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Wchmh-ZeitW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde. Inserat«, »Sch« bei b«r bedeutenden Auflage des BlattE Me sehr »irk- sameAWstzitun^ finden, »erd«» «A 10 Pfg. die SpaltenMe oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische um» coinplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionell« »heile, die Spaltenzeil« SSPfg. „WelSer^Ieitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — All« Postan- fialten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be stellungen an. sür^die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 60. Donnerstag, den 27. Mai 1886. Zur inneren Lage. Seit Beendigung des kirchenpolitischen Streites ist unsere innere Politik an einem Wendepunkt ange langt, der sich schon äußerlich durch die reservirte parlamentarische Haltung offenbart, welche die Cen trumspartei von dem genannten Zeitpunkte an be obachtet. Allerdings hat diese Partei auch noch nach der definitiven Annahme der neuen Kirchenvorlage durch das preußische Abgeordnetenhaus in den Ver handlungen des letzteren über das Volksschullehrergesetz und über die Kreisordnung für Westfalen auf Seiten der Opposition gestanden, aber kein unbefangener Be obachter unserer parlamentarischen und politischen Ver hältnisse dürfte auch erwarten, daß das Centrum nun mehr sofort zu den „Regierungsparteien" abschwenken würde. Indessen bewies schon das auffällige Schweigen des Centrums bei den jüngsten kirchenpolitischen De batten des Abgeordnetenhauses selbst-, daß die Ver ständigung zwischen Berlin und Rom wesentlich auf seine Haltung mit zurückgewilkt hatte; nur konnte man darüber in Zweifel sein, ob dieselbe lediglich den augenblicklichen Verhältnissen oder einer wirklichen Wandlung in der Taktik des Herrn Windthorst zu zuschreiben war. Nun, der Augenblick ist gekommen, welcher diese Zweifel beseitigen muß. Am Montag hat im Reichstage die Generaldebatte über die neue Branntweinsteuer-Vorlage begonnen und das Centrum findet hierbei reichlich Gelegenheit, darzuthun, ob es jetzt, nachdem der „Kulturkampf" beseitigt, aufrichtig ge sonnen ist, mehr als bisher für die wahren Interessen des Reiches einzutreten oder aber auch fernerhin in seiner seitherigen schwankenden und unberechenbaren Stellung zu verbleiben. Die Reichsregierung hat es in ihrem Motivenberichte zu den neuen Steuerent würfen klar und deutlich ausgesprochen, daß sie in denselben, namentlich aber in der Branntweinsteuer- Vorlage, das geeignetste Mittel zu der so nothwendigen finanziellen Stärkung des Reiches wie der Einzel staaten erblickt und bei dem Centrum steht es nun, durch eine aufrichtige Unterstützung der Regierung in dieser eminent wichtigen Frage seine Bereitwilligkeit zur Förderung der Reichsinteressen auszusprechen. Bis jetzt lag seitens der politischen Freunde des Herrn Windthorst noch keine besondere Kundgebung vor, in welchem Sinne sie sich in der Branntweinsteuerfrage entscheiden würden, eine solche ist aber auch angesichts der begonnenen Reichstagsoerhandlungen über diesen Gegenstand überflüssig geworden. Die Haltung der Eentrumsredner bei denselben wird eben die Ent schlüsse ihrer Partei in dieser bedeutsamen Frage unserer inneren Politik bald genug den nöthigen Auf schluß ertheilen. Windthorst soll in den letzten Tagen noch eifrig und wiederholt mit Eugen Richter, dem Führer der Deutschfreisinnigen, konferirt haben und unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß diese Be sprechungen mit der neuen Branntweinsteuer-Vorlage im Zusammenhänge standen. Nach den abfälligen Aeußerungen, die seitens der deutschfreisinnigen Presse über die neuen steuerpolitischen Gesetzentwürfe vor liegen, zu urtheilen, steht die genannte Partei auch dem Branntweinsteuerentwurf feindlich gegenüber und ihre oppositionelle Haltung