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Mkikritz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Anjerale, welche bei der bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitunafinden, werden mit 10 Psg- die Spaltenjeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Psg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Stummer« 1V Psg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 32. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Kommenden Montag, den 22. März, vollendet Kaiser Wilhelm sein 89. Lebensjahr und die innigsten Segenswünsche des deutschen Volkes begleiten den greisen Herrscher, der nun auf fast drei Menschenalter zurückblickt, beim Eintritt in ein neues Lebensjahr. Die Theilnahme auch der weitesten Kreise der Nation an dem festlichen Ereignisse, zu welchem sich ja längst der Geburtstag des Kaisers für uns Alle gestaltet hat, ist in diesem Jahre um so größer, als ja erst vor kurzer Zeit der Kaiser von verschiedenen Krankheitszufällen betroffen wurde, die befürchten ließen, daß sich der Monarch bei der diesmaligen Feier seines Ehrentages eine ungewöhnliche Beschränkung werde auferlegen müssen. Erfreulicherweise hat aber die Genesung des Kaisers solche Fortschritte gemacht, daß die gegründetste Hoffnung vorhanden ist, es werde dem ehrwürdigen Monarchen auch diesmal vergönnt sein, seine Geburtstagsfeier in gewohnter körperlicher Rüstigkeit und unverminderter geistiger Spannkraft be gehen zu können und in dieser Hoffnung begrüßt Deutschlands Volk die Wiederkehr von Kaisers Ge burtstag. — Der Reichstag hat in der jüngsten Zeit rüstig gearbeitet und ist in seinen Berathungen hier mit ein erhebliches Stück vorwärts gekommen, wobei «s nur bedauerlich bleibt, daß seine Plenarsitzungen sich fortgesetzt als außerordentlich schwach besucht erweisen. Einen großen Schritt nach vorwärts nicht nur in den Neichstagsverhandlungen, sondern auch in unserer gesammten Gesetzgebung bedeutet die definitive Annahme der aus der Mitte des Hauses eingebrachten Gesetzentwürfe über die Wiedereinführung der Be rufung in Strafsachen und über die Entschädigung unschuldig Verurtheilter. Beide Fragen haben be kanntlich den» Reichstage schon wiederholt vorgelegen und die Dringlichkeit ihrer Lösung wurde hier auch allseitig anerkannt, aber seltsamer Weise wollte es trotzdem nicht gelingen, hierüber zu einer Verstän digung zu gelangen. Jetzt endlich hat der Reichstag den Gesetzentwürfen, deren Tendenzen ja nur die ein fachsten Forderungen der Gerechtigkeit und Billigkeit vertreten, seine Zustimmung ertheilt und kann man nur mit Genugthuung hiervon Kenntniß nehmen. Fast noch wichtiger als die Plenarverhandlungen ge stalteten sich die Kommissionsberathungen im Reichs tage. Aus denselben ist zunächst die Annahme der einzelnen Artikel des Gesetzentwurfs über die Kom munalbesteuerung der Offiziere seitens der zur Bor- berathung desselben eingesetzten Kommission hervorzu heben und die große Mehrheit, mit welcher jene ihre Beschlüsse faßte, gestattet den Schluß, daß sich auch im Plenum eine entsprechende Mehrheit für die Vor lage finden und daß somit auch diese Frage zu einem befriedigenden Abschluffe gebracht werden wird. Noch bedeutsamer — nur in entgegengesetztem Sinne — erscheint aber der Ausgang der Verhandlungen der Kommission für das Sozialistengesetz. Dieselben haben ein negatives Resultat ergeben. Das Gesetz ist in der Kommission gescheitert und wenngleich hiermit noch nicht gesagt ist, daß nun auch die weiteren Plenar- berathungen über diesen Gegenstand den gleichen Aus gang nehmen werden, so hängt doch offenbar das Schicksal des Sozialistengesetzes im Reichstage nur an einem dünnen Faden und hiermit wahrscheinlich auch das Schicksal des Reichstags selber. — In den Etats- berathungen ist das preußische Abgeordnetenhaus mit der am Dienstag zu Ende geführten Spezialberathung des Kultusetats am Schluffe eines Abschnittes ange langt, der