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Dresdner Journal : 11.04.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186204115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-04
- Tag 1862-04-11
-
Monat
1862-04
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 11.04.1862
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83. Itz-NXWrttt-Prtts«: , FttrllcÜ! S "N»lr. 10 »t»r. io »-U—. I Im -nelv»-« : 1 ,. 10 „ „ „ (tritt ?»»t m»ä vr—II» »xr. l 8t«mp«i,»- 8>u»»»«r»! 1 Nxr. 1 »obl»^ Kimm». »nstratenpreist: k'iir ä»o 8»am «ü»«r »,«p»It<o»i> 2«il«: 1 K^r. vat«r äi« Leil«: 2 K^r. rrfchrt,«: 1'IssU«^, mit L»»o»tim<- 6«r klon»- »oä k'siGrt»^«, kvr lio» f»>x«o<t«o B 1 Freitags deu 11. April., 1862. DreÄlicrIomMl. * Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nskratrnnmlalMr a»,«»rt,: t ». , O»i»mi,^»oltr <t»« Vrvsckner ^nurn»I»; tt. Ui)»««»; LItoo»; U«L,»»,^,i» t Vo«i.»»; >»rU»: U»>,«iv»'»«:t»> ltulki»., U»»»m»r»»'» 8ur«»u; Nr«»«»: t). Ncui-ow»; «riurttUN «. H.: ^L»o»»'»cke Unk»kk»u<IIan^; Idt»: itvOLr 8iiv»»»»; N»ri» v. Iiv»»»»»,., (28, ru« <t«> doo» «os»o»)j kr»n I «. 8«ii»l.ic»'» ltuckli»llülnox . » chrra»,geder: ' Xüni^I. 8»p«äiti»o äv» I>r»<olo»r ^o»ri»»I«, Oresäso, U»rieo»tr»»»« 8r. 7. 'M" Ämtlicher Theil. Dretd««. Seme Majestät der König haben die Errichtung eine» königlich sächsischen Eonsulats zu Glock hol« anzuordnen und den dortigen Kaufmann Elae» Albert Sturck zu AllerhöchstJhre« Eonsul zu ernennen gernhrt. Dre«tzeM, 8. April. Se. Königliche Majestät habe« alirrgnädißst grrnht, den bisher in der Sriegsreserve ge standenen Leulnant Dursthoff des 3. Reiter Regiment- die nachgesuchte Entlastung au» der Armee zu bewilligen. hischvf «»geordneten Procesfionev und Lntzern Teresonien »erdoteu. Die Brüsseler ..Jndapendnnce beige" »om Don- verttag. Id. April, «eldet, baß der Kaiser gestern Herrn N. Kavalette empfanaen, ber sich, »ie allge mein geOt«»bt wird, geweigert haben soll, «ach Rmn znrstckzukebren, n>env nicht General Gopo« non »ort abbernfen mir». Lnrin, Mittwoch, 9. April. Der Verweser bet durch Msgr. -ransont « Lod erledigten Lu- riner Lr-bitthnm» ist verhaftet worden. Bekanntmachung. Dem Ministerium des Innern ist im diplomatischen Wege der Todtenschein eine» am 23. Januar dieses Jahre- im Krankenhause des Stadtgefängnifses zu St. Petersburg im Alter von 21 Jahren verstorbenen.an geblichen König!. Sächsischen Staatsangehörigen Eduard Koch jUAtHLNAen. Da über Gtand, Geburt»- oder HeimathSort des Ver storbenen weder aus gedachtem Todtenschein Etwa» zu ersehen, »och sonst hier bekannt geworden ist, so wird dieser Todesfall für diejenigen, welche ein Interesse daran haben, mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis, ge bracht, d-ß der erwähnte Todtenschein zu jeder Zeit bei der Kanzlei des unterzeichneten Ministeriums eingesehen und, dir Legitimation des sich Anmeldenden vorausgesetzt, in Empfang genommen werden kann. Dresden, am 5. April 1862. Ministerium de» Innern, General - Abtheilung. Kohlschütter. Schmiedel, E. Nichtamtlicher Theit. lleßersicht. Telegraphisch« Nachrichten ZeMmgßscha«. (Kölnische Ltg. — Schlesische Ltg. — Rational-Aeitung.) Kageßaeschichte. Wien: Verhandlungen des Finanz - aussLuists. — Berlin: