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Die diplomatische Entwickelung der Karolinenfrage geht in einem so langsamen Tempo vor sich, daß man schon hierdurch zu der Annahme gedrängt wird, wie schwere Hindernisse es sein muffen, welche einer end lichen Verständigung zwischen Deutschland und Spanien wegen der Karolinen-Inseln noch immer im Wege stehen. Es sind deshalb auch alle Mittheilungen über ein Abkommen zwischen beiden Ländern, wie z. B. daß Spanien eingewilligt hätte, Deutschland eine Kohlen station auf den Karolinen, freien Handel daselbst rc. zu gewähren, nur als müssige Kombinationen zu be zeichnen. Daß man von einer Verständigung in der Karolinen-Affaire noch weit entfernt ist, geht ins besondere aus der in voriger Woche veröffentlichten Note des Reichskanzlers, an das Madrider Kabinet vom 1. Oktober hervor, in welcher es mit dürren Worten ausgesprochen wird, daß Deutschland die Be hauptung der spanischen Negierung, Spanien habe schon früher Hoheitsrechte auf den Karolinen ausgeübt, unmöglich als den Thatsachen entsprechend anerkennen könne. Die spanische Negierung steift sich aber gerade bei ihren Besitzansprüchen auf die strittige Inselgruppe auf diese angeblichen früheren Hoheitsrechte Spaniens, ja, sie möchte am liebsten hierüber gar keine Diskussion zulaffen und es begreift sich daher, unter wie schwierigen Umständen bei einer solchen Haltung Spaniens die diplomatischen Verhandlungen zwischen Berlin und Madrid geführt werden muffen. In den leitenden Kreisen der Reichshauptstadt soll man denn auch über die Taktik, welche das spanische Kabinet in der Be handlung der Karolinenfrage entfaltet, gerade nicht sehr erbaut sein; um so mehr verdient es Anerkennung, daß deutscherseits trotz alledem nach wie vor die ver söhnlichsten Dispositionen bekundet werden, wovon auch die neueste Note des Reichskanzlers Zeugniß ab legt. In letzterer wird schließlich auch die päpstliche Vermittelung berührt und versichert die Note, Deutsch land werde dem Kardinal-Staatssekretär Informationen und Vergleichsvorschläge zugehen lassen, sobald authen tische Berichte der bei der Affaire von Jap betheiligten deutschen Marineoffiziere vorliegen. Aus dieser Mit theilung geht unzweifelhaft hervor, daß die Reichs regierung dem Papste noch keine förmlichen Vergleichs vorschläge gemacht hat und deshalb kann auch die Ver- mittelungsaklion des Vatikans noch nicht beginnen. Ueberdies ist der Papst noch eifrigst mit der Prüfung der ihm bereits übermittelten und auf die Karolinen frage bezüglichen Aktenstücke beschäftigt und schon des halb könnte von einer begonnenen Vermittelung keine Rede sein. Vielleicht wird aber demnächst der Zeit punkt herangekommeu sein, wo der heilige Vater das versöhnende und vermittelnde Wort zwischen Deutsch land nnd Spanien zu sprechen hat, da, wie aus obigen Andeutungen hervorgeht, die Hoffnung auf eine direkte Verständigung beider Mächte mehr und mehr schwindet und man kann nur wünschen, daß dies Wort auch am Manzanares eine gute Statt finden möge. Inzwischen sind von den Karolinen über die Vorfälle auf Jap während der Anwesenheit des „Iltis" genauere Nach richten eingegangen, welche aber nur bestätigen, daß der deutsche Befehlshaber bei der Hiffung der Reichs flagge auf Aap völlig korrekt vorgegangen ist. Aus ihnen geht ferner hervor, daß die vor dem „Iltis" dort eingetroffenen spanischen Kriegsschiffe in der That drei volle Tage Zeit gehabt haben, die Insel für Spanien in Besitz zu nehmen, ohne daß sie indessen einen hierauf bezüglichen Akt vollzogen hätten. Sie versuchten dies freilich nachträglich, als der „Iltis" fast unmittelbar nach seiner Ankunft am 25. August in der bekanuten energischen Weise Dap unter deutsches Protektorat gestellt