sich von jeher in den Debatten des Abge ordnetenhauses über das Budget durch größere Leb haftigkeit und längere Dauer der Verhandlungen aus zuzeichnen pflegte. Dies war auch mit den jetzigen Verhandlungen über den Kultusetat der Fall, denn dieselben nahmen schon am Montag vor acht Tagen ihren Anfang und trugen besonders in den ersten Sonnabend, den 20. März 1886. Tagen durch das Hineinziehen des „Kulturkampfes" eine lebhafte Färbung zur Schau. Um so rascher wird nunmehr wohl die Erledigung der übrigen Etats- theile in zweiter Lesung vor sich gehen. — An diesem Sonnabend tritt auch das Herrenhaus nach längerer Pause, in der es das Feld der kirchenpolitischen Kom mission völlig überlassen hatte, wieder zusammen, um hauptsächlich Beschluß über die kirchenpolitische Vor lage zu fassen. In den ersten Tagen der nächsten Woche soll deren zweite Lesung beginnen und sieht man den bezüglichen Verhandlungen mit um so- größerer Spannung entgegen, als von ihnen klärende Ausschlüffe über die zur Zeit noch immer verschleierte kirchenpolitische Lage erwartet werden, denn der fort gesetzte Austausch von Höflichkeitsbezeugungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Papst gestattet noch keineswegs einen sicheren Schluß auf den eigentlichen Stand der Dinge zwischen Berlin und Rom. — Dem braunschweigischen Landtage wird in diesen Tagen die zwischen Preußen und Braunschweig abgeschloffene Militärkonvention zugehen und im Laufe der kommen den Woche soll alsdann der Schluß des Landtages erfolgen. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich bildet die Demission des Haudelsministers Barons Pino noch immer den Gegenstand lebhafter Erörterungen. Daß sein Rücktritt mit den Debatten des Abgeordnetenhauses über die Verstaatlichung der Prag-Duxer und Dux- Bodenbacher Bahn zusammenhängt, in denen Baron Pino von der Opposition so hart mitgenommen wurde, wird allseitig zugegeben und man betrachtet deshalb die Angabe der Regierungsblätter, er sei wegen der im Ministerium Taaffe hcrvorgetretenen Meinungs verschiedenheiten über die Organisation deS Postspar kassen-Amtes erfolgt, nur als eine Vertuschung des wahren Sachverhaltes. Der besteht darin, daß die Stellung des Handelsministers schon seit der schmutzigen Affaire Kowalski erschüttert war und daß sie durch den Ausgang der parlamentarischen Verhandlungen über die Verstaatlichung der obengenannten Bahnen schließlich so ins Wanken gerieth, daß eben der Sturz Baron Pino's unvermeidlich wurde. Die Leitung des Handelsministeriums wird bis auf Weiteres eine pro visorische sein. Frankreich. Die französische Regierung trägt sich mit einem neuen großen Finanzprojekt. Sie beabsich tigt die Aufnahme einer Anleihe von nicht weniger als 1464 Millionen Francs, also von beinahe I'/» Milliarden Francs, in Form der Emittirung einer dreiprozentigen Rente. Hiervon sollen 618 Millionen zur Konsolidirung der laufenden Obligationen mit kurzer Frist und 750 Millionen zur Konsolidirung der schwebenden Schuld-Guthaben der Sparkaffen-Schatz scheine rc. verwendet werden; der Rest von 96 Mill, soll zur Liquidirung der Kriegsliquidations-Kontos Verwendung finden. Ob diese großartige Finanz operation in Anbetracht der nicht allzuglänzenden Finanzlage Frankreichs am Platze ist, erscheint freilich noch fraglich. — Die in der französisch-chinesischen Grenzkommission entstandenen Schwierigkeiten sind den neuesten Nachrichten aus Tonkin zufolge wieder bei gelegt. Die chinesische Negierung hat ihren Agenten Unrecht gegeben und ist den Ansichten der französischen Kommissäre beigetreten; die Grenzabsteckungsarbeiten sollen in diesen Tagen wieder ausgenommen werden. Rußland. In den Ostseeprovinzen folgen sich jetzt die Russtsikationsmaßregeln gegen das Dcutsch- thum fast Schlag auf Schlag. Nachdem erst kürzlich durch einen kaiserlichen Ukas die Stellung der liv ländischen Volksschulen und der Lehrerseminare Est lands und Kurlands unter