Keine Dissrrrnze« im Staat» - "MWrMin. YMMttüiig ßkjüMh des Briefes des Finanzminister» an den Kriegsminister. Verkauf von Artilleriepferden. — Posen: Militärerceß. — Wei mar: Die Red« deS GtaatSministers v. Watzdorf über den Deutschen Bund. — Meiningen: Der Nach trag zur Etrafproceßordnung. — Paris: Petition bezüglich der Vincrnzverrine. Arbeitseinstellungen. — Turin: Reise des Königs nach Neapel. Conforti's Ministerernrnnung. Aus der Kammer. — Rom: Bischofsernennungen. General Clary internirt. — Warschau: Tagesbericht. — Antivari: Befesti gungen. — Athen: Aus Nauplia. —Hongkong: Schanghai bedroht. Missionär Roberts. Erdbeben auf den Molukken. — New Pork: DaS Gefecht bei Mindester. Kanonenboote der Conföderirten. Dret „er Nachrichten. Provinzialvachrichte«. (Leipzig. Chemnitz. Löbau. Meerane.) verwischte«. Krittlet»». Inserate. Börsenvachrichten, rage«- kalrnder. Telegraphische Nachrichten. Vari«, D»»»er«taa, 19. April. Der „Mo- nite»r" schreibt: A»geficht« ber vo« Erzbischof »o» To»lo»sr verordneten Feier eine« Jnbelfeste« zpr Erinnern«- an eine blutige Episode religiöser Zwietracht habe di« Negtrrvng alle durch den Erz- A e uillet o n. K. Hoftheatrr. Die Vorstellung des Trauerspiel» „Hamlet" von ShakeSptare (Mittwoch den 9. April) verschafft« den langentbrhrten Genuß, Herrn Emil Devrient wieder die Titelrolle darstellen zu sehen. De» Künstlers Leistung als Hamlet hat so viel Epoche gemacht und so mannichfach beleuchtende Darlegungen er fahren, daß fast nur die glückliche Stimmung und edle Harmonie, die wahrhaft ergreifend« Steigerung, die klare Vergeistigung und das schöne Maß in Anwendung aller Mittel dafür zu erwähnen übrig bleibt, womit Herr Emil Devrient die Partie spielt. Es ist eine entscheidende und wahrhaft bedeutende Seite an seiner Auffassung de» idealistischen, zum Sarkasmus geneigten Denkers und noch jugendlich ercentrischen Geistes, daß er die kleinern Emzelnheiten fallen läßt und nicht durch dialektisch« Schärfe markirt: daß er vielmehr di< Eharakterentfaltung in Hauptmomenten mit poetischem Schwünge sammelt. Er hält so al» Grundzug den magischen Reiz einer melancholisch träumerischen Passivität und Abstraction fest, upd einigt damit doch noch jene Ritterlichkeit und Kraft des KönigsohneS, die durch quälenden Gedanken streit, durch schwere Last erfahrenen Leid» und nieder drückendr Größe der Bestimmung wohl gestört, aber nicht gänzlich gebrochen werden konnte. Dieser Zu sammenhalt läßt den Widerstreit der Seelenbewegungen zu eine« plastischen Bild« klar werden, er vermittett Hamlet'» Ekel an der eignen Unentschlossenheit, sein ohnmächtiges eitles Spiel mit geistreichen, tiefsinnigen Einfällen und Refterionen. Als höchst meisterhaft sei unter Nnderm nur di« Scene mit Ophelia und die Dar- strllungsweis« während und nach der „Mäusefalle" her- dvrgehoben Herrn Devrient's bewunderungSwerth« Lei stung wurde durch oft wiederholten Hervorruf anerkannt. Dreödeu, Ist, April. Das Programm de» neuen preußischen Ki- nanzmiuister» (vgl. Nr. 81) bereitet offenbar der OppoßtiouSprrffe große Verlegenheiten. Unmöglich kau» sie die großen populären Seiten desselben verkennen und zurüchweisen. Sie jucht deshalb dadurch di« oppositionelle Stellung