundtext ent scheidend sein. Hierbei wird noch der weitverbreiteten irrigen Meinung entgegentreten, daß die dritte Lesung sich auch mit dem neuen Testament beschäftigen werde. — In der Kommission für den Antrag Acker mann hat die Hauptbestimmung desselben folgende Fassung erhalten: „Den nachstehenden Handwerkern ist fortan der Beginn des selbstständigen Gewerbebe triebes, soweit derselbe Hauptberuf, nur dann gestattet, wenn sie den Nachweis der Befähigung zur selbst ständigen Ausführung der gewöhnlichen Arbeiten des betreffenden Gewerbes geführt haben. Diese Hand werker sind: Barbiere (Rasirer), Bäcker, Bandagisten, Böttcher (Faßbinder, Schäffler), Brauer, Brunnen macher (Brunnenbauer), Buchbinder, Buchdrucker, Bürstenbinder, Konditoren, Pfefferküchler und Leb küchler (Lebzelter), Drechsler, Färber, Feilenhauer, Friseure und Perrückenmacher, Gelb- und Rothgießer, Zinn-, Zink- und Metallgießer, Gerber, Glaser, Glockengießer, Gold-, Silber- und Juwelenarbeiter, Gold-, Silber- und Metallschläger, Gürtler, Hand schuhmacher und Beutler (Säckler), Hulmacher, Klemp ner (Spängler), Kürschner, Kupferschmiede, Maler und Vergolder und Lackirer, Maurer, Mechaniker, Optiker, Messer- und Zeugschmiede, Fleischer (Metzger), Müller, Mühlenbauer, Nadler, Siebmacher, Posainentirer, Sonnen- und Negenschirminacher, Sattler und Riemer und Täschner, Schieferdecker, Schlosser, Schmiede, Schneider, Tischler (Schreiner), Stuhlmacher, Töpfer (Häfner), Schornsteinfeger, Schuhmacher, Schiffsbauer, Seifensieder (Kerzenzieher), Wachszieher (Wachsar beiter), Seiler, Steinmetzen, Stuckateure, Tapezierer (Dekorateure), Uhrmacher, Wagner (Rad- und Stell macher), Weber und Wirker, Zimmerleute. Oesterreich. Die österreichisch-ungarischen Aus gleichsverhandlungen blieben bisher resultatlos und sind vorläufig ausgesetzt worden; selbst über den Petroleumzoll wurde keine Einigung erzielt. Frankreich. Der Ausschuß zur Vorberathung des Branntweinmonopols hat sich, nachdem er zahl reiche Gutachten von Branntweinbrennern eingeholt hat, da es einen wichtigen Erwerbszweig schädige, gegen die Einführung des Monopols ausgesprochen. England. Die öffentliche Meinung beschäftigt ich lebhaft mit dem offen kundgegebenen Entschluß Gladstone's, die irische Frage im großen Stile zu lösen. Der greise Staatsmann zerlegte die irische An gelegenheit in drei Theile. 1) die Wiederherstellung der sozialen Ordnung; 2) die Bodengesetzgebung; 3) die künftige Negierung Irlands. Gladstone will einen Neformplan für Irland Ende dieses Monats dem Parlamente vorlegen, das letztere aber sofort nack- eingehender Begründung der irischen Vorlage aus- ösen und allgemeine Neuwahlen ausschreiben. Er wünscht, daß ein hierzu besonders gewähltes Unter haus über seine Vorlage entscheide, da dann jede Opposition des Oberhauses fruchtlos wäre, während, wenn das Oberhaus einer etwaigen Zustimmung des jetzigen Unterhauses widerstrebte, doch Neuwahlen tattfinden müßten, wodurch ein ganzes Jahr verloren würde. Kirchliche Nachrichten. Fraueustein. Sonntag, den 14. Februar, (Jnvocavit) früh >/,9 Uhr indet Beichte nnd nach der Predigt Kommunion statt. Frilh 9 Uhr predigt Herr Pastor Langer. Sparkasse zu Kreischa. Jeden Sonntag geöffnet von Vormittags 11 — 12 Uhr und 'KachmittagS von 3—V»5 Uhr. Sparkasse in Reinhardtsgrimma. Nächster ErpeditionS.Tag: Sonntag, den 14. März, Vormittags »-», 11—h',1 Uhr, Nachmittags 3—5 Uhr.