bei den Berathungen über das nunmehr definitiv vom Reichstage genehmigte Zuckersteuergesstz kann dieser Annahme nur neuen Vorschub leisten. Werden wir nun abermals Centrum und Deutschfreisinnige vereint sehen oder wird Windt horst die Vorlage des neuen Branntweinsteuerentwurfs als eine Gelegenheit benutzen, seinen Frieden mit der Negierung zu schließen und sich mit seiner Partei in Positiverer Weise als dies bisher meist geschehen, an den gesetzgeberischen Arbeiten des Reiches und Preu ßens zu betheiltaen? Nun, die kqznmenden Wochen werden ja hierüber Auskunft ertheilen und man kann nur wünschen, daß die abermalige Entscheidung in unserer inneren Politik den wahren Interessen des Vaterlandes entsprechend ausfällt. 3. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am IS. Mai 1886. Der Herr Vorsitzende Amtshauptmann v. Keßinger machte zunächst Mittheilung von der für hiesigen amtshauptmannschastlichen Bezirk aufs Jahr 1886 erfolgten ministeriellen Bewilligung von 7500 M. aus dem Wegebauunterstützungsfond und erklärte sich der Bezirks-Ausschuß mit folgender Vertheilung einverstanden: Gemeinde Reichstädt 1500 M., Holzhau 500 M., Hausdorf 400 M., Paulsdorf 330 M., Waltersdorf 300 M., Georgenfeld 70 M., Zinnwald 50 M., Oelsengruno 100 Liebenau 450 M., Höckendorf 300 M., Malter 200 M., Nassau 750 M., Gemeinde Possendorf 2050 M. und der Bezirksver band 500 M. Für den von der Gutsherrschaft Kleincarsdorf und der Gemeinde Quohren gemeinschaftlich übernommenen Bautrakt der neuen Straßenlinie Possendorf-Kreischa beschloß der Bezirks-Ausschuß unter der Voraussetzung der sofortigen Inangriffnahme und anschlagsmäßigen Ausführung des Baues eine entsprechende Beihilfe in die nächstjährigen Wegebauunterstützungsvorschläge mit aufzunehmen. Anlangend die vom kgl. Ministerium des Innern einem ständischen Anträge zufolge zur Berathung ge stellte Frage wegen Wahl besonderer Bausachverstän diger aus der Zahl der geprüften Privatbautechniker, so war der Bezirks-Ausschuß übereinstimmend der An sicht, daß es im hiesigen Bezirke an geeigneten und zur Uebernahme des fraglichen Amts bereiten Personen mangeln und daß daher die bisher hier bestandene Einrichtung der diesbezüglichen Beauftragung des je weiligen Brandversicherungsinspektors, aus welcher sich übrigens irgend welche erheblichere Uebelstände zeit- her nicht ergeben hätten, ferner beizubehalten sein werde. Mit der vom Herrn Amtsstraßenmeister Dietze hier im Interesse der Beaufsichtigung der öffentlichen Wege vorgeschlagenen Flurgrenzsteinen an den öffentlichen Wegen, soweit nöthig nach vorheriger Berainung der Letzteren, erklärte sich der Bezirks-Ausschuß, vorbehält lich definitiver Zustimmung zu der an die Gemeinden zu erlassenden diesfallsigen Anweisung, im Allgemeinen einverstanden. Die Gesuche Heinrich Scherz's in Wilmsdorf wegen Fortsetzung des Nestler'schen Schankbetriebs und Max Naumann's in Reinhardtsgrimma um Konzession zum Branntweinkleinhandel lehnte man ab, da man in beiden Fällen ein örtliches Bedürfniß hier zu nicht anzuerkennen vermochte. Hermann Scharfe in Kipsdorf wurde auf sein Ansuchen in Anbetracht des vorliegenden, in der stetig sich mehrenden Frequenz der dasigen Sommergäste begründeten Bedürfnisses Konzession zum Schankbetrieb in einem der beiden Schmidt'schen Kurhäuser zu Kipsdorf während der Monate Mai bis mit Oktober jeden Jahres mit Aus schluß des Branntweinschanks bedingungsweise ertheilt. Entsprochen wurde weiter den Gesuchen Hermann Reichel's in Kautzsch um Konzession zur Gastwirth- schast rc. (bloss Uebertragung) und Jul. Wirthgen's n Hennersbach wegen Veranstaltung von Sing- pielen rc., ingleichen dem Gesuche des Schankwirths Reichel in Dönschten um diese letztere Erlaubniß und um Genehmigung zum Beherbergen und Ausspannen. Gegen den beabsichtigten Verkauf zweier Baustellen Seiten der Gemeinde