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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde sonst noch beschäftigen wird, ist entweder geringfügiger Art, wie die Literarkonvention mit England und die Errichtung des orientalischen Seminars an der Ber- liner Universität, oder es hat keine Aussicht mehr, in dieser vorgerückten sommerlichen Jahreszeit zur vollen Erledigung zu kommen, wie das Militär-Hinter bliebenen - Gesetz. — Von den beiden bayrischen Kammern hat diejenige der Reichsräthe am ersten ihre Entscheidung in der Regentschaftsfrage getroffen. Ein stimmig nahmen am Montag die anwesenden 48 Reichs räthe den Antrag ihres Ausschusses an, der Einsetzung der Regentschaft zuzustimmen, womit die Reichsraths kammer dem Ministerium Lutz in gewissem Sinne De- charge ertheilt hat. Die vorausgegangenen Debatten rechtfertigen in ihrem Verlaufe vollkommen die so viel angefeindete Haltung des Ministeriums Lutz in dem ganzen erschütternden Königsdrama, wozu namentlich der klare, sachliche Bericht des Referenten v. Neumayr mit beitrug. Aus demselben geht hervor, daß der geistige Zustand König Ludwigs schon längere Zeit in bedenklichstem Maße gestört gewesen ist, was sich in den verschiedensten Aeußerungen und Handlungen des unglücklichen Monarchen kundgab. — In der Be sprechung des Berichts wurden von klerikal-patriotischer Seite verschiedene Versuche gemacht, die Haltung des Ministeriums zu verdächtigen und namentlich die Vor gänge in Hohenschwangau und Berg gegen dasselbe auszubeuten. Ministerpräsident v. Lutz wies indessen alle diese Angriffe energisch zurück und betonte be sonders, daß das Ministerium bis Anfang dieses Jahres noch nichts von der Geisteskrankheit des Königs gewußt habe und beleuchtete dann die Schwierigkeiten, welche sich dem Ministerium bei seinem Vorgehen hin sichtlich der Material - Beschaffung und Zeugenver nehmung entgegenstellten. Die Reichsrathskammer hat denn auch durch Zustimmung zur Regentschaft des Prinzen Luitpold die Rechtfertigung des Ministeriums Lutz ausgesprochen und dasselbe wird auch hoffentlich seitens der Abgeordnetenkammer geschehen, wenngleich sich die Verhandlungen daselbst jedenfalls nicht so glatt abwickeln werden. — Die Reichstagsnachwahl in Lauenburg, an Stelle des Grafen Herbert Bismarck, ist auf den 21. August anberaumt. Die Konserva tiven haben den Grafen von Bernstorff-Stintenburg, die Liberalen den Kammerrath Berling-Büchen als Kandidaten aufgestellt. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich ist am Diens tag die Vertagung des Abgeordnetenhauses bis zum Herbst erfolgt, nachdem dasselbe an dem genannten Tage noch den neuen Zolltarif mit 157 gegen 86 Stimmen definitiv genehmigt hatte. Die Zolltarifs- Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der Kaiser setzt die am Mon tag begonnene Trinkkur in Ems in regelmäßigster Weise fort, während der hohe Herr hierbei zugleich die laufenden Negierungsgeschäfte in gewohnter Weise erledigt und jeden Tag die Vorträge des Militär- und des Civilkabinets entgegennimmt. Das Wetter ist in den letzten Tagen auch in Ems trübe und regnerisch gewesen, erfreulicherweise läßt jedoch das Befinden des greisen Monarchen nicht das Geringste zu wünschen übrig. — Die amtliche „Elsaß-Lothring. Landeszeitung" bestätigt, daß der Kaiser anläßlich der im Herbste stattfindenden großen Manöver bei Straß burg auch der Stadt Metz einen Besuch abstatten wird und gedenkt der allerhöchste Kriegsherr hierbei auch eine Rundfahrt auf die umliegenden großen Schlacht felder zu unternehmen. — Mit der