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Weißnitz-AitW sam« BerbrettuN« finden, »erden mit 10 Pf«, di« Spaltenjril« oder oercrr Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theil«, die Spalterqetl« »vPf«. Dlr^ „»eißrritz Settun," erscheint Wchentlich drei null: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonallich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Posten- palten, Postboten, sowie di« Agentm nehmm Be stellungen an. Amtsblatt für die Miakiche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde sowie für di- Miglichm 'Amtsgerichte md du Ztadtrüthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem -b . .. Verantwortlicher Redactmr: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. . Nr. 54. Donnerstag, den 13. Mai 1886. 52. Jahrgang. Vie KoMi-tu-KeMe in Chicago. Gleich den europäischen Industriestaaten, durch- zittert auch die nordamerikanische Union eine tief gehende Arbeiterbewegung, die sich schon seit längerer Zeit in größeren Streiken offenbart, von denen die verschiedensten Arbeitszweige empfindlich betroffen werden. Die Bewegung erstreckt sich über einen großen Theil der Vereinigten Staaten, ursprünglich vom in dustriellen Osten, und speziell von New-Dork ausge gangen, hat sie sich bis nach dem, Hunderte von Meilen entfernten sogenannten Westen, bis nach Kansas, fort gepflanzt und andrerseits ist von ihr auch schon der Norden und Nordwesten der Vereinigten Staaten erfaßt worden, wo namentlich das betriebsame Chicago gegenwärtig das Centrum der Bewegung zu sein scheint. Hier, in Chicago, ist es zu blutigen Scenen gekommen, welche getreu das Bild des belgischen Ar- oeiteraufstandes, wenn auch in verkleinertem Maß stabe, wiedergeben und aus denen hervorgeht, daß auch das „freie Amerika" vor der Gefahr einer ernsten Arbeiter-Revolution steht. Vorausgeschickt muß werden, daß sich in den Vereinigten Staaten in jüngster Zeit unter den Arbeitern eine neue Strömung zu Gunsten der Einführung einer achtstündigen Arbeitszeit kund gab und deren Hauptsitz einerseits New-Jork, andrer seits Chicago war. Die Chicagoer Fabrikanten lehnten es meistens ab, auf diese Forderung emzugehen und sozialistische Emissäre wußten die, infolge dessen unter den streikenden Arbeitern herrschende erregte Stimmung geschickt auszubeuten und auf offene Gewaltthätig- keiten hinzulenken. Vorige Woche schon kam es zu einem ersten Zusammenstoß zwischen der Polizei, welche eine Fabrik besetzt hielt, und streikenden Arbeiterhaufen, die jenes Etablissement angriffen. Von beiden Seiten gelangten Schußwaffen zur Verwendung, wobei so wohl Polizisten wie Arbeiter Verwundungen erhielten. Die Tumultanten wurden schließlich zum Rückzüge ge zwungen, aber dieser Zusammenstoß war nur das Vorspiel zu weiteren und ernsteren Unruhen der nächsten Tage. Die Arbeiter, unter denen zahlreiche fremde Sozialisten bemerkt wurden, griffen die Polizei mit Steinwürfen und Gewehrschüssen an und auf beiden Seiten gab es jetzt nicht mehr Verwundete, sondern selbst Todte. Am Abend erfolgte endlich ein neuer, weit erbitterter Kampf zwischen beiden Parteien. Die Aufrührer, wohl 15,000 Mann stark, leisteten der Aufforderung der bewaffneten Macht, auseinander zugehen, keine Folge, sondern warfen Dynamitbomben unter die Polizisten, wodurch von letzteren 5, nach anderen Angaben sogar 10 Mann getövlet und viele verwundet wurden. Die Polizei gab hierauf mehrere Salven ab- die hierbei eine große Anzahl Todter und Verwundeter — nach privaten Meldungen sollen allein gegen 50 Sozialisten erschaffen worden sein — ver loren und endlich das Feld räumten. Diese Mel dungen beweisen hinlänglich, wie bedenklich sich die Lage in Chicago gestaltet hat und daß jeder Tag eine Wiederholung und Ausdehnung dieser Straßenkämpfe bringen kann. Was den aufrührerischen Arbeitern bei ihrem Vorgehen so sehr zu statten kommt, ist der Umstand, daß