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"Mit WÄmtz-Ieitmis Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde 51. Jahrgang. Sonnabend, den 10. Oktober 1885 Nr. 120 <- -Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Wie schon mehrfach in unserem Blatte erwähnt, begeht der hiesige Turnverein näch sten Sonntag das Fest seines 25 jährigen Bestehens, «stets hat die »hiesige Bewohnerschaft an solchen Festen regen Antheil genommen, und so dürfen wir wohl auch diesmal hoffen, daß dieselbe durch Schmücken der Häuser mit Kränzen und Fahnen ihre Theilnahme kund giebt. — Am Kirmessonntag wird Herr Schießhausbes. Hofmann in seinem Saale ein Concert der Artillerie kapelle veranstalten, dem wir einen recht zahlreichen Besuch wünschen (s. Inserat). — Wie wir soeben erfahren, wird im Laufe der nächsten Woche der Grundstein zum Aussichts thurm beim Steinbruch gelegt werden. Weitere Be kanntmachung erfolgt in nächster Nummer. — In der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde ist im Monat September von ansteckenden Thierkrank heiten nur der Milzbrand und zwar in Börlas auf getreten; in einem Gehöfte daselbst war ein Thier bestand von 15 Rindern gefährdet, von denen ein Stück erkrankte und verendete. l>Z Frauenstein, 8. Oktober. Ein ganz außer gewöhnliches reges Treiben herrschte am Sonntag in unserer Stadt anläßlich des Feuerwehrtages des Lokalverbands Frauensteins und Umgegend und des Sängertagsder Gesangvereine Burkersdorf, Frauen stein, Kleinbobritzsch und Reichenau. Zu Ehren des Doppelfestes durchzog eine Reveille früh 5 Uhr die Stadt, worauf sehr viele Häuser Fahnen- und Flaggen schmuck anlegten. Nach Beendigung des Bormittags ¬ über seine Partei erlangt. Daß er diesen seinen Ein fluß zur Erreichung der nationalen Unabhängigkeit Irlands zu verwenden gedenkt, hat Parnell erst dieser Tage wieder versichert; die englische Negierung — gleichviel ob sie in den Händen der Tories bleibt, oder wieder an die Liberalen übergeht — weiß nun genau, was sie von den „irischen Patrioten" zu halten hat. Frankreich. Der Wahlsieg der französischen Monarchisten stellt sich jetzt, wo die Wahlresultate aus sämmtlichen Departements — mit Ausnahme von Paris — vorliegen, noch glänzender dar, als die ersten Nachrichten vermuthen ließen. Im Ganzen sind 174 Konservative gewählt worden, denen nur 135 Republikaner gegenüberstehen; von den erforderlichen 226 Stichwahlen werden zum Allermindesten noch 25 bis 30 günstig für die Monarchisten ausfallen und diese werden in der neuen Kammer somit wenigstens über 200 Stimmen verfügen und dieses unerwartete Anschwellen des monarchistischen Elementes im fran zösischen Parlamente eröffnet für den Weiterbestand des jetzigen gemäßigt-republikanischen Regimes in Frankreich recht bedenkliche Aussichten. Ob es ge lingt, alle republikanischen Elemente wenigstens bei den Stichwahlen unter eine Fahne zusammen zu bringen und somit dem weiteren Ansturm der Konservativen ein Paroli zu biegen, ist noch sehr zweifelhaft, denn die republikanischen Journale beschuldigen einan der in den schärfsten Ausdrücken, die gemäßigten Re publikaner geben den Opportunisten und diese wieder den Radikalen die Schuld an der eklatanten Nieder lage der republikanischen Parteien. Im Uebrigen haben die Opportunisten, also die ehemaligen Gam- bettisten, die Hauptkosten des monarchistischen Wahl sieges zu tragen unv da in dem gegenwärtigen fran zösischen Kabinet Brisson-Freycinet das opportunistische Element entschieden vorherrscht, so werden sich auch zunächst auf das Ministerium die Rückwirkungen der Wahlergebnisse äußern. Wie versichert wird, haben der Ackerbauminister und der Handelsminister, welche bei den Wahlen durchgefallen sind, bereits ihre De mission eingereicht. urtheilen, scheint es in der That, als ob die Kon ferenzarbeiten nur einen sehr gemessenen Fortgang nehmen werden und daß man die eigentliche diplo matische Entscheidung