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280 — Der Bezirksausschuß der königl. Amtshaupt mannschaft Dresden-Altstadt hat der Sektion Golbe- roda-Babisnau des Gebirgsvereins für die sächsisch böhmische Schweiz die nachgesuchte Schankkonzession verweigert, sowie das Gesuch des Restaurateurs Opitz in Rabenau um Ertheilung der Genehmigu.ng zum allsonntäglichen Tanzhalten während der Sommer monate abfällig begutachtet. Ruppendorf. Am Sonnabend, den 15. Mai, Abends in der 9. Stunde, wurde das Gehöfte des hiesigen Gutsbesitzers Wilhelm Hugo Göbel total in Asche gelegt. Nach den zeitherigen Erörterungen soll ein Reisighaufen, welcher an der östlichen Giebelseite der Scheune gelagert hat, zunächst in Brand gerathen sein, und soll das Feuer alsbald das Strohdach der Scheune ergriffen und von da mit rapider Schnelligkeit sich fortgepflanzt haben. Liegt sonach auch dringender Verdacht böswilliger Brandstiftung vor, so gebricht es doch zur Zeit noch an jeder Spur des Thäters, und sind die Erörterungen nach dieser Richtung hin noch im Gange. Zur Löschung des Brandes waren außer der hiesigen Ortsspritze noch die Spritzen der Ge meinden Paulshain, Höckendorf, Beerwalde, Ober cunnersdorf, Dorfhain, Seifersdorf, Paulsdorf, Börlas, Berreuth und Klingenberg, sowie die freiwilligen Feuer wehren von Reichstädt und Dippoldiswalde am Brand platze eingetroffen, von denen neben der Ortsspritze aber nur die erstgenannten 6 Gemeindespritzen mit Erfolg thätig gewesen sind, während die Reichstädter Feuerwehr beim Rettungswerk ersprießliche Dienste geleistet hat. Breitenau bei Liebstadt. Während des am ver gangenen Freitag, den 14. Mai, Nachmittags in der 6. Stunde über hiesigem Orte lagernden Gewitters schlug beim hiesigen Gutsbesitzer Carl Friedrich Schwenke der Blitz in das Wirthschaftsgebäude direkt unter der nördlichen Giebelspitze ein, drang durch das Mauerwerk und oas starke Gewölbe in den Stall und tödtete in letzterem 2 Pferde und einen Ochsen des Besitzers, während der im Stall anwesende 24jährige Sohn desselben, Carl Hermann Schwenke, der sich zwischen den getödteten Pferden befand, wunderbarerweise völlig unverletzt blieb, wie auch ein im Stall mit anwesend gewesenes drittes Pferd und ein zweiter Ochse ohne irgend welche Beschädigungen geblieben sind. Der Strahl hat auf dem Heuboden zwar gezündet und ist die Giebelsäule angebrannt, der Brand ist aber durch schnelle Hilfe noch rechtzeitig erstickt und größeres Unglück dadurch verhütet worden. Sein Vieh hat der Kalamitose nicht versichert. 81 Frauenstein, 14. Mai. Sowohl gestern Nacht, als auch heute Mittag zogen Gewitter über unsre Stadt. Bei dem Gewitter heute Mittag fielen einige Schloßen, ohne Schaden anzurichten. Heute Abend gegen '/ib Uhr zog abermals ein Gewitter herauf, welches längere Zeit bei völliger Windstille über unsrer Stadt stand. Bei demselben schlug ein Blitz unter fürchterlichem Gekrach in die Leitung des hie sigen Kirchthurms und an derselben, ohne weiteren Schaden zu verursachen, hernieder. Kurze Zeit darauf erschreckte ein neuer heftiger greller Blitz, dem sofort der Donner folgte, die Bewohner der Stadt. Der Schreck wurde dadurch vermehrt, daß die Feuerwehr das Feuersignal für hiesige Stadt gab. Glücklicher Weise waltete hierbei ein Jrrthum ob, indem der Blitz die Leitung des hiesigen Amtsgerichts getroffen hatte und an derselben ins Erdreich gefahren war. Der bei den drei Gewittern stattgefundene Regen hat den Feldern und Wiesen, die durch den neulichen Frost in Mitleidenschaft gezogen