es an regulärem Militär fehlt, um den Revolten sofort mit dem nothwendigen Nachdruck be gegnen zu können und dieser Um- oder vielmehr Uebel- stand könnte sich auch von anderen Jndustriecentren der Vereinigten Staaten bei ernstlichen Sozialisten putschen leicht verhängnißvoll erweisen. Der Effektiv bestand der nordamerikanischen Bundesarmee beträgt nicht über 30,000 Mann und diese Zahl ist gegenüber dem ungeheueren Territorium, welches die Vereinigten Staaten einnehmen, wirklich mehr als lächerlich-klein. So kommt es denn, daß auch bei ernsteren Vorfällen bie Polizei zunächst immer auf sich selbst angewiesen ist und daß erst in zweiter Linie die aus den Bürgern gebildeten Milizbataillone auf dem Platz« erscheinen. Wie sehr aber bei den Arbeiterrevolten ein sofortiges energisches Einschreiten am Platze ist, beweisen eben die Vorgänge in Chicago, wo sich die Polizei zwei Tage lang mit Tausenden von Tumultanten herum schlagen mußte, ohne daß hierdurch die dringende Situation im Geringsten an Spannung verloren hätte. Das Erscheinen einer selbst kleineren Truppenab- theilung hätte gewiß schon hingereicht, die Empörer von neuen Ausschreitungen zurückzuhalten, während so die Polizei jeden Tag auf neue Zusammenstöße ge faßt sein muß. Jetzt sind nun freilich die Chicagoer Milizbataillone zusammengetrommelt worden und man darf wohl hoffen, daß es mit ihrer Hilfe gelingen wird, die streikenden Arbeiter im Zaume zu halten. Jedenfalls sind aber diese blutigen Scenen im Nord westen der Vereinigten Staaten ein neuer Beweis dafür, wie erbittert auch jenseits des Ozeans die Stimmung in der arbeitenden Bevölkerung geworden ist und es wird hohe Zeit, daß die Botschaft, welche Präsident Cleveland neulich an den Kongreß richtete, und in welcher er den Beginn einer sozialpolitischen Gesetzgebung in Aussicht stellte, nunmehr zur prak tischen Ausführung gelangt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das diesjährige Aushebungs geschäft findet in Dippoldiswalde den 13. und 14. und in Frauenstein den 15. Juli statt. — Nm dem Publikum die Möglichkeit zu ge währen, in dringenden Fällen Einschreibbriefsendungen und gewöhnliche Packete stets mit den nächsten, also auch mit solchen Postbeförderungsgelegenheiten zur Absendung zu bringen, welche außerhalb oder kurz nach Beginn der für den Verkehr am Schalter abge haltenen Dienststunden sich darbieten, besteht die Ein richtung, daß derartige Sendungen bei den Postämtern auch außerhalb der Schalterdienststunden bis spätestens eine halbe Stunde vor dem Abgänge der Beförderungs gelegenheit eingeliefert werden können, sofern ein Be amter zu jener Zeit im Dienst anwesend ist. Für außerhalb der Schalterdienststunden eingelieferte Ein schreibebriefsendungen ist vom Absender eine besondere Gebühr von 20 Pfg. zu bezahlen; Packete der in Rede stehenden Art sind als „dringende Sendungen" von den Absendern zu bezeichnen. Außer dem tarif mäßigen Porto hat der Absender für eine jede der artige dringende Packetsendung eine besondere Gebühr von 1 M. sowie eine Einlieferungsgebühr von 20 Psg. zu entrichten. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes beim Hausbesitzer Joseph Dietrich in sächsisch Müglitz, am 29. März, hat die künigl. Brandversicherungs kommission der Spritze der Firma Rosenkranz in Voigtsdorf in Böhmen eine außerordentliche Prämie von 30 M. bewilligt. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat April gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. Tagesbillets. ! MilitSr- billets. 11. III. II. III. Dresden . 65 393 222 1046 83 Hainsberg. . . 2 88 — 28 4 Dippoldiswalde . 