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Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MiiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Epaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellim Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. Nr. 11. Sonnabend, den 30. Januar 1886. 52. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz feierte am Mittwoch sein 25 jähriges Jubiläum als Statt halter von Pommern. Am 27. Januar 1861, an welchem Tage der älteste und damals einzige Sohn des Kronprinzen, Prinz Wilhelm, lein zweites Lebens jahr vollendete, erhielt Kronprinz Friedrich Wilhelm folgende Kabinetsordre: „Ew. königl. Hoheit habe Ich zum Statthalter von Pommern ernannt und will Ihnen hiermit an dem heutigen Tage, an welchen in der Geschichte unseres Hauses ein so freudiges Er- eigniß geknüpft ist, einen besonderen Beweis Meines väterlichen Wohlwollens zuwenden. Wilhelm." Kron prinz Friedrich Wilhelm hat oft Beweise davon ge geben, daß er seine Würde als Statthalter von Pommern nicht als einen leeren Titel betrachtet wissen will und es ist in der Provinz Pommern kaum ein größeres Ereigniß vorgefallen, bei dem der fürstliche Statthalter nicht zugegen gewesen wäre. Das letzte Mal weilte der hohe Herr im Juli 1880 auf pommer- schem Boden, anläßlich der großen Flottenmanöver bei Swinemünde; seitdem hat noch kein nennens- werthes Ereigniß den Kronprinzen wieder nach Pommern geführt. — Die Reichstags-Kommission zur Vorbe- rathung der Vorlage über den Nordostsee-Kanal hat den grundlegenden ersten Paragraphen des Entwurfs einstimmig genehmigt und somit ist die Annahme der ganzen Vorlage gesichert. — Im preußischen Abge ordnetenhause dürfte es am Donnerstage zu stürmischen Verhandlungen gekommen sein. Für diese Sitzung stand der Antrag der Konservativen und National liberalen, die von der Regierung beabsichtigten Maß regeln zum Schutze des Deutschthums in den östlichen Provinzen gutzuheißen, auf der Tagesordnung. Zu diesem Anträge lagen zwei Gegenanträge von Seiten der polnischen Fraktion und des Centruins vor. Erstere beantragt, über den genannten Antrag zur Tages ordnung überzugehen, da die Interessen der deutschen Bevölkerung. nicht gefährdet seien, die Forderung nach deutschen Niederlassungen eine Nechtsungleichheit schaffe und die Eintracht der Nationalitäten störe. Das Centrum seinerseits beantragt gleichfalls eine motivirte Tagesordnung, in Erwägung, daß man die Maß regeln der Regierung noch nicht kenne und daß für solche unbekannte Maßregeln keine unbestimmten Mittel bewilligt werden könnten. Eigentlich sollten sämmtliche Anträge auf die Tagesordnung vom Mitt woch gesetzt werden, doch dürfte für diesen Tag dem freisinnigen Anträge auf geheime Stimmabgabe bei den Wahlen zum Abgeordnetenhause sehr wahrschein lich die Priorität überlasten worden sein. — Da die Leiden konservativen Fraktionen mit den National liberalen die unbedingte Majorität des preußischen Abgeordnetenhauses ausmachen, so kann man die An nahme des von dieser Seite eingebrachten Antrages als gesichert betrachten, wenngleich erst heftige Debatten diesem Resultate vorausgegangeu sein werden. Für die neue Legislaturperiode des preußischen Landtages ist es jedenfalls bedeutsam, daß sich gleich in der ersten wichtigen Frage, derjenigen der Maßregeln gegen das vordringende Polenthum in den östlichen Provinzen Preußens, die nichtoppositionellen Parteien über ein gemeinsames Vorgehen geeinigt haben. Er klärt sich die Negierung mit dem konservativ-national- liberalen Anträge einverstanden — und daran ist doch kaum zu zweifeln — so ist sofort die Grundlage für das gesetzgeberische Vorgehen gewonnen und damit das so wichtige nationale Werk, der Schutz des Deutschthums in den Ostmarken des Reiches, gleich im Anfang ein gutes Stück gefördert. — Die jüngsten Vorgänge auf Samoa sind endlich durch einen