von einem ganz anderen Orte her zu erwarten hat — von Friedrichsruhe. Dort hat Anfang dieser Woche der österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin, Graf Szecheny, geweilt, und den Besprechungen, die er mit dem deutschen Reichs kanzler gehabt hat, werden für die Gestaltung der Dinge im Südosten Europas ohne Zweifel von schwer wiegender Bedeutung sein. Dies um so mehr, als der russische Minister des Auswärtigen von Kopen hagen aus, dem Vernehmen nach, am Mittwoch einen zweiten Besuch in Friedrichsruhe abstattete und wird man vielleicht in Bälde von einem gemeinsamen Schritte der Mächte auf der Balkanhalbinsel hören. Vielleicht läßt die signalisirte Ankunft eines österrei chischen und eines russischen Geschaders in den grie chischen Gewässern sich als einen ersten ernstlichen Versuch der Mächte betrachten, die Kriegslust zunächst der Griechen etwas zu dämpfen. Sonst lagen über die Situation auf der Balkanhalbinsel bis zum Mitt woch keine neuen Nachrichten von Bedeutung vor. Lediglich ist eine Aeußerung Lord Salisburys in einer am Mittwoch zu Newport gehaltenen Rede zu registriren, wonach der englische Minister des Aus wärtigen die bulgarische Union nur in einer Form als zulässig erklärt, welche die Autorität des Sultans intakt erhalte. Den Ansprüchen anderer Nationaltäten werde man keinen Vorschub leisten. — Ob dies auch die Meinung der anderen Mächte ist, erscheint indessen noch fraglich. Oesterreich-Ungarn. Während im österreichischen Reichsrathe die Nationalitätenfrage vorläufig noch nicht zum Wort gekommen ist, sind in der Agramer Landstube die Geister schon wieder heftig auf einander geplatzt. Der radikalen Opposition unter Führung der bekannten Hauptkrakehler Starosevic, Klivics und Genoffen ist das Bestreben der gemäßigten kroatischen Nationalpartei, sich mit Ungarn in möglichst gütlicher Weise auseinanderzusetzen, ein Greuel. Die Opposition benutzte daher in der Montagssitzung die Debatte über die Auslieferung von Archivalakten an Ungarn als eine günstige Gelegenheit, einen großen Skandal vom Zaune zu brechen und den Vertreter der unga rischen Negierung, den Banus, mit Beleidigungen zu überhäufen, so daß schließlich die Sitzung abgebrochen werden mußte. In der folgenden Sitzung, am Diens tag, wurden nun 5 oppositionelle Hauptschreier aus geschloffen und zwar Starosevic, Grzanic und Kame- nar für 30, Kumicsic und Valuffnigg für 60 Sitzungen. Die Radikalen rächten sich dafür, indem sie beantragten, von der Krone die Enthebung des Banus von seinem Posten zu verlangen, da er durch sein Auftreten die Würde des Hauses verletzt habe. Ueber diesen Antrag sollte in der Mittwochssitzung verhandelt werden und wird es da wahrscheinlich zu neuen Skandalscenen ge kommen sein. Dänemark. In Dänemark ist mit der Eröffnung des Reichstages — wie sich voraussehen ließ — wieder der alte Konflikt zwischen dem konservativen Ministerium Estrup und der radikalen Folkelhings - Majorität ent brannt. Wie schon seit Jahren, so lehnt sie auch diesmal eine Diskussion des Budgets ab und die Ne gierung wird sich auch dieses Mal wiederum mit einem provisorischen Finanzgesetz behelfen müssen. Es läßt sich noch gar nicht absehen, wohin solche Zustände den dänischen Staat führen können. England. Die englische Wahlbewegung zieht allmählig weitere Kreise. Jetzt ist auch die irische Nationalpartei mit einem Programm in die Bewegung getreten, aus welchem vor Allen der Beschluß hervor zuheben ist, daß die national-irischen Deputaten Parnell unbedingt Folge zn leisten und sogar auf ihre Sitze zu verzichten haben, wenn der Parteichef dies verlangt, wodurch natürlich Parnell eine unbedingte Gewalt Die „Wrißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag. und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 85 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen B<- Jnserat«, welche bei der bedeutenden Auflage de< Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Politische Wochenschau. Deutsche» Reich. Die herannahende winterliche Jahreszeit legt ernstlich die Frage nach den parla mentarischen Dispositionen nahe, soweit sich dieselben auf den Reichstag und den preußischen Landtag be ziehen. Hinsichtlich des ersteren verlautet mit einer gewißen Bestimmtheit, daß er noch vor dem preußischen Abgeordnetenhause eiuberufen werden soll, und zwar Mitte November; etwas Näheres über die Gründe dieses Beschlusses ist zur Zeit noch nicht bekannt. Die Einberufung des Reichstages schon für November stößt aber in Reichstagskreisen selbst auf vielfachen Wider spruch, man ist dafür, daß dem preußischen Landtag diesmal der Vortritt gelaßen werden möchte und daß der Reichstag erst im Februar einberufen werde. Denn die neugewählte preußische Volksvertretung muß spä testens Mitte Januar zusammentreten, ein im No vember einberufener Reichstag kann aber bis dahin seine Geschäfte unmöglich erledigt haben und es würde alsdann wiederum die alte unerquickliche Kollision in den Arbeiten der beiden genannten parlamentarischen Körperschaften eintceten. Außerdem ist noch zu be rücksichtigen, daß gegenwärtig bereits der bayrische Landtag versammelt ist und daß im November auch die Landtage von Sachsen und Baden zusammentreten. Von den Mitgliedern der drei Landtage gehört aber eine nicht unbedeutende Anzahl auch dem Reichstage an und diese würde bei einer Einberufung des letzteren im November auf die Ausübung des einen oder des anderen Mandates verzichten müßen. Beim Zusammen tritt des preußischen Landtages im November — an Stelle des Reichstages — würden alle diese Unan nehmlichkeiten vermieden werden und da dem Anscheine nach dem Landtage in der neuen Session umfassendere Vorlagen nicht zugehen werden, so könnte er bis Ende Januar wohl seine dringendsten Arbeiten erledigt haben. Indessen, die Neichsregierung hat jedenfalls ihre zwingenden Gründe zu einer Einberufung des obersten Parlamentes schon für November und kann man nur wünschen, daß hierüber baldigst authentische Mittheilungen veröffentlicht werden, damit sich die Parlamentariers mit ihren häuslichen und geschäflichen Dispositionen bei Zeiten darnach einrichten können. — Der nunmehr auch offiziell anerkannte Untergang der Kreuzerkorvelte „Augusta" hat allerorten die regste Theilnahme für das Schicksal der Hinterbliebenen Familien der in Ausübung ihres Berufes verunglückten Offiziere und Mannschaften der „Augusta" hervorge rufen. Es haben sich daher aus allen Theilen Deutsch lands angesehene Männer mit dem Berliner Ober bürgermeister in Verbindung gesetzt und sich zu einem zu veröffentlichenden Aufrufe vereinigt, der zur Bildung von Zweigkomitees und Sammelstellen auffordert und die Centralstellen bezeichnet, an welche die zu sammeln den Beiträge einzusenden sind. Die definitive Kon- stituirung eines Centralkomitees wird ebenfalls baldigst erfolgen. — Für die Besatzung des verunglückten Schiffes findet auf allerhöchsten Befehl am Sonntag in Wilhelmshaven ein GedächtnißgotteSdienst statt. — Die Diplomatie ist nunmehr am Werke, die bulga rische Frage in einem der Erhaltung des Friedens auf der Balkanhalbinsel günstigen Sinne zu lösen. Freilich wäre zu wünschen, daß diese Arbeit in einem etwas schnelleren Tempo vor sich ginge, denn die kaum mehr zu zügelnde Kriegslust der Serben und Hellenen läßt befürchten, daß die diplomatische Arbeit durch „unvorhergesehene Ereignisse" bedenklich gestört werden könnte. Am Sonntag sind bekanntlich die Botschafter in Konstantinopel zu ihrer ersten Berathung zusammen getreten und haben ein den Mächten vorzulegendes Memorandum vereinbart. In letzterem wird die Haltung bezeichnet, welche der Pforte und Bulgarien gegenüber behufs Vermeidung eines Konfliktes seitens der Mächte anzunehmen wäre, ohne daß sie einen Lösungsvorschlag unterbreitet hätten. Hiernach zu Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein