Volltext Seite (XML)
Mchmtz-MtW Verantwortlicher Redacteur: Citri Ithne in Dippoldiswalde. SLÄLZ Blattes ein« sehr wirk same Verbrettuygfin-a^ »erden mit 10 Pfa. die Epaltenjeile oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Igenten nehmen Be- > ' Theile, die Spaltenz eil« Amtsblatt für die Königliche Umlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Wek-ttttz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- ' tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg.. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Nr. 94. Zum hundertjährigen Todestage Friedrich des Großen. Am 17. August sind hundert Jahre verflossen, seit i Friedrich der Große in dem von ihm selbst im Sande der Mark hervorgezauberten Sanssouci die Augen für immer schloß, und in tiefer Bewegung gedenkt Preußens Volk,' gedenkt ganz Deutschland der Wiederkehr dieses Tages, als eines der Marksteine in den Annalen der deutschen Geschichte. Wohl finden an diesem Dienstag auf speziellen Wunsch Kaiser Wilhelms selbst keinerlei glänzende offizielle Feierlichkeiten statt — womit der greise Monarch ja nur ganz dem schlichten Wesen seines ruhmesvollen Vorfahren Rechnung trägt — und beschränkt sich, wie bekannt, die offizielle Feier auf den Gedächtniß - Gottesdienst in der Potsdamer Garnisonskirche, aber für die deutsche Nation bedarf es auch des äußern Prunkes nicht, um die Erinnerung an den großen Tobten, an Friedrich den „Einzigen", wie ihn seine Zeitgenossen bewundernd nannten, wieder kräftig emporleben zu lasten. Denn der alte Fritz mit dem Zopf und dem Krückstock, aber auch mit den cha rakteristischen Zügen und vor Allem den adlergleich leuchtenden Augen, in denen eine ganze Welt von Recht und Pflichtgefühl zu liegen scheint, er lebt im deutschen Volke fort, und tief hat sich in besten Ge- müth die Erinnerung an den großen Hohenzoller ein gegraben, der den eigentlichen Grund gelegt, auf dem unter unserem Heldenkaiser das neue deutsche Reich so glorreich aufgebaut werden konnte. Was der „alte Fritz" für Preußen und Deutsch land in den blutigen Schlachten der schlesischen Kriege und des siebenjährigen Krieges, wie in den nachfol genden Friedensjahren auf den verschiedensten Gebieten geleistet — das ist in allen Geschichts- und Volks büchern zu lesen, die über den großen König geschrieben worden sind, und das ist ja längst Gemeingut aller deutschen Stämme geworden. Wir können und wollen daher an dieser Stelle nur nochmals auf Das verweisen, was offenbar mit als das hervorragendste Verdienst Friedrich's bezeichnet werden muß — daß ihm nicht nur das preußische, sondern das gesammte deutsche Volk die Wiedererweckung nationalen Selbstbewußtseins und opferfreudiger Vaterlandsliebe verdankt. Seine siegreichen Schlachten gegen Rusten, Oesterreicher, Fran zosen und leider auch Deutsche selber, erweckten schon damals weit über Preußens Grenzen hinaus die leb hafteste Bewunderung für den genialen, königlichen Heerführer, der halb Europa tapfer Trotz bot, und es ist, als ob man bereits zu jener Zeit geahnt hätte, wie auf den Schlachtfeldern von Mollwitz, Roßbach, Leuthen, Zorndorf rc. eigentlich der Grund zu der auf den Kampfgefilden von Königsgrätz und Sedan errungenen deutschen Einheit gelegt worden sei. Und warum nicht — aus dem Schlachtendonner von Roß bach und Leuthen ging ein starkes und mächtiges Preußen hervor, und dieses Preußen sollte später trotz Jena und Auerstädt der Krystallisationspunkt für die — deutsche Einheitsbewegung werden! Es wird vielfach darauf hingewiesen, daß Friedrich der Große schon die Grundlage vorgefunden habe, auf welcher er einen lebenskräftigen, widerstandsfähigen preußischen Staat aufbauen konnte. Gewiß, der große Kurfürst, wie auch Friedrich Wilhelm I., der „Sol- datenköuig" und Vater Friedrichs des Großen, haben das ihrige zu der spätern Größe Preußens beigetragen, aber es gehörte eben ein außergewöhnlich kühner und energischer Geist, wie ihn der Sieger von Zorndorf und Leuthen besessen, dazu, die Errungenschaften von