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Wchnitz -ZeitilH Inserat«, welche kei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitungflnden, «erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Rauin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eilige« sandt, nn redaktionell«« Theil«, die Spaltenzrtl« SO Psg. Mr „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . > s—...- Amtsblatt für die Königliche Umishauplmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 49. Sonnabend, den 1. Mai 1886. 52. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Genesung des deutschen Kronprinzen von der Masernkrankheit schreitet erfreu lich vorwärts. Der hohe Herr gedenkt nach seiner vollständigen Wiederherstellung Berlin sofort zu ver lassen und sich zunächst nach Homburg v. d. H. zu begeben, um daselbst einen mebrwöchentlichen Kur aufenthalt zu nehmen. — Der Reichskanzler hat die Osterfeiertage nicht, wie er ursprünglich beabsichtigte, in Friedrichsruh zugebracht, sondern ist in der Reichs hauptstadt zurückgeblieben. Das unerwartete Hin scheiden des Unterstaatssekretärs vr. v. Möller war für den Kanzler der nächste Anlaß, am Centralpunkte der Geschäfte zu verbleiben, da Fürst Bismarck durch das Ableben dieses bewährten Beamten, der bekannt lich als die rechte Hand des leitenden Staatsmannes in Handelssachen galt, genöthigt ist, verschiedene An gelegenheiten, die sonst 0r. v. Möller zu erledigen hatte, selbst in die Hand zu nehmen. Die parlamen tarische Osterpause macht ihren Einfluß in unseren inneren Angelegenheiten noch immer geltend, zumal da das politische Nachrichtsmaterial fortgesetzt noch recht spärlich fließt. Nur über die dem Bundesrathe zugegangene neue Zuckersteuer-Vorlage liegt eine er- wähnenswerthe Mittheilung vor. Dieselbe besagt, daß die Vorlage eine Besteuerung der Rüben mit 1 M. 70 Pfg. per Doppelcentner, eine Exportboni fikation von 18 M. vom I. Oktober d. I. bis 30. September 1887 und dann von 17 M. 25 Pfg. in Aussicht stellt. Diese Sätze entsprechen dem im Reichs tage bei der dritten Lesung der ursprünglichen Zucker steuer-Vorlage gestellten, aber abgelehnten Anträge Bormann. Was die neuen Branntweinsteuerentwürfe anbelangt, so ist über deren Inhalt noch nichts weiter in die Oeffentlichkeit gedrungen, als die dürftigen Mittheilungen, die schon länger bekannt sind und nach welchen die beiden Entwürfe einander ergänzen und einen „monopolartigen" Charakter haben sollen. — Die unerwartete rasche Rückkehr des preußischen Ge sandten beim Vatikan von seinem Osterurlaube nach Nom — Herr v. Schlözer ist noch vor den Feiertagen wieder auf seinem Posten eingetroffen — hat begreif licher Weise mancherlei Vermuthungen hervorgcrufen. Dieselben erblicken, theilweise wenigstens, in der be schleunigten Rückkehr des Gesandten nach Nom ein bedenkliches Zeichen für die weitere Gestaltung der kirchenpolitischen Frage — eine Kombination, die in dessen durchaus nicht dem wahren Sachverhalte ent spricht. Die Wiederabreise des Herrn v. Schlözer von Berlin ist vielmehr durch den Umstand beschleunigt worden, daß Herr v. Schlözer den» Papste zum Oster feste ein Geschenk unseres Kaisers, bestehend in einem ebenso kunstvoll gearbeiteten wie kostbaren Kreuze, zu überreichen hatte und hierauf dürste sich auch das kaiserliche Handschreiben bezogen haben, welches der preußische Gesandte dem heiligen Vater überbrachte. Uebrigens sind zur tirchenpolitischen Lage verschiedene Aeußerungen, welche Leo XIII. jüngst beim Empfange von deutschen Rompilgern gethan, zu verzeichnen und welche von dem lebhaften Wunsche des Papstes, den kirchlichen Frieden in Preußen hergestellt zu sehen, wiederum Zeugniß ablegen. Indessen vergaß Leo XIII. hierbei auch nicht, die Haltung der Centrumspartei im Reichstage und im preußischen Landtage rühmend her vorzuheben, wobei er besonders betonte, daß das Centrum auch in etwaigen neuen Kämpfen seinen Muth und seine Beharrlichkeit beweisen werde. Doch glaubte der Papst nicht, daß diese Möglichkeit ein treten werde und rieth er schließlich, die neue Kirchen- Vorlage, wenn sie auch nicht alles gewähre, was der Kirche noth thue, mit Befriedigung und Wohlwollen aufzunehmen. Orient. Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik ist es die plötzliche friedliche Wendung in der Orient krisis, welche das Interesse in erster Linie in An spruch nimmt. Nachdem Griechenland noch bis in die jüngste Zeit hinein drohend mit dem Säbel geraffelt, ist in Athen wie über Nacht ein Umschwung in der kriegerischen Stimmung eingetreten und muß dies hauptsächlich als ein Verdienst der französischen Diplomatie betrachtet werden. Denn auf die freund schaftlichen, aber bestimmten Vorstellungen hin, welche die französische Negierung letzthin in Athen nochmals zur Erhaltung des Friedens machte, hat die griechische Regierung ihre Bereitwilligkeit erklärt, abzurüsten und die Regelung der schwebenden Frage auf diplomatischen Wege anstreben zu wollen. In Paris ist man natür lich über diesen Erfolg der französischen Intervention nicht wenig stolz und soll Ministerpräsident Freycinet deswegen von verschiedenen Mächten bereits Beglück wünschungstelegramme erhalten haben. Indessen be weist die trotz der griechischen Unterwerfungserklärung doch erfolgte Uebergabe des Ultimatums der Mächte in Athen, daß die Mehrzahl derselben den plötzlichen Friedensversicherungen Griechenlands nicht traut und soll daher letzteres seine Unterwerfungserklärung „schwarz auf weiß", also in bindendster Weise, wieder holen. Die Beorderung eines Theiles des europäischen Demonstrationsgeschwaders von der Sudabai nach der Phalerunbucht an der griechischen Küste soll der Ueber- reichung des Ultimatums offenbar den gehörigen Nach druck geben; auch Rußland hat nachträglich noch eine Fregatte nach der Phalerunbucht entsendet, womit diese Bewegung des europäischen Demonstrationsge schwaders an einheitlichem Charnkter nur gewinnt. Rußland. Eine besondere Nolle in der Orient- affaire spielt das diplomatische Rendezvous, zu welchem sich der Frühlingsausenthalt des Kaisers Alexander III. in Livadia in der Krim allgemach gestaltet. Die Ver treter Rußlands in Bukarest, Athen und Konstanti nopel befinden sich bereits in Livadia und wahrschein lich werden in diesen Tagen auch der rumänische Kriegsminister Angelescu und als Spezialgesandter des Sultans Edhem Pascha — derselbe ist für den ursprünglich zur Begrüßung des Czaren bestimmt ge wesenen, aber inzwischen erkrankten Server Pascha eingetreten — daselbst eintreffen. Besonders auffällig erscheint die Reise des rumänischen Kriegsministers nach der Sommerfrische des russischen Herrschers und ein vielverbreitetes Gerücht will sogar wissen, daß die Anwesenheit des Generals Angelescu in Livadia mit dem beabsichtigten Durchzuge russischer Truppen durch Rumänien nach Bulgarien Zusammenhänge. Spanien. In Spanien haben, als Ergänzung der vorangegangenen Neuwahlen zur Deputirten- kammer, am Ostersonntag die Senatorenwahlen statt gefunden. Auch diese sind günstig für das Kabinet Sagasta ausgefallen, denn von den gewählten Sena toren gehört die überwiegende Mehrzahl — 136 — der Regierungspartei an, während sich die 44 Köpfe starke Minorität auf die übrigen Parteien vertheilt. Italien. Die italienische Kolonialpolitik hat nun mit der Ermordung der sämmtlichen Mitglieder der italienischen wissenschaftlichen Expedition durch die Soldaten des Emirs von Harrar ebenfalls ein blutiges Blatt in ihrer Geschichte aufzuweisen. Der Expedition, die unter Führung des Grafen Porra stand, war die Aufgabe gestellt, die Gegenden zwischen dem Rothen Meere und dem großen Seenbecken des aequatorialen Afrika zu erforschen und zu diesem Zwecke in reichster Weise ausgerüstet worden. Letzterer Umstand scheint aber die Habsucht des Emirs von Harrar erregt zu haben, welcher sich nicht mit der Beraubung der Expedition begnügte, sondern deren Theilnehmer kalt blütig niedermetzeln ließ. Italien bleibt nichts übrig, als den grausamen Herrscher zur Rechenschaft zu ziehen und