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Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein bedeutend«» «ufl-«» d<» Blattes eine sehr «irk- same Verbreitung find«, »erden mit 1V Pfg. die Spaltemeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un revattionellen Theile, die Spaltenzeile AlPfg. Die „Weißeritz-Iettung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend,— Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg., -««monatlich 8t Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnt in Dippoldiswalde. Nr. 79. Dienstag, Vm 13. Juli 1886. 52. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 12. Juli. Die Gewerbever einsversammlung am vergangenen Freitage, die trotz des strömenden Regens recht gut besucht war, bot manches allgemein Interessante. Zunächst theilte der Vorsitzende die an den Verein ergangene Ein ladung zur Theilnahme an der Einweihungsfeier des König-Johann-Thurms mit, und gab sodann auf Grund deS Jahresberichtes der Gesellschaft für Volks bildung einige Notizen über Mitgliederzahl der als korporative Mitglieder derselben angehörenden Vereine, sowie über die Höhe der im vergangenen Jahre auf die von ihnen verwalteten Volksbibliolheken verwendeten Summen, woraus sich die erfreuliche Thatsache ergab, daß der hiesige Verein zu denthätigen unbedingt zu zählen ist. Herr Stadtrath Teicher erstattete nun Bericht über die auf dem Handwerkertage in Dresden zur Berathung bez. Beschlußfassung gekommenen Anträge, der eine kurze Debatte über das bei Staatsaufträgen beliebte Submissionsverfahren hervorrief. — Herr Kaufmann Reichel stellte hierauf den Antrag, daß der Gewerbe verein Schritte thun möge, um auch für das Winter halbjahr die jetzt bestehenden Eisenbahnverbindungen, bez. Züge, zu behalten. In die mit Erledigung dieser Angelegenheit beauftragte Kommission wurden außer dem Gesammtvorstande noch die Herren Stadtrath Postmeister Franke und der Antragsteller gewählt. — Sodann brachte Herr Reichel zur Sprache, daß es ge wiß höchst wünschenswerth sei, daß Dippoldiswalde und Umgebung Telephonverbindung mit Dresden er halte. Es sei die Ausführung nur eine Frage der Zeit; er halte es aber bereits jetzt für angezeigt, daß Schritte zur Verwirklichung dieses Wunsches gethan würden. Er zweifele nicht, daß sich eine Anzahl In teressenten finden würden, wenn man die Angelegen heit anrege, und diese Anregung zu geben, dazu sei der Gewerbeverein das geeignetste Organ. Der An tragsteller machte zugleich mehrere Herren namhaft, die bereit sein möchten, sich Leitungen in ihr Haus legen zu lassen. Wenn die Einrichtung in Dohna möglich gewesen sei, werde sie es auch hier sein; es gelte aber, schnell vorzugehen, da die der Telegraphenver waltung zu Gebote stehenden Mittel sonst auf längere Zeit erschöpft sein würden- Der Vorsitzende erklärte, daß er recht gern bereit sei, in einer baldigst zu sammen zu berufenden Vereinsversammlung den Gegen stand auf die Tagesordnung zu setzen und alle Die, welche an der Einrichtung Interesse haben, auch wenn sie dem Vereine nicht angehören, zu derselben einzu laden. Dabei werde sich Herausstellen, welche Aus sicht auf Verwirklichung der gehegte Wunsch habe. — Bezüglich einer nächstens vorzunehmenden Exkursion soll der Vorstand die Linie Pirna-Königstein ins Auge fassen und die nöthigen Vorbereitungen treffen. — Das Regenwetter in der Nacht zum Sonn abend, daß ganz ungeheure Waffermengen den Flüssen und Bächen zuführte, hat auch unsere Weißeritz hoch anschwellen lassen. Die braungefärbten Fluthen zeig ten deutlich, daß an Feldern und Aeckern vielfach Ab schwemmungen geschehen sein müssen. Bei uns wurde das Wehr der Herren Mühlenbes. Nenger und Heise vollständig weggespült und zerstört. — Unter großer Rauchentwickelung, die ein aus brechendes Schadenfeuer vermuthen ließ und deshalb auch etwas Feuerlärm veranlaßte, brannte am 9. Juli Mittags in der ersten Etage eines Hauses am Ober- thorplatze ein