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Verantwortlicher Redaeteur: Carl Ithnr in Dippoldiswalde. „Weißeritz, gelt«»»" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Psg., zweimonatlich 84 Pfg,, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wärters Müller und legte dasselbe in kurzer Zeit in Asche, da das Feuer in dem auf dem Boden aufge speicherten Heue reichliche Nahrung fand. Der Kala- mitose, welcher das Haus erst seit kurzer Zeit er worben, während derselben aber zum netten Wohn haus ausgebaut hat (früher diente eS nicht zum Wohnen, sondern nur zur Schmiederei), ist um so mehr zu beklagen, da dem Vernehmen nach derselbe den Ausbau noch nicht versichert hat. Trostlos kehrt- der Ärmste erst nach Ausbruch des Brandes von sein« Berufsthätigkeit zu seinem Hause zurück, das er mit seinen sauer erworbenen Sparpfennigen in ein recht trautes Daheim verwandelt hatte. Möchten mildthä- tige Herzen und Hände helfen, den herben Verlust zu mildern. Ueber unsere Stadt zog das betreffende Gewitter unter heftigem Regen gnädig vorüber. — Der heutige Viehmarkt war wider Erwarten trotz der günstigen Heuwitterung recht gut besucht. Es waren zum Verkauf ausgestellt 16 Pferde, 1 Fohlen, 3 Ochsen, 5 Kühe (darunter 3, worunter die Kälber stehen), 3 Kalben und 265 Ferkel. Der Preis der Ferkel bewegte sich pro Paar zwischen 27—40 Mark. Von den zum Verkauf gebrachten 265 Ferkeln wurden 252 Stück verkauft. In Pferden, Ochsen, Kühen und Kalben war der Umsatz ein etwas schwacher. — Unsre Stadt Frauenstein ist jetzt auch von vielen Sommerfrischlern belebt. Außer denDreSd- ner Ferienkolonisten haben sich bis dato 68 Mann eingefunden. Möchte die Witterung eine anhaltend günstige bleiben, damit unsre lieben Gäste unsre stär kende Waldgebirgsluft recht genießen können. — In voriger Woche wurden in Kleinbobritzsch blühende Kirschzweige gefunden. In dem Garten des Herrn Kalkwerksfaktor Richter im benachbarten Herms dorf zeigt sich jetzt ein ähnlicher Fall, indem ein Birn bäumchen neben gutangesetzten Früchten einen Zweig mit 8 kräftigen Blüthen zeigt. Das von einem so genannten „sächsischen Sibirien" also hier nicht die Rede sein kann, widerlegen nicht bloß diese Thatsachen, sondern auch die Erfahrung, daß der Obstbau sich in folge der günstigen erzielten Resultate immer mehr in unsrer Gebirgsgegend verbreitet. Glashütte. Am Freitag wurde das fünfjährige Söhnchen des Uhrmacher Dittrich von einem Insekt in die Ferse gestochen. Da das Kind nichts sagte, so war bereits der Fuß angeschwollen, ehe zum Arzt ge schickt wurde, ehe derselbe kam, war auch das Bein und zum Theil die linke Seite angeschwollen. Die Geschwulst steigerte sich bis zum Kopfe, doch konnte das Kind noch gerettet werden und war bereits zwei Tage darauf außer Lebensgefahr. — Die Tradition meldet, daß eS in Glashütte noch nie eingeschlagen hat und auch nicht einschlagen wird, und trotzdem der Blitz manchmal in bedenklicher Nähe .niederfuhr, können sich doch die bekannten „ältesten" Leute nicht entsinnen, daß ein Haus davon betroffen wurde. Diese Ansicht schien eine Berechtigung zu haben durch die Lage der Stadt in einem tiefen und engen Thale und dadurch, daß nach der -(Wetter-) feite zu der Luchberg die Wetterscheide bildet. Das Gewitter vom 26. Juli Nachmittags hat nun das Gegentheil bewiesen, indem kurz vor 6 Uhr der Blitz in die Apotheke, Herrn Bürgermeister Kühnel gehörig, fuhr, ohne jedoch großen Schaden zu thuu und ohne zu zünden. Der Blitz fuhr an der Dachkante der vorderen Giebelseite nieder, riß einige Ziegel aus, ging durch das Dach auf den Boden, zersplitterte hierbei einen Balken, dann durch die Decke, sprang auf die elektrische Leitung über, wobei jedenfalls sich der Strahl theilte; während der eine Strahl durch die Decke zurückging, fuhr der andere an der Leitung herunter, warf in der Apotheke verschiedene Flaschen rc. vom Fenster und lähmte hierbei den linken Arm des Provisors, eines älteren