bei den Wahlen zu behaupten, daß sie die Frage aufwtrft, warum die abgetretenen liberalen Minister nicht in dar Lag« gewesen wären, mit rin«m solchen Pro gramm vor di» Kammern zu treten, und daran Beden ken übar die Ausführbarkeit oder Aufrichtigkeit des Pro gramm» knüpft. Go sagt die „Kölnische Zeitung": „ES zeugt vo» unsrer geringen Erfahrung, von der Kürze unserS politischen Ledens, wenn eS in Preußen noch Menschen giebt, welche den Finger an die 'Nase legen und tiefsinnig darüber grübeln, ob mau für Daa- kt»S«erth«S auch damken dürst. Sie sehen sich die Maß regeln d«S Herrn v. d. Heydt an, wie der Affe die Pech- stiestl, in denen er gefangen werden soll. Das ist Kin derei. Die Frage, wie Herr v. d. Heydt sich noch soeben zu den Maßregeln gestellt hat, die er jetzt selbst empfiehlt, ist eine Frag«, dir wir wenigstens ausdrücklich von der Billigung schner neuesten Schritt« ausgenommen wissen wollten. Niemand denkt entschiedener über die Weise, wie Herr v. d. Heydt seine AmtSgenossen verdrängt hat, als wir. Aber wir stallen unS nur auf den Standpunkt deS gesunden Menschenvrrstaudes, und auf den, zu wel chem sich neulich Herr v. Vincke bekannte, wenn wir das Ministerium, trotz seiner politischen Farbe, in billigen, vernünftigen Maßregeln unterstützen. Für die Wahlen werde» wir und unsre Gesinnungsgenossen natürlich ganz dieselben Männer ins Auge fassen, wie ohne das. Wir können, auf die Wiederwahl unsrer Freund« sogar um jo eher rechnen, da sich gezeigt hat, daß ihre bisherige Hal tung eine solche Rechtfertigung selbst von politischen Geg nern erlangt, denen wir heute deipstichten und morgen entgegentreten müssen, je nachdem eS die Sache erfordert. So lange unsre Gegner unsern Willen zu thun gezwun gen sind, können wir nichts dagegen haben. In Eng land würde rin Whig sich für toll halten, wenn er riner whiggistischen Maßregel aus keinem andern Grunde wider streben wollte, als weil ein Tory-Ministerium sie einzu dringen sich genöthigt sieht. Aber eine Politik im großen Styl, eine Politik der Ehrlichkeit, Wahrheit und Ge rechtigkeit geht über die Fassungskraft unsrer politischen Kinder." — Aehnlich läßt sich die „Schlesische Zei tung" aus, indem sie schreibt: „Behält es bei den an gekündigten Vorlagen sein Bewenden, so wird daS nächste Abgeordnetenhaus schwerlich in die Lage kommen, dem Ministerium principielle Opposition zu machen. Der g 'ßte Theil der konstitutionellen Partei hat in seine Wahlprogrammr auch die Punkte ausgenommen, welche durch die ministeriellen Vorlagen zufriedenstellend erledigt werden sollen, so daß also jeder zunächst liegende Grund wegfirle, dem Ministerium feindlich entgegenzutreten. Man würde in der That sagen können, daß es auch bei uns einmal gegangen, wie in England, wo rin Tory-Mini sterium DaS durchsetzte, was einem Whigministerium nicht gelingen wollte. Aber mit diesen Vorlagen ist keines wegs die Reihe derer abgeschlossen, welche nach den ver fassungsmäßigen Bedürfnissen Preußens auf der Tages ordnung stehen und wohl noch einmal vertagt, aber nicht über Bord geworfen werden können. Wir glauben gern, Dir Ophelia de» Fräulein Ulrich ergab ein reizendes Bild voll seiner Intention, voll einfach und zart be seelter Ausführung. Dennoch