Sopha. Dasselbe wurde völlig unbrauch bar; außer den angekohlten Dielen und einer nassen Zimmerdecke entstand weiter kein Schaden. — Nach dem 1. Juli jeden Jahres sind von den Gewerbepolizeibehörden des amtshauptmannschaftlichen Bezirkes die Anzeigen über die im ersten Halbjahr erfolgten Gewerbeanmeldungen — beziehentlich, wo solche überhaupt nicht erfolgt sind, Vakatscheine — einzureichen. Da noch ein großer Theil dieser An zeigen rückständig ist, wird die gedachte Vorschrift hiermit in Erinnerung gebracht. — In Bezug auf die Entstehungsursache des Brandes beim Briefträger Arnold in Schmiedeberg erhalten wir die Mittheilung, baß derselbe zweifellos nur infolge des Auffliegens von Funken aus der Esse auf das Strohdach entstanden sein kann, da Abends zur Unterhaltung eines Feuers im Ofen Neißig und viel Hobelspähne verwendet worden sind. Die 1877 neu erbaute Esse ist erst kurze Zeit vorher gereinigt und in jeder Beziehung für sicher befunden worden. — Das Publikum ist, wie wahrgenommen worden, durch unrichtige Zeitungsnotizen zu der irrigen An nahme veranlaßt, daß seit dem I. Juli die äußerste Wortlänge bei Telegrammen auf 10 Buchstaben für das Wort eingeschränkt sei. Dies ist unrichtig. Die äußerste Wortlänge bei gewöhnlichen Telegrammen im europäischen Verkehx beträgt nach wie vor 15 Buch staben. Die Einschränkung auf 10 Buchstaben findet nur bei Telegrammen in sogenannter verabredeter Sprache und, wie bisher, bei außereuropäischen Tele grammen statt. — Auf der Tagesordnung der zum 1. August ein berufenen Kommandantenversammlung des Feuerwehr bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde stehen folgende Punkte: Berathung und Be schlußfassung über eine einzuführende einheitliche Chargirtenauszeichnung, wozu Muster vorliegen, Be rathung und Beschlußfassung über Anschaffung von Manometer und Vakuumeter, sowie ein Vortrag über diese beiden Instrumente. — Nächsten Sonnabend werden die Dresdener Ferien-Kolonisten nach den für sie ausersehenen Luftkurorten ausrücken und in Mulda, Frauenstein, Schönfeld, Coßmannsdorf rc. eintreffen. Da dürfte es denn für Viele von Interesse sein, zu hören, was die Wirthe als Beköstigung zu liefern haben. Die Kinder erhalten 1. früh '/» Liter gute Milch und für 3 Pf. Semmel; 2. Vormittags Liter Milch, 100 Gramm Brod mit 10 Gramm Butter (von einem Stückchen Butter dürfen also höchstens 25 Brodscheiben gestrichen werden); 3. Mittags 100 Gramm gekochtes oder gebratenes Fleisch oder Fleischeswerth (z. B. bei Eierspeisen 2 Eier für jedes Kind) mit reichlicher Zu kost und 100 Gramm Brod; 4. Nachmittags 100 Gramiä Brod mit 10 Gramm Butter; 5. Abends '/» Liter gute Milch, 100 Gramm Brod mit 10 Gramm Butter und als Zukost ein Stückchen Käse, Wurst oder ein Ei oder Obst. Daß bei einer solchen Ernährung von einer Verwöhnung nicht die Rede sein kann, wird Jedermann zugeben müssen, wenn auch viele der Kinder bei den Ihrigen nicht einer gleichen Kost theilhaftig werden. Aber mit Hilfe einer 3 wöchentlichen bessern Nahrung sind die edlen Ziele dieses Samariterwerkes nur zu erreichen. Diese Speisekarte, wenn man sie so bezeichnen darf, ist von den tüchtigsten Aerzten auf gestellt, und die Erfahrung hat gezeigt, daß dieselbe zur Kräftigung und Stärkung der armen, schwächlichen Kinder sehr geeignet ist. Ein weiterer Segen für diese Kinder liegt aber bei dem längeren Aufenthalte und der regelmäßigen Bewegung in frischer, reiner Gebirgsluft noch darin, daß die Kinder angehalten werden, sich täglich mit frischem Wasser ordentlich zu waschen, ferner in der Gewöhnung an Ordnung, Pünktlichkeit und Sorgfalt, im Verkehr unter sich an Verträglichkeit und Dienstfertigkeit, im Verkehr mit den Ortsbewohnern an Wohlanständigkeit und Ge fälligkeit, im Verkehr mit ihren fern weilenden Eltern an Treue und Anhänglichkeit, gegen ihre stillen Wohl- thäter an aufrichtige Dankbarkeit und Ehrerbietung, und gegen ihren höchsten Wohlthäter an echte Reli> giösität, die