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Mcherih -MtW Amtsblatt Inserat», welche vet -er bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden «erden mit 1V Psg. die Spaltemeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile M Psg. tvl» „Weißeritz-Zeitung" «-scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer« 10 Psg. — Alle Postan- flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für di- Königliche UmtshMPlmamschast MppMswälde, sowie für di- Königlichen Umisgerichte nnd di- Stadtrüthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnk in Dippoldiswalde. Nr. 82. Dienstag, den 20. Juli 1886. 52. Jahrgang. " - " ' i l ! I Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 19. Juli. Der heutige Tag ist der Todestag der in der stillen Verehrung ihrer Familie, des gesammten preußischen Volkes und aller Deutschgesinnten fortlebenden edlen Königin Luise von Preußen, der Mutter unsers Kaisers Wilhelm. Heute vor 76 Jahren starb sie an gebrochenem Herzen. Sie hat die Schmach Deutschlands unter der Gewalt herrschaft Napoleons tief und bitter empfunden; sie hat die Zeit des Erwachens und der Erhebung Preu ßens im Jahre 1813 nicht erlebt, und der Schmerz um das Vaterland hat ihre Lebenskraft gebrochen. Aber sie hat einer noch viel bedeutenderen Erhebung, der des großen Vaterlandes Deutschland, vorgearbeitet und uns den Mann erzogen, der Deutschlands Schmach gerächt und seinen Namen wieder zu Ehren gebracht hat. Wie im Jahre 1813 an ihrem Geburtstage, am 10. März, ihr Gemahl, König Friedrich Wilhelm III-, zur Erinnerung an sie, die edle Tobte, den Orden des Eisernen Kreuzes stiftete, als einen Sporn für die Tapferen, so hat ihr Sohn, König Wilhelm von Preußen, an ihrem Todestage, den 19. Juli 1870, dieses Ehrenzeichen erneuert und an ihrem Grabe seine Seele gestählt zu dem ihm aufgenöthigten Kampfe um des Vaterlandes Ehre. Wenn wir uns je freuen darüber, daß wir sie wieder gewonnen haben und Deutschland geehrt dasteht im Rathe der Nationen, so sei auch ein Lorbeerkranz niedergelegt im stillen Mau soleum, wo sie, von der liebevollen Meisterhand Rauchs in Marmor gebildet, nun inmitten des befreiten Vater landes ruht in ewigem Frieden! — Die Einweihung des König Johann-Thurms am gestrigen Sonntage gestaltete sich zu einem wahr haften Volksfeste. Das nach längerem Schwanken endlich einmal beständige Wetter ermöglichte die Aus führung des aufgestellten Programms, das, aus einem ernsten und heiteren Theile bestehend, zweckentsprechend zusammengestellt war. Punkt 3 Uhr bewegte sich der aus dem Stadtmusikkorps, der Schützenkompagnie, dem Gesang-, Turn-, Erzgebirgs-, Gewerbe- und Militär verein, sowie Gebirgsverein Rabenau gebildete Festzug vom Oberthorplatze nach dem Markte durch die Mühl straße nach dem Festplatze, dem Funke'schen Stein bruche. Die Ehrengäste, unter welchen wir Herrn Amtshauptmann von Keßinger, Herrn Bürgermeister Voigt, Herrn Brandversicherungsinspektor Treilschke, Mitglieder des Stadtraths und des Stadtverordneten kollegiums bemerkten, ferner eine Anzahl Festjung frauen bildeten die Mitte des stattlichen Zuges, der mit seinen Fahnen und Marschällen ein heiteres, die Feststimmung förderndes Bild darbot. Die Theilnahme der Einwohnerschaft war allgemein, und mancher Be such von auswärts hatte sich der Karawane ange schlossen, die sich dem allgemeinen Ziele zu bewegte. Ein großer Theil des Publikums hatte bereits auf dem Festplatze Posto gefaßt und genoß von hier den Anblick der heranziehenden Menschenmenge, wie sie der „Steinbruch" wohl noch nie in seiner Markung gesehen hat. Flaggengeschmückt begrüßte der „König Johann-Thurm" die Ankommenden. Nach kurzer Er- holungsrast begann der eigentliche Festaktus. Nach dem Gesänge von Beethoven's begeistertem Hymnus: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre!" ausgeführt unter Leitung des Herrn Kantor Hellriegel von den vereinigten Kräften des Gesang-, Militär- und Turn vereins, bestieg Herr Schuldirektor