war damit die poetische Tiefe dieses von der Hand der Liebe gebrochenen und durch die That des Geliebten gänzlich zerstörten Wesens nicht erreicht, das, ohne Hoffnung und Lebensdrang aus der wirklichen, unnatürlichen Welt flüchtend und das Verlorne suchend, von den Schatten phantastischen Irr sinn- mitleidsvoll umfaßt wird. Zwischen den Worten der Dichtung liegt ein unendlicher Schmerz über da entrissene Glück eines sinnlich schwelgenden Jugend traumes, der noch weit ergreifender und inbrünstiger hervortreten kann. Zur guten Wirkung der Grsammt- darstellung trugen namentlich bei: Herr Quan ter durch seine fein charakterisirende, in sich fertige Wiedergabe deS PoloniuS — obwohl uns der Ton diesmal ein wenig zu trocken und gegen Ophelia in der ersten Scene fast zu hart erschien —, Fräulein Berg durch ihre treffliche und maßvolle Leistung als Gertrud, Herr Porth, der den Geist sehr vorzüglich sprach. Herr Drttmer müßte den Laerte» noch mit mehr heiß aufwallender Leiden- schäft und bereiter Thatkraft geben. Ein volles Hau» brtvie» den Drang nach vorzüglicher Vorstellung klassischer, vielverrhrter Liedlingsdichtungen. Im Uebrigen gehört die» Drama zu denen, welch« einer verbesserten Jnscenirung sehr wohl bedürfe«, die Eindruck und Derständniß der Dichtung bedeutend erhöhen könnte. E. Banck. Ger«rl«ßaasen. Von Friedrich Verstärker.*) (Fortsetzung au» Nr. 82.) „Dort ist auch meines Vaters Haus," sagte Ger trud leise. *) Au» „Heimliche und unheimliche Geschichten" von Friedrich Serstäcker (Sechzig, Arnold sch» Buchhandlung, 2 Bände). daß sich da» gegenwärtige Ministerin» durch die geschick ten Vorlagen de» Finanzminister« freie» Feld bi» zur Vertretung von 1863 schaffen kann. Dann tritt aber doch her Moment ein, w» dir aUe Wahr heit zu Ehren kommt, daß libavale Maßregeln in der Regel nur von einem wirklich liberalen Mini sterium in Ausführung gebracht Warden k-nnen." — Schärfer tritt die „National-Laitung" auf. Sir ruft au»: „Es klingt ungtaubltttz, aber «» ist wahr: der Finanzminister und die ministeriell« Zeitung sprechen jetzt, al- dichten sie genau wie die F-tztschrtttSpartri über die bisherige Form des Staatshauäh«lt»«tat», über die ruinirende Höhe der Militärkosten «end über den Steuer zuschlag." Die „Nattonal-Zeitnng" zählt dann ihre Bedenken gageu die Au»führbarkrit des Programm- auf. Sie «eint, daß Herr v. d. Heydt auf keine« Fall von Erlassung de» Zuschlags reden kann, ehe er »om Krieg minister eine Antwort mit reichlichen Zugeständnissen hat, und daß man überhaupt noch nicht sehe, wie er sein Programm aussührrn wolle. Der Finanzminister gebe da- Deficit dieses Jahres nach den aufgestellten Militär etat» „nach Wegfall der Steuerzuschläge auf etwa 7 Mil lionrn Thaler" an und erwarte vom Krieg-Minister eine Verminderung deS MilitäretatS von mindesten» 2^tz Mill. Thaler. Es frage sich nun, wie er dieses Defickt decken wolle. Der Finanzminister wolle das Wohlbefinden de» Volke- erhöhen, und zu diesem Behuf komme er zunächst mit dem Projekt. zum Besten der Flotte den Salzpreis um »in Viertel zu steigern. Die SalzpreiSstrigerung sei aber nichts al» Einführung einer Kopfsteuer, und sonderbar sei es doch wohl, daß man „im Interesse der arbeitenden Bevölkerung