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- Feuerlöschwesens, Errichtung einer Sammlung der wesentlichsten und besten derartigen Utenstlien, Er richtung sogenannter technischer Feuerwehrtage, d. h. Versammlungen von wirklichen Sachverständigen zu Besprechungen rc.); er bedarf aber zu diesen Veran staltungen, die sich als nützlich und zweckmäßig dar stellen dürften, größerer Geldmittel, und die Verhält nisse des Feuerwehrfonds lassen eine solche Bewillig ung, unbeschadet seiner eigentlichen Zwecke, unbedenk lich erscheinen. — Zugleich mit dem Personal- und Besoldungs- Etat der Landes-Jmmobiliar-Brandversicherungs-Än- stalt ist auch der Rechenschaftsbericht dieser Anstalt für die Jahre 1883 und 1884 an den Landtag gelangt. Derselbe bietet ein erfreuliches Bild der glänzenden Lage dieses gemeinnützigen Instituts. Was zunächst die Gebäudeversicherungs-Abtheilung anlangt, so hob sich die Gesammt - Summe der Versicherung von 2,864,525,770 M. auf 3,007,512,300 M., die Zahl der Beitrags-Einheiten von 171,298,464'/» auf 176,621,771, die Zahl der versicherten Gebäudekom plexe von 296,860 auf 300,700, also ein beachtens- werther Zuwachs, wenn derselbe auch immer noch niedriger ist, als in der Vorperiode, in welcher, viel leicht als Nachwirkung früherer Jahre, eine noch regere Baulust bestand, auch die Baupreise und deshalb die Versicherungswerthe höher standen, als in den beiden letzten Jahren. Eine erfreuliche Abnahme zeigen die Versicherungen unter weicher Dachung; sie betragen am Ende der Periode nur noch 7,7» Proz. der Ge- sammtversicherungssumme gegen 10,7» zu Ende des Jahres 1878. Die Zahl der Brandschäden betrug 2612 (gegenüber 2983 in der Vorperiode), wovon 2153 zu vergüten waren. Während aber die Zahl der Schadenfälle überhaupt sich vermindert hat, ist die An zahl der zu vergüten gewesenen Blitzschläge wiederum nicht unerheblich gestiegen. Die Zahl der Blitzschlag fälle im Jahre 1884 (310, wovon 91 zündende) ist noch in keinem der Vorjahre erreicht worden. Wie eine Vergleichung der durchschnittlichen Entschädigung auf einen Brandfall zeigt, hat in dieser Periode der Umfang der Brände — infolge der Vermehrung der massiven Bauten und der in den meisten Orten des Landes jetzt bestehenden besseren Löscheinrichtungen — abgenommen; die durchschnittliche Entschädigung auf einen Brandfall ist von 3918 Mark in der Periode 1875/76 hinabgegangen auf 3269 M. in der Periode 1883/84. Im Ganzen haben die Brandschäden-Ver gütungen über 530,000 M. weniger betragen, als in der Vorperiode, was zur Folge hatte, daß in beiden Betriebsjahren die Versicherungsbeiträge mit nur 2 Pf. statt 3 Pf. zur Erhebung gelangten. Freiberg. Nach Beschluß der städtischen Kollegien werden vom I. April 1886 ab die Einlagen in hie siger Sparkasse nur noch mit 3 Proz. verzinst; bis her fand eine 3>/»prvz. Verzinsung statt. Pirna. Nachdem die Frage der Erbauung einer Drahtseilbahn nach der Bastei seit mehreren Jahren geruht hat, tritt jetzt die Nachricht von der Erbauung einer Zahnradbahn von Stadt Wehlen nach der Bastei auf und soll das Projekt bereits greifbare Ge stalt angenommen haben. — Zur Vergrößerung des hiesigen Artillerie- Exerzierplatzes haben die Stadtverordneten 30,000 M. verwilligt. Chemnitz. Die beabsichtigte Umgestaltung des Bahnhofes in Chemnitz, wofür die erste Rate zur Erwerbung des benöthigten Areals und Ausführung der Erdarbeiten mit 882,000 M. in den Staatshaus haltsetat für 1886/87 eingestellt ist, kommt einer um- — 606 — fänglichen Erweiterung des Bahnhofes gleich, bedingt durch den bedeutend gewachsenen Verkehr, der eine Vermehrung der Gleise rc. dringend nöthig macht. Jnsgesammt sind die Kosten der Erweiterung auf reichlich 2 Millionen Mark veranschlagt. — Auch für den Bahnhof Flöha ist eine Erweiterung vorgesehen, und zwar die Anlegung eines Ausziehgleises und mehrerer Rangirgleise, deren Herstellung auf 184,000 Mark veranschlagt ist. Tagesgeschtchte. Berlin. Der Reichstag ist am 19. November in seinem Sitzungssaals durch den Staatsminister von Bötticher eröffnet worden. Die Thronrede kündigt erhöhte Leistungen für das Heerwesen und die Marine an. Es erscheint nothwendig, auf dem Gebiete der Verbrauchssteuern neue Einnahmequellen zu