hielt das italienische Staatsministerium in dieser Angelegenheit am Montag eine Berathung ab. Da der Emir durch die gleichzeitige Gefangennahme der englisch-egyptischen Garnison des Fleckens Gildezza mit England in Konflikt gerathen ist, so hat die italienische Negierung in London angefragt, welche Schritte Eng land gegen den Emir von Harrar zu unternehmen gedenke. Egypten. Die englische Regierung hat nunmehr auf die Wiedereroberüng des Sudan definitiv ver zichtet. Es geht dies aus ihrer Antwortnote auf den von Mukhtar Pascha vorgelegten Plan zur Reorgani sation des egyplischen Heeres deutlich hervor. Die Antwort selbst enthält die vollständige Ablehnung des Planes seitens der englischen Negierung und dies dürste für das weitere Zusammenarbeiten Sir Drum mond Wolffs und Mukhtar Paschas in Kairo wohl schwerlich sehr ersprießlich sein.' Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die sich jeden Charfreitag wiederholenden Musikaufführungen in der hiesigen Stadtkirche, die von berufener Seite, als zu den kirch lichen Feierlichkeiten dieses Tages gehörend, gewürdigt werden, haben schon seit Jahren eine so zahlreiche Zuhörerschaft gefunden, daß eine gleich erfreuliche Zahl der das ganze Schiff und auch die Emporen theilweise füllenden Concertbesucher am letzten Charfreitag kaum der besonderen Erwähnung bedarf. Ermöglicht ja, dem Tage angemessen, der freie Eintritt auch dem Aermsten den Genuß, seinen Gott und Vater in der Harmonie edler Musik loben, danken und anbeten zu hören; auch in diesen Stunden wird den Armen das Evangelium gepredigt. Freiwillig gezahlte Eintritts gelder sollen aber auch Heuer eine Einnahme erzielt haben, welche zunächst die Kosten zu decken und auch noch einen ansehnlichen Betrag an die Bekleidungskasse der Kurrendaner abzugeben vermag. Der 1. Theil des Programms bot die Baßarie: „Gott sei mir gnädig" aus „Paulus" von Mendelssohn, welche, von Herrn Lehrer Krüger mit volltönender Stimme und würdigem Ausdrucke vorgetragen, unter den Zuhörern Char- freitagsstimmung vorbereitete, die in dem Sopransolo „^flnus voi" von Morlacchi zum vollen Ausdrucke kam. Die Sopransoli wurden zum ersten Male in unsrer Kirche von Frau v. Schepke aus Reinholdshain ausgeführt. In dein Adagio für Orgel und Violine von Merkel zeigte sich Herr Hilfslehrer Schmidt wieder um als Meister im Violinspiel. Gilt uns als Haupt forderung für dieses Concert ein seelenvoller Vortrag, so müssen wir neben Anerkennung der technischen Fertigkeit und Präzision auch sagen, daß wir einen zarteren, einschmeichelnderenViolinenton von Dilettanten kaum gehört haben. Das Piano war ost so fein, daß das Ohr den Ton nur noch erlauschen konnte. Wir haben hoffentlich noch recht ost Gelegenheit, uns an den Vorträgen des Herrn Schmidt, wie der beiden erstgenannten Solisten, zu ergötzen. Diese Soli waren umrahmt von zwei Chorgesänge», »ckubijato Doo" von Mendelssohn und „der 91. Psalm für 6stimmigen gemischten Chor von Holstein. Es lag wohl haupt sächlich an den hohen Anforderungen, welche der letzte Gesang an das Chor stellte, daß merkliche Schwankungen vorkamen. Dieselbe Wahrnehmung ist übrigens bei diesem Werke anderwärts auch gemacht worden. Der 2. Theil wurde ausgesüllt von der Cantate „Es ist vollbracht" für gemischten Chor, Soli und Orchester von unfern Herrn Kantor Hellriegel. Der Text, von unserm Herrn Diakonus Keil gedichtet, führt uns auf Golgatha. Er schildert die Leiden Jesu, den Schmerz der Mutter Maria und der Jünger, welche diesen Tag den „unheilvollsten aller Tage" nennen und die schreck lichen wunderbaren Ereignisse nach dem Tode Christi. Ein Zwischenspiel für Orgel bildet nun den Ueber- gang vom Grab zur Auferstehung, bis Heller Jubel den Herrn der Welt lobt und preist, zumal als Jesus selbst auftritt und ihnen seinen Gruß: „Friede sei niit euch!" zuruft. Im Schlußvers werden auch wir, deren Hoffnungen sich auf Ostern gründen, in das Janchzcn der Jünger mit hineingezogen. — Die Sprache des ganzen Gedichts ist edel, die Schilderungen sind er-