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selben befiÄW.sich zahlreiche Spaziergänge, ganz be sonders in W» aus Nadel- und Laubholz bestehenden Parke mit seinen schattigen Wegen und Ruheplätzen. Für Erquickung der Spaziergänger und Touristen wird in der malerisch am Felsgehänge errichteten guten Restauration „zum Parkschlößchen" gesorgt, von Mlchem man auch eine reizende Aussicht genießt. Letztere ist großartiger von der zum königlichen Schlosse gehörigen Burgruine, welche zu den größten und wohlerhaltersslen Norddeutschlands zu zählen ist. Von ihr, sowie von dem beim SchießhauS befindlichen Sandberge genießt man eine vollkommene Rundschau. Das Auge erblickt den Fichtelberg, Keilberg, Augustus burg, die Rochlitzer Berge, den Kolmberg bei Oschatz, die Gegend von Nossen, die Weinbergshöhen bei Meißen, den Keulenberg bei Königsbrück, die Puls nitzer Höben, den Valtenberg bei Bischofswerda, den Kahlenberg bei Altenberg rc. Herrlich ist es auch, nach den vom hiesigen Erzgebirgsverein geschaffenen Anlagen am weißen Stein zu wandern und dort die gesunde, harzreiche Waldluft einzuathmen. Schreiber dieses hat die wohlthätige Wirkung der hiesigen reinen Gebirgsluft an sich selbst erfahren, indem er seit seinem Hiersein vollkommen von einem ihm früher im Niederlande belästigenden Lungenleiden genesen ist. ES sei auch erwähnt, dvß die Ferienkolonie, welche voriges Jahr hier verweilte, die besten Resultate auf zuweisen hatte. Es kann darum Frauenstein aus vollkommener Ueberzeugung als Sommerfrische und Luftkurort empfohlen werden. Bemerkt sei auch, daß in den Gasthöfen, sowie Privathäusern der Stadt so wohl, als auch in Nachbarorten, z. B. Reichenau, Kleinbobritzsch, Burkersdorf, Hennersdorf, Nassau rc. billiges Unterkommen zu finden ist. Diejenigen, welche eine Milchkur gebrauchen wollen können Milch fast überall im Hause haben. Frauenstein besitzt auch einen tüchtigen Arzt und eine gute Apotheke. Durch den Verkehr mit den bei hiesiger Schule und Kirche, Amtsgericht, Forst- und Rentamt, Zoll- und Steuer behörde angestellten Beamten, sowie vielen anderen liebenswürdigen Familien unserer Stadt wird sicher lich der Aufenthalt hier während der Sommerfrische ein ganz angenehmer. Zu erreichen ist Frauenstein von den Eisenbahnstationen Dippoldiswalde, Schmiede berg, Kipsdorf, Nassau, Bienenmühle und Klingen berg. Der hiesige Erzgebirgszweigverein ist zu jeder weiteren Auskunft gern bereit. Dresden. Das Staatsvermögen des König reichs Sachsen bestand nach dem letzten geprüft vor liegenden Rechnungsabschluß, dem für die Finanz periode 1882/83, in 790,432,777 Mark 31 Pf. Im mobilien, 102,485,663 M. 22 Pf. Mobiliar und In ventar, 87,774,346 M. 12 Pf. Kassenbeständen, Außen ständen und Naturalvorräthen, in Summa 980,662,786 Mark 65 Pf. — Diesem Staatsvermögen standen gegenüber 676,702,312 M. 31 Pf. Staats-Schulden, darunter 359,880,000 M. 3prozentige Rente, die zum Nennwerth eingestellt war und zum damaligen Kours- werth berechnet um 46,784,000 M. weniger betrug, so daß die Staatsschulden sich in Wirklichkeit nur auf 639,917,902 M. 31 Pf. beliefen. Diesen Betrag von obiger Aktivsumme von 980,662,786 M. 65 Pf. ge kürzt, ergiebt 350,744,884 M. 34 Pf. als den Be trag, um welchen das Staatsvermögen die Staats schulden überragt. — Was insbesondere das Immo biliarvermögen des sächsischen Staates betrifft, so be stand dasselbe in folgenden Werthen: 9,198,870 M. zur freien Benutzung der Krone, 24,496,581 M. 89 Hf. zu Zwecken des Civildienstes, 41,128,839 M. 7 Pf. zur öffentlichen Benutzung, 715,616,486 M. 35 Pf. zum Betrieb der Staalswirthschast behufs Produktion materieller Güter und Dienste. Zu dieser letztem