Herrn. Die Lähmung wurde glücklich durch entsprechende Mittel in einer Stunde Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Neue Friedenszeichen. Der persönliche Meinungsaustausch über die schwe benden Fragen der europäischen Politik zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky, dem österreichischen Minister des Auswärtigen, ist schon seit einigen Jahren zu einer Art Sommerprogramm ge worden und dasselbe ist auch Heuer wiederum zur Aus führung gelangt. Am vorigen Donnerstage traf Graf Kalnoky zu seinem Besuche des deutschen Reichskanzler in Kissingen, dem schon durch den alljährlichen Aufent halt des Fürsten Bismarck bekannten unterfränkischen Badeorte, ein und daß es sich hierbei um keine der üblichen diplomatischen Höflichkeitsvisiten handelte, be darf wohl keiner besonderen Versicherung. In der That haben seit der letzten, im August vorigen Jahres zu Varzin stattgefundenen Zusammenkunft beider Staatsmänner sich die Verhältnisse in der europäischen Politik nach gewissen Richtungen hin verschoben und namentlich ist es die Durchlöcherung des Berliner Ver trages infolge der auf der Balkanhalbinsel eingetretenen Veränderungen und der Aufhebung der Freihafen stellung Batums durch Rußland, welche mit einen der wesentlichsten Programmpunkte der Kissinger Entrevue gebildet haben wird. Darauf deutet auch eine Wiener Zeitungsnotiz hin, die jedoch zugleich betont, daß die verbündeten Kabinete von Berlin und Wien in allen diesen Angelegenheiten bisher eine durchaus überein stimmende Politik verfolgt hätten und daß der Stand der erwähnten Fragen zur Zeit keine besonderen Ent schlüsse nothwendig mache. In letzterer Versicherung liegt zugleich die Friedensbedeutung auch der heurigen Zusammenkunft zwischen den leitenden Staatsmännern der beiden verbündeten mitteleuropäischen Kaiserreiche und daß letztere, gleich ihren Vorgängerinnen, deren Erhaltung des Einvernehmens zwischen den maßgeben den Völkern Europas und im Speziellen der weiteren Stärkung des deutsch-österreichischen Bündnisses ge widmet ist, erscheint bei dem Charakter der auswär tigen deutschen Politik selbstverständlich. Die Kissinger Ministerzusammenkunft tritt aber um so bedeutungs voller hervor, als ihr in allernächster Zeit die tradi tionelle Begrüßung Kaiser Wilhelms anläßlich seines Badeaufenthaltes auf österreichischem Boden durch seinen erlauchten Freund und Mitten, den Kaiser Franz Josef, folgen und welche sich auch diesmal, wie bereits in den letzten Jahren, in Gastein vollzieht. Beide Begegnungen, die der Minister und jene der Herr scher, ergänzen sich offenbar und mit Recht erblicken in ihnen nicht nur die Völker der betheiligten Reiche, sondern auch die Nationen des übrigen Europas ein neues Zeichen dafür, daß die Friedenspolitik Deutsch lands und Oesterreichs ihren gewichtigen Einfluß auf die weitere Erhaltung des Weltfriedens äußern wird. Diese Anschauung findet noch durch andere Momente, die mit den Kissinger Ministerkonferenzen in einem gewissen Zusammenhänge stehen, ihre Bestätigung. Sobald Graf Kalnoky nach der Rückkehr von Kissingen seinem kaiserlichen Herrn in besten Sommerresidenz Ischl Bericht erstattet haben wird, gedenkt sich Erz herzog Karl Ludwig, der älteste Bruder des österrei chischen Herrschers, nach Peterhof zu einem Besuche der russischen Aaiserfamilie zu begeben. Erwägt man, daß Erzherzog Karl Ludwig vor Kurzem in Berlin weilte und hierbei den deutschen Kronprinzen in Pots dam einen mehrstündigen Besuch abstattete, so gewinnt die russische Reise dieses angesehenen Mitgliedes des österreichischen Kaisershauses entschieden an Interesse und man darf vielleicht in dem Erzherzog den Träger neuer Verhandlungen erblicken, welche an die Tage von Skierniwicze und Kremsier anknüpfen. — Endlich ist noch die Wiener Meldung zu verzeichnen, daß v. Giers, der leitende Staatsmann Rußlands, in diesen Tagen in Franzensbad zur Kur ermattet wird und daß derselbe von dort aus dem