Bericht des früheren englischen Konsuls auf dieser Insel, Mr. Churchward, genügend aufgeklärt worden. Dem Berichte sind folgende hauptsächlichste Stellen zu ent nehmen : Mullin Point in City Apia war seit längerer Zeit der Sitz der Regierung von Samoa und in den Besitz des früheren deutschen Konsuls Weber gelangt, welcher der Regierung das mit ihr auf Ländereien gemachte Pfandgeschäft kündigte. Der König von Samoa sah sich infolgedessen genöthigt — nachdem ein Preisangebot, das er für die fraglichen Ländereien gethan, von Herrn Weber nicht angenommen worden war — seinen Wohnsitz an einem anderen Orte in Apia zu nehmen. Der deutsche Konsul l)r. Stübel nahm die Partei seines Landsmannes und untersagte dem Könige, die Samoaflagge in Apia irgendwo zu entfalten. Da dies trotzdem geschah, holte vr. Stübel an der Spitze bewaffneter Matrosen vom „Albatroß" die Samoaflagge unter dem Proteste der Konsuln von England und Nordamerika nieder. Es hat sich hierbei also lediglich um Wiederherstellung der vom Könige von Samoa widerrechtlich rückgängig gemachten Pfand- nähme gehandelt, von einer Annexion Samoas seitens Deutschlands kann selbstverständlich keine Rede sein. Dänemark. In Dänemark stehen sich Regierung und Volksvertretung in der Finanzfrage wieder schroff gegenüber. Die radikale Mehrheit des Folkething hat sämmtliche Finanzvorlagen der Regierung abgelehnt, worauf die letztere durch einen königlichen Erlaß er mächtigt worden ist, alle fortlaufenden Ausgaben bis auf Weiteres zu leisten. Das Ministerium Esirup muß also seine finanziellen Maßnahmen treffen, ohne daß die Volksvertretung das Budget genehmigt hätte — gewiß recht sonderbare Zustände für einen kon stitutionellen Staat! England. Jenseits des Kanals scheint das letzte Stündlein für das Ministerium Salisbury geschlagen zu haben. Bei der am Dienstag fortgesetzten Adreß- debatte im Unterhause brachte der liberale Deputirte Collings ein Amendement ein, welches bedauert,, daß den Bauern bezüglich der Erlangung kleiner Pacht güter von der Regierung keine Erleichterung gewährt worden ist. Von konservativer Seite bekämpfte Chaplin das Amendement als ein Mißtrauensvotum gegen das Kabinet; da aber erhob sich Gladstone und sagte, er übernehme jede Verantwortlichkeit, welche die Annahme des Amendements involvire. Letzteres wurde schließ lich mit 329 gegen 250 Stimmen angenommen und hat somit die Negierung eine schwere Niederlage er litten. Die Folge derselben wird unfraglich der Rück tritt des Ministeriums Salisbury sein und kündigen denselben auch die Londoner Abendblätter vom 26. d. M. als unmittelbar bevorstehend an. Ob Glad stone selbst die Bildung des neuen, selbstverständlich liberalen Kabinets übernehmen wird, ist noch nicht bekannt, indessen erscheint unter den obwaltenden Schwierigkeiten wohl Niemand zur Uebernahme dieser Aufgabe geeigneter, als eben der greise Chef der liberalen Partei Englands. Mit seinem Wiedereintritt in die Regierung wird die Gesammtpolitik des britischen Jnselreiches höchst wahrscheinlich in ganz andere Bahnen gelenkt werden, als dies bisher der Fall mar. Balkanhalbinsel. Das Bestreben Griechenlands, die ihrer Lösung nahe jüngste orientalische Frage durch einen Krieg gegen die Pforte von Neuem aufzurollen, ist auf allgemeine Mißbilligung gestoßen. In allen Kabineten ifi die Stimmung gegen Griechenland und unter diesem Eindrücke findet das Rundschreiben der Pforte über die griechischen Rüstungen eine günstige Aufnahme im Auslande. Die Pforte erklärt hierbei in würdigster Weise, daß sie trotz ihrer Friedensliebe unmöglich eine Provokation seitens Griechenlands dulden könne, doch appellirt die türkische Negierung nochmals an die Mächte, damit dieselben durch eine kategorische Erklärung die Demobilisirung der grie chischen Truppen erlangen. Ferner hat die türkische Regierung von dem griechischen Gesandten in Kon stantinopel Erklärung