Post gehörten insbesondere die Staatseisenbahnen mit einem Anlagekapital von 589,102,145 M. 46 Pf., deren Reinertrag in den beiden hier fraglichen Jahren zu sammen 57,709,176 M. 38 Pf. betrug, während die Verzinsung der Staatsschuld einen Aufwand von nur 46,368,025 M. 51 Pf. erforderte, so daß allein der Reinertrag der Staatseisenbahnen, abgesehen von den sonstigen Einnahmen, rund 13,340,000 M. höher war als das Zinsenerforderniß der Staatsschulden — ein wohl einzig dastehender Abschluß. Leiönig. Am 24. Mai kamen auf der Mulde große Massen, viele Tausende, todte Fische in allen Größen bis zu 30 em Länge angeschwommen, so daß die Oberfläche des Flusses wie mit Fischleichen, die der Gattung der Nothaugen angehörten, übersät war. Chemnitz. Der hiesige Vorschubverein, ehe- rpals einer der größten im Lande, mit einem Stamm kapital von 1'/« Mill. Mark, sieht sich jetzt, nachdem er schwere Verluste erlitten hat, veranlaßt, zu liqui- diren, wie wir bereits gemeldet haben. Er hat an der Harthauer Mühle, die er übernehmen mußte, 36,000 M., an der Bayer'schen Fabrik 70,000 Mark abschreiben müssen, und trotzdem stehen beide Eta blissements hoch zu Buche, daß es fraglich erscheint. — L9Ü — ob sie zu diesem Preise Käufer finden. Außerdem waren noch 102,627 M. Verluste zu decken. Um diese Verluste auszugleichen, mußten fast alle Stammein tagen bis auf 38,858 M. ahgeschrieben werden. — Nach Genuß von gehacktem rohen Rindfleisch ist eine größere Anzahl Personen schwer erkrankt und ein skind bereits gestorben. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag ist am 24. Mai in die erste Berathung des Branntweinsteuerentwurfes ein getreten und empfahl der Finanzminister von Scholz denselben zur Annahme. Nach lebhafter Debatte, die auch am nächsten Tage fortgesetzt wurde, ward die Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern ver wiesen. Der Reichstag setzte bis nach Beendigung der Arbeiten dieser Kommission seine Sitzungen aus. — Der Gesetzentwurf betreffend die unter Aus schluß der Oeffentlichkeit stattfindenden Gerichtsver handlungen lautet: Artikel I. Die U 174—176 des Gerichtsverfaffungsgesetzes werden durch nach stehende Bestimmungen ersetzt: § 174. Die Verkün dung der Urtheilsformel erfolgt in jedem Falle öffent lich. Z 175. Ueber die Ausschließung der Oeffent lichkeit wird in nicht öffentlicher Sitzung verhandelt. Der Beschluß, welcher die Oeffentlichkeit ausschließt, muß öffentlich verkündet werden. Das Gericht kann den bei der Verhandlung anwesenden Personen die Geheimhaltung des Inhalts bestimmter Theile der Verhandlung besonders zur Pflicht machen, sofern von dem Bekanntwerden desselben eine Gefährdung der Staatssicherheit zu befürchten ist. Der Beschluß ist in das Sitzungsprotokoll aufzunehmen. Z 176. Der Zutritt zu öffentlichen Verhandlungen kann unerwach senen und solchen Personen versagt werden, welche sich nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte be finden, oder welche in einer der Würde des Gerichts nicht entsprechenden Weise erscheinen. Durch die Aus schließung der Oeffentlichkeit wird das aus der Dienst aufsicht fließende Recht, Gerichtsverhandlungen beizu wohnen, nicht berührt. Artikel ll. Wer die nach Z 175 Absatz 2 des Gerichtsverfassungsgesetzes ihm auferlegte Pflicht der Geheimhaltung durch unbefugte Mittheilung verletzt, wird mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Haft ooer mit Gefängniß bis zu 6 Monaten bestraft. Artikel III. Ueber Gerichtsver handlungen, welche unter Ausschluß der Oeffentlich keit stattgefunden haben, dürfen Berichte durch die Presse nicht veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen unterliegen der im Artikel