sich im Betrachten der göttlichen Werke in seiner herrlichen Schöpfung, in dem gemeinschaft lichen Morgen-, Mittag- und Abendgebete kund giebt, mit einem Worte: in der erzieherischen Einwirkung. — Wenige Tage noch und die „großen Ferien" beginnen! Damit rückt auch die Stunde der Ent scheidung näher: ob,, wie und wohin man reisen soll? Denn „reisen" gilt heutzutage als Parole für alle Ferienqlücklichen und wer nur irgend kann, entflieht gern auf einige Wochen dem Gewühl und Getöse der Stadt, um besonders in den Bergen Ruhe und Er holung zu finden. Da gilt nun, wie schon seit Jahren, Geucke-Wagner's Programm zur 28. und 29. Ahien- Extrafahrt als trefflicher Wegweiser; es erschien be reits in zweiter Auflage und kündigt aufs Neue alle jene Vortheile und Annehmlichkeiten an, welche diese Fahrten in allen Kreisen so überaus beliebt gemacht haben. Außer den billigen Billets nach München, Salzburg, Reichenhall, Kuffstein und Lindau, welche 45 Tage gelten und zur Rückfahrt mit allen Zügen, also auch den Eilzügen gelten, welche betreffende Wagenklasse führen, ist es besonders die gediegene Auswahl von anschließenden Rundtouren, welche die Entschließung: „wie und wohin reisen" ungemein leicht machen. Für Reisende, welche die Schweiz und Tirol gleichzeitig besuchen wollen, ist eine prachtvolle Rund tour einschließlich der großartigen Arlbergbahn und Innsbruck vorgesehen. Schweizreisende erhalten dies mal Billets direkt bis Zürich und Luzern für einen ungewöhnlich billigen Preis: außerdem werden auf dem Zuger- und Vierwaldstädter See^ sowie auf allen Rigibahnen noch 20 Prozent Fahrpreisermäßigung ge währt. Das ausführliche Programm mit einem Orien- tirungskärtchen giebt über Alles genaue Auskunft. Angenehm gestaltet sich auch die Rückfahrt, die be liebig über Regensburg oder Nürnberg-Bamberg oder Bayreuth und mit Unterbrechung stattfinden kann. Hennersdorf, 12. Juli. Gestern Abend gegen 5 Uhr hat der 10»/» Jahr alte Schulknabe Arthur Bruno Bellmann, Sohn des Schuhmachermeisters Friedrich Wilhelm Bellmann allhier, sich wahrscheinlich um zu baden in einen Dorfteich begeben und ist hierbei ertrunken. Gefunden wurde die Leiche erst heute früh 4 Uhr, und mußte der Teich, welcher mindestens 6 Ellen tief ist, erst abgelassen werden. Frauenstein, 11. Juli. Heute weilte Herr Lehrer Wehsnigk aus Dresden in unsrer Staat, um Nachfrage zu halten, ob außer der nächsten Sonn abend, den 17. Juli, hier ankommenden Knaben- Ferienkolonie auch eine Mädchenkolonie hier Auf nahme finden könnte. Die Letztere würde sich haupt sächlich aus Töchtern bemittelter Stände zusammen setzen. Die Mädchenkolonie wird im Gasthof zum goldnen Löwen, bei Herrn Wehner, die Knabenkolonie in goldnen Stern bei Herrn Franke untergebracht. — Die Exkursion des Turnvereins „Amicitia" aus Halsbrücke, welche vor acht Tagen nach unserer Stadt unternommen werden sollte, infolge des heftigen Gewitters aufgeschoben worden ist, gelangte heute zur Ausführung. Die betheiligten Vereinsgenossen be suchten die Burgruine und den Park und verlebten angenehme Stunden in unserem Städtchen, so daß ihnen die Turnfahrt nach hier sicher nicht gereuen wird. — Eine vorgestern hierauftauchende Zigeuner bande machte unser vigilanter Gensdarm für unsere Gegend unschädlich; indem er sie schleunigst aus unserem Gesichtskreise brachte. — Vorgestern wurde der Bäckergeselle Kretzschmar, welcher bei dem Bäckermeister Gustav Mühle hier arbeitete, verhaftet, weil derselbe zu verschiedenen Malen Nachts durch ein kleines Fenster in den Bäcker laden seines Meisters eingestiegen und daraus ver schiedene Näschereien und namhafte Geldbeträge ent wendet hatte. Der ungetreue Geselle, mit dem im Großen und Ganzen der Meister sehr zufrieden war, hat nunmehr Zeit, hinter Schloß und Riegel sich die bittern Folgen seines Leichtsinns zu überlegen. Der betreffende K. soll auch bei Gastwirthen nicht unbe deutende Zechschulden anwachsen haben lassen. ES