gegenwärtigen Woche hat die sich noch nothwendig machende parla mentarische Nachlese begonnen und das preußische Ab geordnetenhaus am Dienstag die Reihe eröffnet. Zu nächst handelte es sich um die sogenannte Nothstands- vorlage, welche durch die Frühjahrsüberschwemmungen im Weichselgebiete veranlaßt worden ist. In der längeren Debatte über die Vorlage erhob sich zwar gegen dieselbe an und für sich kein Widerspruch, doch wurde von freisinniger Seite betont, daß eine nach haltige Hülfe nur durch die endliche Ausführung des längst projektirt gewesenen Weichselregulirungsprojektes geschaffen werden könne. Ohne wesentliche Debatte erledigte das Haus dann noch die erste Lesung des Gesetzentwurfes, betr. Abänderung derKirchengemeinde- und Synodalordnung für die östlichen Provinzen und stimmte schließlich dem Entwürfe, betr. den Verkehr auf den Kunststraßen, in der Fassung des Herren hauses definitiv zu. — Am gleichen Tage, wie das Abgeordnetenhaus, trat auch die Branntweinsteuer kommission des Reichstages zur Abfassung ihres Be richtes zusammen und ihr ist an diesem Freitag das Plenum gefolgt. Ueber die praktische Werthlosigkeit dieser abermaligen Nachsession des Reichstages herrscht in parlamentarischen Kreisen nur eine Stimme und alle Parteien stimmen darin überein, daß eine ersprieß liche Lösung der Branntweinsteuersrage — und hierauf kommt es der Regierung in diesem letzten Sessions abschnitte doch hauptsächlich an — in dem gegen wärtigen Augenblicke als ausgeschlossen betrachtet werden muß und so dürste denn die Spezialberathung der Branntweinsteuer-Vorlage, wie schon in der Kom- mission, so nun auch im Plenum lediglich zu einem verneinenden Resultate führen. Was den Reichstag Amtsblatt für die Königliche UmtshMPtmaimschast Dippoldiswalde, sowie für die Kömglichm Amtsgerichte und die Stadträlhe „«ei-eritz-Settung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, ««lch« sä »ae bedeutenden Lufla-e Ve» Blatte« eine sehr wiÄ- same Verbreituna finden, «erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder vere« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Abonnements Ginladung. Der nabe bevorstehende Schluß des Quartals veranlaßt uns, schon jetzt unsere geehrten Abonnenten zur gefälligen Erneuerung ihres Abonnements ergebenst einzuladen. Und Mir halten uns überzeugt, keine Fehlbitte gethan zu haben, im Gegentheil schmeicheln wir uns mit der Hoffnung, neue Freunde und Besteller zu gewinnen; sind wir uns doch bewußt, den Interessen unseres Leserkreises nach bestem Willen gedient zu haben. Annoncen aller Art find bei der erfreulichen Anzahl unserer Abonnenten (1850) wirksam verbreitet worden; m den politischen und lokalen Nachrichten haben wir unsere Leser stets auf dem Laufenden erhalten; manche Belehrung, insbesondere bezüglich der Landwirthschaft und des Obstbaues, ist durch die Bei lage unseres Blattes vermittelt und auch für die Unterhaltung unserer Leser nach Kräften ge sorgt worden. Werden wir nun in diesem Bestreben nicht ermüden, es im Gegentheile für unsere Pflicht halten, immer reicheren Stoff, immer mannigfaltigeren Inhalt zu bieten, so halten wir uns der fortwährenden Theilnahme der Bevölkerung unserer L>tadt, der Nachbar städte und der Landbevölkerung des Weißeritzthales fernerhin versichert, begrüßen unsere jetzigen und zukünftigen Abonnenten freundlichst und zeichnen Dippoldiswalde, den 21. Juni 1886. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Verhandlungen des Abgeordnetenhauses gaben mehr fach zu erregten Debatten und Scenen zwischen der Regierungsmehrheit und der linken Seite des Hauses Anlaß und hauptsächlich bildete die Erhöhung deS Petroleumzolles eine heißumstrittene Position, da die Polen Miene machten, der von der deutschen Opposition vorgeschlagenen beträchtlichen Erhöhung des Petroleum zolles zuzustimmen. Als es zum „Klappen" kam, kehrten die Polen freilich reumüthig in den Schooß der Regierungsmehrheit zurück und das Aabinet Taaffe hatte die Genugthuung, durch Annahme des polnischer seits gestellten Vermittelungsantrages, den Zoll für Rohpetroleum auf 2 Gulden festzusetzen, den „eisernen Ring der Majorität" wiederum zusammengefügt zu sehen. Wie lange er noch halten wird, ist aber trotz dem eine sehr berechtigte Frage, auf welche vielleicht schon die nächste Zukunft die Antwort ertheilen wird. England. Die englische Parlamentssession ist an diesem Freitag geschlossen worden; beide Häuser haben zuvor wie im Fluge noch eine ganze Reihe von Vor lagen erledigt. Die sich unmittelbar anschließende Auflösung des Parlaments schafft nunmehr der schon lebhaft im Gange befindlichen Wahlagitation voll ständig freie Bahn und scheinen im Augenblicke die Gladstonier den Konservativen wie den Anhängern Chamberlains und Hartingtons einen kleinen Vor sprung abgewonnen zu haben. Wenigstens bedeutet die schottische Wahlreise Gladstones für ihn einen vollständigen Triumph und auf der am Dienstag von Glasgow aus angetretenen Rückreise nach London wurde der Premier auf allen schottischen Bahnhöfen von der zusammengeströmten Menge mit Begeisterung begrüßt. Frankreich. Die Verhandlungen im französischen Senate über die Ausweisungsmaßregeln gegen die Prinzen haben zu einem unerwartet günstigen Aus gange im Sinne der Negierung geführt. Am Diens tag nahm der Senat in geheimer Abstimmung die Prinzen-Vorlage in der von der Deputirtenkammer volirten Fassung mit 141 gegen 107 Stimmen an. Es bedeutet dies unstreitig einen persönlichen Erfolg für den Ministerpräsidenten Freycinet, da derselbe in der der Abstimmung unmittelbar vorangegangenen Debatte mit Entschiedenheit für die Ausweisung der Prätendenten eingetreten war und überzeugend die Gefährlichkeit der monarchistischen Agitation für die Republik nachgewiesen hatte. Offenbar hat Freycinet seine gesammte Stellung durch die Lösung der Prinzen frage in dem von ihm befürworteten Sinne erheblich befestigt und kann er daher die kleine Schlappe, welche er in der Deputirtenkammer in der Frage der Zu schlagstaxen erlitten hat, leicht verschmerzen. Rußland. Die Petersburger Offiziösen demen- tiren die Gerüchte über russische Truppenconcentra tionen in Bessarabien und Verstärkungen der tür kischen Truppen an der armenischen Grenze, welche Gerüchte den russisch-türkischen Beziehungen durchaus nicht entsprächen. Hoffentlich stimmt dieses Dementi mit der Wahrheit überein und kann in der That nur dringend gewünscht werden, daß nunmehr endlich die Verhältnisse im Orient in ein friedliches Geleise kommen. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Juni. Das regnerische, kühle und windige Wetter der letzten Tage schien sich gestern, am Johannistage, zwar bessern zu wollen, doch beeinträchtigten starke Regenschauer noch immer den Aufenthalt im Freien, namentlich für Kinder, luch der Besuch und die Ausschmückung der Gräber (die immerhin wider Erwarten ausgefallen war) mußten unter der Ungunst der Witterung leiden; wch war die Thoilnahm e am abendlichen Gottesdienste eine sehr zahlreiche. Die Kirche war ganz gefüllt, und erbauten sich die Zuhörer nicht nur an der Rede )es «Herrn Sup. Opitz, welcher der Text Offenbarung