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MWtz-MiW. Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Eärl Irhne in Dippoldiswalde. Blatte« eiüe sHr wirk sam« Verbreitung finde«, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltemeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theil«, die Spaltenzeil« A) Psg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L5 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be« - Peilungen an. für die Königliche Amtshaupimannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 90. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Seit Montag Abend weilt nun auch Fürst Bismarck in Gastein, und somit sind Kaiser Wilhelm und sein erster Nathgeber an den Gasteiner Quellen vereinigt. Sicherlich ist dieser Um stand nicht ohne Bedeutung, und die an diesem Sonn tage stattfindende Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef giebt da einen genügenden Fingerzeig. In den letzten Jahren ist diese traditio nelle persönliche Begrüßung zwischen den beiden be freundeten Herrschern ohne die Gegenwart ihrer ersten Rathgeber vor sich gegangen, aber diesmal werden dieselben zugegen sein, denn sicherem Vernehmen nach trifft Ende dieser Woche auch Graf Kalnoky, der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Oesterreich-Ungarns, in Gastein ein. Im Hinblick auf die vorausgegan genen Besprechungen zwischen Fürst Bismarck und Graf Kalnoky in Kissingen erhält die heurige Be gegnung Kaiser Wilhelms mit dem Herrscher Oester reich-Ungarns durch die Theilnahme der beiderseitigen leitenden Minister noch eine erhöhte Bedeutung, und die stundenlangen Audienzen, welche Fürst Bismarck seit seiner Ankunft in Gastein bis jetzt fast täglich bei seinem kaiserlichen Herrn gehabt hat, sind nur geeignet, die Wichtigkeit des bevorstehenden Gasteiner Kaisertages noch mehr hervorzuheben. Aber der Charakter des deutsch-österreichischen Bündnisses, welches seinerseits wiederum in der innigen persönlichen Freundschaft der beiden Souveräne gipfelt, bürgt dafür, daß auch die heurige Zusammenkunft zwischen den beiden fürstlichen Freunden in ihrem letzten Ziele nur der Erhaltung des gegenwärtigen Friedenszustandes in unserem Erd- theile gewidmet ist, und diese Anschauung kann durch die Anwesenheit des deutschen „Friedenskanzlers" in Gastein lediglich ihre Bekräftigung finden. Oesterreich-Ungarn. Die Affaire Janski-Edels- heim zittert in Oesterreich-Ungarn noch immer nach. Was )etzt über die Pester Volksversammlung in dec erwähnten Angelegenheit bekannt wird,, beweist nur auf's Neue die noch nachhaltende leidenschaftliche Er regung des ungarischen Volksgeistes, welche seit der Bekränzung des Hentzi-Denkmals hervorgerufen worden ist. In heftigster Weise wurde auf der erwähnten Volksversammlung die österreichische Armee wiederum angegriffen, und das und L der Ausführungen sämmtlicher Redner bildete die Forderung einer durch aus selbstständigen ungarischen Armee.' Diese For derung charakterisirt so recht den nationalen Eigen dünkel der Magyaren, der am liebsten aus Ungarn ein ganz selbstständiges, von Cisleithanien auch in der Form losgelöstes Reich schaffen möchte — die Nach kommen des Attila würden sich aber wundern, wie rasch es alsdann mit der magyarischen Herrlichkeit zu Ende gehen würde. Frankreich. Das Ergebniß der französischen Generalrathswahlen liegt jetzt vollständig vor. Hier nach haben — abgesehen von den noch zu vollziehenden 177 Stichwahlen — die Republikaner 76 Sitze, die Monarchisten dagegen 83 Sitze gewonnen, der lieber- schuß zu Gunsten der Anhänger des Königthums be trägt demnach 7 Sitze. Es ist dies gerade nicht viel, zumal da es sich nicht um die wichtigeren Deputirten- mandate, sondern nur um die Mandate der mehr lo kale Interessen vertretenden Generalräthe handelte. Immerhin ist der Ausgang der Generalrathswahlen ein Zeichen, daß die republikanische