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WkWH-MilH Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde Nr. 53. Dienstag, den 11. Mai 1886 52. Jahrgang Tages hat der Direktor des Gartens, Herr Adolf Schöpf, eine Reihe Gedenkblätter drucken lassen, welche in Verbindung mit einigen Lichtdruckbildern eine dankenswerthe interessante Festgabe bilden. Ein leitend hat der Verfasser einige Notizen über das Halten von fremden Thieren in früheren Zeiten bei Chinesen, Griechen, Römern, Mexikanern vorausgehen lassen und dann sorgfältig zusammengestellt, was ins besondere in Dresden von 1554 an durch den kur fürstlichen Hof zur Haltung wilder Thiere gethan worden ist. Besonders interessant ist eine ausführlich mitgetheilte Bekanntmachung vom Jahre 1747 über die Ausstellung eines Rhinozeros, das jedenfalls das selbe gewesen ist, das Gellert im Sinne gehabt hat bei dem bekannten Fabelanfange: „Um das Rhino zeros zu seh'n rc." — In einem 2. Abschnitte ist die Er richtung des Zoologischen Gartens erzählt und sind die Entwickelungsphasen geschildert, die derselbe bis heute hat durchmachen müssen. Mehr als einmal habe das Unternehmen um seine Existenz kämpfen müssen. Aber heute seien seine Verhältnisse geregelte und befrie digende, seine Gebäude in gutem Zustande und sein Thierbestand reichhaltiger wie je zuvor. Unter den nach und nach entstandenen 43 Zoologischen Gärten, von denen die in Brüssel, Crefeld, Liverpool, München, Stettin und Wien nach kurzem Bestände wieder ein gegangen,find, sicht der Dresdner keineswegs in letzter Reihe, sondern nimmt ganz besonders durch die Menge der in ihm geborenen und aufgezogenen Thiere, durch deren Verkauf ihm eine bedeutende Einnahme zufließt, eine hervorragende Stellung ein. In den 25 Jahren seines Bestehens sind 1153 Säugethiere (z. B. 42 Löwen, 12 Tiger 5Leoparden, 7 Riesenkängerus rc.) und 1736 Vögel im Garten geboren worden. Andere Blätter be ziehen sich auf die zur Erhöhung der Anziehungskraft des Gartens geschehenen besonderen Veranstaltungen, als der Völker- und etnographischen Ausstellungen, (bis jetzt 20) der Concerte und des beliebten Pony- Reitens, ferner auf einzelne interessante Thiere, näm lich den Wapitihirsch, die Halsbandbären und die zur Belehrung für die Besucher veranstalteten Versuche mit künstlicher Fischzucht. Die Schöpf'sche Jubiläumsgabe ist interessant und wird sicher nicht verfehlen, dem trefflich geleiteten Dresdner Zoologischen Garten auch die Aufmerksamkeit in weiteren ausländischen Kreisen aufs Neue zuzuwenden. — Hätte das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs am eigentlichen Tage, den 23. April, gefeiert werden können, so wäre sicher dabei auch eines Jubiläums, eines 300jähngen Gedenktages, Erwähnung geschehen; ja, Festredner hätten durch diese Erinnerung Gelegen heit gehabt, den 23. April 1586 und den heurigen in eine ergiebige Beziehung zu setzen. Am 23. April 1586 wurde in Eilenburg der Dichter des Kirchen liedes geboren, von dem man wohl behaupten kann, daß es neben dem Glaubensliede am häufigsten von der Gemeinde angestimmt worden ist: „Nun danket alle Gott!" Der Eilenburger Archidiakonus, Martin Rinkart, ist der Schöpfer dieses Liedes, nicht nur als Dichter, sondern auch als Komponist der Melodie, die freilich im Laufe der Zeit einige Aende- rungen erfahren hat. Er schuf mit seinem kräftigen Liede den Friedensgesang nach dem verheerenden 30jährigen Kriege, den er mit allen seinen Schrecken, namentlich auch mit pestartigen Krankheiten in Eilen burg durchgemacht und dessen Ende er erfreulicherweise noch erlebt hat, indem er 1649, gleichfalls in Eilen burg, starb. Von den übrigen religiösen Liedern Rinkart's ist in unser Gesangbuch keins ausgenommen worden. Dresden. Von Seiten der Regierung ergeht an die Landwirthe unter Hinweis auf die große Zahl der Gewitter, von denen bereits weite Gebiete berührt worden sind, die Mahnung, die Feldfrüchte baldigst gegen Hagelschäden zu versichern. Die Gemeinde cLokakes und