worden sind, recht sehr wohlgethan. Möchten die Herren Landwirthe dem Rathe der königlich sächsischen Regierung Gehör schenken und ihre Feldfrüchte schleunigst versichern, da die heurigen Gewitter einen heftigen Charakter zu haben scheinen. — Im Monat April d. I. wurden in die hiesige Sparkasse 25,151 M. 60 Pf. in 210 Kassenposten eingelegt, wogegen 34,532 M. 85 Pf. in 180 Posten zur Rückzahlung gelangten. Die Gesammt-Einnahme beziffert sich in 294 Posten auf 31,178 M. 70 Pf., die Gesammtausgabe in 235 Posten auf 46,125 M. 85 Pf. — 16. Mai. Heute Mittag Uhr rückten 28 Nabenauer Turner hier ein. Dieselben waren früh '/«5 Uhr in ihrer Heimath abmarschirt uud hatten in 5 Stunden das Ziel ihrer Turnfahrt erreicht. Im Gasthause zum „goldnen Stern" erquickten sie sich mit Speise und Trank, worauf sie die Schloß ruine, den Park und die Stadt besichtigten. Fröhlich und. guten Muths traten sie Nachmittags um 4 Uhr den Rückmarsch an. — Im Laufe des Nachmittags war unsre Stadt auch von Dippoldiswaldaer Turnern besucht, welche sich hier sehr amüsirten und gegen 6 Uhr ihre Schritte ihrer Heimath wieder zulenkten. — Im Monat April erhielten bei der hiesigen Naturalverpflegstation 140 Mann Verpflegung und zwar: 93 Mann Nacht- und 33 Mann TageS- verpflegung, sowie 14 Mann Frühstück, resp. Vesper. Der Werth der geleisteten Nachtverpflegung beträgt 23 Mark 25 Pfg., der der Tagesverpflegung 6 M. 60 Pfg., der des Frühstücks^ resp. Vesper 1 Mark 40 Pfg. In Summa machte sich also eine Ausgabe von 31 Mark 25 Pfg. nöjhig. — Dem Feuerwehrbezirksverband Frauen stein und Umgegend, welcher bisher aus den Feuer wehren zu Frauenstein, Reichenau und Nassau gebildet wurde, ist kürzlich die ca. 50 Mann starke Feuerwehr zu Mulda beigetreten, so daß der Verband nunmehr eine Stärke von ca. 200 Mann erreicht hat. In der nächsten Zeit wird die hiesige Stadtgemeinde in der Nähe des hiesigen Schießhauses einen Steigerthurm erbauen lassen. Bisher wurden die Steigerübungen rc. am hiesigen neuen Armen- und Krankenhause vor genommen, wobei sich jedoch mancherlei Uebelstände herausstellten, welche die Veranlassung zum Baue des erwähnten Steigerthurms gegeben haben. Altenberg. Bei einem Gewitter am Mittag des 14. Mai zeigte sich hier das Schauspiel einer Wind hose, die vom Gehölz „zum Nothheerd" ausgehend, sich auf die Stadt zu bewegte und bei dem Büttner vorwerk nach den Wolken und der Erde zu zertheilte. Bald darauf fielen ziemlich zahlreiche, bis zu Tauben eiern große Hagelstücken. Dresden. Die Herbeiführung eines gemein samen Buß- und Bettages für die deutschen evangelischen Landeskirchen an dem von der Eisenacher Kirchenkonferenz im Jahre 1878 vorgeschlagenen letzten Freitag des Kirchenjahres scheint nun allmählich der Verwirklichung näher zu treten, nachdem mit dem zu stimmenden Beschlüsse der hannoverschen Landes- Synode das erheblichste Bedenken beseitigt ist, welches die preußische Regierung bisher abgehalten hat, in der Richtung des von der Eisenacher Konferenz vor geschlagenen Zieles vorzugehen. Die Angelegenheit war auch auf der im vorigen Herbst abgehaltenen 2. ordentlichen Generalsynode der evangelischen Landes kirche Preußens infolge einer Anzahl Petitionen Gegenstand der Verhandlungen gewesen und auch diesmal blieb die Generalsynode auf ihrem früheren Beschlüsse der Verlegung des allgemeinen Bußtages stehen. Ueber einen nach dieser Zeit vom kgl. preuß. Staatsministeriums gefaßten entsprechenden Beschluß ist bis jetzt noch nichts bekannt geworden. Im Uebrigen ist zu bemerken, daß die