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Mchmtz-MtW rr Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde, 51. Jahrgang Donnerstag, dm 24. September 1885 Nr. 113 tr. f- -d ... M ko- ?gs rift Iche nd. mit in :r- -f- Steyer. 1 8 2l II 7 16 19 8 21 39 10 19 29 7 9 33 16 10 26 16 14 48 17 1 II 4 1! 6 24 68 16 31 18 27 28 15 29 10 32 16 7 25 14 2 38 24 30 21 24 17 63 5 34 22 7 4 9 22 12 23 5 42 Hartwig. 26 6 1 14 15 6 5 49 9 1 10 22 3 66 12 5 59 30 3 12 1 6 16 12 23 1 62 8 18 10 6 6 4 4 4 8 2 6 35 19 9 18 37 35 50 2 17 6 6 20 1 11 3 31 5 15 11 3 26 Die Landtagswahlen im Königreiche Sachsen. Bei den am IS. Septbr. im Königreiche Sachsen stattgehabten Ergänzungswahlen zum Landtage wurde in den meisten Wahlkreisen von den verschiedenen Parteien heiß gerungen, aber an der bisherigen Zu sammensetzung der zweiten Kammer wurde trotzdem sehr wenig geändert. Die unbestrittene Mehrheit im sächsischen Landtag bleibt nach wie vor den Konser vativen, die 50 Abgeordnete in die zweite Kammer senden, dann kommen die Freisinnigen mit 16 Ver tretern, die Nationalliberalen mit 9 und die Sozial demokraten mit 5 Abgeordneten. Die Konservativen und Nationalliberalen haben sonach ihren Besitz be hauptet, die Freisinnigen einen Abgeordneten verloren und die Sozialdemokraten einen gewonnen. Am be- merkenswerthesten scheint uns der Umstand, daß die Hauptstadt Dresden zum ersten Male einen Sozial demokraten in den Landtag geschickt hat, den Cigarren- iNacher Kaden, einen, wie man allgemein hört, sehr unbedeutenden Redner. Mag dieses beklagenswerthe Resultat endlich in Dresden die Ordnungsparteien ermannen und der in der Regel in Dresden sehr fatalen Wahlzersplitterung ein Ende machen. Beinahe wäre in Dresden-Antonstadt, Dank der Aufstellung von vier Kandidaten, auch noch der Sozialdemokrat Liebknecht gewählt worden. Daß Sozialdemokraten auch geschlagen werden können und zwar glänzend, wenn die Ordnungsparteien zusammenhalten, beweist die eine Wahl in Chemnitz, wo der nationalliberale Kandidat Stadtrath Claus 3665 Stimmen, der Sozial demokrat Liebknecht dagegen nur 1160 Stimmen erhielt. Entrissen wurde den Sozialdemokraten auch der Wahlkreis Leipzig-Land, den sie als eine ihrer Domänen anzusehen gewohnt sind und in welchem eine ganze Reihe von Vorstadtsdörfern in der Regel sozialdemokratisch wählen. Wie schon erwähnt, ver loren die Freisinnigen nur einen Sitz im sächsischen Landtage, aber der Verlust ist insofern ein empfind licher, weil es derjenige des Wahlkreises Dresden- Altstadt war. Der vieljährige freisinnige Vertreter dieses Wahlkreises, der Kaufmann August Walther, wurde durch den Kandidaten der Konservativen, den Glasermeister Wchlich, verdrängt. Nahezu als ein Kuriosum muß die Wahl in Leipzig bezeichnet werden, wo gar kein eigentlicher Wahlkampf stattfand. Die Nationalliberalen und Konservativen hatten sich ver einigt, um den Stadtrath a. D. Paul Bassenge ihre Stimmen zu geben, während die Gegenparteien, zumal die in Leipzig sehr stark vertretenen Sozialdemokraten, gar keinen Kandidaten aufgestellt hatten, also dem Stadtrath Bassenge ohne Weiteres die Wahl zufiel. Es ist dies ein Vorfall, der noch einiger Aufklärung bedarf, denn die Sozialdemokraten verfehlen sonst keine Gelegenheit, gerade in Leipzig ihre Kräfte zu messen. Von den übrigen großen Städten Sachsens wählte Zwickau wieder einen Sozialdemokraten und Glauchau und Plauen ihre bisherigen liberalen Abgeordneten. - v c. 2 Ammelsdorf . . . . Bärenburg Bärenfels Bärcnklause-Kautzsch rc. . Beerwaldc Börlas Börnchen b. Posscndorf . Burkersdorf . . . . Cunnersdorf . . . . Dittersbach Falkenhain, Dönschten . Friedersdors . . . . Großölsa Hartmannsdorf . . . Hausdorf Hänichen Hennersdorf . . . . Hermsdorf i. E. . . . Hermsdorf b. Dippoldisw. Hirschbach Hirschsprung . . . . Holzhau Höckendorf, Edle Krone . Kipsdorf, Niederpöbcl . Kleinbobritzsch . . . . Kleincarsdorf . . . . Kreischa . ... . Luchau Lungkwitz und Saida . Malter, Berreuth, Seifen Mulda Naundorf Nassau Niederfrauendorf . . . Obercarsdorf .... Obercunnersdorf . . . Obersrauendorf . . . Oberhäslich, Remberg . Paulsdors, Paulshain . Possendorf Pretzschendorf . . . . Quohren Rechenberq . . . ^ . Nehefeld-Zaunhaus . . Reichenau Reichstädt Reinhardtsgrimma . . Reinholdshain . . . Röthenbach Ruppendorf Sadisdorf Seifersdorf Seyde Schellerhau . . . . Schmicdcberg . . . . Spechtritz Schönfeld, Oberpöbel . Schlottwitz Ulberndorf, Elend . . Wendischcarsdorf . . . Wilmsdorf Wittgcnsdorf, Gombsen . Zinnwald, Georgenfeld . lassung giebt. In diesem Dokument ist von den For malitäten gesprochen, welche bei der Aufnahme eines „Essayanten", wollen wir deutsch sagen, eines „Probe mannes" zu beobachten seien, ferner ist darin der von demselben zu leistende Eid, welcher auch Geheimhaltung fordert, wörtlich enthalten. Unterzeichnet ist dieses Dokument: Dippoldiswalde, den .... 1835. Henry de Baviöre (offenbar ein Pseudonym), Großmeister. Das beigedruckte und außerdem beigezeichnete Siegel enthält ein Herzs, auf welchem ein Kreuz und in welchem ein U steht. Die die Spitze des Herzens bildenden Linien sind nach der entgegengesetzten Seite verlängert, nach oben umgebogen und mit Pfeilspitzen versehen. Im Interesse der Ortsgeschichte wären Mit theilungen (mündliche oder schriftliche) sehr erwünscht und würden wir dieselben dankbar entgegennehmen. Freilich ist der Bund ein Geheimbund gewesen, aber da derselbe kaum noch besteht und seiner Eidesleistung zufolge ganz harmloser Natur gewesen ist, so dürften Mittheilungen von Denen, die in der Lage sind, uns dergleichen zu machen, nicht zu beanstanden sein. — In der letzten Zeit werden die Vorstellungen im Theater erfreulicher Weise vom Publikum etwas bester besucht, als dies in der ersten Zeit der Fall war. Wir müssen aber auch gestehen, daß die Direk tion einer allseitigen Unterstützung werth ist, da sie sich redlich bestrebt, stets die neuesten und besten Sachen zur Aufführung zu bringen und die einzelnen Mitglieder thun stets das Ihre, um dieselben in jeder Hinsicht gelingen zu lassen. Heute Donnerstag ge langt „Der Salontyroler", welches Stück bei einem der letzten Albertfeste in Dresden so ungeheuren Effekt machte, zur Darstellung und wir möchten den Besuch um so mehr empfehlen, als die Vorstellungen nächsten Sonntag beendet werden. — Der Oekonom Karl Heinrich Fuchs, vormals Gutsbesitzer in Oberhäslich, ist am 22. Septbr. durch den Gendarm Römer aus Possendorf an das königl. Amtsgericht hier zur Bestrafung eingeliefert worden. Derselbe ist beschuldigt und auch geständig, in Börnichen bei Possendorf einige Einbruchdiebstähle verübt zu haben. Wegen seines lüderlichen Lebenswandels lebt die Frau des dem Trünke ergebenen Fuchs von ihrem seit April schon vagirenden Ehemann getrennt. — Am 21. d. M., Abends gegen 10 Uhr, hat sich der 32 Jahre alte Gutsbesitzer Gottlob Ernst Ullrich in Quohren in dem in seiner Kammer be findlichen Kleiderschranke erhängt. Derselbe hinterläßt Frau und 4 Kinder. — Es sind neuerdings eingehende Untersuchungen über Milchsäuregährung und Organismen in der Milch angestellt worden, aus welchen sich zunächst ergeben hat, daß die Ursache der Milchsäuregährung (des Sauer- und Dickwerdens der Milch) stets eine äußere ist. Die Keime gelangen aber in den Stallungen und Aufbewahrungsräumen, in welchen natürlich eine Anhäufung der Fermentorganismen