Volltext Seite (XML)
700 und Pianist G. Lehnert aus Dresden gaben am Sonn tag, den 27. Dezember, im Gasthof „zum goldenen Glas ein leider wenig zahlreich besuchtes Concert. Die frischen, glockenreinen, technisch gut ausgebildeten Stimmen, verbunden mit excellentem Vortrag brachten den. jugendlichen Sängerinnen reichen Applaus. Auch die Herren Gothel, welcher vor Kurzem hier schon mit concertirte, und Lehnert ernteten wohlverdienten Bei fall. Hoffentlich lasten sich sämmtliche 4 Vortragende trotz des geringen Besuchs nicht abschrecken und er scheinen r wieder. Schön Kim hieß in Hausbesitzer Klemens Seifert ist am 24. Dezemr'.r eine Kalbe verendet und nachträglich gestochen worden, an welcher der kgl. Bezirksthierarzt Milzbrand konstatirt hat. Auf Anordnung des Letzteren ist der Kadaver vergraben und Stallung rc. gehörig desinfizirt worden. Dresden. Von den Sozialdemokraten ist in der 2. Kammer folgender/Antrag eingebracht worden: Die Kammer wolle beschließen: Die Staatsregierung zu ersuchen, so bald als möglich, spätestens aber dem nächsten Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen das Gesetz über dar Volksschulwesen vom 26. April 1873 (Gesetz- und 'erordnungsblatt Seite 350 flg.) dahin abgeändert wir : daß für alle auf Grund von H 3 des erwähnten Gesetzes errichteten Schulen a) die Erhebung von Schulgeld.' b) die Er hebung besonderer Schulanlagen aufgehoben werde, dagegen angeordnet wird, daß die Aufbringung der Unterhaltungskosten für die Volksschulen, j.'weit diese nicht aus vorhandenem Vermögen oder Stiftungsfonds bestritten werden, durch Besteuerung aller steuerpflich tigen Gemeindemitglieder nach Maßgabe ihres Ein kommens stattzufinden hat; daß der Staat die Ver pflichtung übernimmt, den Schulgemeinden zur Unter haltung der Volksschulen einen jährlichen Beitrag von mindestens 8 Mill. Mark aus der Staatskaste der gestalt zu überweisen, daß dieser Beitrag, soweit er nicht für Pensionen und Unterstützungen an Hinter lassene von Lehrern findet, nach der Kopfzahl der schulpflichtigen Kinder an die einzelnen Schulgemeinden vertheilt wird; daß in den Volksschulen einheitliche Lehrbücher für das ganze Land eingeführt, deren Aus wahl eine alljährlich stattfindende Konferenz der Schul- Inspektoren vorzunehmen hat, und daß die Lehrmittel an die Schüler unentgeltlich verabfolgt werden. — Das Befinden der Königin ist nunmehr wieder ein recht befriedigendes, fast alle Krankheitserschei nungen sind verschwunden, nur die Kräfte lasten noch zu wünschen übrig und die rheumatischen Schmerzen kehren zuweilen noch wieder. Freiberg. Die hiesige kgl. Bezicksschulinspektion erläßt an die Schulvorstände eine Verordnung, daß, nachdem die Schulstuben längere Zeit ungeheizt ge wesen wären und zu konstatiren gewesen sei, daß Schulkinder am ersten Schultage mehrfach sich Er kältungen zugezogen hätten, die Stuben, um sie ge hörig zu durchwärmen, bereits am 1. Januar zu Heizen seien. Neustadt b. St. Von allgemeinem Interests auch für andere Städte dürfte eine jüngst herabge langte Entscheidung der kgl. Kreishauptmannschaft zu Dresden sein über eine entstandene Differenz zwischen dem hiesigen Stadtrathe und den Stadtverordneten. Der Stadtrath hatte nämlich das Ortsstatut einer Revision unterworfen; zufolge Z 13 war bestimmt worden, daß die Wahl eines Stellvertreters des Bürger meisters vom Stadtrathe allein zu geschehen habe. Die Stadtverordneten erblickten in ihrer Mehrheit in ge dachter Bestimmung eine Verkümmerung ihres durch die revidirte Städteordnung gewährleisteten Rechtes und waren der Meinung, diese Wahl habe in gemein samer Sitzung beider städtischer Kollegien stattzuftnden. Eine hierauf beantragte Abänderung jenes Paragra phen