über die Haltung Griechenlands verlangt. Bis zur Stunde verlautet noch nichts über die endgiltigen Beschlüsse des Athener Kabinets, viel leicht läßt sich aber dasselbe durch die angedrohte I Flottendemonstration der Mächte noch in letzter Stunde zum Einlenken bestimmen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Januar. Schon geben wir mit dem heutigen Blatte die Schlußnummer des ersten Jahresabschnitts, des Januar, aus. , Es ist der kurze Februar in nächster Sicht. Wir steuern auf Ostern unaufhaltsam zu. Und wenn auch dieses Fest Heuer am spätesten Termine fällt, und wir also trotz des vollendeten Januars beinahe noch ein Vierteljahr bis zu dem im bürgerlichen Leben höchst wichtigen Zeit abschnitte haben, so wird der Termin doch gar Manchem allzufrüh kommen. Besonders wird das bei Eltern der Fall sein, denen die Bedürfnisse ihrer Kinder, die nächsten Ostern die Schule verlassen sollen, schwer aufs Herz fällt. Es ist immerhin ein leidliches Sümmchen, das ein Konfirmand beansprucht, um an seinem Ehren tage anständig erscheinen zu können, und die Sorge, es zu beschaffen, nicht gering. Und doch könnten Eltern sich dieselbe wesentlich erleichtern, wenn sie in Zeiten anfingen, für die Konfirmations-Ausstattung ihrer Kinder wöchentlich oder monatlich eine Kleinig keit fest zu bestimmen und beiseite zu legen. Wie man in den verschiedensten Lebensverhältnissen dem Sparer durch zweckentsprechende Einrichtungen helfend ent gegenkommt, so ist auch die sogenannte „Konfirman denaussteuerung" bereits so wohlorganisirt, daß den betreffenden Eltern und Versorgern nicht die geringste Mühe verursacht wird, wenn sie dieselbe für ihre Pflegbefohlenen benutzen wollen. Wir machen deshalb hier, wie schon wiederholt, darauf aufmerksam, daß sich eine Agentur der Konfirmandenaussteuerung hier in den Händen des Herrn Kantor Hellriegel befindet, der gern bereit ist, weitere Auskunft über das höchst wohlthätige Institut zu ertheilen. Aber, wie gesagt, wer sich durch dasselbe die Sorge erleichtern will, der muß in Zeiten anfragen und nicht warten, bis sie da ist. Eine ost nicht minder große Sorge verursacht gewissenhaften Eltern die Unterbringung ihrer Kinder in der Lehre. Wer nicht in der Zeit sorgt, der kommt oft in die Lage, kein geeignetes Unterkommen zu finden und ist schuld, daß Heranwachsende Knaben, weil sie längere Zeit ohne geregelte Beschäftigung bleiben, sich das Bummeln angewöhnen, die Lust zur Arbeit verlieren und dumme Streiche lernen. Jetzt wäre gerade die rechte Zeit, um sich nach Lehrmeistern umzusehen. — Vom kgl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts ist der bisherige Schulvikar in Bärenstein, Julius Oswald Manne, als 2. ständiger Lehrer daselbst ernannt und bestätigt worden. ' — Das kgl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts hat auf befürwortenden Bericht der kgl. Amtshauptmannschaft zur Unterstützung und Er weiterung von Volksbibliotheken im Ganzen 605 Mark Beihilfen bewilligt. Von letzteren haben ver ordnungsgemäß zu erhalten: der Gewerbeverein zu Dippoldiswalde 60 M., die Schulgemeinde Börners dorf 25 M., die Kirchengemeinde Geising 30 M., die Schulgemeinde Reinholdshain 40 M., die Gemeinde Burkersdorf 40 M., die Kirchgemeinde Johnsbach 30 Mark, die Gemeinde Waltersdorf 25 M., die Gemeinde Frauenstein 40 M., die Schulgemeinde Löwenhain 25 M., die Schulgemeinde Lauenstein 40 M., die Schulgemeinde Börnichen bei Possendors 30 M., die Schulgemeinde Fürstenau 30 Mark, der Verein für innere Mission zu Dippoldiswalde 50 M., die Schul gemeinde Dittersdorf 40 M., die Schulgemeinde Hirsch bach 40 M. und die Schulgemeinde Glashütte 60 M. — Auf der Beschälstation Dippoldiswalde wer« den vom 1. Februar bis 1. Juli die drei Hengste Markgraf, Homer und Norfolk stationirt sein. — Die Sächsische Vieh-Versicherungs-Bank in Dresden hat wieder einen derartig glänzenden Jahres-