Volltext Seite (XML)
die AadLräthe Inserate, bedeutenden Auslaß« dB Blatte« eine sehrwirt- same Verbreitun« find«, »erden mit 10 Pfg. di» Spalten,eil» oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzrile so Pfg. .Mei»«rNg«tl-ng" WW kN Wklßmh-Ikltii..g. die Agenten nehmen Be- I V V Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 62. Dienstag, dm 1. Juni 1886. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 31. Mai. Während in den an der Elbe gelegenen Orten bereits im Mai die „Bade saison" in voller Entwickelung begriffen war, bringt uns erst der Juni die Wohlthat erfrischender und stärkender Flußbäder. „Spät kommt ihr — doch ihr kommt!" kann man auch hier rufen und damit der Freude darüber Ausdruck geben, daß nunmehr das Fortbestehen unserer Kaltwasserbadeanstalt inso fern gesichert erscheint, als dieselbe in städtische Ver waltung übergegangen ist. Darin hätte sie von An fang an stehen sollen. Denn daß, wie bei uns, bei schwacher Frequenz, ein Kaltwafferbad einen Nutzen für einen Unternehmer nicht abwerfen kann, ist klar, daß es aber bei alledem eine Nothwendigkeit und eine allgemein nützliche Anstalt ist, ist nicht minder klar. Ehre den Männern, die zuerst die Einrichtung unter nahmen und das Bad eine Reihe von Jahren mit Opfern unterhielten; aber Privatleuten konnten diese füglich nicht länger zugemuthet werden für eine Ein richtung, die, wo sie nicht bereits ins Leben getreten ist, allerwärts von Obrigkeitswegen anzuordnen und zu unterstützen sein möchte. Und so haben denn die städtischen Kollegien zwar die Mittel zur Erneuerung der Baulichkeiten bereitwilligst gewährt, noch aber handelt es sich um die Ansprüche der Aktionäre, auf deren Kosten der erste Bau begründet worden ist. Es ist uns nicht gegenwärtig, wieviel Aktien ausgegeben worden sind, aber möchten es deren auch mehr sein, als es in der That sind, so wollen wir hoffen und erwarten, daß die Inhaber, die wohl gleich Anfangs ihre Beiträge au konä peräu gewährt haben, keine Schwierigkeiten bereiten werden, wenn es gilt, die Zu kunft des gemeinnützigen Unternehmens zu sichern, zu dessen Begründung sie sich vor Jahren haben bereit willig finden lassen. Bei einer demnächst zu veran staltenden Generalversammlung wird sich hoffentlich diese Besitzübertragung auf friedliche Weise vollziehen. Möge uns das Wetter, wie bisher, hold sein, um recht fleißig die restaurirte Badeanstalt benutzen zu können. — Die am Donnerstag früh 6 Uhr 19 Min. von hiesigem Bahnhofe aus ausgelassenen Brieftauben aus Buchholz sind bis 9 Uhr alle wohlbehalten und munter in ihrem heimatlichen Schlage eingetroffen; die ersten langten daselbst bereits 7 Uhr 3N Min. an. - Der reichliche Gewitterregen der Freitagsnacht versprach einen schönen Sonnabend und Sonntag, welche Hoffnung auch in der Hauptsache erfüllt wurde, außer daß der Sonntagsnachmittag durch Regen und der -abend durch intensiven Nebel den Naturgenuß vereitelte. Wir hätten freilich den Gesellschaften, die unserer Gegend ihren Besuch machten, aushaltend heiteren Himmel gewünscht, indeß: mit des Geschickes Mächten rc. Mittels Extrazugs kamen Sonntag um 8 Uhr die Mitglieder der Krankenkaffe der Maurer und Zimmerleute hier durch, um in Schmiedeberg Hauptstation zu machen; mittelst Geschirr, 7 große Omnibusse, traf Mittags 1 Uhr, über Kreischa kommend, der Dresdener Pfeifenklub „Einigung" mit Vorreitern und Musikkorps hier ein, hielt im Gasthof zum Stern Mittag, später im Schießhause ein Tänzchen und fuhr V»7 Uhr wieder ab, um in Poffendorf das Abendbrod einzunehmen. Zum Himmelfahrtsfest hat eine starke Unteroffiziersgesellschast nebst Damen ihren Besuch auf dem Schiebhause angemeldet. — Die am gestrigen Sonntag stattgefundene Bezirks ausschuß- und Kommandantenversammlung des Feuer wehrverbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde war mit Ausnahme eines entschuldigten