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Dresdner Journal : 23.07.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186207230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-07
- Tag 1862-07-23
-
Monat
1862-07
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1862
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^167. Mittwoch, deu 23. Juli. L»„««na»Pr»tst: : z 10 Kxr. ü> >—b—i 1» L»«I»»S» '^sitdrl.: 1 ,. 10 ., „ ,. lwit» u»ä dio»«tiick ia »iiit«: 15 K^r. s «t-wp-Iia- Ku»««Iu« Si«lMi»«ror 1 Kxr. ) >«bi»r biora. rusrrMrnPretsr: ru- k»um eio«r p»It«liei» Leile: 1 Kxr. Unter „Lü>xe»»oat" <U« 2«ile: 2 Llxr. «rschetnrn: ^s^livli, mlt Xu»o»kio« ä«r 8ooo- uvä k'elertnx«, Xbeaä, kllr äsa f»Ix«oä«o 1»x DrrMerMimwl: Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman». 18KS. rnserateaannahmk auswärts: t'n. 8x»»v»r«rri!«, Oomu,i«»ioniir <!«» I)r«»6ner ^our»«l»; «ben<t»»«!t>»t: It. Ilvxxxx; Lltoll». iiLLiexumx Zc Vooi-ru; »«rUo: 6x»i'lV«'>i<'he Itui-ick., Iirrx»»:re«'» Lurenu; Lrewen: 8cm.-irrii; krellilkurt ». H.: L»rkk»iiäl»»^i Lblu: KLvrrxx; k»riii v. I^övrxrxi.» (28, ru« <Ie» boo» eukun»); kr»^i l». 1!u»l.lcu'i, Uucdk«iillluuz. Herausgebrr: Köulxl. k!»p«üitioo üe» Nrssäner cknurn»I», Dr«»ä«a, SIsrieLsti-Lss« Kr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 22. Juli. Seine Majestät der Könige Haden Sich heute früh H7 Uhr nach Leipzig begeben und werden heute Abend im Hoflagrr zu Pillnitz zu rückerwartet. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz ist heutet früh AS Ubr nach Lüttich gereift. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern. Nach Artikel 7 des publicirten Kaiserlich Russischen 24 Mai Ukas vom z *862, die bürgerliche Gleichstellung der Juden im Königreiche Polen betreffend, dürfen von dessen Publikation an keine schriftlichen Civil- oder Han delsakte, al- da sind: Testamente, Verträge, Verpflich tungen, Obligationen, Wechsel, Rechnungen, HandelS- büchrr und Corrrspondenzrn, sowie Akte und Dokumente irgend welcher anderen Art, in hebräischer oder in jü disch deutscher Sprache, oder in irgend welcher Sprache mit hebräischer Schrift geschrieben oder unterschrieben werden und zwar bei Ungültigkeit des Aktes. Bei der Wichtigkeit dieser Vorschrift für den Han delsverkehr mit Polen findet das Ministerium des In nern sich veranlaßt, den sächsischen Handels- und Fabrik stand auf erstere besonders aufmerksam zu machen. Dresden, den 17. Juli 1862. Ministerium des Innern. Für den Minister. Kohlsehütter. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. keleRrnphisch« Nachrichten. Zettungsschaa. (Presse.) Tagesgeschichte. Wien: Oesterreich in der Conferenz der serbisch montenegrinischen Frage. — Berlin: Em pfang der japanesischen Gesandtschaft. Dementi. — Karlsruhe, Wiesbaden: Zum französischen Han delsvertrag. — Frankfurt: Vom Schützenfeste. — Paris: Zur mexikanischen Expedition. Neuer spani- W^GksdNtzter. — Mailand: Nähere» über »ie neuesten Unruhen. Derschwörungsproceß.— London: Aus dem Unterhause. Ausstellungsfrst in Guildhall. — New-Bork: Die letzten Kämpfe in Westvirginien. Neueste Nachrichten. Dresdner Nachrichten. Provinzialaachrichten. (Leipzig. Kamenz. Löbau. Bischofswerda.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirtbschaft. Sächsische Bäder. Feuilleton. Inserate. Lagrskalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 22. Inli. Ja der heutigen Sitzung des Adarordnetrnhauses motivirt Abg. Neicheasperger seine Interpellation betreffs der Luerknnuna Italiens. Der Minister des Las- wärtigea, Graf Bernstorff, beantwortet dieselbe dahin: Durch die Anerkennung des Königreichs Italien sei basNationalitätsprincip nicht anerkannt. Garantien seien durch Durando's Depesche gegeben. Die Anerkennung liege im Interesse Prru-rns. Auch katholische Mächte hätten Italien anerkannt. Preußen brauche nicht