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Mchklitz-MiW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnk in Dippoldiswalde - 51. Jahrgang Nr. 150. Oesterreich-Ungarn. Bei den Neuwahlen zum Prager Gemeinderathe haben die Deutschen einen nicht zu unterschätzenden Erfolg errungen. In allen Be zirken entfielen auf die deutschen Kandidaten nam hafte Minoritäten, ja, im ersten Wahlkörper der Alt stadt erzielten die deutschen Kandidaten die relative Mehrheit, so daß fünf deutsche Kandidaten mit den Czechen in die Stichwahl kommen. Die Wahl von mindestens einem Deutschen in die Prager Stadtver tretung ist hiermit unbedingt gesichert. Für die Deut schen nicht nur der böhmischen Hauptstadt, sondern des ganzen Landes, wird dieser erste praktische Erfolg nach langer Zeit jedenfalls nur ein Ansporn zu fernerem kräftigen Zusammengehen gegen czechische Willkür sein. England. Nach der militärischen „Promenade" der Engländer nach Birma wartet ihrer jetzt eine neue Auflage des Sudanseldzuges. Das Herr des neuen Mahdi Mohamed El Khair ist im raschen Vordringen gegen Ober-Egypten begriffen, und südlich von Wady- halfa haben bereits die ersten Zusammenstöße zwischen den Rebellen und den englisch-egyptischen Vorposten stattgesunden, in denen die letzteren allerdings Sieger geblieben sind. Nichtsdestoweniger soll die Lage des englischen Expeditionskorps im Sudan eine ziemlich kritische sein, trotz der zuversichtlichen Telegramme, die aus Kairo über die Dinge am oberen Nil in die Welt versandt werden. Die englischen Garnisonen in Wady- halfa, Assuan rc. sollen wirklich in Gefahr stehen, von den Rebellen von dem eigentlichen Egypten abge schnitten zu werden, wenn nicht schleunigst Verstär kungen nach dem Sudan abgesandt werden. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein oder der der bei der Tonkin-Expedition, die relative Majorität "erhalten haben; aber Paris ist schon lange nicht mehr Frank reich, und wie die Pariser Radikalen über die ostasia- tische Politik der französischen Regierung denken, kann für letztere nicht maßgebend sein. Uebrigens sind jetzt vom General Courcy wieder recht günstige Depeschen «ingetroffen. ist, die Aufmerksamkeit der Berg-Industriellen auf sich lenken dürfte. I. O. Wohlfarth. — Welche Forderungen verjähren zum 1. k. M-? Es verjähren die Forderungen aus dem Jahre 1883: 1) der Fabrikunternehmer, Kaufleute, Krämer, Künstler und Handwerker für Maaren und Arbeiten, sowie der Apotheker für Arzneimittel, mit Ausnahme solcher Forderungen, welche in Bezug auf den Gewerbebetrieb des Empfängers der Waare oder Arbeit entstanden sind; 2) der Fabrikunternehmer, Kaufleute, Krämer, Künstler und Gewerken wegen der an ihre Arbeiter gegebenen Vorschüsse; 3) der Schul- und Erziehungs kosten und Honorare, mit Ausnahme derjenigen, welche an öffentlichen Anstalten reglementmäßig gestundet werden; 4) der Fabrikarbeiter, Gesellen und gemeinen Handwerker rückständiger Lohn; 5) der Fuhrleute und Schiffer Lohn und Auslagen; 6) der Gastwirthe für Wohnung und Beköstigung, und endlich 7) alle An sprüche auf Schadenersatz, insbesondere auch die An sprüche, welche ein in seinem Berufe Verunglückter gegen seinen Arbeitgeber zu erheben hat, verjähren mit dem 31. d. Mts., wenn nicht bis zu diesem Tage dem Schuldner die Klage behändigt ist. — Bei sämmtlichen Postanstalten wird Sonntag vor Weihnachten, den 20. d. M., der Schalterdienst und die Orts-Packetbestellung wie an Wochen tagen stattfinden. Am 25., 28. und 27. Dezember wird der Dienst wie an jedem andern Sonn- und Feiertag gehandhabt, mit der Ausnahme, daß am 25. Dezember die Orts-Packetbestellung wie Wochentags ausgeführt wird. Die Landbestellung hat am 25. Dezember gänzlich zu ruhen. — Nach Verordnung des kgl. Ministeriums des Innern vom 23. Dezember vor. I. hat im laufenden Jahre die Aufnahme einer Statistik der