II bestimmten Strafe. — Der Geschichtsforscher Leopold von Ranke, geb. am 21. Dezember 1795, ist nach langem Todes kampfe am 24. Mai sanft verschieden. Frankreich. Der Jahrestag des Sturzes der Kommune, der 23. Mai, ist in Paris ohne größere Kundgebungen der Anarchisten vorübergegangen. Zwar begaben sich viele Sozialisten nach den Gräbern der Gefallenen auf dem Kirchhofe Pore-Lachaise, entfalteten hier auch rothe Fahnen und hielten mehrere Reden, doch unterblieb bei den Vorsichtsmaßregeln der Polizei jeder ernstere Zwischenfall. — Die französische Regierung soll, wie verschie dene Zeitungen wissen wollen, beabsichtigen, einen Ge setzentwurf einzubringen, wodurch sie ermächtigt wird, jeden Prinzen einer früher regierenden Familie, der einen Akt als Prätendent vollzieht, durch Dekret aus zuweisen. England. Das englische Oberhaus hat wiederum den Gesetzentwurf, durch den die Ehe mit der Schwester der verstorbenen Frau gesetzlich gestattet sein soll, mit 149 gegen 127 Stimmen in zweiter Lesung abgelehnt. Rußland. Der russische Minister des Auswär tigen v. Giers wird bei seiner Durchreise nach Fran zensbad den Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe be suchen. Bulgarien. Durch den Verrath eines Bauers ist die Regierung einer Verschwörung gegen den Fürsten Alexander auf die Spur gekommen und ist auch so glücklich gewesen, alle Verschwörer verhaften zu können. Unter der Anführung eines Studenten Kobokow wollten dreißig Männer bei Kamtschik, zwischen Altos und Burgas gelegen., den Fürsten gefangen nehmen, die Revolution proklamiren und den russischen Einmarsch vorbereiten. Griechenland. Um das jetzige Ministerium Tri- kupis, das erst wenige Tage im Amte ist, zu stürzen und den kriegslustigen Delyannis wieder ans Ruder zu bringen, gingen die griechischen Truppen an der Grenze gegen die Türken am 23. Mai zum Angriff vor und schoflen sich mit diesen bis zum späten Nach mittag herum. Beide Negierungen ertheilten ihren Kommandanten den Befehl, ihre Truppen von der Grenze zurückzuziehen und sich über die Mitte? zur Fernhaltung ähnlicher Grenzbeunruhigungen zu ver ständigen. — Die türkische Regierung versendet qn ihre Vertreter im Auslande über den Fall ein Rund schreiben, in welchem sie sagt: „Wenn Griechenland die Termine für die Entwaffnung und die Entlassung der Truppen festsetze, werde die Türkei sich beeilen, an denselben Terminen ihre Truppen zurückzuziehen und dieselben auf den Friedensfuß setzen." Dresdner Schlachtviehmarkt vom 24. Mai. Auf dem heutigen Schlachtviehmarkte waren 392 Rinder, 637 Land- und 120 Ungarschweine oder in Summa 757 Schweine, 1135 Hammel und 299 Kälber ausgetrieben. Obwohl dieser Auftrieb in, großen und ganzen ein wesentlich geringerer war, alS vor 8 Tagen, gestaltete sich dennoch das Verkaufsgeschäft in Rindern und Schweinen flau, in Hammeln sehr schlecht und in Kälbern recht langsam, da während der letzten Tage infolge der anhaltend großen Hitze der Fleischkonsum ein ungewöhnlich schwacher war und die Fleischer kaum nennenswerthen Bedarf zti decken hatten. Primaqualität von Rindern wurde pro Etr. Fleischgewicht mit 48—51 M., Mittclwaare einschließlich gutge- mästeter Kühe mit 39—42 M. und geringe Sorte mit nur 20 Mark bezahlt, indeß sich beste Bullen auf 50, mittlere auf 45 und geringe auf 42 M. pro Centner Schlachtgewicht stellten. In allen Rindersorten blieben ansehnliche Posten unverkauft. Hammel wichen im Preise um 2—3 Prozent und galt das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleischgewicht 50— 53 Mark und seins der Landhammel in derselben Schwere 42—45 M., während das Paar Ausschußschöpse 30 M. kostete. Von den zum Ver kauf gestellten