katholischer zu sein, als diese. Paris, Montag, 2l. Juli, Abend«. Die „Patrie" versichert, daß Frankreich und Rußland beschlossen baden, eine gemeinschaftliche Haltung in der serbischen Krage zu beobachten. Rach der heutigen „Presse" soll das nach Mexico bestimmt« Expeditionskorps auf 3V,WO Mann ge bracht werden. Sin Telegramm aus Turin vom heutigen Tage meldet, daß General Sonvaz zum außerordent lichen Gesandten des Königreich» Italien am rus sischen Hofe ernannt worden sei. Turin, Montag, 21. Juli, Mittag«. In der heutigen Sitzung der Drputirtevkammer consta- ttrte der Minister der auswärtigen Angelegenhei ten, Duraudo, auf eine Interpellation Petrucelli « in einer mit vielem Beifall aufgenommenen Rede den Stand der Beziehungen zum Au«lande. Er sagte u. A.: Die Basis der italienischen Politik sei die Aliauz mit Frankreich; er protestire von Neuem energisch gegen die Worte Garibaldi s. Die Regierung sei mit Frankreich alliirt, werde aber niemals Etwas thun, wa« den Interessen Italien« widerspreche. Dir Beziehungen zu England seien die herzlichsten, und er weise die Annahme der Möglichkeit eine« Krieges gegen England zurück. Die Aufgabe Italien« sei, die Einigkeit zwischen den Westmächten zu unterhalten. Die Dorumente in Bezug auf d«r Anerkennung Rußlands und Preußen« lägen sämmtlich vor, und es seien keine andern Bedingungen gestellt worden; er hoffe, daß die deutschen Regierungen de« Beispiele Preußen« folgen würden; er constattrte ferner die Freund schaft mit Belgien, Schweden und andern Mäch ten, berührte die Differenz mit Spanien und sprach einige Worte über di« montenegrinische und ser bische Frage. In Bezog auf die venetianische Krage theÜte er mit, daß im verflossenen Jahre einige Vorschläge «egen Ankaufs Venetien« ge- «acht worden seien, die aber zu keinem Ziele ge führt hätten; er hoffe, daß dir Lösung der römi schen Frage nicht wehr lange auf sich warten lassen werde. Dresden, 22. Juli Dir Wiener „Presst" schreibt: „In einem französischen Blatte lasen wir Andeutungen über das russische Pro gramm gegenüber Polen, welches Markgraf Wielo- polski bei seiner nenlichen Anwesenheit in St. Petersburg dem Kaiser Alexander verlegte und welches nun durch die Anwesenheit des Großfürsten Konstantin in Warschau gewissermaßen sanctionirt ist. Dieses Programm wird als ein einfach panslawistisches bezeichnet und geht von der Annahme aus, daß die slawischen Racen sich in einem normalen Zustande befinden, wenn sie eine Reihe von Vicekönigreichen bilden unter einem mächtigen, entfernten Protektorate, welches niemand Anderer als der Kaiser aller Reussen auszuüben berufen ist. Die Bedeutsamkeit dieses Programmes verkennen, würde einen seltenen Grad staatsmännischer Kurzsichtigkeit verrathcn. Seine Ausführung wäre die Wiederholung derselben Politik im Osten, welche wir im Westen und Süden Europas bereits einen Triumph nach dem andern feiern sehen. Wie Frankreich nach der Hegemonie der rumäni schen, so strebt Rußland nach jener der slawischen Race. Oesterreich und die Türkei sind die durch diese höchst gefährliche Politik am meisten bedrohten Staaten, denn ihr Besitz ist es, der das Material zu dem Baue liefern soll, zu welchem Rußland den Plan bereits entworfen hat, und es heißt die Bedeutung der Vorgänge in Montenegro und Serbien vollständig entstellen, wenn man dieselben als den Kamps des Ehristenthums gegen muselmännische Bar barei darstellt. Omer Pascha in Montenegro bekämpft nicht die Ehristen, sondern die panslawistische Propaganda, welche die Türkei wie eine Boa-Constrictor zu umstricken sucht und an den Ufern der untern Donau, in Belgrad, Feuilleton. Herman« Hettner's Literatur-eschichte des 18. Jahrhunderts. Von Hermann Hettner's „Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts" (In dreiTheilen. Braunschweig, Die- weg u. Sohn.) ist in diesen Wochen das