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Fast jede Woche bringt bedauerliche Beweise dafür, daß die deutschfeindliche Gesinnung unter den Fran zosen wie ein unverlöschbares Feuer weiter lodert, und wenn der Lauf der Politik sich nach dem Maulhelden Paul Döroulode, der jetzt in Rußland Stimmung für Frankreich und Agitation gegen Deutschland in Scene setzen will, richtete, so könnte der Deutschenhaß der Franzosen leicht solche Blüthen treiben, wie im Jahre 1870. Glücklicherweise sprechen die Thatsachen und realen Verhältnisse aber eine ganz andere Sprache als sie die französische Revanchelust wünscht. Alle Welt, selbst die Franzosen inbegriffen, sieht ein, daß die Re vanche einfach zur Zeit ein Ding der Unmöglichkeit ist, daß Frankreich keinen Angriffskrieg gegen Deutsch land führen kann, ohne sich nicht der Gefahr der Niederlage und Zerstückelung auszusetzen. Nun legen sich die Franzosen eine andere Spekulation zurecht, welche dahin geht, daß eine andere Großmacht, z. B. Rußland, mit Deutschland anbinden soll und dann würden die französischen Kanonen vün selbst losgehen. An diesem Lieblingswunsche scheinen gewisse Männer in Paris so sehr zu hängen, daß sie gar nicht be denken, daß für die Entfachung eines großen Krieges zwischen Deutschland und Rußland gar keine Ursache vorhanden ist. Rußlands Interessen liegen im Osten und Süden, und nicht im Westen, und die russischen Staatsmänner müßten jedes Verständniß für die tradi tionelle Politik ihres Reiches verloren haben, wenn sie dasselbe im Westen erobernd auftreten lassen wollten. Wie übrigens die maßgebenden Kreise Rußlands über eine Hetzpolitik gegen Deutschland denken, geht daraus hervor, daß die russische Regierung dem französischen Wanderapostel Paul Döroulöde hat wissen lassen, daß er.sofort über die Grenze gebracht würde, wenn er in . Rußland eine deutschfeindliche Agitation durch eine öffentliche Rede in Scene setzen wolle. Es darf ja nicht verschwiegen werden, daß es auch in Rußland eine deutschfeindliche Partei giebt, welche aus Neid und Unbehagen über Deutschlands Grobmachtsstellung eine Antipathie gegen das Deutschthum gefaßt hat und in dem Wahne lebt, daß Deutschland für die Voll endung der russischen Großmachtspläne ein Hinderniß sei. So weit sind die am Ruder stehenden Staats- . männer aber weder in Rußland, noch in Frankreich, daß sie Antipathien und Sympathien zur Grundlage ihrer Politik machten, sondern sie handeln als ver nünftige Politiker lediglich nach den Interessen der von ihnen geleiteten Staaten, welche eine friedliche Politik erfordern und keinen zwingenden Anlaß zu einem Kriege aufweisen. Wir geben auch die Hoff nung nicht auf, daß nicht ein neuer Weltkrieg, son dern die wachsende Ausklärung und der friedliche Kulturfortschritt die Antipathie gegen Deutschland in Frankreich, wie in manchen anderen Staaten, mildern wird. Es giebt in Frankreich auch vernünstige und einsichtige Männer, welche von der blinden Revanche lust und der wüthenden Agitation gegen das Deutsch thum nichts wissen wollen, ja, dieselbe sogar für lächerlich erklären. So schreibt anläßlich der Bethei ligung der französischen Akademie an der Jubelfeier der Heidelberger Universität ein angesehenes Pariser Blatt, die „Rovuo äs politiquo littorairo", daß die französische Akademie recht gehandelt habe, sich an der Feier in Heidelberg zu betheiltgen, denn eine Feind schaft zwischen Franzosen und Deutschen auf wissen schaftlichem Gebiete sei die reine Thorheit. Ueber die deutsche Wissenschaft spotten, das wäre geradezu albern. Deutschland sei zwar nicht liebenswürdig, aber in Be zug auf alle wissenschaftlichen Forschungen, Unterrichts wesen und ernste Arbeit verdiene es alle Achtung. Die Leute wie Döroulsde folgten deshalb einer blinden und thörichten Feindseligkeit, wenn sie gegen Alles, was einen deutschen Namen trage, tobten. — Man sieht daraus, daß in manchen französischen Kreisen Dienstag, den 24. August 1886. doch eine gerechtere Beurtheilung des Deutschthums Platz greift und daß die allmählige Aufrichtung eines Achtungsverhältnisses zwischen den Franzosen und Deutschen doch nicht geradezu unmöglich erscheint. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. August. Alles ist in voller Thätigkeit, um den nächsten Donnerstag bereits zu erwartenden militärischen Gästen bei uns eine gastliche Stätte zu bereiten. Die neukreirten „Armeelieferanten" haben alle Hände voll zu thun, um Holz, Stroh, Heu, Fleisch, Gemüse, Kaffee, Salz und was sonst noch an Bedürsniffen zu beschaffen ist, rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. Aber auch unsere Hausfrauen sorgen, daß es an nichts fehle. Strohsäcke und Wolldecken sind ein vielbegehrter Handelsartikel geworden. „Es soll den Leuten bei uns gefallen" — „wir wollen ihnen ein paar gute Tage machen," das sind Aeußerungen, die man von freundlichen Bürgersleuten nicht selten hören kann. Und wenn es auch, wie überall, hier und da einen Griesgram giebt, dem das Quartierbillet eine Gänsehaut über! den Leib treibt, er wird sich schon beruhigen und schließlich vielleicht seinen „Mann" gar nicht gern ziehen lassen. Große Ansprüche machen ja unsere Soldaten nicht, und „ein freundliches Gesicht würzt auch ihnen das einfache Gericht." Uebrigens giebt es eine Kategorie bee Bevölkerung, die ohne Ausnahme mit der Einquartierung Gutfreund ist; das sind die Kinder, und durch diese zumeist fühlt sich der Soldat bald heimisch und nicht selten als — gehät scheltes Familienglied. Daß dem zweierlei Tuch noch ein anderer, besonders im Küchendepartement einfluß reicher Theil der Bevölkerung allzu erwartungsvoll und hoffnungsreich entgegensieht, ist ja bekannt; wir halten deshalb eine Erinnerung an den bei der Miliz ganz natürlichen Grundsatz: „anderes Städtchen, an deres Mädchen" nicht für überflüssig und unberechtigt. Uebrigens wird uns Allen, wie wir zu unserer Freude hören, gleich am ersten Kantonnementstage Gelegenheit geboten, in der „Reichskrone" ein Concert von der Trenkler'schen Kapelle zu hören, dessen zahlreicher Be such gewiß den wackern Musikern der beste Empfang sein wird. — Die am Sonnabend im Bahnhofshotel abge haltene Versammlung des Bezirks-Lehrervereins Dippoldiswalde war leider nur sehr schwach besucht, erledigte aber die aufgestellte Tagesordnung, deren Ergebniß als Instruktion des Delegirten dient, völlig, ebenso die nach Bekanntmachung der Berathungsgegen- stände noch eingegangenen Anträge der Zweigkonferenz Altenberg. Aus verschiedenen zwingenden Gründen war es nicht möglich gewesen, die Versammlung, wie bei der letzten beschlossen worden, in Hartmannsdorf zu halten. Man beschloß daher, die nächste Ver sammlung, wenn irgend möglich, bereits im Oktober in genanntem Orte stattfinden zu lassen, und soll dabei außer dem für dieselbe zugesagten Vortrage- auch der Bericht über die Ende September in Dresden stattfindende Delegirtenversammlung abgestattet werden. Es dürfte nicht überflüssig sein, daran zu erinnern, daß die Jahresbeiträge bis Ende August abgeführt werden müssen, und daß der Kassirer, Herr Kantor Hellriegel-Dippoldiswalde, deshalb der baldigsten Ein zahlung derselben entgegensieht. — Am Sonnabend unternahmen die Schülerinnen der hiesigen Fortbildungsschule unter Führung des Herrn Lehrer Buckel und Fräulein Dreverhoff einen Ausflug nach Tolkewitz in die „Neue Welt", der, vom herrlichsten Wetter begünstigt, zu allseitiger Befrie digung verlief. — Zum Manöver stehen uns natürlich auch ver schiedene musikalische Genüsse in Aussicht. So con- certirt Herr Musikdirector Trenkler nächsten Donnerstag im Saale der Reichskrone, während