eröffnen. An Vorlagen werden angekündigt: solche über die Branntweinsteuer, ferner über die Erweiterung der Unfallversicherung, über die Revision des Servistarifes, über den Nord-Ostsee-Kanal, über die Rechtspflege in den überseeischen Gebieten. Die Ergebnisse der Ver handlungen mit fremden Negierungen über die weitere Ausdehnung der deutschen überseeischen Unternehmungen und Erwerbungen soll Näheres mitgetheilt werden. Die Verhandlungen mit Spanien lassen durch die Vermittelung des Papstes eine den freundschaftlichen Beziehungen beider Länder entsprechende Vergleichs weise erwarten. Die Beilegung der Differenzen über die Priorität der Besitzergreifung der Karolinen steht baldigst in Aussicht. Deutschlands Beziehungen zu dem gesammten Auslande sind friedliche und freund schaftliche. Der Kaiser hofft zuversichtlich, daß die Kämpfe der Balkanstaaten den Frieden unter den Mächten nicht stören werden, daß es vielmehr den Mächten, welche den bekannten Berliner Vertrag unter zeichneten, gelingen möge, den bestehenden Verträgen Achtung zu verschaffe». Der Kaiser vertraut fest darauf, daß Gottes Segen wie bisher den erfolgreichen Bestrebungen Deutschlands zur Erhaltung des Friedens auch zukünftig nicht fehlen werde. — Der Namensaufruf der ersten Sitzung des Reichstages ergab 175 Mitglieder, das Haus war also beschlußunfähig. — Die einzelnen Fraktionen des Reichstages haben zur Zeit folgenden Bestand: Centrum 108, Deutschkonservative 75, Deutschfreisinnige 65, National liberale 50, Deutsche Reichspartei 28, Sozialdemo kraten 24, Polen 16, Volkspartei 7, Fraktionslose mit Einschluß der 15 Elsaß-Lothringer 23. — Da der 3. Januar 1886, der dem Regierungs jubiläum des Kaisers als König von Preußen nächst folgende Tag, auf einen Sonntag fällt, hat der Kaiser den Wunsch geäußert, daß in den Gottesdienst an diesem Tage ein Dankgebet für den glücklichen Ver lauf der Negierung während der verflossenen 25 Jahre ausgenommen werde. — Es trifft sich gut, daß die Karolinen frage unmittelbar vor dem Zusammentritt des Reichstages zur Lösung gelangt. Der „Germania" wird von Rom aus bestätigt, daß die Vermittelung des Papstes von Erfolg gewesen sei. Welcher Art dieser Erfolg ist, für Deutschland nämlich, wird noch nicht mitgetheilt. Für den deutschen Handel ist es am Wichtigsten, daß der Streit mit Spanien um diese Inselgruppe, die bisher Niemandem begehrungswttrdig erschienen ist, so bald als möglich zum Austrag gebracht wird, ehe unsere Konkurrenten im Stande gewesen sind, die Ver stimmung, welche das Vorgehen der deutschen Kriegs schiffe hervorgerufen hat, zu ihren Gunsten auszu nutzen. Daß die Sicherstellung der deutschen Handels niederlassung ans den Karolinen durch Annahme der päpstlichen Vorschläge verbürgt wird, ist wohl nicht zu bezweifeln. Frankreich. In parlamentarischen Kreisen macht man große Anstrengungen, um eine Ministerkrisis zu vermeiden. Die Radikalen möchten dies dadurch erreichen, daß der Zusammentritt des Kongresses (zur Wahl des Präsidenten) vorgerückt und bis dahin die Debatten, durch welche eine Krisis herbeigeführt wer den könnte, verhindert werden. Der Ministerpräsident Brisson soll aber diesen Plan ablehnen und will er in der Deputirtenkammer bei den bevorstehenden De batten sofort die Kabinetssrage stellen. 1 England. Der Vormarsch der Engländer gegen das Königreich Birma hat begonnen und ist am 17. November Minhla nach einem dreistündigen Kampfe mit Sturm genommen worden, wobei die Engländer nur geringe Verluste erlitten; 1 Offizier wurde ge- tödtet, 3 verwundet. Der Weg nach der Hauptstadt Mandaley ist nunmehr angeblich frei. Bulgarien. Die Festung Widdin kapitulirte am 19. Novbr. und wurde die Garnison kriegsgefangen. Britisch. Nordamerika. Die englische Politik hat in Canada mit der gestern vollzogenen Hinrichtung des weiland Jnsurgentenführers Riel ein Exempel statuirt, das den unruhigen Köpfen der Kreolen- und Halbblutbevölkerung zur Warnung dienen wird, mag auch die französische Colonialpresse, unterstützt von dem Pariser Chauvinismus, in leidenschaftliche An klagen der englischen „Tyrannei" ausbrechen. Das Ansehen des britischen Namens erforderte eine nach drückliche Kundgebung; eine Begnadigung des Rädels führers wäre aller Wahrscheinlichkeit nach der Regie rung als Schwäche gedeutet morden und hätte den Keim zu neuen Unbotmäßigkeitsakten ausgestreut. Das Toryregime hat sich dieser bedenklichen Unterlassungs sünde nicht schuldig machen wollen. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Sonntag, 22. Novcmber, (am Todtcnfcst): Früh Uhr Beichte und Kommnnion (mit Orgelbcgleitnng und Gesang). Vorn,. 9 Uhr predigt Herr Diak.-Vik. Keil. Abends 6 Uhr Gottesdienst in der Nikolaikirche: Herr Snp. Opitz. Kirchenmusiken am Todtensonntag: a. beim Vor mittags-Gottesdienst: „Was macht Ihr, daß Ihr weinet" rc.: t>. beim Abend-Gottesdienst: „Gieb Dich zufrieden und sei stille" rc. Gemischte Chorgesängc von B. Hellriegel. Altenberg. Sonntag, 22. November, (am Todtcnsest): Oeffentliche Kom munion. Beichte '/,9 Uhr: Herr Diak. Hancke. Voim. 9 Uhr predigt Herr Pfarrer Kleinpaul. Nachm. 1 Uhr: Betstunde. Frauenstein. Sonntag, 22. November, (am Todtenfest): Allgem. Lodten- feier. Früh 9 Uhr predigt Herr Diak.-Vik. Weigel. Nachm V»2 Uhr in der Gottesackerkirche: Liturgischer Gottesdienst mit Ansprache: Herr Pastor Langer. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 19. November. Auf dem heutigen Kleinviehmarkte standen neben einer An zahl Uebersttindern vom letzten Hanptmarkte l Bulle, 410 Schweine, 101 Hammel, sowie 500 Kälber als neu zugetrieben zuin Verkaufe. Da der Markt nur mittelmäßig besucht war, wurden in Rindern und Hammeln zu vorigen Marktpreisen nur wenige Abschlüsse erzielt. Schweine erweckten nur geringe Kauf lust und kostete der Centner Schlachtgewicht 54 bis 60 M., der Ceutuer lebendes Gewicht bei 40 Pfd. Tara 48 bis 57 M. Der Kälvcrhaudcl zog sich in die Länge; Preiskonzessivnen vermochten jedoch die Händler nicht zu machen, so daß das Kilo Fleisch je nach Güte der Waare 85 bis NO Ps. galt. Bekanntmachung. Der Kommunikationsweg von Altenberg nach Bärenstein ist während des Winters bei Schneefall für den Fährverkehr gesperrt. Aus Antrag der betheiligten Gemeinden Altenberg und Dorf Bärenstein wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, den 17. November 1885. Königliche Amtshanptmannschaft. von Keßinger. Ludwig. Bekanntmachung, die Volkszählung betreffend. Am 1. Dezember er. findet nach dem Beschlüsse des Bundesrathes vom 18. Juni dieses Jahres eine Volkszählung im Deutschen Reiche statt. Zur Ausführung dieser Zählung hat das Königliche Ministerium des In nern— Seite 113 fg. des Gesetz- und Verordnungsblattes — Folgendes an geordnet : 1. Die Ausführung der nach dem Stande vom I. Dezember dieses Jahres vorzunehmenden Volkszählung liegt den Gemeindebehörden für jeden Gemeindebezirk, einschließlich der im Orte befindlichen selbstständigen Güter, ob. Dieselben können mit der unmittelbaren Leitung der Geschäfte da, wo es zweck mäßig erscheint, besondere Zählungskommissionen beauftragen. Die Bildung der letzteren muß bis 16. November erfolgt sein. Aufgabe der Ortsbehörden, beziehentlich der Zählungskommisffonen, ist zunächst: Gintheilung der Ge meinden in Zählberirke — welche nicht mehr als 30—40 Haushaltunaen umfassen sollen — und Annahme und Anweisung der Zähler. Diese Geschäfte sind bis spätestens zum 20. November zu beenden. 2. Die AuStheilung der den Ortsbehörden in den nächsten Tagen zu gehenden Zählungslisten und sonstigen Drucksachen hat durch die bestellten Zähler in der Zeit vom 28. bis 30. November zu erfolgen. 3. Die Zählungslisten sind am 1. Dezember Vormittags durch die Haushaltungsvorstände, beziehentlich die einzeln wohnenden selbstständigen Per sonen; — für Gasthöfe und Herbergen, sowie für Anstalten aller Art, durch die Besitzer, Vorsteher, Verwalter oder deren Stellvertreter sorgfältig auszufüllen und durch Unterschrift zu bescheinigen. Wo dies auf Schwierigkeiten stößt, erfolgt die Ausfüllung der Zählungslisten durch die Zähler auf Grund der in den Haus haltungen selbst einzuziehenden Erkundigungen. 4. Die Wiedereinsammlung der Zählungslisten hat nach 12 Uhr Mittags des 1. Dezember zu beginnen und soll möglichst bis zum Abend deS 2. Dezember beendet sein. 5. Hiernächst haben die Ortsbehörden, beziehentlich die Zählungskommissio nen, das von den Zählern zurückgelieferte Zählungsmaterlal genau zu prüfen. Amtlicher Theil.