erste Buch de» dritten Theil» erschienen. Mit diesem Buch betritt das Werk heimischen Boden, das deutsche Literaturlebrn im 18. Jahrhundert, und naht sich zugleich seiner Vollendung. Es kann hier nicht unsre Absicht sein, eine eingehende Kritik des Werkes schreiben zu wollen; es würde dies über Atel und Grenzen eines Feuilletons hinauSführcn; auch hat das Werk, soweit es vorliegt, bereit- eine er schöpfende und allgemein anerkennende Besprechung in der deutschen und außerdeuischen, der englischen und fran zösischen, Presse gefunden; nur in einigen kurzen Zügen wollen wir daher in Folgendem den Plan und Grund gedanken de» ganzcn Werke» darlegen und dadurch viel leicht hier und da eine Anregung geben, den in dem Werke aufgcspeicherten Schah von Kenntnissen und den Genuß der warmen und klaren Darstellung sich anzu eignen. DaS 18. Jahrhundert ist der Schoos,, aus welchem die verkommene Wissenschaft schnell und sicher wieder empor wuchs, dort sind die Wurzeln unsrer gesammtcn heutigen Bildung zu suchen; kein Wunder, wenn da» bunte Ringen streitender Gegensätze, der Geisterkampf jene» Jahrhun dert», immer wieder die Betrachtung fessät, wenn unsre Deuker und Dichter mit Vorlieb« zu dieser Epoche zu- rückgrrifen und immer wieder von Neuem hier anknüpfen. Wenige haben so wie Hettner den Beruf, dir Tiefe de» SäculumS der „Aufklärung" zu ergründen. Mit echt deutschem Gelehrtrnfleiß ist er auf die Quellen zurück- stegangen und hat die gewissenhaftesten Studien gemacht. Seine Vielseitigkeit, sein Hrimischsein auf den verschie denen Gebieten des geistigen Lebens, gab ihm die Mittel, die Stofffülle zu beherrschen und klar zu gruppiren, verlieh ihm den freien, weiten Blick, vom kulturgeschicht lichen Standpunkte aus die Geisteswelt des 18. Jahr hunderts zu betrachten und zu messen. In dieser kultur geschichtlichen Behandlungswrise, in der Weise, wie der geistvolle Gelehrte die Erscheinungen aus dem Grunde des Zeit- und Volkslebens herausmält, liegt ein Haupt vorzug seines Werkes. Ebenso gleich weit, wie der Ver fasser von einer blos äußerlichen Gruppirung, von blosem Notizenwesen, ist er von einer trocknen, ledernen, in Schulausdrücken sich bewegenden Schreibweise entfernt; das lichtvolle lebendige Colorit, die Kraft und Concisität des Ausdrucks reihen das Hettner'schc Unternehmen, auch in Bezug auf Styl, unfern besten Geschichtswrrken von bleibendem Werthe an. Schon lange trug sich Hermann Hettner mit einer Geschichte der deutschen Aufklärung. Der ursprüngliche Plan aber erweiterte sich, da Hettner bald erkannte, daß die deutsche Aufklärung in ihren innersten Lebensbeding- ungen und in ihrem geschichtlichen Verlauf nicht zu ver stehen sei, ohne die ununterbrochene Rücksicht auf die von England und Frankreich überkommenen Anregungen und Einwirkungen. Die Geschichte der Aufklärung wurde eine allgemeine Literaturgeschichte d«S 18. Jahrhunderts. „Weil die Literatur der Aufklärung," sagt die Einlei tung de» ersten Theil», „nicht ausschließlich diesem oder jenem Volke zufällt, sondern nach einer bekannten Be zeichnung Goethe'» durchaus Weltliteratur ist, so kann eine Geschichte der Aufklärung nur eine allgemeine, d. h. eine die Wirkungen und Gegenwirkungen aller abendlän dischen Völker in gleicher 'Weise umfassende Literatur geschichte sein. Und umgekehrt ist eine solch« allgemeine Literaturgeschichte d«S 18. Jahrhundert» in ihrem innersten Oesterreich ähnliche Umklammerungen ankündigt." DaS Interesse Frankreichs, Rußlands Macht nicht über das illyrische Dreieck ausgedehnt zu sehen, genüge nicht, um Oesterreich sicherzustellen. „Wir können nicht der Gefahr ausgesetzt bleiben, an unfern südlichen Grenzen Aufstände ausbrechen, Flammen auflodcrn zu sehen, welche unser Gebiet, unsre Sicherheit bedrohen. Wir müssen uns in die Lage versetzen, den Brand, der uns bedroht, löschen zu können, ohne