Sonntag, den 29. August, die Kapelle des Schützenregiments unter 52. Jahrgang. Leitung ihres Direktors Herrn Thoß im Schießhause ein Concert geben wird, in dessen Programm auch das so beliebt gewordene Hornquartett (12 Hömer) be rücksichtigt werden wird. Endlich findet noch Sonntag, den 5. September, im Schießhause ein Concert von der Kapelle des Regiments Nr. 103 (Bautzen) statt, welcher in trefflicher Weise Herr Musikdirektor Gietzelt vorsteht, den wir als eins „von unseren Kindern" bezeichnen dürfen, da seine Wiege im benachbarten Reichstädt stand und er seine erste musikalische Aus bildung beim hiesigen verstorbenen Stadtmusikdirektor Fischer erhielt. Später, in obiger Regimentskapelle dienend, besuchte er auf Veranlassung des Offizierkorps selbigen Regiments noch das Konservatorium, worauf ihm die Direktion übergeben wurde, welche er mit ausgezeichnetem Erfolge bisher geführt hat. Gewiß erfreuen ihn auch hier seine alten Schulkameraden, Freunde und Landsleute im engsten Sinne, durch recht zahlreichen Besuch seines Concertes. — In Beerwalde ist an Stelle des sein Amt freiwillig niederlegenden Herrn Gemeindevorstandes Schmieder vom Gemeinderath daselbst der zeitherige erste Gemeindeälteste, Herr Ernst Ehregott Richter, als Gemeindevorstand, und als Ersatz für den Letzteren der Gutsbesitzer Herr Carl Heinrich Müller als erster Gemeindeältester gewählt worden. — Jngleichen wur den in Dönschten vom dasigen Gemeinderüthe als Nachfolger des Herrn Gemeindeoorstandes Richter und des Herrn Gemeindeältesten Göhlert — deren beider seitige Funktionen zu Ende gegangen — der Wirth- schaftsbesitzer Herr August Friedrich Glebitzsch als Ge meindevorstand und der Gartenbesitzer Herr Carl Gott lieb Scheinert als Gemeindeältester gewählt. Die Verpflichtung der Genannten für ihre betreffenden Aemter fand bei der König!. Amtshauptmannschaft am 20. August statt. — Von den in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstraße 16, im Landhaus) eingegangenen 3341 Einlagen entfallen auf Personen im Alter von 0 bis 15 Jahren 826, auf solche von 16 bis 55 Jahren 2221 und auf solche im Alter von über 55 Jahren 294 Stück. Bei Unterscheidung der einzelnen Altersklassen von 5 zu 5 Jahren stellt sich die Klasse vom 21. bis 25. Altersjahre mit 393 Einlagen als stärkstbetheiligte dar. Dieses Ergebniß ist in wirtschaftlicher Hinsicht eine sehr erfreuliche Thatsache, denn es zeigt, daß sich die Ueberzeugung immer mehr Eingang verschafft, es sei am besten, gleich beim ersten Verdienst mit dem Sparen zu beginnen. Ist einmal der erste Schritt zum Rentenerwerb gethan worden, so wird auch in den weiteren Lebensjahren das Sparen fortgesetzt; daß dies bei der Altersrentenbank Bestätig ung findet, geht daraus hervor, daß als nächst hoch betheiligte Altersklasse diejenige vom 31. bis 35. Jahre (nnt 338 Einlagen) erscheint. — Durch ihre Minimal einlagen von 1 M., welche jederzeit sowohl unter Kapitalverzicht, als auch mit Kapitalvorbehalt wieder holt werden können, giebt die Königliche Altersrenten bank auch den minderbemittelten Bevölkerungskreisen Gelegenheit, die von ihr gebotenen Vortheile häufig zu benutzen. Wilmsdorf. Donnerstag, den 19. dss. Mts., Nachts '/-12 Uhr, ist die im November v. I. abge brannte und Heuer wieder aufgebaute Scheune des hiesigen Gutsbesitzers Kunze mit Erndtevorräthen, Maschinen rc. abermals abgebrannt. Die vorherr schende Windstille und die Thätigkeit der Possendorfer Feuerwehr, unterstützt durch die Spritzen von Poffen dorf, Wilmsdorf und Börnchen, verhinderten das Weitergreifen des Feuers und beseitigten die Gefahr für die anstoßenden Gebäude, so daß es nicht not wendig war, die am Brandplatz ferner noch erschie nenen Ortsspritzen von Hänichen und Rippien in Thätigkeit zu setzen. Seine Mobilien hat der Kala-