lehnte der Stadtrath jedoch ab, infolge besten das Stadtverordneten - Kollegium an die hohe Re gierungsbehörde Bericht zu erstatten genöthigt war. Deren Entscheidung lautet nun, „daß § 13 des Orts- statutS abzuändern und dem tz 112 der revidirten Städteordnung nachzugehen sei". Leipzig. An hiesiger Universität studiren in diesem Halbjahre 3288 Studenten und 59 nicht- immatrikulirte Hörer, zusammen 3347, 7 mehr als im vorigen Winter. Unter den 3288 Jnscribirten be finden sich 1374 Sachsen (1884/85: 1326, also dies Jahr 48 mehr) und 1914 Nichtsachsen (1884/85: 1955, mithin dies Jahr 41 weniger). Auf die Fakultäten vertheilen sich jene 3288 Stndirenden wie folgt: auf die theologische Fakultät 675 (gegen 696), die juristische 717 (gegen 691), die medizinische 742 (gegen 695), die philosophische 1154 (gegen 1199). Aus dem deutschen Reiche stammen 3020 (gegen 3011), aus dem übrigen Europa 182, aus Außereuropa 86. Tagesgeschichte. Berlin. Zu der Regierungs-Jubelfeier Kaiser Wilhelms am 3. Januar treffen, trotzdem derselbe von jeder größeren Feier Abstand nehmen wollte, von den meisten Höfen Botschafter und Abgesaüdte in Berlin ein, und auch mehrere Fürsten haben den Wunsch wiederholt, dem Kaiser ihre Glückwünsche per sönlich aussprechen zu dürfen. — Die „Pol. Nachrichten" schreiben zu der Frage der Reform der Branntweinsteuer, daß die bisher erörterten Formen der Spiritussteuer nicht geeignet seien, den Anforderungen, welche finanzieller-, wirth- schastlicher- und ethischerseits an die Reform dieser Steuer zu stellen sei, zu entsprechen. Weder die Fabrikat-, noch die Maischraumsteuer erwiesen sich als zweckentsprechend, es müsse die Monopolform in Er örterung gezogen werden, es dürfe dies jedoch nicht Rohspiritusmonopol, sondern es wüste dies ein rich tiges Branntweinmonopol werden. Die Interessen der Landwirthschaft, wie die finanziellen Interessen des Reiches könnten bei diesem Besteuerungsmodus nur volle Berücksichtigung finden. Von dem Reich, sowie Reichsorganen könne erwartet werden, daß den mora lischen, wie den gesundheitlichen Anforderungen vollauf entsprochen wird. — Wie verlautet, wird die Einbringung der Branntwein - Monopolvorlage im Reichstage etwa Mitte Februar erwartet. An den Bundesrath soll das Projekt in Form eines preußischen Antrages — wie früher auch das Tabaksmonopol-Projekt — in der zweiten Hälfte des Januar gelangen. Oesterreich. Die Jesuiten gedeihen in Oester reich. Jni Lemberger Landtage beantragte der Budget ausschuß, dem Jesuitenpater Kalinka die erbetene Unter stützung von 4500 Gulden für sein Internat, um ruthenische Schüler polnisch und jesuitisch zu machen, zu bewilligen. Bei Wien ist in aller Stille ein neues Jesuitenkloster entstanden, und zwar unweit des neuen Lustschlosses, welches sich die Kaiserin jüngst im Lainzer Thiergarten, eine Stunde von Wien, erbauen ließ. Bisher war ein Jesuitenkloster in Wien bei der alten Universität und eins in Kalksburg, wo die Jesuiten ein sehr wichtiges Gymnasium für den Adel halten. Außerdem giebt es aber in Wien Redemptoristen, Lazaristen, Jgnorantiner und wie die Affiliirten sonst noch heißen. Im Ganzen find in Wien und Um gebung 14 Männerorden mit 21 Niederlastungen und 18 Nonnenorden mit 46 Niederlastungen. — Seit 4 Tagen ist in Triest kein Cholerafall mehr vorgekommen. Frankreich. Von der Nationalversammlung wurde am 28. Dezember der bisherige Präsident der Re publik, Jules Grevy, mit 457 von 592 Stimmen auf die nächsten 7 Jahre wiedergewählt. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. — Es erhielten noch Stimmen Brisson (jetziger Ministerpräsident) 68, Frey- cinet 14 und Delaforge 10; 27 Zettel waren unbe schrieben. — In der Sitzung selbst kam es zu wüsten Austritten und Spektakelstücken. — Das Kabinet Brisson ist von der Leitung der Geschäfte zurückgetreten und Freycinet ist mit der Neu bildung eines Kabinetts beauftragt worden. Serbien. Die Mannschaften des ersten Aufge bots der serbischen Armee sind bis zum 24. Januar beurlaubt worden, die übrigen Truppen aber bleiben bis auf Weiteres unter den Waffen. Die Armee lieferungen bis auf die von Bekleidungsgegenständen und Munition wurden eingestellt. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Donnerstag, Abends 6 Uhr: Sylvestergottesbienst Herr Diak. Kerl. Chorgesang beim Sylvestergottesbienst: „Der Herr hat alles wohlgemacht rc." für gern. Chor nnd Sopransolo von B. Hell riegel. Freitag, am Neujahr: Früh '/,8 Uhr Beichte und Kom munion. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Snp. Opitz. Nachm. 2 Uhr Betstunde Herr Diak. Keil. Sonntag, 3. Januar: Früh '/>8 Uhr Beichte und Kom munion. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Diak. Keil. Altenberg. Sylvesterabend: Abends 6 Uhr predigt Herr Diak. Haucke. Ncujahrstag: Oesfcntl. Kommunion, Beichte '/,9 Uhr Herr Diak. Haucke. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Pf. Klein Pa ul. Nachm. l Uhr Beistunde. Sonntag nach Neujahr: Frühkommunion, Beichte '/»9 Uhr Herr Pfarrer Klcinpaul. Vorm. 9 Uhr predigt Herr Diak. Haucke. Nachm.-1 Uhr Betstunde. Frauenstcin. Donnerstag, 31. Dezember, Abends 6 Uhr Sylvestcrseicr: Herr Diak.-Vrk. Weigel. Freitag, 1. Januar 1886, Vorn,. 9 Uhr predigt Herr Pastor Langer. Nachmittags '/,2 Uhr Beistunde. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 28. Dezember. Ans dem heutigen Schlachtviehmarkte waren 313 Rlnder, 476 Land- und 192 Ungarschweine, in Snmma 668 Schweine, owie 702 Hammel nnd 121 Kälber zum Verkauf gestellt. Bei kaum mittelmäßigem Besuche selten hiesiger wie auswärtiger Fleischer gestaltete sich der Geschäftsgang trotz des schwächeren Austriebes nur mittelmäßig BloS in Schweinen sand eine rege Nachfrage und ein baldiger Ausverkauf Statt, während in den übrigen Viihgatlungeu mehr oder weniger erhebliche Ueberstände verbliebe». Rinder waren schwer verkäuflich und mußten die Händler eine 2g>rozentige Preisermäßigung willigen, s» daß Prim'waarr pro Centner Schlachtgewicht auf 60 dis 63 Mark, Mittelsorte aus 50—53 M., geringe Qualität ans 36 M. zu stehen kam. Auch der Hammelhandel gestaltete sich trotz des schwachen Auftriebes ziemlich schleppend und erzielte das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleilchgewicht nur schwer 61 bis 64 M., indeß daL Paar Landbammel in derselben Schwere 52 bis 55 M. und das-Paar Ansschußschöpse 36 Mark galt. Der Centner Schlachtgewicht von Landschweinen englischer Kreuzung wurde gern mit 57— 60 M. und von Schlesiern mit 52 - 56 M. bezahlt, während man für den Centner lebendes Gewicht von ungarischen Bakonicrn bei durchschnittlich 40 Pfund Tara 47 bis 49 Mark anlegle. Oswiciner sehlten dieses Mal und auch Mecklenburger waren nicht frisch ausgelriebcn, sondern nur durch Ueberstände von den letzten Märkten vertreten, die zu 52—54 M. pro Centner lebendes Gewicht abgenommen wurden. Das Kilo Kalbfleisch bezahlte man je nach Qualität der Stücke mit 70 bis 110 Pfennigen. — In den Schlachthäusern den Etablissements sind im Laufe der vorigen Woche 253 Rinder, 375 Hammel, 916 Schweine und 820 Kälber oder in Summa 2364 Stücke geschlachtet worden. Dresdner Produktenbörse vom 28. Dezember. Weizen, weiß, inl. 162 165 do. fremd weiß 165—175 do. deutsch br. 157—160 do. fremd gelb 155—175 do. neu, deutsch — — — do. do. engt. . 150—156 Roggen, inländischer 139 - 141 do. neuer. . — dv. runisch . 134—136 do fremder . 142—143 do. galizisch . Gerste, inländ. 