Engelmann die Rednerbühne, um die Weiherede zu halten. Anknüp- send an Schiller's Wort: Das ist's ja, was den Menschen zieret. Und dazu ward ihm der Verstand, Daß er im inner» Herzen spüret. Was er erschafft mit seiner Hand — führte derselbe aus, was man bei Vollendung der schönen Warte auf freier Bergesyöhe, des König Jo- hann-Thurms „im inner» Herzen spüre." Es sei zu nächst die Freude über seine glückliche Vollendung, die Dankbarkeit gegen Gott, der das Werk ohne Unfall habe vollenden lasten, gegen die Begründer und die ausführenden Kräfte, gegen Se. Majestät, der gestattet, ihn nach seinem erlauchten Vater zu nennen; es sei aber auch die Hoffnung, daß die Wünsche, die man ihm weihe, in Erfüllung gehen werden. Er habe drei Wünsche: Der Thurm sei und möge sein ein Denk mal rüstig schaffenden Bürgersinnes, thatkräftiger Liebe zur schönen Gotteswelt, felsenfester Treue gegen Hei- math und Vaterland. Nachdem der Redner den In halt dieser Wünsche ausgesührt und dabei manches mahnende Wort gesprochen, schloß derselbe mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen Hoch auf Se. Majestät König Albert von Sachsen, der unser Vater land hoch gehoben in der Gemeinschaft der deutschen Stämme, den Feldmarschall des deutsches Reiches, den Schirmherrn des Friedens. Böllerschüsse ertönten und unmittelbar daran schloß sich der Gesang eines allge meinen Liedes, in welchem die Gedanken der Weihe rede wiederkehrten. Nachdem hierauf Herr Baumeister Klotz dem Vorsitzenden des Thurmbau-Komitees, Herrn Stadtrath Bucher, mit kurzer Ansprache den Thurmschlüssel überreicht und dieser dem obersten Bau herrn im Himmel für Schutz und Segen des Bau werks, sodann Sr. Majestät dem Könige für die Er- laubniß zur Benennung des Thurmes, allen Mit wirkenden und insonderheit den Frauen und Jung frauen für die dem Thurm zur Anschaffung eines Fernrohres dargebrachte Schenkung gedankt hatte, er öffnete er den Thurm und lud die anwesenden Ehren gäste zur Besteigung desselben ein. Sowohl an Se. Maj. König Albert, als auch an Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg wurden im Laufe des Nachmittags Be- grüßungstelegramme abgesendet und traf Abends von letzterem folgende Antwort ein: „Dank für freund lichen Gruß. Georg," während Se. Maj. der König am Montag folgende Antwort sendete: „Se. Maj. der König hat mich beauftragt, dem Uebersender des freundlichen Grußes von der Weihe des König Jo hann-Thurmes Allerhöchst Seinen besten Dank aus zusprechen. Flügeladjutant von Schimpfs." Es ent wickelte sich nunmehr auf dem Festplatze ein reges Leben. Concert, abwechselnd aus Jnstrumentalvorträ- gen der Stadtkapelle und Gesängen der vereinigten Sängerschaft bestehend, ferner die in dem „Panoptikum Bastiani de Paris" und im Kasperle-Teater „Huppe Been" gebotenen Produktionen, zu welchen mitStentor- stimme und Tamtam unermüdlich eingeladen wurde, ferner eine stark frequentirte Wiegeanstalt sorgten dafür, daß Langeweile nicht Platz greifen konnte. Am Ein gänge des hübsch dekorirten Festplatzes boten in einem Kiosk junge Damen Blumen, in einem andern Cigarren an. Eine hübsche Episode bildete das Erscheinen des Ein siedlers Dippold, umringt von Gnomen, welcher seiner Verwunderung über das plötzlich entstandene Bauwerk Ausdruck gab, aber durch eine Stimme aus dem Pu blikum belehrt, welchen Zweck der Thurm habe, und daß er ein „Aktienunternehmen" sei, sich gern zur Abnahme einer Aktie bereit finden ließ. Ob er die selbe bezahlt und ob sein Beispiel und seine Auf forderung, demselben zu folgen, von Erfolg begleitet gewesen sind, konnten wir nicht ermitteln. Nach Dunkelwerden erglänzte der Festplatz, auf welchem außer Herrn Steinbruchsbesitzer Funke Herr Raths kellerpachter Starke für leibliche Erquickung sorgten, in brillanter Illumination; besonders schön nahm sich in der Ferne die beleuchtete Thurmzinne aus. Abends gegen 10 Uhr erglänzte von der Schloßruine Frauen stein ein hell leuchtender, sehr gut wahrnehmbarer Feuergruß herab, der