und eines unentschuldigten Kommandanten von sämmtlichen Verbandsfeuerwehren beschickt worden. Nachdem alle VerbandSbeamten in ihren bisherigen Aemtern wieder bestätigt, worden waren, wählte man die Feuerwehren von Lauenstein und Geising als in diesem Jahre zu inspizirende, und bestimmte den 22. August zur Ab haltung des Bezirkstages in Altenberg. Die übrigen verhandelten Gegenstände betrafen zumeist innere Ver bandsangelegenheiten. — Während der warmen Jahreszeit kommt es vor, daß der Stich eines Insektes bei einem Menschen eine Blutvergiftung und oft den Tod zur Folge hat. Fliegen und andere Insekten leben nicht nur von den Säften lebender, sondern auch todter Thiere, saugen also Leichengift. Sticht nun ein auf letztere Art gesättigtes Insekt einen Menschen, so fließt sehr leicht ein Theil des Giftes in die kleine Wunde, und die Folge ist Blutvergiftung. Die zer störende Wirkung des Giftes wird am besten durch Salmiakgeist, den man sofort (auch bei Schlangen bissen) in die Wunde reibt, aufgehoben. Es ist daher rathsam, ein Fläschchen mit der erwähnten Flüssigkeit bei sich zu führen. Röthenbach. Der verkohlte Leichnam des Grahl- schen Kindes ist in den ersten Morgenstunden des 27. Mai im Kuhstall aufgesunden worden. Der Brand beschädigte Grahl besitzt 7 Kinder, von denen der beim Brande mit umgekommene 6jährige Sohn geistig zurück geblieben war. Grahl selbst, sowie auch dessen Frau, sind am Abend des Brandes, den 26. Mai, in dem Glauben gewesen, daß in gleicher Weise, wie ihre übrigen Kinder, auch der fragliche Sohn aus dem Hause geholt und im Dorfe an irgend einer Stelle inzwischen untergebracht worden sei. Der Brand hat mit derartiger Schnelligkeit um sich gegriffen, daß es nicht möglich gewesen ist, das Vieh aus dem Stalle vollständig zu retten. Grahl sind 2 Kühe, 2 junge Bullen und sämmtliche Hühner; seinem Miethsmann Jäppelt 2 Ziegen und 3 Schweine; dem Hausbesitzer und Schuhmacher Gemeiner eine Henne, sowie allen Dreien fast alles Meublement mit verbrannt. Ebenso haben die bei ihrem Sohne wohnhaften Eltern des Gemeiner, welche am Abend des Unglückes in Ulbern dorf bei ihren anderen beiden Söhnen zu Besuch ge wesen, ihre Effekten gänzlich verloren. Den Verlust fast allen Mobiliars haben auch der Hausbesitzer Her klotz, der bei demselben wohnhafte Handarbeiter Zimmermann und dessen Sohn, der Maurer Zimmer mann, zu beklagen. Da Keiner der Abgebrannten versichert gehabt, sind dieselben ungemein schwer ge schädigt und thut zu Besserung ihrer Lage rechtzeitige Hilfe dringend noth. Neben der hiesigen Ortsspritze waren am Brandplatz noch die Spritzen der Gemein den Hartmannsdorf, Friedersdorf, Pretzschendorf, der freiwilligen Feuerwehr zu Frauenstein, sowie der Ge meinden Kleinbobritzsch und Beerwalde anwesend und sind dieselben insgesammt mit Erfolg thätig gewesen. Glashütte. Zu der behufs Errichtung einer Kaltwasserbadeanstalt im Hotel „Stadt Dresden" abgehaltenen Versammlung hatten sich zahlreich die Interessenten eingefunden. Das Wiederauftauchen dieses Projektes ist überall mit Freuden begrüßt worden, doch stellen sich der Ausführung verschiedene Schwierig keiten entgegen, welche in der Hauptsache in der Be schaffung des hierzu benöthigten Wassers liegen und bewirken, daß die Anlage eine theure wird. Da das Wasser der rothen Müglitz nicht zu gebrauchen ist, so müssen, um das eiskalte Prießnitzwaffer benützen zu können, 1 bis 2 Wärmebassins angelegt werden und da auch für das Badebassin nichts Geeignetes vorhanden ist, so würden durch Anlegung dieser Bassins, abgesehen vom Ankauf des Grund und Bodens, schon ziemliche Kosten entstehen; dieselben würden aber noch größer sein, wenn das Müglitzwasser durch Filter geleitet würde. In Anbetracht dieser Thatsachen wurde eine Kommission gewählt, welche den Platz auszusuchen, die Projekte zu prüfen und den Kostenanschlag zu machen