140 150 do. böhm. u.mähr. 155—170 do Fuller 120 130 Hafer, inländ . 140—144 do. neuer . . do. russischer . 130—136 Mais, Cinquantinc 145 — 159 do. rumän. alt 124—130 do amcrit.. . 125—128 Srbsen, Kochw. 15,50-18.00 do Futterwaar, 13,00- 14,00 Wicken .... 130—140 Buchweizen, inländ. 140—147 Winterraps. . . 210 212 Winterrübsen, inl. — Leinsaat, feine . . 260—270 Leinsaat, mittel. . 235 - 250 Rüböl, rasstniri . . 52,00 Rapskuchen, inländische 12,00 d». runde . 12,00 Malz 26-29 Kieksaat, roth . . do weiß . . do schwedisch Tymothee ... Weizenm., KaiierauSz. 32,00 Griesler Auszug . 29,00 Semmelmehl . . 27,00 Bäcker.Mundmehl 23,50 Griesler-Mundm. 20,50 Pohl-Mehl. . . 16,50 Rogaenmchle, Nr. 0. 23,00 Nr. 0/1 ... 22,00 Nr. 1 . . . . 21,00 Nr. 2 ... . 18,00 Nr 3 ... . 15,00 Futtermehl .... 13,00 Weizenkleie, grobe. . 9,00 do. seine. . 8,60 Roggenkleie . . . 10,20 Sv'ritus ver 100 Liter 40,50 des vom LIl3,U5L66llLUS 2U 15 — am 31. Dezbr. 1885, Vormittags 10 Uhr. Im Jahre Siebzig war der Deutschen Sinnen, Elsaß Lothringen wieder zu gewinnen, Das ließ, ob blutig auch nm solch' Gelüste», Die Deutschen zum Feldzüge rüsten. In Frankreichs Grüfte sank manch' deutsches Heer, Wir aber zogen bis vor Paris, mit blanker Webr. Und als die fremde Erd' dnrchströmt mit deutschem Blut, So ward zum Eigenthnm uns doch das entlehnte Gut; Als Krüppel kehrte wohl Mancher heim Und Viele spürten des Sicchtbums Keim. Lhränen des Mitleids, doch auch die der Freude flössen, Als mir durch König Alberts Gnade erschlossen In G. b. St. ein Einnahmcgebäude, als ein schützend Heim. Nur wenige Jahre sah ich im Erzgebirge schwinden, Dan» hieß es: ziehe nach U., ein schön'res Heim Dir zu gründe». Dort legt' ich mir an einen Blumengarten; 1 Auch Furchen für Kartoffeln und Beete sür Gemüse, Und damit man zeitweilig auch der Ruhe genieße, Erschien eine Laube, sowie auch ein erhöhtes Plätzchen Mit Sträuchern, von Jasmin und Rosen umgeben, Und eine Schaukel, sowie ein Reck für meine Kinder, daneben. Als später die Eisenbau» am Gartcnzaun entlang sich bewegt, Freuten die Passagiere sich nicht minder — über das Spiel der Kinder Und wurden, gleich uns Eltern, freudig erregt. Die Mühe, dieses Heiligthum zu warten, Thal meinem Leibe, meinem Geiste wohl. Die Nachbarn und Passanten sind freundlich mir begegnet, Wenn schwer der Wagen durch den Schlagbaum schwankt', Mit Langholz und reicher Ernt.srucht gesegnet Hab' ich mit ihnen dann bei der Kirchweih Gott gedankt. Mit Trauern hab ost das Schlagsenster ich geöffnet. Wenn man den Müden zur ewigen Ruhe trug, Doch schnell ist die Beutelstange von der Wand geflogen, Wenn mit Musik genaht der Hochzeitszug. Vergessen werde ich auch nie die tantiemenreiche Zeit, Als Vier- und Sechsgespann am Schalter sich noch reiht': Die Zeit ist entflohen! — Ach, von wie vielen Straßen Zog der Verkehr zur Station der nahen Eisenbahn, Schon längst hört' ich den Postillon nicht mehr blasen- Das Liedchen, dess' Klang mir wohlgethan. Nun ist auch mir die Verordnung zugeflossen: „Mil Neujahr werden die Hebestcllcn geschlossen, Such' Dir nun ein andres Heim." Kam sonst der König durch U. gefahren, Schmückt' ich sein Bild und Wappen mit grünem Reis; Der seine Güte mir gezeigt nach meinen Kriegesjahren, Für die mich ziert der Ehrenmünze Preis. Zum letzten Mal, nmrankt vom grünen Tannenzweig, Grüßt über der Thür' mich das steinerne Wappenschild, Dann meide ich das liebgewordene, kleine Haus Und nehme mit niir meines Königs Bild. Nachdem ich Jahre lang das Ehauffcegeld erhoben, Will an der Schlachtstencr zu S. b. L. mich Gott erproben. So leb' denn wohl Du Haus, in dem ich glücklich war, Auch Ihr, meine Freunde, lebt wohl, ich bring' Euch noch dies Vergißmeinnicht dar. 0. D.