Sächsisches. Dippoldiswalde, 9. Mai. Eine Zierde für Dres den und einen wesentlichen Anziehungspunkt für Ein heimische und Gäste, sowie für die nähere oder weitere Umgebung der Residenz bildet unstreitig der Zoolo gische Garten. Es sind heute, am 9. Mai, genau 25 Jahre, daß derselbe eröffnet worden ist. Es ge schah dies am Himmelfahrtstage 1661 bet heftigem Schneegestöber. Zur Auszeichnung deS für die Ge schichte dieses gemeinnützigen Unternehmens wichtigen Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu DippoldiswaÜle und Zsraumstein Die kirchtvpMscht Vorlage im preußischen Abgeor-uetkuhanse. Die kirchenpolitische Vorlage, wie sie durch die be kannte Abstimmung im preußischen Herrenhause ge- schaffen worden ist, war in der vergangenen Woche der Berathunasgegenstand im preußischen Abgeord- > netenhause. Obwohl sie die Ursache einer langen und unerquicklichen Debatte gewesen ist, so kann man doch behaupten, daß dadurch nicht der geringste Einfluß auf das Schicksal der Vorlage bewirkt worden ist. Das selbe war thatsächlich bereits durch die dem neuen Kirchengesetze vom Herrenhause ertheilte Billigung entschieden, für welche eine Mehrheit im Abgeordneten hause gefunden werden mußte. An den Grundlagen der Kirchengesetzgebung, wie solche jahrelang verfochten worden sind, hielt nur die nationalliberale Partei vollständig fest und der Abg. Or. Gneist begründete diese Haltung der Nationalliberalen durch eine meister hafte Rede über die eigenartige Stellung der pro testantischen und katholischen Kirche im deutschen Staatsleben. Eine organische Reform der Kirchenge setzt forderten indessen auch die Nationalliberalen, weil die Zeitumstände eine solche erheischten. Der kirchen politischen Vorlage stimmten sie indessen nicht zu, weil dieselbe keine organische Reform der Kirchengesetze enthalte und mehrere werthoolle Positionen des Staates geräumt werden sollten, ohne daß für ein ' friedliches Verhalten der päpstlichen Kurie genügende Garantien vorhanden waren. Die Centrumspartei legte sich bezüglich der Debatte die äußerste Reserve auf, weil sonst wahrscheinlich dieselbe einen Verlauf genommen haben würde, der den Zweck der Vorlage, den kirchlichen Frieden herzustellen, in einem sehr be denklichen Lichte hätte erscheinen lassen, vr. Windt- horst erklärte nur, daß die Centrumspartei der Vor lage mit Befriedigung zustimmen werde. Namens der konservativen Partei erklärte v. Rauchhaupt, daß die selbe geschlossen für die Vorlage eintreten werde und zwar deshalb, weil die große Mehrheit des Herren hauses, sowie der Reichskanzler derselben zugestimmt habe und der Papst thatsächlich ein friedliches Ent gegenkommen gezeigt habe. Nach den Erklärungen v. Zedlitz' sind die Freikonservativen bereit, das ihrige zur Beilegung des Kirchenstreites beizutragen, fordern aber mit den Nationalliberalen eine vollständigere ! Vorlage, um ein abschließendes Friedenswerk zu schaffen. — Die Mehrheit der Deutschfreisinnigen trat unter Anführung des Abg. Richter für die Vorlage ein, um die katholischen Mitbürger zufrieden zu stellen, ein Theil der Freisinnigen unter Virchow und Rickert schlossen sich aber dem Standpunkte der National liberalen an. Fürst Bismark, welcher der Berathung beiwohnte und wiederholt in die Debatte eingriff, er klärte in der Hauptsache, daß man zur Friedensliebe der päpstlichen Kurie Vertrauen haben könne, und daß dadurch auch der Werth der Kirchengesetze fast uur ein formeller werde. Wolle man dieselben mit friedlicher Denkungsart behandeln, so sei eben Friede, obwohl er auch sich nicht verhehle, daß gährend Drachengift den Gesetzen wieder unterschoben werden 'könne. Die Vorlage wurde schließlich mit großer Mehrheit genehmigt. Gegen dieselbe stimmten nur die Nationalliberalen, sowie einige Freikonservative und Deutschfreisinnige. „WeisersLeitung" «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Prei- rierteljührlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie »tt Agenten nehmen Be- K stellungen