Fürsten Bismarck in Kissingen ebenfalls einen Besuch abstatten werde. Inserat«, «Kh« Sei h« bedeutenden Auflage t>«< »latt-S eine sehr wirk, same Verbreitung finden, »«den mtt 10 Pfg. di« Epaltenreile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« M Pfg. Eine Bestätigung dieser Nachricht liegt allerdings noch nicht vor, aber verschiedene Gründe sprechen für ihre innere Wahrscheinlichkeit und die angekündigte Entrevue zwischen den beiden Staatsmännern würde einfach nur in den Rahmen all' der erwähnten Vorgänge hinein paffen, die in ihrer Gesammtschaft die Fortdauer der friedlichen Aussichten auf internationalem Gebiete be deuten. «Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. Juli. Wenn wir nicht ganz irren, war vor nicht gar langer Zeit bei den städtischen Kollegien von der Anschaffung einer Rasen- scheervorrichtung die Rede. Ob es dazu gekommen ist, wissen wir nicht, möchten aber sehr wünschen, daß man sich dazu entschlösse. Wenn öffentliche Anlagen — speziell Rasenplätze — zur Verschönerung dienen sollen, so müssen sie gepflegt werden, und darf das Gras nicht wie auf einer Wiese nach Belieben wachsen; es muß häufig geschoren und in gleicher Höhe gehalten werden. Am allerwenigsten aber darf das Gras nach und nach, nach Belieben und Bedürfniß einer etwa damit zu fütternden Ziege und dergleichen, abgesichelt werden. Dann hört der Begriff und der Zweck einer Anlage auf. Die in der Vorstadt beim Heisterbergk- Denkmal und auf dem Lutherplatze angelegten Rasen plätze, an denen namentlich jetzt bei lebhaftem Verkehr alltäglich nicht selten Fremde vorüber kommen, ent sprechen in dieser Hinsicht den an eine Anlage zu stellenden Anforderungen nicht, ganz abgesehen davon, daß die Beschaffenheit des Rasens selbst sehr viel zu wünschen übrig läßt; indem nur durch häufiges d. h. alljährliches Umgraben und Jäten endlich ein reiner, unkrautfreier Rasen erzielt werden kann. Ebenso kann das Wuchern des Grases auf den umgebenden Wegen nur durch immer wiederholte sorgfältige Reinigung beseitigt und die Promenade wirklich zu einer Zierde gemacht werden. Das Alles dürfte füglich der Thätig- keit des Verschönerungsvereins anheim fallen, aber wo ist er? Es ist oft nicht allzuschwer, etwas zu schaffen, doch es zu erhalten und zu pflegen, das erfordert Ausdauer und Geduld, und diese scheint dem Ver schönerungsverein leider ausgegangen zu sein. Wir müssen das im Interesse unserer hübschen Stadt leb haft bedauern. Das Gewitter am Montag Nachmittag gegen 5 Uhr, das sich bei uns nur durch starke Schläge (der eine soll die Schienen der Eisenbahn getroffen haben) und strömenden Regen entlud, hat in ver schiedenen Landestheilen große Verheerungen ange richtet, so wurde namentlich der Plauensche Grund und ein Theil von Dresden theilweise verhagelt. Reichstädt. Vorigen Sonntag hielt Herr Lehrer Röder mit den Schulkindern des Oberdorfes noch kurz vor seinem Weggange von hier nach Birkigt b. Pot- schappel ein sehr hübsches Schulfest ab. Das Geld dazu hatte sich die Schuljugend durch ein im ver gangenen Winter abgehaltenes, zahlreich besuchtes, wohlgelungenes Concert erschwungen, weswegen auch die Konfirmanden, die vorige Ostern die Schule ver lassen haben, an diesem Feste theilnahmen. Ein statt licher Umzug durch das Oberdorf, Vogelschießen, so wie unzählige hübsche Spiele erhielten die Kinder in stets heiterer Stimmung, bis endlich der Festtag mit einem von der Jugend aufgeführten Lampionzuge be schlossen ward. Allgemein wird der Wegzug Herrn Röders, der ein tüchtiger Lehrer mit liebevollem, ge sellschaftlichem Umgänge ist, bedauert. Der von ihm gegründete Gesangverein des Oberdorfes beschenkte ihn am letzten Sonnabend mit einem schön geschliffenen Bierglase. Als Nachfolger wählte der Schulvorstand Herrn Lehrer Weiher z. Z. in Altenberg. Frauenstein, 26. Juli. Heute Abend V? Uhr schlug der Blitz in das neben dem Wehner'schen Gast hofe in Nassau sich befindliche Wohnhaus des Straßen-