sofort freundnachbarlich erwidert wurde. Die bei dem Feste erzielte Einnahme dürfte, wenn sie auch hauptsächlich zur Deckung der Ein weihungskosten dienen muß, immerhin noch einen dem Baufond zu gute kommenden Gewinn abgeworfen haben. — Am Sonntag Nachmittag ging das Pferd eines mit 2 Männern besetzten Gefährtes aus Obernaundorf bei Rabenau (die Namen derselben konnten wir leider nicht erfahren) auf der Herrengafse durch; da sich ein Rad vom Wagen löste, wurde an der Ecke bet Herrn Kaufmann Frenzel der eine herausgeworfen und er hielt eine ziemlich bedeutende, stark blutende Kopf wunde, der andere stürzte in der Kirchgaffe aus dem Gefährt und erlitt nur Schaden an seiner Kleidung, sowie leichtere Verletzungen am Knie. Aerztliche Be handlung wurde Beiden alsbald zu Theil; der Wagen war zertrümmert. — Von der kgl. Brandversicherungskommission zu Dresden ist dem Gutsbesitzer Herrn Ernst Voigt in Hennersdorf in Anbetracht seiner Umsicht und seines raschen Eingreifens bei Löschung des am 13. Juni d. I. infolge Blitzschlages in der Mühle des pp. Wei- gend in Hennersdorf entstandenen und noch rechtzeitig unterdrückten Brandes eine außerordentliche Belohnung von 20 Mark bewilligt worden. — Am 15. Juli jeden Jahres und so auch in diesem Sommer begannen die Gerichtsferien und auch in die Stätten der Gerechtigkeit, in denen sonst „Heulen und Zähneklappern" vorzuherrschen pflegt, zieht jetzt theilweise wenigstens eine gewisse Ruhe ein. Die Rechtspflege ist eine Institution, die so tief ein greift in alle unsere bürgerlichen Verhältnisse, daß nicht nur die nach Tausenden zählenden studirten Herren, welche im Namen des Reichs, des Königs oder der einzelnen Bundesfürsten Recht sprechen, nicht nur die unzähligen Subalternbeamten, sondern das ganze Volk an dem Beginn und der Dauer der Ge richtsferien interesstrt ist. Man bedenke nur, daß es — wenn wir recht unterrichtet sind — gegenwärtig im deutschen Reiche 1 Reichsgericht, 28 Oberlandes gerichte, 173 Landgerichte, 1911 Amtsgerichte und 76 Kammern für Handelssachen giebt, man berechne sich das Personal, welches dazu gehört, um diese Riesen maschinerie in Gang zu erhalten und man wird daraus leicht das Facit ziehen können, daß es bis in die tiefsten Schichten des Volkes fühlbar ist, wenn diese Maschinerie, deren ununterbrochene Thätigkeit für das Wohl und Wehe von Millionen Menschen verhängniß- voll werden kann, plötzlich gewissermaßen auf halbe Arbeit gesetzt wird. Den Herren Richtern ist diese Erholung aber auch von Herzen zu gönnen. Wer Jahr aus, Jahr ein, von früh bis oft in die späten Nachmittags- ja Abendstunden hinein in dumpfen Gerichtssälen seines Amtes walten und ganze Lebens alter von Zuchthaus- und Gefängnißstrafen zusammen kalkuriren und Erkenntnisse abfassen muß, wer sich täglich von dem Vertheidigertisch aus beweisen lassen muß, daß Herr Spitzbube, der schon eine centner- schwere Zuchthauslast auf dem Buckel hat, eigentlich ein „Kind, kein Engel ist so rein", der hat sich seine Sommerruhe ehrlich verdient. Aber auch diejenigen bedürfen der Erholung mehr als nöthig, deren schwerer, dornenvoller Beruf es ist, die Sünden rein zu waschen oder böswilligen Schuldnern nachzulaufen, und daher wünschen wir allen den Herren, welche dazu berufen sind, die Gerechtigkeit zu repräsentiren, aus den Fluthen der Ost- und Nordsee, von den Gestaden des Rheines, aus den Laubwäldern Thüringens oder Schlesiens oder vom Kamme des Riesengebirges eine Stärkung jenes Geistes mit Heimzubringen, der allein im Stande ist, den todten Buchstaben des Gesetzes die richtige Gestalt zu geben. Reinhardtsgrimma. Die am Nachmittag des 15. Juli verschwundene Anna Greif, 3jähriges Töchterchen des hiesigen Einwohners und Maurers Friedrich Greif, ist nach emsigem Suchen am Mittag des 16. im hiesigen Dorfbach, oberhalb des Feistner- schen Gasthofes, als Leiche aufgefunden worden. Das unglückliche Kind hatte mit der einen Hand die Wurzel eines Busches erfaßt und hielt dieselbe nach erfolgtem