Kirchenregierungen von Weimar, Bremen, Gotha, Sondershausen, Rudolstadt, Gera, Altenburg, Greiz, Meiningen, Anhalt, Lippe- Detmold, Lippe-Schaumburg und Waldeck ihre Be reitwilligkeit zur Verlegung des Bußtages auf den letzten Freitag des Kirchenjahres, der in beiden Mecklen burg schon als solcher gefeiert wird, zu erkennen ge geben haben, und daß sich auch der ständige Aus schuß unserer sächsischen Landes-Synode im Einver nehmen mit dem Landeskonsistorium in seinem Gut achten für die Verlegung des Bußtages auf den Frei tag vor dem ersten Adventsonntag ausgesprochen hat. Es ist kaum zu zweifeln, daß die jetzt hier versammelte 4. ordentliche Landes - Synode dieser gutachtlicher Aeußerung ihre Zustimmung geben werde. — Von der Billetverwaltung der sächs. Staats bahnen wurden im Jahre 1885 nicht weniger als 19,389,081 Stück Bille ts gedruckt. Hiervon waren 18,781,061 für die sächsischen Staatsbahnen selbst be stimmt, während die übrigen an fremde Bahnen ge liefert wurden. Im Jahre 1884 wurden 15,155,215 Stück gedruckt und abgegeben. Die Kosten für Her stellung dieser Billets (einschließlich der Gehalte und Löhne, Lokalmiethe, Verzinsung des Anlagekapitals für die Maschinen rc.) betrugen 64,188 M. 49 Pf. Zur Fabrikation und Behandlung der Billets waren 12 Druckmaschinen und 7 Zählmaschinen in Verwendung. — Militär-Vereine gab es in Sachsen am Schlüsse des Jahres 1884 914 mit 100,325 Mit gliedern; dazu traten 1885 31 Vereine mit 1542 Mit gliedern, sodaß Sachsens Militärvereinsbund jetzt aus 945 Vereinen mit 101,867 Mitgliedern besteht. Die größte Zahl von Vereinen zählt der Bezirk Chemnitz, 91 mit 8709 Mitgliedern. Der Bezirk Dresden da gegen hat die größte Mitgliederzahl, nämlich 8910 in 51 Vereinen. Die kleinste Zahl an Vereinen zählt der Bezirk Oschatz, 10 mit 1205 Mitgl., die kleinste Zahl an Mitgliedern dagegen hat der Bezirk Großen hain, 892 in 12 Vereinen. Der Bezirk Rochlitz ist in 40 Vereinen mit 3742 Mitgliedern vertreten. Trotz der aufs Niedrigste bemessenen Jahresbeträge — jedes Bundesmitglied zahlte bisher nur 2 Pfg. pro Jahr, für die Zukunft ist ein solcher mit 5 Pfg. in Aus sicht genommen — ist das Bundesvermögen ein ganz stattliches. Beim letzten Kassenabschluß betrug das Vermögen der „Bundeskasse" 5374 Mark, das der „Wittwenkasie" 7889 M., in Summa also 13,263 M. Nicht nur allein die Pflege der Kameradschaft läßt sich der Bund angelegen sein, sondern er verfolgt auch gleichzeitig den schönen Zweck, seinen Hülfsbedürftigen, namentlich den hinterlassenen Wittwen und Waisen von Kameraden, thatkräftig beizustehen, und gerade dieser Theil der kameradichaftlichen Zusammengehörig keit ist in erfreulichstem Aufschwünge begriffen. Während im Jahre 1884 nur 37 Wittwen und Waisen mit je 15 Mark, zusammen also mit 555 Mark, unterstützt werden konnten, wurde im Jahre 1885 schon eine Anzahl von 51 Wittwen und Waisen mit je 15 M., zusammen also mit 765 M. erfreut. Stolpen. Vor einigen Tagen wollte der 4 Jahre alte Sohn des Grundstücksbesitzers Nimpler in Alt stadt den Laden des Oberbodenfensters öffnen, als der Sturm denselben aufriß und der Knabe von der Höhe des dritten Stockes in die Tiefe stürzte. Wunder barer Weise kam das Kind schnell wieder auf die Beine und eilte in die Wohnung der Eltern, wo es nur über Schmerzen in der Schulter klagte. Freiberg. Am 13. Mai ereignete sich hier ein recht bedauerlicher Unfall. Ein Hausbesitzer fand im Schutte, der von einem kleinen Bau in seinem Hause herrührte, eine kleine, anscheinend mit Erde ge füllte Metallkapsel, die