das russische Ministerium für Volksausklärung angeordnet worden ist, genehmigt ein neuer Ukas die Expropriation des privaten unbe weglichen Eigentums zwecks Errichtung von ortho doxen Kirchhöfen, Kirchen, Pfarrhäusern, Bethäusern, und Schulen in den baltischen Provinzen. Die An 52. Jahrgang. ordnung und Ausführung des Ukases geschieht nach einem besonderen Reglement. Und Deutschland muß aus politischen Rücksichten dieser systematischen Unter drückung des Deutschtums in den baltischen Provinzen mit verschränkten Armen zusehen! England. Die am Horizont der englischen Politik infolge des Demissionsgesuches der Minister Chamber lain und Trevelyan heraufgezogene Kabinetskrisis be- .. findet sich noch in der Schwebe. Der Premier Glad- stone hat nämlich die Demission seiner beiden Minister- Kollegen, welche wegen der von Gladstone beabsich tigten Expropriation der irischen Grundeigenthümer erfolgte, vorläufig nicht angenommen. Vielmehr be antwortete er die betreffenden Schreiben Chamberlain's und Trevelyan's in versöhnlicher Weise und ersuchte letztere, eine definitive Entschließung noch einige Tage zu verschieben, da er auf eine Beilegung der Diffe renzen hoffe. — Die von der englischen Regierung geplante Ersetzung ihrer Truppen in den sudanesischen Garnisonen durch Egypter, wobei es sich speziell um Wady Halsa handelt, wird sich jedenfalls noch ver zögern. Mukhtar Pascha hat nämlich erklärt, daß die egyptische Armee gegenwärtig nicht im Stande sei, die Grenze Oberegyptens gegen die Sudanrebellen zu schützen und so werden die englischen Truppen eben noch weiter ausharren müssen. Balkanhalbinsel. Von Sofia dementirt man jetzt plötzlich die allarmirende Nachricht, Fürst Alexan der widerspreche der zeitlichen Begrenzung der General gouverneurswürde von Ostrumelien. Der Fürst habe keinerlei Erklärung abgegeben oder gebilligt, die zu den im türkisch-bulgarischen Abkommen enthaltenen und von Zanoff gezeichneten Festsetzungen im Gegen sätze stünden. Nun, es ist höchst erfreulich, daß dieser angebliche Widerspruch, der allerdings ein nicht unbe denkliches Hinderniß in der prompten Abwickelung der Orientalaffaire gebildet haben würde, gar nicht existirt — aber woher dieser ganze unnütze Lärm? — Das serbische Ministerium hat beschlossen, die Grenze gegen Bulgarien sofort nach Austausch der Friedens-Radi fikationen für den Handelsverkehr frei zu geben, was eine weitere Etappe auf dem Wege zur Wiederher stellung freundlicher Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien bedeutet. -Lokales und Süchftsches. Dippoldiswalde. Trotzdem der Termin zu An meldungen zur Ausstellung des hiesigen Geflügel züchter-Vereins bereits vorüber ist, gehen doch immer noch solche ein, und haben dieselben bereits eine recht stattliche Höhe, namentlich von auswärts, erreicht. So z. B. gingen Anmeldungen von Bremen, Berlin, Leipzig rc. ein. Auch der Loosverkauf ist ein recht flotter, und mag Der, der sich ein solches kaufen will, mit der Anschaffung nicht zögern, — Die 2. Deputation der 1. Kammer beantragt hinsichtlich der aus unserer Gegend eingegangenen Petitionen wegen Erbauung von Eisenbahnen gleich den Beschlüssen der S. Kammer bei der Müglitz- thal-Bahn die Petition des Bürgermeisters Reppchen u. Gen. der Staatsregierung zur Erwägung zu über geben, sich aber entschieden für die Ausführung des Projektes mit Schmalspur zu entscheiden, und sodann die Petition wegen Erbauung von Kipsdorf-Moldau zur Zeit auf sich beruhen zu lassen. — 19. März. Wir werden ersucht, unserer neu lichen Mittheilung über die zum Besten des deuschen Schulvereins vom Lehrerkollegium vorbereitete Veran staltung noch die Bemerkung hinzufügen, daß der zu gesagte Vortrag des Herrn Prof. Findeisen auch für Damen interessant sein wird und also auch der An wesenheit der geehrten Frauen und Jungfrauen ent gegen gesehen wird. Im Uebrigen machen wir auf die in nächster Nummer erscheinende Einladung auf merksam.