hat. Hosten wir auf recht baldigen Bau dieses längst ersehnten Instituts. — Das hiesige Postamt hatte im Jahre 1885 52. Jahrgang. " folgen Verkehr aufzuweisen: Briessendungen: Eingang 71,676, Abgang 72,774; Packete ohne Werthangabe: Eing. 5886, Abg. 3798; Geldbriefe: Eing. 522 Stück mit 267,264 M., Abg. 468 Stück mit 233,028 M.; Werthpackete: Eing. 1854 Stück mit 582,030 M., Abg. 2592 Stück mit 1,049,670 M.; Nachnahmesen dungen: Eing 900 Stück mit 9324 M., Abg. 936 Stück mit 13,788 M.; Postaufträge: Eing. 639 Stück mit 43,391 M., Abg. 217 Stück; Geldsendungen: Eing. 5778 Stück mit 273,775 M., Abg. 4211 Stück mit 267,541 M.; Zeitungen: von hier: 131 Stück mit 5085 Nummern, von auswärts: 902 Exemplare mit 76010 Nummern; Postreisende: 2131; Tele gramme: aufgegebene 526, angekommene 581. In Betreff der ankommenden und abgehenden Werth, packete weist Glashütte im Verhältniß zu seiner Ein wohnerzahl den 3. stärksten Verkehr im deutschen Reiche auf. Hanau nimmt die 2., Pforzheim die 1. Stelle ein. — Die Lehrer und Schüler der Uhrmacher schule unternehmen den 2. und 3. Juni eine Exkur sion; das Programm ist folgendes: Den 2. Juni mit dem 1. Zuge über Dippoldiswalde nach Dresden, Be such von Helbigs Etablissement und Brühl'sche Teraffe. Vorm. von 10 Uhr an Besichtigung der Nähmaschinen fabrik, früher Seidel L Naumann, Nachm. 2 Uhr der Schiffsbauanstalt in Uedigäu. Abends Fahrt nach Moritzburg, Nachtquartier. Den 3. Juni früh und Vorm. Besichtigung des Schlosses und Parkes. 10 Uhr Abmarsch nach Kötzschenbroda (Friedensburg, Para dies rc.), per Bahn oder Schiff nach Dresden. Nachm. 3 Uhr Abfahrt von Dresden über Dippoldiswalde nach Hause. An dieser Partie betheiligen sich noch verschiedene andere hiesige Herren. — Herr Schuldirektor Schaarschmidt feiert den 1. Juni als den Tag, an welchem er vor 25 Jahren nach Glashütte kam. Der Tag wird dem Jubilar verschiedene Ueberraschungen bringen. Frauenstein, 30. Mai. Gewaltige Bestürzung verbreitete heute Mittag die Trauerkunde, daß '/»12 Uhr plötzlich und unerwartet unser, seit dem 10. Februar 1884 hier amtirender Seelsorger, Herr Pastor Langer, gestorben sei, in unserer Stadt. Wohl hatte man von dessen Krankheit Kunde, von der Schwere derselben jedoch keine Ahnung. Die Parochie verliert in dem Herrn Pastor Langer einen treuen, gewissenhaften Seelsorger und gewandten Kanzelredner. Außerdem hat sich der Verblichene die Liebe der Bewohner unsrer Stadt und Umgegend durch sein uneigennütziges, rast loses Wirken für das Gemeinwohl unserer Gegend er worben. Das Begräbniß des Verewigten erfolgt be reits nächsten Dienstag, Abends 5 Uhr. Es werde ihm die Erde leicht! Sein Andenken bleibe in Segen! — Ein anderer hochgeachteter Bürger unserer Stadt, der Herr Amtsrichter Heldner verließ am vergangenen Sonnabend dieselbe, um vom 1. Juni ab in gleicher Eigenschaft in Riesa zu amtiren. Die Bewohner unserer Stadt, überhaupt des Amtsgerichts bezirks Frauenstein, bedauern herzlich sein Scheiden, da sich Herr Amtsrichter Heldner sowohl durch seine Amtsrichterthätigkeit, als auch durch den liebevollen Umgang im Privatverkehr die allgemeine Zuneigung erworben hat. Namentlich die Mitglieder des hiesigen Erzgebirgszweigvereins, dessen unermüdlicher Vorstand und Gründer Herr Amtsrichter Heldner war, drückt bei seinem Wegzug das Gefühl der Wehmuth, da den Mitgliedern des Erzgebirgszweigvereins bewußt ist, welche Kraft der Verein verloren hat. Den Bestre bungen des Herrn Amtsrichter Heldner ist es haupt sächlich zuzuschreiben, daß es Frauenstein gelungen ist, aus seiner Ungekanntheit an die Oeffentlichkeit zu treten und einen Platz in der Reihe der Sommerfrischen zu er langen, sowie, daß voriges Jahr eine Dresdner Ferien kolonie hier Ouartier nahm. Die dankbaren Bewohner Frauensteins und Umgegend senden Herrn Amtsrichter Heldner ein herzliches „Glückauf" in die neue Heimath zu.