Rechenberg ging dem Bezirks- Ausschuß ebensowenig wie gegen die Verwendung der Kaufgelder dafür zu Abminderung der Gemeindeguts chulden ein Bedenken bei: ebenso erschien demselben >ie von dec Gemeinde Ulberndorf beabsichtigte Ver äußerung von später nach erfolgter Dismembration nach Flurbuchsnummern und Flächengrößen noch näher u bezeichnenden Dorfplätzen längs der Weißen- in der Voraussetzung der Hinzuschlagung der erzielten 52. Jahrgang. Kaufsgelder zum Gemeindestammvermögen durchaus unbedenklich. Die Schlächtereianlagen Karl Gössel's in Lung- witz und Julius Tittmann's in Rechenberg wurden unter gesundheitspolizeilichen Bedingungen genehmigt; ebenso wurde den Dispensationsgesuchen in Grund stücksdismembrations-Angelegenheiten, betr. Fol. 17 von Börlas und Fol. 119 von Possendorf, statt gegeben. Zu der vom Direktorium der Bezirksanstalt be wirkten Entlassung des Anstaltsaufsehers Keppler und zu der vorläufigen Annahme Oswald Kästners von hier als Aufseher ertheilte der Bezirks-Ausschuß seine Zustimmung und wählte der letztere schließlich nach Erledigung einiger Bezirksvermögens-Angelegenheiten die Herren Bürgermeister Voigt hier und Bürgermeister Kühnel in Glashütte zu Revisoren der 1885er Be zirksjahresrechnung. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Nachdem mehrere Tage lang die Sonne in fast tropischer Weise ihre Strahlen zur Erde herabgesendet hatte, zogen sich endlich am Mon tag Abend auf allen Seiten Gewitterwolken zusammen, die durch ihre Entladungen die erhitzte Luft wesentlich abkühlten und durch den ihnen entströmenden Regen den Feldern die so sehr nöthige Erquickung spendeten; die Feldfrüchte stehen denn jetzt auch in ungewöhn licher Pracht und Fülle: — Unserer heutigen Nummer liegt der am 1. Juni in Kraft tretende Fahrplan der sächsischen Staats bahnen bei. Glashütte. Der am Montag stattgefundene Jahrmarkt war im Ganzen etwas besser von Käufern besucht, als seine Vorgänger, doch blieb immer noch viel zu wünschen übrig. Nachmittags '/'5 Uhr sandte Jupiter pluvius starke Regenschauer, welche die Gaffen zwischen den Budenreihen schnell leer machten, doch pulsirte Abends wieder frisches Leben auf dem Markte, wozu eine wandernde Künstlertruppe, welche recht tüchtige Kräfte aufwies, ein gut Theil beürug. Im Gasthof zum goldnen Glas ließ eine Dresdner Sing spielgesellschaft ihre Weisen ertönen und erfreute sich eines lebhaften Zuspruchs. Possendorf. Bei kirchlichen Trauungen wird bekanntlich seit Jahren hier und anderwärts der Gottes dienst, sowie die Andacht der Betheiligten durch Hin zudrängen Neugieriger, laute Unterhaltung, Belästigung des Brautpaares beim Ein- und Ausgang rc. so fühl bar gestört, daß es schon längst der Wunsch vieler Parochianen war, diesem Unwesen zu begegnen. In dieser Hinsicht hat der hiesige Kirchenvorstand in seiner letzten Sitzung den dankenswerthen Beschluß gefaßt: daß von nun an, namentlich bei größeren Trauungen, der Eintritt in die Kirche nur durch Vorzeigung einer beim Kirchenkassirer zu lösenden Karte ä 25 Pf. statt finden kann. — Die kirchliche Jahresfeier der Gustav-Adolph- Stiftung — Tharandt-Kesselsdvrfer Zweigverein — wird Sonntag nach Pfingsten Nachmittags in hiesiger Kirche stattfinden, worüber später noch eine Bekannt machung erfolgt. Lungkwitz b. Kreischa. Von dem hiesigen Ge- meinderathe ist beschlossen worden, von jedem im hie- igen Orte befindlichen Geschäfte, welches sich mit dem Verkaufe von Spirituosen besaßt, eine besondere, in sie Gemeindekasie fließende Abgabe von alljährlich 10 M. zu erheben. W Frauenstein, 25. Mai. Zu den anmuthigsten Städtchen unseres Erzgebirges gehört unstreitig auch Frauen stein. Da die Zeit der Sommerfrischen mmer näher heranrückt, sei es gestattet, die Leser dieses Blattes wiederum auf unser nettes Städtchen aufmerksant zu machen. In unmittelbarer Nähe deS-