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Verantwortlicher Redacteur: Äärl Ikhnr in Dippoldiswalde, Dienstag, den 19. Januar 1886 Nr. 6. 52. Jahrgang. 6556 Befördert wurden 1,928,805 Kilogramm Güter. Das abgelaufene Jahr 1885 weist gegen das Vor jahr leider einen kleinen Rückgang auf, denn während 1885 insgesammt 120,022 Billets verkauft und 25,700,955 Kilogramm Güter befördert wurden, wurden 1884 überhaupt 123,623 Billets verkauft und 26,377,606 Kilogramm Güter verfrachtet. — Wenn inan die verkauften Tagesbillets doppelt zählt, wurde 1885 unsere Bahn von 189,881 Personen benutzt, gegen 202,374 im Vorjahre. — Wir müssen gestehen, daß uns ein leichtes Frösteln überlief, als wir hörten, daß ein Illusionist, Antispiritist und Gedankenleser hier zwei Vorstellungen geben wolle. Es wird unter solcher Firma so viel Mittel- und Unter-Mittelgut geboten, das; man meistens mit Grauen an solche „Brillant-Vorstellungen" denkt; .Jeder, der einige Kartenkunststückchen kann, hält sich eben für einen Künstler. Wie sehr waren wir aber erfreut und überrascht, als wir in Herrn Hamann einen wirklichen Künstler in seinem Fache kennen lernten, der es versteht, nicht nur mit den neuesten und überraschendsten Kartenkunststücken seine Besucher auf das Angenehmste zu unterhalten, sondern der sie auch mit seinen Zahlenrathen, Nadelsuchen rc. geradezu verblüfft. Dabei ist der Vortrag des genannten Herrn -so leicht, so frei, er bewegt sich so ungezwungen unter dem Publikum und arbeitet unter demselben, daß ein Helfer, der ihm zur Seite stehen könnte, völlig aus geschlossen erscheint. Es war wirklich zu bedauern, daß die Vorstellung so sehr schwach besucht war, und wollen wir nur hoffen, daß dieselbe am Dienstag stärker besucht wird, was um so mehr zu wünschen ist, als Herr Hamann versprochen hat, zu zeigen, „wie es gemacht wird." — Um in der jetzigen strengen Winterszeit auch solchen Vögeln, die, wie Meisen, Baumläufer und kleinere Spechtarten rc. zu ihrer Erhaltung Fleisch nahrung bedürfen, solche in geeignetster Weise zu kommen zu lassen, empfiehlt sich als durch vielfache Erfahrung bewährtes Mittel folgendes Verfahren: Man bindet Fett- und Fleischstückchen, Speckschwarten, Wurstschalen und dergleichen an haltbare Fäden von ungefähr »/i Meter Länge, und zwar so, daß an jedem der beiden Enden eines solchen Fadens sich ein dergleichen Stückchen befindet, und wirft daün das Ganze hinauf auf einen Baum, wo es, da der Faden in dem Geäst sich verwickelt, hängen bleibt. Die Vögel finden dann die ihnen zusagende Nahrung da, wo sie dieselbe überhaupt zu suchen gewohnt sind, dieselbe kann nicht verderben, wie das leicht geschehen würde, wenn man sie auf den Boden, in den Schnee würfe, und der Faden verhindert zugleich größere Vögel, wie Raben, Dohlen, Elstern, den kleineren das Futter wegzutragen. Allen Thierfreunden sei diese Art der Fürsorge für ihre kleinen Lieblinge aufs Wärmste empfohlen! — Am Vormittag des 14. Januar ist der ans Schönfeld gebürtige Dienstknecht Illing beim Putzen eines seinem Dienstherrn, dem Gutsbesitzer Schulze in Luchau gehörigen Pferdes, von letzterem in das Ge sicht geschlagen und am rechten Auge stark verletzt worden. — Durch mehrere Blätter lief kürzlich die Nach richt, daß der Theaterdirektor Triebel, der mit seiner gut geschulten Truppe in hiesiger Stadt noch in guter Erinnerung ist, auf offener Scene vom Schlage ge troffen und alsbald verschieden sei, ohne daß an der ganzen Geschichte ein wahres Wort war. Wohl aber hat dieselbe das traurige Nachspiel gehabt, daß eine Schwester Triebel's an den Folgen der Aufregung über die ihr zugekommcne Todesnachricht erkrankte und gestorben ist. Hartmannsdorf. Zum Pfarrer für hiesige Parochie wurde nach erfolgter Gastpredigt Herr Diak. Georg Brehme in Geyer gewählt, welcher den 6. Sonnt, nach Epiphanias in sein neues Amt eingewiesen werden soll. Möge die Wirksamkeit dieses Herrn, dem der Ruf eines tüchtigen Kanzelredners vorausgeht, eine ebenso gesegnete sein, als die seines Vorgängers, des Herrn Pastor Mätlig, der jetzt in Engelsdorf bei Leipzig amtirt. — Von Ostern l. I. an wird auch an hiesiger Schule ein Hilfslehrer angestellt werden, da die Kinderzahl stetig zugenommen hat und das gesetzlich vorgeschriebene Maximum schon längst überschritten ist. — Leider hat der Tod im neuen Jahre schon ver- hältnißmäßig viel Opfer aus unserer Gemeinde ge fordert. So starben binnen wenig Tagen eine I9jähr. Gutsbesitzerstochter am Nervenfieber, ebenso ein junger Mann, der erst 6 Wochen verheirat het war, dann die Leichenfrau rc. Hoffentlich treten auch in dieser Hin sicht recht bald normale Zustände wieder ein. Lauenstcin, 15. Januar. Mit heutigem Tage ist hier eine Naturalverpflegungsstation für arme Reisende im Hause des seitherigen Herbergsinhabers Robert Henker eingerichtet worden. Es sind von dem selben zu diesem Zwecke eine Wohnstube und zwei Schlafräume (der eine Raum für die mit Ungeziefer Behafteten benutzt) gemiethet worden. Als Marken ausgeber hat sich Herr Stadtrath Fischer hier bereit erklärt. Dresden. Der Generalstaatsanwalt a. D. wirkl. Geheimrath, Excellenz, vr. Fr. Oskür von Schwartze ist am 17. Januar Nachmittags gestorben. — Bei der Ausloosung von Geschworenen für das kgl. Geschworenengericht Dresden wurde aus dem Amtsgerichtsbezirk Altenberg und Lauenstein Niemand ausgeloost. — Die Beschwerde- und Petitions-Deputation der 2. Kammer empfiehlt der letzteren, die Petition des Verbandes Sächsischer Gewe^bevereine um Unter stützung des Verbandsorgans „Gewerbeschau" und um Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem am 13. Januar in Dorfhain ein mit der Tollwuth behafteter Hund ge- tödtet worden ist, ist feiten der hiesigen kgl. Amts hauptmannschaft für die Orte Obercunnersdorf, Höcken dorf und Börlas auf die Dauer von 3 Monaten die Hundesperre angeordnet worden. — 18. Januar. In der Zusammenstellung, welche die „Leipz. Ztg." über die Bethätigung des kirchlichen Sinnes innerhalb der sächsischen Landeskirche während des Jahres 1884 giebt, sind die 27 Ephorien des Landes nach 4 Kategorien geordnet, nämlich 1) nach den Kommunikanten im prozentualen Verhältniß zur evangelischen Gesammtbevölkerung, 2) nach den Taufen im prozentualen Verhältniß zu den Geburten, 3) nach den Trauungen im prozentualen Verhältniß zu den Eheschließungen, 4) nach den kirchlichen Beerdigungen im prozentualen Verhältniß zu den Todesfällen. Während die Ephorie Dippoldiswalde bei den Kom munikanten mit 58,i Proz. die achte, bei den Taufen mit 97,, die zehnte, bei den kirchlichen Beerdigungen mit 99,s Proz. die zweite Stelle einnimmt, ist sie bei den Trauungen mit 100 Prozent in erster Stelle auf geführt. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Dezember gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Ermächtigung und Unterstützung der Lehrer an tech nischen Staatslehranstalten, der Gewerbe-Inspektoren rc. behufs Abhaltung von Vorträgen in Gewerbevereinen der kgl. Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. — Dieselbe Deputation empfiehlt, die Petition des Gemeinderaths zu Reudnitz um Einführung der Re- vidirten Städteordnung ebenfalls der Regierung zur Erwägung zu überweisen. — Die Societäts-(Waldschlößchen-)Brauerei wird, da der I884/85er Geschäfts-Bericht nur einen Bruttogewinn von 34,000 M. aufweist, wovoü aber noch etwa 16—18,000 M. Verluste abgehen, für dieses Jahr keine Dividende vertheilen können. Die Ver schrotung von Bier ist um 8—9000 Hektoliter gegen das Vorjahr zurückgeblieben. Freiberg. Nachdem die Gewerken von Himmel fahrt Fundgrube dem Verkauf der Grube an den Staat zugestimmt haben, ist am 15. Januar die Gewerken versammlung von Himmelsfürst Fundgrube dem gleichen Beschlüsse gefolgt und hat mit 66 von 70 Stimmen den Verkauf, vorbehältlich der ständischen Genehmigung, ebenfalls genehmigt. — Die hiesige kgl. Amtshauptmannschaft hat kürz lich die Schankwirthe, welche bei Veranstaltung sogen. „Bockbierfeste" für den Genuß größerer Quantitäten Bier die Gewährung von Belohnungen oder Auszeich nungen zusichern, nachdrücklich darauf hingewiesen, daß ein solches Verfahren unter Uniständen als Förderung der Völlerei im Sinne von § 53 der Reichsgewerbe ordnung anzusehen sei und nach Z 53 desselben Ge setzes die Entziehung der Konzession zur Schankwirth- schaft zur Folge haben wird. Meißen. Die geplante telephonische Verbindung zwischen Meißen und Dresden, die von vielen Ge schäftsleuten sehnlichst gewünscht wird, dürfte wahr scheinlich an den sehr hohen Forderungen der oberen Postbehörde scheitern. Döbeln. Der fünfte Verbandstag der Glaser innungen des Königreichs Sachsen wird am 7. Fe bruar in hiesiger Stadt abgehalten. Zwickau. Der Rath hat beschlossen, auch in diesem Jahre keine Erlaubniß zu öffentlichen Maskenbällen zu geben. Seit 1881 habep solche Veranstaltungen in Zwickau nicht stattgefunden. AuS dem Erzgebirge. Die Amerikaner waren im Herbst vorigen Jahres mit ihren Bestellungen auf Strumpfartikel etwas zurückhaltend und dadurch verschuldeten sie das Zusaminendrängen der Aufträge auf wenige Wochen. In Folge dessen haben jetzt die Faktore alle Hände voll zu thun, um die ihnen von den Fabrikanten gestellten Lieferungsfristen einhalten zu können. Wer jetzt noch mit Bestellungen kommt, muß sich oft zur Zahlung höherer Preise verstehen. Die gerippten Patentstrümpfe werden noch stark be gehrt; auch die aus weichem Garne hergestellten Cachemirstrümpfe gehen noch gut. Daß daneben die gerauhten baumwollenen Maaren, in maeo und ge färbt, noch fortwährend zur Herstellung kommen, be darf kaum der Erwähnung. Die Muster für den kommenden Winter (1887), die mit großem Aufwande an Mühe und Geld gefertigt wurden, sind zur Ver sendung gelangt. Ob bei den amerikanischen Verhält nissen auf große Bestellungen zu rechnen ist, läßt sich jetzt schwer sagen. Leider sind die Hoffnungen nicht allzu rosige, denn man meldet von drüben noch keine Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse. — Das Handschuhgeschäft geht flau und wird, da die Fabrikanten zu den niedrigen Preisen nicht arbeiten, sondern lieber ihre Maschinen ruhig stehen lassen wollen, in den nächsten Wochen wohl auch keine Besse rung zu erwarten haben. Es war ja natürlich, daß der Rückgang bei der Wolle auch die Preise für Cachemir- und Buckskinhandschuhe beeinflußte, aber wenn die Käufer dadurch veranlaßt werden, immer Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich I M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Tourbillets. TaqcsbillctS. Militär- II. 111. II. III. billets. Dresden . . . 38 242 70 437 51 Hainsberg. . . 31 488 53 454 33 Dippoldiswalde . 35 486 124 985 39 an den Haltestellen 48 830 122 1919 71 Sa. 152 2046 369 3795 194