Ferbellin und Königsberg nicht nur festzuhalten, son dern auch zu erweitern. Dies aber hat der „alte Fritz" gethan, und allerdings sein Feldherrn-Talent einerseits, andererseits jedoch auch seine Pflichttreue gegen sein Volk und sich selber, seine Unverzagtheit selbst in den schwersten Lagen, und überhaupt seine Seelen- und Charakterstärke waren es,' die ihn befä- Dienstag, den 17. August 1886. higten, seine hohe Aufgabe glänzend zu lösen. „Der Fürst ist nicht der unumschränkte Herr, sondern nur der erste Diener seines Volkes" — dieser berühmte Satz ist Friedrichs Leitstern während seiner ganzen Regierung gewesen, und hiernach hat er allzeit ge handelt, in kriegerischen wie friedlichen Zeiten. Aber nicht allein auf dem Schlachtfelde hat Friedrich das seinige dazu gethan, den preußischen Staat seinem höchsten, deutschen Berufe entgegenzuführen, sondern auch in umfassender, friedlicher Arbeit. Erst durch seine unter dem Namen „Oockox I'riäorioiunrw" er schienene Gerichtsordnung ist der preußische Richterstand begründet worden, zahlreiche andere Zweige der Ver waltung reformirle er, für Förderung von Handel und Gewerbe, Ackerbau, Verkehr rc. spendete der König viele Millionen, und überall griff er selbst energisch mit an, überall das Erforderliche oft bis in die kleinsten Einzelheiten selbst anordnend. Und über dieser groß artigen Thätigkeit für das materielle Wohl seiner Unterthanen vernachlässigte Friedrich auch die geistigen Interessen nicht, und er war es, durch welchen die Denk- und Gewissensfreiheit im preußischen Staate fest begründet wurde, und in dieser geistigen Befreiung des preußischen und deutschen Volkes liegt ein nicht minder hervorragendes Verdienst des großen Herrschers. Aus dieser vielseitigen Thätigkeit ist eben das fest gefügte Preußen emporgesproßt, welches in unserer Zeit der ruhmvolle Nachkomme des „alten Fritz", unser greiser Heldenkaiser, zu seiner vollen Größe und zu seinem höchsten Ziele an der Spitze des neugeeinten Deutschlands führen sollte. Mit der dankbaren Er innerung an Das, was Kaiser Wilhelm für sein Volk gethan und noch immer thut, verknüpft sich darum heute, am hundertjährigen Todestage des „alten Fritz", die Erinnerung an Das, was der große Preußenkönig für sein Land, für ganz Deutschland geleistet. Sie erschöpft sich nicht in der Bewunderung seiner Groß- thaten im Kriege und in der Politik, nicht in der be wundernden Erkenntniß der festen Fundamentirung, welche er dem preußischen Staatswesen gegeben hat, sein Andenken leuchtet vielmehr in der innersten Volks seele fort, welche fühlt, daß Friedrich der Große dem Verhältniß des Fürsten zu seinem Volke einen Inhalt gegeben hat, welcher vom Einfluß der Zeiten nicht be rührt werden kann. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. August. Mit dem Schlüsse der Schulferien in den höheren Schulen ist es im Wcißeritzthale wesentlich stiller geworden. Der Sonn abend und Sonntag entführte die meisten Familien den ihnen lieb gewordenen Sommerfrischen. In Bären burg, Kipsdorf, Niederpöbel, Schmiedeberg, Naundorf ist nunmehr die Saison ziemlich vorüber, obgleich gerade die kommenden Wochen im August und Sep tember, wenn das Wetter einigermaßen aushält, außer ordentlich erquickend und durch den bunten Blätter schmuck des Herbstes überaus reizvoll sind». Deshalb kehrten auch bisher in den kurzen Michaelisferien immer einzelne der Sommerfrischler wieder an den liebgewordenen Sommeraufenthalt zurück und so denken wir, wird es auch in diesem Jahre nicht an solchen fehlen, die einmal zusehen, wie sich das trauliche Naundorf, das idyllische Schmiedebeeg und der Wald frieden in Bärenfels, Kipsdorf oder Bärenburg im Herbstschmucke ausnehmen. Soviel uns bekannt ist, haben sich die Sommergäste überall wohlbefunden und sich nicht nur über die Bewirthung, sondern auch über das freundliche Entgegenkommen ihrer Wirthe und der Ortsbevölkerung überhaupt sehr befriedigt geäußert. Mögen sich die betreffenden Otte den guten Ruf, den sie bei den Touristen gewonnen habßn, fernerhin be wahren, dann wird jedes Jahr ihnen aufs Neue liebe Gäste und einen ihnen zu gönnenden billigen Gewinn zuführen. — Von ansteckenden Thierkrankheiten trat in der 52. Jahrgang. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde im Monat Juli nur der Milzbrand in Ammelsdorf auf, wo in einem Gehöfte 7 Rinder gefährdet waren, von denen eins erkrankte und verendete. Reichstädt. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Hein rich Wilhelm Reichel sind infolge des am Abend des 12. August, gegen '/»IO Uhr, ausgebrochenen Bran des (s. letzte Nr. unserer Bl.) die sämmtlichen zum Komplex gehörigen Gebäude, bestehend in Wohnhaus, Holzschuppen-, Scheunen- sowie Holz- und Wagen schuppengebäude eingeäschert und nur vom Wohnhaus ist der Unterbau (Stallung und Wohnhaus rc.) er halten worden. Das Feuer ist zunächst an dem süd lichen Giebel der Scheune wahrgenommen worden, hat sich mit rapider Schnelle über das Strohdach erstreckt und sind durch die Gluth die anderen Gebäude mit entzündet worden. Der Kalamitose ist zur Zeit des Brandausbruches im Körnerschen Gasthofe, seine Leute aber sind insgesammt bereits geschlafen gewesen. Das Mobiliar Reichels ist versichert gewesen und auch zum größeren Theile mit verbrannt, nur das Vieh ist voll ständig gerettet worden. Am Brandplatz erschienen und mit Erfolg thätig gewesen sind neben den beiden Gemeindespritzen, der Rittergutsspritze und der Spritze der freiwilligen Feuerwehr von Reichstädt noch die Spritzen der Gemeinden Sadisdorf, Hennersdorf,W Rittergutes Berreuth Md Her freiwilligen FeMSeW ' von Dippoldiswalde. Beim Löschen des Brandes ist der Maurer August Albin Heerklotz von Reichstädt, welcher der freiwilligen Feuerwehr als Mitglied an gehört und mit 7 bis 8 Mann zum Drücken der Spritze kommandirt war, dadurch, daß derselbe hierbei unversehens mit dem Mittelfinger der rechten Hand zwischen den Druckbaum und den Puffer gekommen, schwer verletzt worden, indem demselben infolge der verursachten Pressung das erste Glied gedachten Fingers auf der Stelle total abgeschlagen worden ist. Tags darauf ist der verletzte Finger des genannten Heer klotz bis zum mittlen Gelenk durch den kgl. Bezirks arzt Herrn vr. Erler in Dippoldiswalde abgenommen worden. An demselben Tage, des Nachmittags in der 5. Stunde, ist der Brandbeschädigte Reichel wohl zweifellos infolge seiner durch den Brand entstandenen Aufregung, auf offener Straße vom Blutsturz überfallen worden und bald darauf verschieden. Kreischa. Gestern Sonntag, 15. August, feierte der hiesige Männergesangverein sein 25jähriges Stiftungsfest. Den freundlichen Einladungen hierzu waren 15 Nachbarvereine gefolgt, so daß die ganze Feier den Charakter eines Sängerfestes annahm. Am Festzug durch den mit Flaggen, Guirlanden und Ehren pforten reich geschmückten Drt betheiligten sich außer dem der Militärverein, die Feuerwehr von Kreischa, sowie man natürlich auch nicht die schönere, wenn auch an Zahl natürlich kleinere Hälfte (die Festjungfrauen) vermißte. Großen Jubel erregte eine Ehrenpforte in Kleinkreischa, von deren Podium liebliche Kinderchen Blumengaben spendeten, auch wurde einer Cigarren reichenden Dame manch „Lied hoch" gebracht. Vor dem Festzuge war das neue Banner des Jubilars in kurzer, einfacher, aber inniger Weise geweiht und mit Schleifen und Nägeln geschmückt worden. Im Gatten des oberen Gasthofs bildete der Festzug einen Kreis und wurden von Herrn KirchschullehrerHennig dieGäste herz lich bewillkommnet. Einen knappen aber trotzdem um fassenden Umriß der Geschichte des Liedes schloß er mit der Aufforderung zu einem kräftigen „Lied hoch." Im Namen der Gäste antwortete Herr Kantor Hell riegel-Dippoldiswalde mit einem innigen Glückwunsch für den Jubilar. Das Concert - Programm bestand mit einer Einlage des Männergesangvereins Dippol diswalde aus 17 Nummern, darunter 3 Massengesänge. Bei den Einzelgesängen wurde vom Verein Glashütte mit dem Liede „Mein Herz thu' dich aus" von Lange der Vogel abgeschossen. In allen Forderungen des