88 977 166 1218 60 an den Haltestellen 193 1769 142 1992 125 Sa. 348 3227 530 4284 272 8661 Befördert wurden 2,580,327 Kilogramm Güter. Vom 1. Januar 1886 an wurden 26,504 Stück Billets verkauft und 9,497,452 Kilogramm Güter be fördert. Dippoldiswalde, 12. Mai. Das nunmehr ein getretene milde Wetter hat es möglich gemacht, mit den hier und da dringend nöthigen Pflasterarbeiten an Schnittgerinnen und Uebergängen auf dem Ober- thorplatze, der Altenberger- und Freiberger Straße rüstig vorzugehen und dieselben nahezu zu vollenden. Ob dabei alle gehegten und berechtigten Wünsche werden erfüllt werden, ist freilich fraglich. Wenigsten- scheint es, als ob ein vor dem Eckhause der Dresdener und Brauhofstraße nach der Herrengaffe unbedingt wünschenswerther Uebergang nicht geschaffen werden sollte, da die Pflasterarbeiten bereits wieder in anderer Gegend vorgenommen werden. Wer bei nassem Wetter den betreffenden Straßentrakt am Bassin vorüber nach der Herrengaffe gehen muß, der bedauert lebhaft, daß gerade dieser viel passirte Weg keinerlei Füglichkeit darbietet, um mit einigermaßen sauberem Echuhwerke die kleine Strecke bis in die Herrengaffe zurück zu legen. Möchten doch jetzt, wo einmal gepflastert wird, ein paar Steine für die in dieser Hinsicht bisher stief mütterlich behandelte Gegend abfallen; die Paffanten aus und nach der Dresdener Straße würden es gewiß dankbar erkennen, wenn sie fernerhin nicht, um leidlich hinüber zu kommen, um den ganzen Oberthorplatz herum laufen müßten. Klingenberg. Unter den drei sächsischen Aus stellern, die sich an der Berliner Mastviehausstellung betheiligt haben, befindet sich auch Rittergutsbesitzer W. Wolde aus Klingenberg. Reinhardtsgrimma. Am vorigen Sonntag wurde Hr. Kirchschullehrer Handrack hier, bisher in gleicher Stellung zu Beiersdorf in der Oberlausttz, beim Vor- . mittagsgottesdirnste in sein kirchliches, und Tags da rauf in sein Schulamt feierlich eingewiesen; sein Amts antritt ist von den besten Erwartungen und Wünschen der hiesigen Kirchen- und Schulgemeinde begleitet. Altenberg. Der erste Betriebsbeamte des hie sigen Zwitterstockswerkes, Herr Bergfaktor Nikolai, der am 1. Juni in Pension gehen wollte, ist am 10. Mai nach langem segensreichen Wirken, nach nur wenigen Stunden Krankseins, plötzlich verschieden. Dresden. Der am 13. Mai d. I. zusammen tretenden 4. ordentlichen Landessynode der evange lisch-lutherischen Kirche Sachsens werden aus den 27 Wahlbezirken 27 geistliche und 34 weltliche Abgeord nete angehören. Außer jenen Abgeordneten entsendet die Universität Leipzig je einen Vertreter der theolo gischen (Kons.-Rath Prof. vr. Baur) und juristischen (Geh. Hofrath Prof. vr. Friedberg) Fakultät; endlich haben die in evunAoliois beauftragten Staatsminister je 5 geistliche und weltliche Abgeordnete zu berufen, so daß insgesammt 73 Mitglieder der Synode ange hören werden. — P/inz Friedrich August wird am I. Oktbr. in Großenhain beim Husarenregimente eintreten, nachdem er vorher eine längere Reise durch Oesterreich-Ungarn, Türkei, Italien, Frankreich und England gemacht hat. — Gerüchtweise verlautet, das ein Theil der dres- jährigen Herbstmanöver unseres künigl. sächs. Armee korps die Gegend von Reichenbach i. V. berühren und demgemäß für die Monate August und September ein starkes militärisches Leben daselbst zu erwarten sein soll. Eine bestimmter klingende Mittheilung spricht davon, daß das Manöver von Zwickau ausgehe und sich in südwestlicher Richtung bis in die Gegend von Pausa bewege. Bestätigung dürfte jedenfalls abzu warten sein. Sicher ist bis jetzt nur, daß nach dem Brigade-Exerziren auf dem Zwickauer Exerzierplatz im Monat August in und bei Zwickau eine vollständige Armeedivision mit allem Zubehör an Kavallerie, Ar tillerie rc. zusammengezogen werden soll. Freiberg. Für die bevorstehende 2. diesjährige Schwurgerichtsperiode sind vom kgl. Landgericht aus der Dippoldiswaldaer Umgegend folgende Geschworene auSgeloost worden: Erbgerichtsbesitzer K. R. L. Eichler- Schönfeld, Kaufmann W. Ed. Richter-Frauenstein, kgl. Oberförster Fr. W. Röder-Rechenberg, GutSbes. Rob. Bernhardt-Quohren, Gutsbesitzer H. A. Haus- wald-Poffendorf.