für die notwendigsten Lebensmittel mög lichst umfassende Erleichterungen eintreten zu lassen" meine, wenn man dazu übergehe, das Salz, da- Jeder mann braucht, theurer bezahlen zu kaffen. Zwei Mil lionen Thaler würde diese Steuererhöhung, welche das Herrenhaus vor fünf Jahren verwarf und die Landraths kammrr mit einer Mehrheit von 12 Stimmen bewilligte, betragen, und was solle daS Volk zum Ersatz dafür er halten? Die verheißen« „gänzliche Aufhebung der G« trridrzölle" würde ohnehin in Kurzem stattgefundrn Haden und habe beinahe nur noch eine formelle Bedeutung, die verheißene „Ermäßigung" der Eingangssteuern vom ReiS und vom Schlachtvieh würde jedenfalls lange keine zwei Millionen Thaler erreichen. Während also von einer der „arbeitunden Bevölkerung" gewährten Erleichterung bi«, nicht »» «den, wsirde auch die Staatskasse nichts gewinnen, und ebenso würde eS dieser, während es doch auf sofortige Minderung des Deficits ankommt, bei der verheißenen Herabsetzung des Briefportos und bei Eisen bahnbauten gehen. Der Artikel schließt: „Während wir den Bemühungen des Kriegsministers um Aufhebung des Steuerzuschlags den besten Erfolg wünschen, ist somit leider die Ausführung seines Programms, welches im Militäretat sparen und in den übrigen Etat- die öffent liche Wohlfahrt mehr berücksichtigen will, noch lange nicht verbürgt. Ist es ihm aber um die Ausführung Ernst, so wird er in einer Kammer, dir der vorigen gleicht, die beste Gehilfin finden; eine solche Kammer muß schon um seinetwillen wieder gewählt werden, und es ist höchst seltsam und befremdlich, daß er dies nicht anerkennen will." Tagesgeschichte. Wien, 8. April. (E. Oest. Z.) In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses waren sämmtliche Minister anwesend, und Herr v. Plrner erhob sich, um den Standpunkt der Regierung in der Finanzfrage zu kennzeichnen. Er erklärte, daß eS für dir Regierung aus politischen sowohl als aus finanziellen Gründen fest steh«, daß nur ein einziges Centralinstitut mit der Aus gäbe von Noten betraut werden dürfe. Die Emission von Staatspapiergeld halte die Regierung für unthun- lich, weil es zur Deckung des diesjährigen Deficits nicht nöthig sei. Sie halte es für gerathen, rin Arrange ment mit der Bank zu Stande zu bringen, und zwar „Dem aber," lachte Arnold, „darf ich nicht so un versehens Mittags in die Schüssel fallen. Ich könnte ihm ungelegen kommen, und habe beim Essen gern freundliche Gesichter um mich her. Zeig' mir deshalb lieber das Wirthshaus, mein Kind, oder laß mich es selber finden, denn Germrlshausen wird von andern Dörfern keine Ausnahme macken. Dicht neben der Kirche steht auch gewöhnlich die Schenke, und wenn man nur dem Thurme folgt, geht man nie fehl." „Da habt Ihr Recht; da» ist bei uns gerade so," sagte Gertrud ruhig; „aber daheim erwarten sie uns schon, und Ihr braucht nicht zu fürchten, daß man Euch unfreundlich aufnimmt." „Erwarten fie uns? Ah, Du meinst Dich und Deinen Heinrich? Ja, Gertrud, wenn Du mich heute an dessen Stelle nehmen wolltest, dann bliebe ich bei Dir — so lange — bis Du mich selber wieder fort gehen hießest." Er hatte die letzten Worte fast unwillkürlich mit herzlicher Stimme gesprochen und leise dabei die Hand gedrückt, die