an. vorstände sollen ihrerseits die Ortsbewohner von dieser Mahnung in Kenntniß setzen. — Aus der im Bureau des LandeskulturratheS vor genommenen Zusammenstellung des Saatenstandes im Königreich Sachsen im Monat April d. I. ist zu entnehmen, daß der günstige Stand des Winterweizens und Roggens sich im vorigen Monat nicht allenthalben behauptet hat. In schwerem Boden haben die nicht drainirten Felder durch Nässe, in den Sandgegenden besonders der Roggen durch scharfe Ostwinde stark ge litten. So hat auch die langandaüernde nasse Wit terung die Frühjahrsbestellung vielfach ungemein lange verzögert und die Vegetation gehemmt. In der Meißner und Zwickauer Gegend haben wolkenbruchartige Nieder schläge, theilweise von Schloßen begleitet, an den frisch bestellten Feldern durch Verschlammung arge Ver wüstungen angerichtet und neue Ansaat nöthig gemacht. Ueber den Stand des Rapses wird allenthalben ge klagt; Frost und Glanzkäfer haben ihn stark mitge nommen. Der Stand des Klees hat sich mit wenig Ausnahme nicht gebessert; nur aus dem Vogtlands lauten die Berichte günstiger, wo auch die Frühjahrs saaten gut aufgelaufen sind. Der Grasansatz auf den Wiesen ist bis jetzt gut, nur thut wärmere Wit terung noth. Ueber beobachtetes Wiederaustreten von Mäusen wird nur von der Dresdner Umgegend und Flöha berichtet. Ueber Schaden durch Nachtfröste zu Ende vorigen Monats sind keine Klagen eingelaufen, jedoch mehrfach über späten Schneefall berichtet. Da gegen traten in der Nacht von« 3. zum 4. Mai scharfe Nachtfröste auf, welche die Aussichten auf eine Obst und Weinernte zum großen Theil vernichtet haben, auch den Raps und die späte Sommersaat schädigten. — Das kgl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts hat nach der auf dem letzten Land tage erfolgten anderweiten Vereinbarung mit den Ständen beschlossen, daß bezüglich der Staats zu lagen an Geistliche und geistliche Stellen vom 1. Januar 1886 an folgende Grundsätze zur An wendung kommen sollen: Es werden von Anfang d. I. ab aus dem hierfür in das Staatsbudget eingestellten Fonos gewährt persönliche Zulagen nach dem Dienst alter zur Erfüllung des Einkommens ständiger Geist licher auf den Betrag von 2400 M. nach 5 Dienst jahren, 2700 M. nach 10 Dienstjahren, 3000 M. nach 15 Dienstjahren, 3300 M. nach 20 Dienstjahren, 3600 M. nach 25 Dienstjahren, wobei aber nur die im ständigen geistlichen Amte nach vollendetem 25. Lebensjahre verbrachte Dienstzeit in Betracht kommt. Bei Neubesetzungen erfolgt die Gewährung der Zu lage vom Tage der Einweisung an, in allen übrigen Fällen vom Beginn des Kalenderjahres, welches der Erfüllung des erforderlichen Dienstalters zunächst folgt. Da nun die Zulagen halbjährlich in den Monaten Juni und Dezember postnumerando gezahlt werden, so geht hieraus hervor, daß ein Geistlicher, welcher z. B. im Mai das 10. Dienstjahr erfüllte, die ihm zukommende Zulage vom 1. Juli ab zu beanspruchen hat, die erste halbjährliche Rate aber erst im De zember desselben Jahres erhält. Ferner werden Stellenzulagen zur Erfüllung des Mindesteinkommen- auf den Betrag von jährlich 2000 M., eventuell, so fern nach Ausführung der persönlichen Zulagen nach dem Dienstalter noch Mittel dazu vorhanden sind, bis auf 2100 M. gewährt und endlich außerordentliche persönliche Zulagen an Geistliche, die nach mindestens 30 Dienstjahren ein Einkommen von jährlich unter 3900 M. beziehen, zur Erfüllung dieses Betrages, so dann in Fällen besonderer Schwierigkeit der Amts führung oder besonderer Arbeitslast und endlich aus nahmsweise und in der Regel nur vorübergehend in den Fällen besonderer persönlichen Familienverhält nisse. In den letzgedachten beiden Fällen — mithin bei besonderer Arbeitslast und besonderen Familien verhältnissen ,— werden aber die Zulagen nur im NS-IAL» Blattes eine sehr wirk, same Berbreittmafinden, »«den mit 1V Pfg. die Epaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compltcirt« Inserat« mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pf»