deshalb mit aller Welt in Handel ver wickelt zu werden. Wir müssen uns eine solche Stellung zu schaffen wissen, welche uns gestattet, in Ueberein- ftimmung mit dem übrigen Europa den türki schen Ehristen Schutz zu gewähren, die Verlockungen der panslawistischen Propaganda von ihnen fernzuhalten und derselben nachdrücklich entgegenzutreten, falls sie zur Action zu schreiten versuchte. Das ist der alte Beruf Oesterreichs gewesen, dem das Wiener Cabinct jedoch seit geraumer Zeit untreu geworden ist. Diesem Berufe werden wir an dem Tage wieder obliegen können, an welchem wir unser Verhältniß zum Königreich Italien, wie sich von selbst versteht, auf Grundlage des 8lalux guo in bestimmter Weise erklärt haben wer den. So lange wir aber jede europäische Verständigung über orientalische Angelegenheiten aus dem Grunde zu vereiteln bemüht sind, weil unsre Bevollmächtigten füg lich mit den Bevollmächtigten eines von aller Welt, nur nicht von Oesterreich anerkannten Staates nicht an einem und demselben grünen Tische sitzen und conferiren kön nen, so lange wird jedes Nationalitätchen an unsrer Grenze für uns eine Gefahr, und so lange werden wir verurtheilt sein, passiv zuzusehen, wenn der Brand im Hause des Nachbars am Ende in unser eignes herüber züngelt. Es ist unzweifelhaft, daß dieser Zustand an unsrer südöstlichen Grenze nicht länger ertragen werden kann; und doch ist ebenso gewiß, daß die englische Freundschaft für uns wrrthlos bleibt, so lange dieselbe nicht in einer klar ausgesprochenen Desinirung unsrer Stellung zu Italien gewissermaßen eine Bürgschaft ge funden hat. Ein rascher Entschluß ist dringend geboten, wenn uns nicht an allen Ecken und Enden Gefahren erstehen sollen, wie jene von Belgrad her drohenden Eventualitäten, welche nicht blos unsre Sicherheit, son dern geradezu den europäischen Frieden in Frage stellen." Tagesgeschichte. ch Wie», 20. Juli. Das österreichische Eabinet Hit sich bereit erklärt, der von Frankreich und England vorgrschlagenen Conferenz der in Konstantinopel accreditirten Gesandten, behufs des Versuchs einer diplo matischen Regelung der montenegrinischen und der serbischen Frage, beizutreten und damit den als baldigen Beginn dieser Conferenz ermöglicht. Aber in dem Oesterreich zunächst dem von der englischen Regie rung wiederholt geäußerten dringenden Wunsche hiermit ein Zugeständniß macht und seinen Vertreter zu dem an gegebenen Zwecke mit dem Gesandten Victor Ema- nuel's confcriren läßt, hat es zugleich ausdrücklich sich dagegen verwahrt, einmal, daß diese Verhandlungen über den konkreten Fall hinaus sich mit den orientalischen An gelegenheiten überhaupt beschäftigen, sodann daß dieses Zugeständniß für den konkreten Fall nicht als Prä re den z geltend gemacht werde in Ansehung der vom Tuileriencabinet gewünschten sogenannten europäischen Conferenz, da an einer solchen, wie bei diesem Anlaß abermals ausdrücklich erklärt wurde, Oesterreich sich nicht betheiligrn werde. — Mit den hier angedeuteten Be schränkungen ist die von der heutigen „Presse" gebrachte Mittheilung über die Conferenz in Konstantinopel auf ihren wahren Werth zurückgeführt. li Berlin, 21. Juli. Soeben komme ich von dem feierlichen Empfange der japanesischen Gesandt schaft durch Se. Majestät den König im weißen Saale des hiesigen königlichen Schlosses. Die Erwartung, die fremdartigen Gäste bei der Ausfahrt näher zu Gesicht zu bekommen, hatte einen ansehnlichen Theil der Bevölkerung vor dem „Hotel de Brandebourg" und in den Straßen versammelt, durch welche die Gesandtschaft sich in sechs spännigen königlichen Galawagen in das Schloß begeben sollte, dessen Umgebung gleichfalls von dichtgedrängten Massen besetzt war. Von dem „Hotel de Brandebourg" herab wehte die Fahne des japanesischen Reiches, welche in weißem Felde eine scharlachrothc Kugel zeigt; am königlichen