noch immer die seine gefaßt hielt, da blieb Gertrud plötzlich stehen, sah ihn voll und groß an und sagte: „Wolltet Ihr das wirklich?" „Mit tausend Freuden," ries der junge Maler, von der wunderbaren Schönheit des Mädchen- ganz über mannt. Gertrud erwiderte aber Richt- weiter darauf, und ihren Weg fortsetzend, als ob sie sich die Worte ihres Begleiter» überlege, blieb fie endlich vor einem hohen Hause stehen, zu dem eine mit Eisenstäben ver wahrte, breite steinerne Treppe hinaufführte, und sagte ganz wieder mit ihrem früher» schüchternen und ver- schämten Wesen: „Hier wohne ich, lieber Herr, und wenn » Euch halte sie die jetzt bestehende Bankgrsellschaft am geeignet sten, um ein solches abzuschließen. Sie wolle aus Mo difikation der Bankvorlage eingehen und deren Amen- dirung entgegennehmen. — Von mehrrrn Seiten gab nun diese Erklärung zu Repliken Anlaß, worauf Mi nistrr Lasser erwiderte, daß es der Regierung nicht ein gefallen sei, in irgend einer Weise auf den Ausschuß oder auf die Abtheilung eine Pression zu üben, daß aber die Mitglieder der Regierung bei einer so wichtigen Frage Vorbesprechungen zu halten für ihre Pflicht anerkannten, daß sie dabei einen Standpunkt zu gewinnen suchten und daß sie diesen Standpunkt dem Ausschüsse milzu- theilen für ihre Pflicht erachteten. — Graf KinSki stellte die Frage, ob die Regierung aus der Bankvorlage über haupt eine Cabinetsfrage zu machen gedenke, worauf von Seilen des Ministeriums erwidert wurde, daß hier über erst später gesprochen werden könne, einstweilen habe die Regierung blos ihre Meinung ausdrücken wol len. — Hierauf war das Budget der Polizei Gegenstand der Berathung im Finanzausschüsse. Da- Ersordrrniß wurde, wie es der Berichterstatter verlangte, ohne lange Debatte genehmigt. Nicht uninteressant sind die im Berichte enthaltenen Details über die „Wiener Zeitung". Dieses officielle Blatt hatte im vorigen Jahre eine Einnahme von 178,689 Fl., die Ausgaben betrugen 143,888 Fl. Die Redaction jedoch scheint dabei nicht mitgrrechnet, denn im heurigen Jahre ist die Einnahme ebenfalls auf 170,060 Fl., die Ausgaben aber ohne Re daction aus 140,000 Fl., die letztere jedoch auf 28,500 Fl. veranschlagt. Eine Summe, die dem Fachmann nicht niedrig erscheint. Ebenso sind die Kosten der Admini stration, Erpedition, der Kanzlei rc. mit mehr al» 16,000 Fl. nicht gering. DaS heurig« Jahr erscheinen Ausgaben und Einnahmen des Blattes äquilibrirt. Der Antrag geht nun dahin, daß mit Rücksicht darauf, daß eine Zeitung, die so viele Vortheile genießt, lucrativ sein sollte, rin Administrationsmodus eingeleitet werden möge, der eine entsprechende Rentabilität in Aussicht stellt. Bon höhrrm Interesse aber ist in diesem Berichte die Erörterung der Frage, ob ein besondere» Polizei ministerium ferner bestehen oder die Polizei dem StnatSministerium untergeordnet werden solle. Der Be richt schließt hierüber mit folgenden Worten: „Es kann die Mtheilung dermalen die Aufhebung de» Polizeimini- stmium» auS Opportunität-gründrn nicht beantragen, obwohl dieselbe sich nicht verhehlen kann, daß ein selbst ständiges Polizriministerium in einem verfassungsmäßig regierten Staate eine Anomalie bestelle, und daß die seinerzeitige Herstellung einer normalen organischen Glie derung auch in dieser Richtung wesentlich dazu beitragen werde, um im Volke daS Gefühl der Sicherheit im Be sitze jener verfassungsmäßigen Rechte zu erhöhen, die dem selben unser großherziger Monarch aus den Quellen seiner unbestrittenen Machtvollkommenheit verliehen hat." Berlin. 