er seiner 10jährigen Tochter zum Spielen gab. Dieselbe bemühte sich, die Ade herauszubohren; bei diesem Versuche aber explodirte die Hülse und zerschmetterte die linke Hand des armen Kindes so vollständig, daß sich eine Amputation noth- wendig machte. Die Hülse ist jedenfalls ein Dynamit- patronen-Zündhütchen gewesen. Waldenburg. Das große Loos ist in die hie sige Lotterie-Kollektion gefallen. Der glückliche Be sitzer eines Zehntel des betreffenden Looses war ge rade in Leipzig im Ziehungssaale anwesend, als seine Nummer mit 500,000 Mark gezogen wurde. Schwarzenberg. In hiesiger Gegend verdreht der Spiritismus den Leuten die Köpfe; an den regelmäßig abgehaltenen Sitzungen nehmen hauptsäch lich Frauen theil. Thonberg bei Leipzig. Vom Gemeinderath ist die Einführung einer Polizeistunde beschlossen und von der Amtshauptmannschaft Leipzig genehmigt worden. Darnach muß jede Schankstätte punkt 2 Uhr Nachts geschlossen und von den Gästen verlassen werden. Tagesgeschichte. Berlin. Der Ausschuß des Vereins der deutschen Spiritusfabrikanten tritt in den nächsten Tagen zu sammen, um zu den neuen Branntweinsteuervor lagen Stellung zu nehmen. Voraussichtlich wird ein kurz gefaßtes Promemoria für den Reichstag be schlossen werden. Es ist auch in Aussicht genommen, dasselbe als Petition den Vereinsmitgliedern zur Unterzeichnung und Absendung an den Reichstag zu gehen zu lassen, damit demselben gezeigt werde, welches die Meinung der Interessenten ist. Die „Zeitschrift für Spiritusindustrie" hatte bekanntlich eine Ein schränkung des Kartoffelbaues vorgeschlagen. Nach 506 bei der Redaktion eingelaufenen Karten wird der Anbau von Kartoffeln auf einzelnen Gütern im Durch schnitt um ca. 13 Prozent eingeschränkt, und nach 183 Karten, welche Berichte über größere Komplexe ent hielten und welche zum Theil auch die bäuerlichen Besitzer umfaßten, wird der Anbau von Kartoffeln um ca. 10 Prozent eingeschränkt werden; es ergiebt sich daher aus den im Ganzen eingelaufenen ca. 700 Karten eine Einschränkung des Kartoffelbaues um ca. 12 Prozent. Nach einer Statistik über den Kar toffelverbrauch der Brennereien sollen im preußischen Staate 16—17 Prozent, in den östlichen Provinzen 25 Prozent der gesammten Kartoffelernte durch die Brennereien verbraucht werden. Es würde daher eine Einschränkung des Kartoffelbaues um 15 Prozent ge nügen, einen sehr erheblichen Bruchtheil des für die Brennereien disponibel» Rohmaterials weniger zu erzeugen, resp. es würden für die speziell in Frage kommenden Ostprovinzen über 40 Prozent des für die Brennereien nothwendigen Rohmaterials erzeugt werden. - AuS Elsaß-Lothringen. Trotzdem seit 1870 den Gemeinde-Verwaltungen ganz außerordentliche Aus gaben, namentlich für Schulhaus- und Kirchenbauten zugemuthet werden mußten, so ist die finanzielle Lage derselben eine durchaus günstige, wie sich u. A. auch aus der stetigen Abnahme der Schuldenlast ergiebt. In Unter-Elsaß ist dieselbe beispielsweise vom Jahre 1870—1883 von 4,, Mill. Mark auf 2,« Millionen und in Lothringen von 4,« Millionen auf 4 Millionen gesunken. Insbesondere die Stadt Metz, welche in den ersten Jahren nach dem Kriege in eine ganz be denkliche finanzielle Lage gerathen war, hat sich wieder vollständig erholt. Ihre Schuldenlast hat sich von 3,, Millionen auf 2 Millionen erniedrigt. Am günstigsten gestellt sind die Gemeinden des Unter- Elsasses; sie haben den bedeutendsten Grundbesitz und die geringste Schuldenlast. Der Gemeindegrundbefitz beträgt für die drei Bezirke Elsaß - Lothringens