Schlosse, sowie am Palais Sr. Majestät des Königs war die preußische Königsflagge aufgezogen. Von 11 Uhr ab begann sich der weiße Saal mit Len zu dem Empfange eingeladenen Personen zu füllen. Vice präsident Behrendt (Danzig) war der Einzige im Saale, welcher den Civilfrack trug. Die ganze glän zende Versammlung, in Galauniform und mit großen Ordensbändern geschmückt, hatte sich im Halbkreise vor den: Throne ausgestellt, zu dessen Seiten Leibpagcn stan den. Inzwischen waren die japanesischen Gesandten im Schlosse eingrtrofsen, wo sie in einem besonders reservir- ten Zimmer die Festgewänder anlegten', in denen sie sich nach den Vorschriften ihrer Religion auf der Straße nicht zeigen dürfen. Um 12 Uhr 7 Minuten erschien unter Vortritt der Hoffouriere, Hof-, Oberhof- und obersten Hofchargen Se. Majestät der Köni^ in dem Saale, ge folgt von Ihren königlichen Hoheiten den Prinzen Karl, Friedrich Karl, Albrecht, Albrecht Nikolaus Adalbert von Preußen, dem Herzog Wilhelm von Mecklenburg und dem Prinzen Wilhelm von Baden. Der König trägt, wie die königlichen Prinzen, die große Generalsuniform, das Band des schwarzen Adlerordens und den decoririen Helm. Der König brgiebt sich auf den Thron, zu seiner Rechten stehen die Mitglieder des Ministeriums nach der Anciennrtät unter Vortritt des Ministers des Auswär tigen, zur Linken des Thrones stehen die königlichen Prinzen, hinter ihnen der Minister des königlichen Hauses, Freiherr v. Schleinitz. Sobald die Aufstellung erfolgt war, gab der Obrrceremonienmeister, Graf v. Stillfried, rin Zeichen, und von einer ambulanten Chaine von Pa gen und Kammerhcrrcn geleitet, trat die japanesischc Ge sandtschaft in den Saal. Es sind acht Personen, sie tragen sämmtlich kurze Kaftans von gleichem Schnitt aus schweren Seidenstoffen, theils buntgeblümt, theils ein farbig, Pantalons von gleichem Stoss und gleicher Farbe bis zum Knöchel, rothe Schuhe und weiße Strümpfe, den Kops bedeckt eine höchst eigenthümlich geformte kleine Mütze, welche von einer um das Gesicht laufenden Schnur festgehalten wird. Unter dem Arme trägt jeder der acht Herren ein langes Schwert. Vor dem Throne stellen sie sich in einer Doppelreihe auf und verneigen sich zwei mal vor dem Könige. Die dicht vor dem throne stehen den vier iÄesandten scheinen die Führer der Ambassade und die Vornehmsten zu sein, ihre Gewänder sind reich und von sehr kunstvollem Gewebe, die hinter ihnen Sle- henden tragen einfarbige Kleider und halten Schriften in den Händen. Der Chef der Legation hält eine kurze Anrede in japanesischer Sprache, man vernimmt jedoch kaum einen Laut auf der Tribüne, sein Nebenmann zur Rechten überträgt die Rede in das Holländische mit einem kräftigen vernehmbaren Organe, worauf sie ein Dol metscher deutsch überseht. Die Rede drückt die Befrie digung der japanesischen Regierung über das Zustande kommen des Handelsvertrags aus und wünscht dem Kö nige Heil und Segen, dem Lande und der Nation Wohl fahrt und Gedeihen. Se. Majestät der König verliest darauf Allerhöchstsclbst die kurze Antwort, in welcher gleichfalls die Freude über die Beziehungen zwischen Preu ßen und Japan Ausdruck erhält und die Hoffnung auf treue Festhaltung der Verträge ausgesprochen wird. Dies« Rede wird von dem Dolmetscher sofort in das Hollän dische und von dem Sprecher der Japanesen in deren Landessprache überseht. Der Chef der Gesandtschaft empfängt darauf von seinem Hintcrmanne einen Kasten aus schwarzem Ebenholze, woraus er seine Beglaubigungs schreiben entnimmt, diese sind von silbergewebtem Stoffe umhüllt, der Gesandte überreicht unter zweimaliger Ver beugung die Schriften dem Könige, welcher sie dem Mi nister des Auswärtigen einhLndigt, abermals verneigt sich die Gesandtschaft und verläßt rückwärts schreitend, das Gesicht dem Throne zugcwendet, den Saal, um sich Wesen durchaus Geschickte der Aufklärung." Der