9. April. Die „A. Pr. Z." enthält Fol gendes: „Nachdem bereits vor einigen Tagen durch ver schiedene Zeitungen Gerüchte über angebliche Dif ferenzen im Staatsministerium, namentlich zwi schen Herrn v. d. Heydt und Herrn v. Roon in Betreff finanzieller Fragen Verbreitung, inzwischen aber auch ihre Widerlegung gefunden hatten, tauchen dieselben von Neuem auf. Diesmal soll die Meinungsverschiedenheit ihren Grund in abweichenden Ansichten über die Be handlung der Presse haben. Indessen ist diese neue Nach richt nicht begründeter als die erste. In dem Staats ministerium sind Differenzen bisher in keiner Weise zu Tage getreten, und im Besondern auch nicht zwischen Herrn v. d. Heydt und Herrn v. Roon, welche in ihrer Haltung der Presse gegenüber, wie in allen übrigen Fra gen, namentlich in der Armeefrage, vollkommen einig sind." — Der „Publicist" berichtet: Die polizeilichen Recherchen zur Ermittelung Desjenigen, der dem Schreiben des Herrn v. d. Heydt an den Kriegs minister unter Verletzung des Amtsgeheimnisse- den Weg in die Oeffentlichkeit gebahnt hat, haben bereit em (für die betreffende Behörde) befriedigendes Resultat ergeben. Mittelst der Maßregel des Zeugeneidrs war gefreut, so kommt mit hinauf zu meinem Vater, der stolz darauf sein wird, Euch an seinem Tische zu sehen." Ehe Arnold aber nur Etwas darauf erwidern konnte, trat oben auf der Treppe schon der Schulze in die Thür, und während ein Fenster geöffnet wurde, auS dem der freundliche Kopf riner alten Frau heraus schaute und ihnen zunickte, rief der Bauer: „Aber Gertrud, hrint bist Du lang' ausgeblieben, und schau', schau', was sie sich für einen schmucken Ge sellen mitgebracht hat!" „Mein bester Herr —" „Nur keine Umstände auf der Treppe — kommt Herrin, die Klöße sind fertig und werden sonst hart und kalt." „Das ist aber nicht der Heinrich," rief die alte Frau aus dem Fenster. „Hab' ich's denn nicht immer ge sagt, daß der nicht wieder käme?" „Schon gut, Mutter; schon gut!" meinte der Schulze, „der thut's auch," und dem Fremden die Hand entgegrnstreckend, fuhr er fort: „Schön willkommen in Germrlshausen, mein junger Herr, wo Euch das Mädel auch mag aufgrlesen haben. Und jetzt kommt herein zum Essen und langt zu nach Herzenslust — alles Weitere können wir nachher besprechen." Er ließ dem jungen Maler auch wirklich keinen wei tern Raum zu irgend einer Entschuldigung, sondern derb seine Hand schüttelnd, die Gertrud losgelassen hatte, so bald er den Fuß auf die steinerne Treppe setzte, faßte er ihn zutraulich unter den Arm und führte ihn in die breite und geräumige Wohnstube ein. Im Hause selber herrschte eine dumpfe, erdige Luft, und so gut Arnold die Gewohnheit de» deutschen Bauer kannte, der fick in seinem Zimmer am liebsten von jeder frischen Luft abschließt und selbst im Sommer nicht selten rinheizt, um die ihm behagliche Brathitz« zu er-
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