stattfindet, so leicht und schnell in die Milch, daß es nur bei größter Vorsicht gelingt, dies zu vermeiden, und so der An schein erweckt wird, als enthielte die Milch selbst schon die Ursache dieser Zersetzung in Form eines von der Drüse produzirten chemischen Fermentes. Verschiedenen Forschern ist es auch gelungen, dem Euter unter be sonderen Vorsichtsmaßregeln direkt entnommene Milch proben ohne Zersetzung lange Zeit aufzubewahren. Auch bei völligem Ausschluß von Sauerstoff tritt die Milchsäuregährung nicht ein. — Ein strenger Winter wird von den Forstwirthen, aber auch von den Bienenvätern prophezeit. Schon lange haben nämlich die Bienenvölker ihre Stöcke nicht so fest verklebt und verbarrikadirt, wie Heuer und das ist den Imkern ein untrügliches Zeichen bevorstehender großer Fröste. Den Forstwirthen gilt wieder das lange und volle Ausblühen der Erika (Haidekraut) als Wahrzeichen eines kommenden harten Winters. Inserate, «selche Sei der bedeutenden Auflage deS Blatte» eine sehr wirk«, same Verbreitung finden, »erden «nit 10 Psg. die Spaltenzeil« oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und conlplicirte Inserate mit entsprechen den« Aufschlag. — Eiirgs- sandt, in, redaktionellen Theile, die Spaltenzeile LOPfg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. September. Die „Dresdner Nachrichten" enthalten eine stehende Rubrik: Vor 50 Jahren, Erinnerungen eines alten Dresdners. Zwar giebt es auch bei uns noch Einwohner genug, deren Erinnerungen bis zu den dreißiger Jahren und weiter zurückreichen, aber noch hat sich Niemand gefunden, der uns von Zeit zu Zeit über Ereignisse und Zu stände jener Jahre Äittheilungen gemacht hätte. Jetzt möchten wir in der That wünschen und bitten, daß Alle, deren Erinnerungen bis in die Mitte der drei ßiger Jahre zurückreichen, uns womöglich Mittheilung machen über eine Verbindung, die damals hier, allerdings als Geheimbund, bestanden haben muß. Es ist uns nämlich in diesen Tagen ein Dokument in die Hände gekommen, das uns zu obiger Bitte Veran- Dippoldiswalde. Bei der am 19. September erfolgten Zusammenstellung der am 15. abg Stimmen zur Wahl eines Abgeordneten in t Kammer hat sich folgendes Resultat ergeben. Stimmberechtigte. 37 16 28 51 35 61 57 153 69 81 55 59 108 111 45 89 77 139 27 56 : 20 70 l 130 1 64 l 49 l 27 i 162 l 39 l 78 ! 63 179 ! 36 203 52 55 37 36 61 29 140 195 55 147 45 134 158 140 51 60 95 67 109 50 60 85 24 56 16 86 43 77 45 74 4756 Summa 1202 911 Von den 4756 Wahlberechtigten haben nur 2113 ihre Stimme für einen der beiden Kandidaten abge geben, d. i. nicht ganz 44'/-"/»; ein wenig befriedigen des Ergebniß. ;— Wichtig für Landwehrleute ist eine in jüngster Zeit gefällte Entscheidung des Reichsgerichts, nach welcher Landwehrmannschasten, die zum Dienst einberufen sind, während des ganzen Tages, an welchem ihre Entlassung erfolgt, noch unter den Militärgesehen stehen; das Gleiche ist der Fall an den Tagen der Kontrolversammlungen. — Wir wollen nicht unerwähnt lassen, daß einem Beschlüsse des Kirchenvorstandes zufolge das Kirch weihfest in hiesiger Parochie am Montag, den 12. Oktober gefeiert wird. — Der neue Winterfahrplan für die königl. sächs. Staatsbahnen, der am I. Oktbr. in Kraft tritt, ist erschienen. Auf der Linie Hainsberg-Kipsdorf ver kehren die Züge ab Kipsdorf 5.0, 11.20 und 4.25, Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmaimschafi Mxxoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgericht und die KtadmM , zu Dippoldiswalde und Irauenstein DK Meißerih. Zeitung« «Heini wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan kalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. )e onn- an. M n. r.