Sache jenseits der Vogesen trotz des Geschreies der radikalen „Macher" in Paris keinerlei Fortschritte in den breiten Schichten des Volkes aufzuweisen hat. — Der Kriegsminister der französischen Republik, Boulanger, macht durch seinen sonderbaren Handel mit dem Herzog von Au- male schon wieder von sich reden. Boulanger hatte an den nun ebenfalls ausgewiesenen orleanistischen Prinzen in den Jahren 1879 und 1880 ein paar recht lobhudelnde Briefe geschrieben, deren Wortlaut Sonnabend, den 7. August 1886. kürzlich von den monarchistischen Blättern gebracht, aber von Boulanger kaltblütig geleugnet wurde. Jetzt bringen nun verschiedene orleanistische Zeitungen die Photographien der besagten Briefe, und einem solchen Beweis gegenüber hilft freilich kein Leugnen mehr — Meister Bousanger hat sich wieder einmal unsterblich blamirt. England. Das neue englische Kabinet hat nun mehr durch die Ernennung der Unterstaatssekretäre seine Ergänzung gefunden, so daß es bei dem am Donnerstag erfolgten Zusammentritt des neugewählten Unterhauses in seiner Gesammtheit debütiren konnte. Uebrigsos ist dieser Zusammentritt die reine Forma lität, da lediglich das Bureau gebildet wird. Die eigentlichen Berathungen des Parlamentes beginnen erst nächste Woche, doch werden auch sie nur von kurzer Dauer sein, denn es handelt sich einfach darum, dem Ministerium Salisbury bis zum Beginne der Winter session die nöthigen Steuern rc. im Voraus zu be willigen, und dies Geschäft wird jedenfalls nur ein bis zwei Wochen in Anspruch nehmen. Rußland. In Peterhof, dem Sommertuskulum der russischen Kaiserfamilie, sind neben dem Erzherzoge und der Erzherzogin Carl Ludwig von Oesterreich auch der Kronprinz von Griechenland und dessen Bruder, Prinz Nikolaus, eingetroffen. Dagegen lagen über die Ankunft der anderen, in Peterhof erwarteten fürst lichen Gäste, per Königin von Griechenland, der Her zogin von Cumberland, des Königs und der Königin von Dänemark, noch keine bestätigenden Meldungen vor. — In der Vertretung Rußlands bei der chine sischen Regierung hat sich ein Wechsel vollzogen, indem der bisherige russische Gesandte in China, Staatsrath Popoff, in den Ruhestand versetzt, und der russische Generalkonsul in Marseille, Kumani, zu seinem Nach folger ernannt worden ist. Vielleicht ist dieser Per sonalwechsel als ein Versuch Rußlands zu betrachten, in China festeren Fuß zu fassen, da Kumani als ein ausgesprochener Repräsentant des reinsten Nussen- thums gilt. Nord-Amerika. Die Grenzstreitigkeiten zwischen Nord-Amerika und Mexiko, welche schon seit einiger Zeit im Gange sind, verschärfen sich allgemach. Der Präsident der Union, Cleveland, hat dem Kongreß einen Bericht des Staatssekretärs Bayard über die in Mexiko, unweit der amerikanischen Grenze, erfolgte Verhaftung des Zeitungs-Redakteurs Cutting, eines amerikanischen Bürgers, mit dem Bemerken zugehen lassen, daß er Alles, was in seiner Macht stehe, ge- than habe, um die Freilassung Cutting's zu bewirken, und das Weitere nun dem Kongresse überlasse. Es scheint fast, als ob der Fall Cutting für die Vereinigten Staaten nur ein Vorwand ist, sich wieder einmal- an dem mexikanischen Nachbar zu reiben. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Mittwoch Nachmittag, mit dem '/>!>-Uhr-Zuge passirte Se. königl. Hoheit Prinz Georg mit seiner ganzen Familie unsere Stadt, um sich über Schmiedeberg nach Rehefeld zu begeben. — 5. August. Allerwärts in unsrer Umgebung geht bereits dek Wind über die Stoppeln, und nur auf wenig Kornfeldern hat die Sense ihr Werk noch nicht gethan. Weizen, Gerste und Hafer gehen sicht lich der Reife entgegen, und bald wird der Getreide segen in die Scheunen geborgen sein. Und, wie man mit Freude bestätigen muß, es ist diesmal ein reicher Segen, da wir vor Hagelschlag und allzugroßer Nässe, Gott sei Dank, bewahrt geblieben sind. Fällt nun auch, wie zu erwarten steht, die Kartoffelernte gut aus, so kann dieses Jahr in der That zu den besten in längerem Zeitraum gezählt werden. Darüber freuen wir uns im Interesse der Produzenten und Konsu menten wahrhaft, ist doch damit die Hauptfrage für den Winter gehoben. 