hatte, dann aber war es natürlich zu spät. Die Verblüfftheit der spanischen Befehls haber, die allerdings schon Missionäre und einen Altar ausgeschifft hatten, soll höchst ergötzlich gewesen sein. — Außerdem liegen von Europäern, welche lange Jahre auf Dap gelebt haben, bestimmte Versicherungen vor, daß in dieser Zeit niemals die spanische Flagge daselbst gehißt oder irgend ein Akt spanischer Autorität beobachtet worden ist. Man wird auf diese Zeugnisse bei der fortgesetzten Erörterung der rechtlichen Seite des Karolinen-Streitfalles jedenfalls Bedacht nehmen müssen, so unangenehm dies vielleicht auch den Herren in Madrid sein mag. 6 Sitzung des Bezirks-Ausschusses vom 17. Oktober 1885. Der Vorsitzende, Herr Amtshauptmann ».Kessinger, eröffnete die Sitzung mit kurzer Ansprache an die auf letztem Bezirkstage neugewählten Herren Bezirksaus- schußmitglieder Bürgermeister Kühnel-Glashütte und Gemeindevorstand Sommerschuh-Hermsdorf i. E. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war ein Gesuch Richard Damm's in Lauenstein um Konzession zum Branntwein-Kleinhandel. Dieses wurde im Mangel eines Bedürfnisses abgelehnt, wogegen der Ausschuß die pachtweise Ausübung der Schank konzession im Haidemühlengrundstück bei Wendischcars dorf durch Ferdinand Polster für unbedenklich er achtete. Von den beiden Gesuchen der Gastwirthe Kästner und Lotze von Oberhäslich um Erlaubniß zu Veranstaltung von Singspielen rc. wurde das erstere berücksichtigt, das letztere aber, da ein weitergehendes diesfallsiges Bedürfniß nicht anzuerkennen war, ab gelehnt. Der Bezirksausschuß trug ferner, zugleich in Be rücksichtigung vielseitig hiergegen erhobener Einwen dungen, Bedenken, dem Anträge der Gemeinde Bör nersdorf wegen Einziehung des sogenannten Gott- leubaer Fußweges stattzugeben, da dieser Fußweg nach den angestellten Erörterungen sehr frequentirt werde und für Oberliebenau und Breitenau die kürzeste Verbindung mit Gottleuba u. s. w. herstelle. Gegen Genehmigung des Statuts für die Frei willige Feuerwehr zu Reichstädt hatte der Bezirksaus schuß etwas nicht geltend zu machen und wurden so dann weiter, bez. bedingungsweise genehmigt: eine Darlehnsausnahme der Gemeinde Cunnersdorf mit dazu gehörigem Tilgungsplan über 1500 M., die Wehranlage Hermann Orgus' in Schlottwitz, die Ein- bezirkung einer sorstfiskalischen Verkaufsfläche in dem Gemeindebezirk Hermsdorf i. E. und 4 Dismenbra- tionen bei je einem Folium von Seyde, Oberjobnsbach, Hermsdorf bei Reinhardtsgrimma und Schmiedeberg. In einer Verwaltungsstreitigkeit zwischen Frauen stein und Kleinbobritzsch wegen Erstattung von Unter stützungskosten entschied der Bezirksausschuß zu Gunsten Frauensteins, und wurde weiter das anderweit auf gestellte Regulativ für die Gemeinde Gombsen über Erhebung von Besitzveränderungsabgaben zur Befür wortung höheren Orts geeignet befunden. Anlangend das Straßenprojekt Poffendorf-Kreischa, so blieb der Bezirksausschuß, der veränderten Sach lage ungeachtet — das Kgl. Finanzministerium hat, da die betheiligten Gemeinden die seinerseits gestellten bezüglichen Bedingungen nicht eingegangcn sind, die Ausführung des Baues abgelehnt —, bei seinem früheren Beschlüsse wegen Bewilligung des vierten Theiles der Baukosten für den Neubau in Poffen- dorfer Flur stehen, und stellte derselbe weiter für die Gemeinde Holzhau die Vermittelung einer Beihilfe von 500 M. aus dem Wegebau-Unterstützungssonds zu den Kosten der Herstellung zweier Wegetrakte nach der dortigen Bahnhaltestelle in Aussicht, während er eine Unterstützung des vom Bezirke Pirna angeregten Projektes einer direkten Wegeverbindung zwischen dem Maxen-Wittgensdorfer Kommunikationswege und der DreSden-Maxener Straße zum Theil und so lange, als nicht Seiten des hierbei hauptsächlich interessirten Bezirkes Pirna eine einheitliche Beihilfe hierzu zuge sichert wird, abzulehnen beschloß. Schließlich wurde noch über den für nöthig er achteten Erlaß von Vorschriften für das Velociped- fahren auf öffentlichen Wegen berathen und endlich aus Anlaß einiger Vorkommnisse in Bezug auf das Gebühren mit Pulver die Einschärfung der über den Verkauf von Pulver und Feuerwerkskörpern bestehen den beschränkenden gesetzlichen Bestimmungen für ge boten erachtet. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Mitglieder des Vereins „Sächsische Provinzialpresse" werden am näch sten Sonntag ihre diesjährige Generalversammlung in Dresden abhalten, und am Nachmittage einen Aus flug nach Dippoldiswalde unternehmen. — Von Sr. Majestät dem König ist dem Kirch schullehrer, Herrn 0. Carl Friedr. Aug. Schwenke in Sadisdorf, anläßlich seiner bevorstehenden Amts niederlegung, in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und gewissenhaften Wirksamkeit im Kirchen- und Schuldienste, sowie seines tadellosen Wandels, das Verdienstkreuz allergnädigst verliehen worden, und hat die Aushändigung dieser Dekoration sammt dem allerhöchsten Verleihungsvekrete und einem Exemplar der Ordensstatuten am vergangenen Sonntag, nach beendetem Vormittags-Gottesdienste, in der Kirche zu Sadisdorf durch Herrn Amtshauptmann von Keßinger, im Beisein des Herrn Superintendent Opitz aus Dip poldiswalde und des Herrn Pfarrer Kahl von Sadis dorf, vor versammelter Kirchengemeinde, unter ent sprechender feierlicher Begrüßung stattgefunden. Frauenstein, 27. Oktober. Der Dieb, welcher vorige Woche in Pretzschendorf Verschiedenes (Geld, Uhren rc.) entwendet hat, ist in der Nacht vorigen Sonntags in der Person des Fleischers Schäfer aus Reichenau ermittelt und im Saale des Gasthofs zu Kleinbobritzsch, woselbst er sich fröhlich und guten Muthes den Tanzfreuden hingab, vom hiesigen Gen darm verhaftet und ins hiesige Arresthaus eingeliefert worden. — Am vorigen Sonnabend verlor auf dem Rück wege nach Reichenau ein Mädchen beim Oeffnen des Portemonais ein Fünfzigpfennigstück. Dies bemerkte nicht blos das Mädchen, sondern auch ein mit seinen Angehörigen in der Nähe lagernder Zigeuner, welcher das Geldstück entwendete. Rasch entschlossen, meldete die Verlustträgerin ihr Mißgeschick dem hiesigen Gen darm, welchem es auch bald gelang, den diebischen Zigeuner dingfest zu machen. — Vorgestern fand die Hauptversammlung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr statt. Den ersten Punkt der Tagerordnung bildete die Ablegung der Vereinsrechnung. Die Einnahme beziffert sich auf 291 M. 42 Pf., welcher eine Ausgabe von 281 M. 70 Pf. gegenüber steht, so daß ein Baarbestand von 9 M. 72 Pf. verbleibt. Die Vermögenübersicht weist 453 M. 98 Pf. Aktiva und 250 M. Passiva (Vor schuß der hiesigen Sparkasse zur Anschaffung von Tuch- blousen). Mithin ergiebt sich ein Vermögensbestand von 203 M. 98 Pf. Außerdem besitzt die Feuerwehr 46 Tuchblousen, welche einen Werth von ca. 550 M. repräsentiren, eine Vereinsapotheke, ein Reck und div. Utensilien. Nach erfolgter Ausnahme eines neuen Mitgliedes verschritt man zur Wahl der Kommando mitglieder. Der bisherige Hauptmann, Herr Brau meister Ryffel, wurde als solcher wiedergewählt. Da derselbe die auf ihn gefallene Wahl nicht annehmen wollte, weil er infolge seiner Funktion geschäftlich ge schädigt werde, so mußte zu einer zweiten Wahl ver schütten werden, welche aber wieder das erste Resultat ergab. Herr Ryffel ließ sich endlich doch zur Freude des Feuerwehrkorps bewegen, den Hauptmannsposten auch im neuen Vereinsjahr zu bekleiden. Als Kassirer wurde Herr Flaneüfabrikant Berger, als Rohrführer der Feuerwehrspritze Herr Klempnermeister Gürner,