öffentlichen Armenpflege stattzusinden. Insoweit die nothwendigen Erhebungen noch nicht geschehen, sind dieselben unver weilt vorzunehmen. Die Anfang d. I. an die Orts behörden, gelangten Karten und ö sind bis 15. Januar 1886 sorgfältig ausgefüllt an die kgl. Amts- hauplmannschaft zurückzureichen. Die Zählung betreffs der selbstständigen Güter liegt den Gemeindevorständen mit ob. Für OrtSarmenverbände, welche im Laufe des Jahres 1885 eine Unterstützung aus öffentlichen Armenmitteln nicht bewilligt haben sollten, ist je ein Exemplar der Zählkarte und des Formulars ö mit einem quer durchgeschriebenen „Vakat" ausgefüllt, an die kgl. Amtshauptmannschaft einzusenden. — Weitere vorläufige Mittheilungen über Ergeb nisse der Volkszählung unter Angabe der in Klammern gesetzten Bevölkerungsziffer vom I. 1880: Frauenstein 1389 (1447), Hänichen 793 (817) und Waltersdorf b. Liebstadt 217 (233). 18 Frauenstein, 15. Dezember. Am 6. d. M. sind aus der Besserungsanstalt für verwahrloste Kinder in Braunsdorf drei im 17. Lebensjahre stehende Zög linge mit dem Vorhaben entwichen, nach der Schweiz zu reisen und sich dort als Viehhirten zu vermiethen. Die drei Flüchtlinge sind jedoch bei ihrer Reise aus einander gekommen und wurde der eine, Namens Bock, am 9. d. M. in Burkersdorf und der zweite, Namens Leonhardt, am 12. in der Körnermühle bei Ammels- dorf aufgegriffen und dem kgl. Amtsgericht Frauen stein behufs Weiteren überliefert. Der dritte Flücht ling, Namens Huhle, treibt sich noch vagabondirend im Lande umher. Bock und Leonhardt waren bei der Arretur fast erfroren, da sie sich bei der strengen Kälte der vergangenen Woche des Nachts über im Walde, bez. in Scheunen aufgehalten haben. Der eine Flücht ling, Bock, wurde vor ca. 6 Jahren bereits hier schon einmal als Deserteur der Bräunsdorfer Besserungs anstalt festgenommen. Dresden. Die Weihnachtsferien des Landtages werden, wie verlautet, erst am 23. Dezember beginnen und nur bis zum 6. Januar währen. AH Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Das Befinden des Kaisers ist trotz der gegenwärtigen nicht günstigen Witterung ein durchaus zufriedenstellendes. Nur die Theilnahme an den noch vor Weihnachten projektirt gewesenen Hof jagden hat sich der hohe Herr versagen müssen und ist es vorläufig auch noch ganz unbestimmt, wann der Kaiser wieder seinen nächsten Jagdausflug zu unter nehmen gedenkt. — Der Reichstag ist in dieser Woche in die Weihnachtsferien gegangen und wird am 8. Januar seine Arbeiten wieder aufnehmen. In dieser seiner letzten Woche vor dem Feste wurde das Haus vollständig durch die Spezialberathung des Etats in Anspruch genommen; trotzdem wird der Reichstag auch noch nach Weihnachten sich mit verschiedenen Etats- theilen beschäftigen müssen. Nachdem er 3 Sitzungen gebraucht, um den Spezialetat des Neichsamtes des Innern zu erledigen brachte er drei Tage mit der Diskussion des Militäretats zu. Dieselbe gestaltete sich allerdings etwas lebhafter, als in den vorher gehenden Tagen, wie dies ja in der Natur dieses Gegenstandes liegt; immerhin war aber die Debatte lange nicht so bewegt, wie aus gleichem Anlaß in früheren Sessionen; die Feriensehnsucht des Reichs- . tages war hierbei offenbar maßgebend, denn das Haus erwies sich in den letzten Tagen kaum mehr als be schlußfähig. — Der Bundesrath, dessen Ausschüsse zur Zeit durch die Berathung der Vorlage über die Reform der Zuckersteuer voll in Anspruch genommen werden, wird sich erst in nächster Woche vertagen. — Ganz im Einklang mit dem Friedenscharakter des herannahenden Weihnachtsfestes steht, daß sich gerade in den letztvergangenen Tagen zwei für die allmälige Lösung des kirchenpolitischen Konfliktes Zeugniß ab legende Ereignisse vollzogen haben. Am Dienstag ist in Köln die Inthronisation des neuen Erzbischofs, vr. Crementz, erfolgt und darf man wohl an diese Feier die Erwartung