52. Jahrgang. — Mit morgen, Sonnabend,-schließen bei uns die 3wöchigen Sommerferien, und den nächsten Mon tag beginnt aufs Neue der Unterricht. — Wir machen auf die heute Abend stattfindende Versammlung des Gewerbe-Vereins aufmerksam. — Am Donnerstag Nachmittag ist in Obercars dorf ein Knabe, der auf einem Wagen gesessen hatte und absteigen wollte, von dem Geschirrführer, der den Wagen halten ließ, herunter gesetzt worden, aber dennoch insofern zu Schaden gekommen, als durch den wieder in Bewegung gesetzten Wagen ihm eine Nacken wunde zugefügt wurde, die ärztlicherseits bald zuge näht wurde. — Nächsten Sonntag wird für das Dörfchen Dröda im Voigtlande eine Kollekte gesammelt wer den und wollen wir nicht verfehlen, darauf aufmerk sam zu machen und hoffen, daß viele mildthätige Herzen sich bereit finden lassen werden, der bedrängten Gemeinde zu helfen. In Dröda war es bekanntlich, daß im vorigen Jahre der Lehrer zur Freude der Kinder einen Luftballon steigen ließ, der vom Winde aber auf ein Strohdach getrieben wurde, das sofort in Flammen stand. In kurzer Zeit waren 3 Güter, die Pfarrscheune und die 1859 restaurirte Kirche niedergebrannt, die Schule und Pfarre aber schwer beschädigt. Aus Verzweiflung über das angerichtete Unglück stürzte sich der Lehrer in de» Dorsteich und ertrank. Seine Leiche ward in dem Augenblick ge borgen, als seine Eltern ihm die Kunde von seiner Versetzung in eine höhere Stelle bringen wollten. — Von der königl. Brandversicherungskommission ist der Spritze der Gemeinde Burkersdorf für recht zeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Löschthätigkeit beim Brande in Oberbobritzsch am 12. Juni d. I. eine Prämie von 20 Mk., sowie dem Guts besitzer Gotthelf Schindler in Burkersdorf für seine bei demselben Brande gezeigte Bereitwilligkeit zum Transport der Oberbobritzscher Octsspritze an die Brandstätte, und die Schnelligkeit, mit welcher dieser Transport von ihm bewirkt wurde, eine außerordent liche Belohnung von 10 Mk. bewilligt worden. — „Ich warne hiermit Jeden, meiner Frau auf meinen Namen etwas zu borgen, da ich für nichts aufkomme. N. N." Diese Art Annoncen findet man leider sehr häufig in den Tagesblättern und nament lich der weibliche Theil des Publikums pflegt derartige Warnungen mit großem Interesse zu lesen und für weiteste Verbreitung Sorge zu tragen. Der größte Theil der Leser aber weiß nicht, daß solche private öffentliche Anzeigen so gut wie gar nichts nützen, da dieselben durchaus keine gesetzliche Wirkung haben. Wenn ein Ehemann sich gegen das leichtsinnige Schuldenmachen seiner Frau, der er genügende Mittel zur Bestreitung des Haushaltes zu geben pflegt, schützen will, so nützt ihm nur eine gerichtliche Bekanntmachung, welche er unter Darlegung des Sachverhaltes bei dem zuständigen Gerichte zu beantragen hat. Alle anderen privaten Mittel dagegen sind ohne jeden rechtsverbind lichen Erfolg und nur geeignet, Kosten zu verursachen und unerquickliche Familienverhältniffe in den Augen Dritter zum Gegenstand skandalsüchtigen Geklatsches zu machen. Reichstädt. Vergangenen Mittwoch hielt der vom hiesigen Schulvorstand für die obere Ortsschule ge wählte Lehrer, Herr Weyer, bisher in Allenberg, seinen Einzug in unfern Ort. Er wurde vom Schul vorstande und den Schulkindern der oberen Schule, welche Herr Kirchschullehrer Brückner, der auch 3'/« Jahr oben amtirr hat, führte, feierlichst empfangen. Ein gemeinschaftliches Essen, gewürzt durch ernste und heitere Trinksprüche, beschloß die einfache aber schone Feier. Möge Gott geben, daß die Wünsche, welche beim Eintritt Herrn Weyer's in hiesigem Otte laut wurden, in Erfüllung gehen.