Hammeln blieb mindestens die Hälfte unverkauft stehen. Den Eentner Schlachtgewicht von Landschweinen eng lischer Kreuzung bezahlte man mit 48-51 M. und von jener zweiten Sorte mit 45 - 48M., indeß der Centner lebendes Ge wicht von ungarischen Bakoniern 47—48M. und von 97 Stück sehr feinen Mecklenburgern 48—50 M. erzielte. An Tara ge währten die Händler in den letztbezeichneten Fettviehsorten 16 bis 20 Prozent. Hierbei sei bemerkt, daß die Händler auch bei Landschweinen den Verkauf nach lebendem Gewicht anflreben, daniit aber namentlich bei den Viehzüchtern, die keine Tara be willigen wollen, auf Widerstand stoßen. Das Kilo Kalbfleisch wurde je nach Qualität der Stücke mit 75-NO Pfg. bezahlt. — In den Schlachthäusern des Etablissements sind während der vorigen Woche 250 Rinder, 303 Hammel, 881 Schweine und 752 Kälber oder in Summa 2186 Stücke geschlachtet wordeii. Der Klcinviehmarkt der nächsten Woche findet, da auf den Donnerstag das Himmelfahrtsfest fällt, erst Freitag, den 4. Juni statt. Literarisches. (Gesellige Unsitte.) Die üble Gewohnheit, daß in Gesellschaften alle Theilnehmer auf einmal das Wort er greifen oder daß eine Reihe einzelner Unterhaltungsgruppen sich bilden, welche aus die Gesammtheit keine Rücksicht mehr nehmen, erfährt durch Mittheilung bezüglicher Stellen aus Werken Fischer's und Andrieux' scharfe Kritik in dem eben erschienenen Hest 10 von „Vom Fels zum Meer". (Heraus gegeben von W. Spemann, Stuttgart, redigirt von Prof. Joseph Kürschner ebendaselbst.) Der Inhalt dieses Heftes ist wieder ein überreicher, besonders an illustrirten Artikeln. Karl Pröll bietet eine gute Schilderung Gasteins, die J.'J. Kirchner mit 23 Ansichten des berühmten Bades und seiner Umgebung schmückt. Höchst wirkungsvoll sind die Illustrationen zu dem Aussatz über die Oelregionen Pennsylvaniens von L. A. Houthumb, sehr instruktiv der durch 15 Zeichnungen erläuterte Aussatz über das Leben der Ameisen von E. Voges. Aug. Scheibe führt uns in Wort und Bild das Künstler heim Rosa Bonheurs vor. Sehr anziehend ist die Schilderung Herzfelders einer Reise von Luzern nach Interlaken und die einer schwäbischen Kolonie im Orient. Einen tiefen Einblick in das so mannigfach bewegte Leben eines Gasthofs gewährt der Artikel „Freuden und Leiden' eines Gafihofbesitzer'. Wieder ein anderer Aussatz behandelt den Heirathsschwindel in Frankreich. Hr. Vogt charakterisirt Deutschlands Be deutung zur See, Schmidt-Cabanis und Fetzer sind durch Gedichte vertreten rc. Die Belletristik wird repräsentirt durch die Fortsetzung des Berliner Romans von Lindau, durch eine Girndt'sche Humoreske „Sie will einen Gelehrten" und den vielversprechenden Anfang eines neuen Romans von Julius Grosse „Ein Frauenloos", der dadurch noch besonderes In teresse erhält, daß er die spiritistische Frage stark betont. Der Sammler theilt neben vielen andern ein ungedrucktes Gedicht von Scheffel mit, und unter den Kunstbeilagen finden wir prächtige Blätter von O. Kirberg, E. Keyser, Karl Wünnen berg, Th. Her. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Freitag, den 28. Mai, Bonn. 9 Uhr Wockenkommunion: Hr. Diak. Keil. Sparkasse zu Kreischa. Jeden Sonntag geöffnet von Vormittag» 11 — 12 Uhr und Rachmittags von 3—V»5 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpedilions-Tag: Sonntag, den 30. Mai, Nach mittags 3—6 Uhr. Sparkasse zu Dippoldiswalde. (Im Rathhaus, Parterre.) Expeditions-Stunden: Sonntags von 2 bis 5 Ubr Dienstags, DonnerStagS und Sonnabends von 9 bis, I Uhr. Borfchuß Berein zu Dippoldiswalde. (Kassirer: Hr. »aufm. R. Lincke.) Täglich (mit Ausnahme des Sonntags und Mittwoch) von Bonn. 9 bis 11 Uhr und Nachmittags 2 bis 5 Uhr.