Gang der Darstellung ergab sich dem Verfasser aus der Sacke selbst. „Der Ausgangspunkt ist die englische Literatur; denn dort liegen in dem Aufblühen der Naturwissen schaften, in der Erfahrungsphilosophie und im Deismus die ersten selbstständigen Aeußerungen dcS neuen Geistes. Der erste Theil enthält daher die Geschichte der englischen Literatur von der Wiederherstellung des Königthums bis zu der Zeit, in welcher die englischen Ausklärungsidren ihren Weg nach Frankreich fanden, und Voltaire, Mon tesquieu, Rosscau und die Encvklopädisten den englischen Schriftstellern den Rang ablaufen. Der zweite Theil stellt die Entwickelung dieser neuen französischen Literatur dar und deren umgestaltenden Einfluß auf das Leben und die Bildung aller übrigen Völker. Der dritte Theil die deutsche Literatur in ihrer Wechselwirkung mit der französischen und englischen." Es ist das erste Mal, daß die deutsche Wissen,chaft und Kunst dieses Zeitalters im steten Hinblick auf die von außen überkommenen An regungen betrachtet und dargestellt wird. „Der Anfang der Geschichte der deutschen Gristeskämpfe des 18. Jahr hundert» — sagt der Verfasser — ist jene entwickelungs reiche Vorgeschichte, welche in den letzten Jahrzehndrn des 17. Jahrhunderts liegt. Der Abschluß aber ist jenes klassische Zeitalter der deutschen Wissenschaft und Kunst, in welchem sich durch Kant, Goethe und Schiller siegreich erfüllte und vollendete, was im heißen Kampfe von der fortschreitenden Aufklärung und Befremng erstrebt und erarbeitet worden." Urber da» bi» jetzt erschienene erste Buch diese» dritten Theil», welche» dir Zeit vom westfälischen Frieden an bi» zur Thronbesteigung Friedrich'- des Großen behan delt, sagt die Einleitung: „Der Schwerpunkt dieser Vor geschichte liegt nicht in der kulturgeschichtlichen Grundlage der heimischen religiösen nnd politischen BildungSzu stände, denn diese sind erstorben und ohne alle innere und naturwüchsige Keimkraft. Jene ersten vorbereitenden Anfänge in ihrem Ursprünge und Fortgänge belauschen, heißt vielmehr nichts Anderes, als den Anregungen und Einwirkungen nachgchen, welche sich ein gedrücktes, aber ungebrochenes und aufstrebendes Geschlecht zu selbststän diger Umbildung und Fortbildung zunächst aus der Schule des freiern und vorgcschrittenern Auslandes holte." Nach einem Rückblick auf die deutsche Bildung des 16. und 17. Jahrhunderts schildert das vorliegende Buch den Kampf gegen die Engherzigkeit des lutherischen Kirchen- thums, zunächst die Einwirkungen der fremden Philo sophie; sodann den Pietismus: Spcner, welcher zuerst dem Verlangen nach reinerer und gemüthsticfer Religio sität wieder Ausdruck gab, Arnold, welcher das bedeu tendste, ja einzig bedeutende Literaturwcrk des deutschen Pietismus schuf, und Dippel; ebenso werden hier noch die Versuche einer Kircheneinigung besprochen. Hierauf folgt die Befreiung der Wissenschaft von der Lbmacht der Theologie, in welchem Abschnitte Samuel Pufendorf und besonders seine Verdienste um das Naturrecht, Christian ThomasiuS, welcher nicht nur im Naturrecht die An regungen Pufendorf'S am folgerichtigsten fortbildete, son dern auch das Licht der neuen Geistesfreiheit thatkrästig und mit glücklichem Erfolge auch auf andere Gebiete des Lebens und Wissen» übertrug, und endlich Leibniz, der Vater der deutschen Philosophie, die eingehendste und wärmste Würdigung finden. Sodann geht der Verfasser zu jenen tiefgreifenden Gegensatz über, welcher seit der Mitte de» 16. Jahrhundert- auch in Deutschland zwischen der Uebermacht der rindringenden Renaissance und der zähen Widerstandskraft der volk-thümlichen Eigenart ausge- brochen war und zeigt, wie sich dieser Gegensatz in der Dichtung, in der Musik und der bildenden Kunst offen bart. Hier, wie in d?m Abschnitt, welcher dir Zeit von
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