knüpfen, daß sie den Beginn friedlicherer Beziehungen zwischen der preußischen Ne gierung und der Kurie bedeutet. Dasselbe darf man jedenfalls auch von dem andern erwähnten Ereignisse erwarten, der am Dienstag seitens kkes ermländischen Domkapitels vollzogenen Wahl eines Nachfolgers für vr. Crementz in der ermländischen Bischofswürde. Die Wahl ist auf vr. Andreas Thiel, Generalvikar und Domherr zu Frauenburg, gefallen. — Die sächsische 2. Kammer hat den Antrag des Abgeordneten Clauß- Chemnitz, die Gehälter für die Gesandten Sachsens in Wien und München zu streichen, abgelehnt. Frankreich. Nächste Woche soll in der franzö sischen Deputirtenkammer die große Haupt- und Staatsaktion, die Debatte über den 75-Millionen- Äredit für Tonkin, ihren Anfang nehmen. Die Frage, ob Frankreich Tonkin auch ferner besetzt halten oder, sei es früher, sei es später, räumen soll, bewegt die Gemüther jenseits der Vogesen bekanntlich schon seit Wochen. Charakteristisch ist hierbei die Erscheinung, daß das Land in seiner überwiegenden Majorität den Regierungsstandpunkt theilt, daß die Okkupation von Tonkin schon im Interesse der nationalen Ehre und des militärischen Prestiges Frankreichs aufrechterhalten werden müsse, während die Kammer in ihrer philister haften Anschauung Tonkin am liebsten heute morgen geräumt sehen möchte. Die Vertheidiger Räumungspolitik weisen nun auf den Ausfall Pariser Nachwahlen zur Deputirtenkammer hin, denen die Radikalen, die entschiedenen Gegner Sonnabend, den 19. Dezember 1885. Lokales und SälMches. Dippoldiswalde. Die Hoffnung auf ein in unserer Stadt zu errichtendes Lut Herdenkmal ist wohl von keiner Seite aufgegeben worden. Als am 10. November 1883 der Grundstock zu einem Fond für dasselbe gelegt ward, war man sich bewußt, daß es jahrelangen Sammelns bedürfen würde, ehe das nöthige Kapital für ein auch uur einfaches Denkmal zur Verfügung sein würde. Um den Fond abermals zu vergröbern, veranstaltet Herr Kantor Hellriegel mit hiesigen Gesangskrästen am ersten Weinachtsfeiertag im Schießhause ein Gesangsconcert, auf daß wir jetzt schon Hinweisen wollen und dem wir einen recht zahl reichen Besuch wünschen. — Im vergangenen Jahrgang dieser Blätter er wähnte ich, daß die alte Vergstadt Dippoldis walde eine seit 380 Jahren genossene Ehre an die Schwesterstadt Freiberg werde abtreten müssen. Es handelte sich um die von dem Dippoldiswalder Berg herrn Sigismund von Maltitz eingeführte Behandlung der Erze durch „nasse Pochwerke", die in allen berg bautreibenden Ländern bis auf diesen Tag ihre An wendung findet. Von Freiberg aus wurde damals beabsichtigt, statt dieser seitherigen Benutzung des Wassers künftighin die Luft zum Betrieb zu benutzen. Nun hat aber bei der Ausführung der neue Vorschlag vor der Hand sich noch nicht allenthalben bewähren wollen. Es bleibt demnach bis auf Weiteres die alte Dippoldiswalder Einrichtung in Geltung. — Wie lange es dauern wird, bis das durch den Bergbau entstandene Dippoldiswalde geneigt sein wird, die unter seinen Aeckern liegenden reichen Erzfelder wieder ein mal aufsuchen zu lassen, kann vorläufig Niemand wissen. Vermuthen läßt sich aber, daß man in An betracht des letzten diesfallsigen Versuches, der in Folge gräßlicher Mißwirthschaft schmählich zu Grunde ging, sich nicht alsbald für ein neues Unternehmen wird erwärmen können. Möglich aber ist, daß, wenn die sächsische Staatsregierung mit der Aneignung der größeren Freiberger Erzgruben glückliche Erfolge haben sollte, dann auch der Ostflügel des Erzgebirges, der nur in seinen obersten Schichten bergmännisch unter sucht, aber auch bei Weitem nicht abgebaut worden Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit , 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiitge- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Wie „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.