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die Herren Regierungsaffessor v. Einsiedel, Bürger meister Voigt, Bezirksarzt vr. Erler, Brandversiche- rungsinspektor Groh von hier, sowie Herr Branddir. Ritz aus Dresden bei und sprachen sich dieselben sehr anerkennend über die vorgeführten Leistungen aus. — Die sodann folgende erste Bezirksversammlung, bei der mit Ausnahme von Geising sämmtliche Verbands feuerwehren vertreten waren, ward vom Vorsitzenden, Fabrikanten Teicher-Dippoldiswalde, mit einem Hoch auf den Protektor, König Albert, eröffnet, worauf Herr Bürgermstr. Voigt die Erschienenen im Namen der Stadt und Herr Regierungsaffessor v. Einsiedel im Namen der kgl. Amtshauptmannschaft begrüßten. Der erstattete Kassenbericht weist einen Kassenbestand von 30 M. 15 Pf. nach. An Stelle der Ausscheidenden wurden in den Verbandsausschuß neu- bez. wiedergewählt die Herren Schultheiß-Kreischa, Reichel-Dippoldiswalde und Lin- dig-Glashütte, worauf als Ort für den nächsten Be zirkstag Altenberg gewählt ward. Einige Debatte entwickelte sich über den Antrag, den Verband auf sämmtliche Feuerwehren der Amtshauptmannschaft auszudehnen, doch ward derselbe einstimmig ange nommen. Ebenso einstimmig beschloß man, für 1886 nur ü Pf. Verbands steuer pro Mitglied zu erheben und 20 Pf. Entschädigung für den Kilometer den In spektoren zu gewähren; mehrere weitere Anträge wurden dem Ausschüsse zur Erledigung überwiesen und wurde sodann die Versammlung geschlossen. — Der Dresdner Verein zum Schutze der Thiere (Protektor König Albert) hat dem Braumstr. Walther in Ober-Pöbel und dem Gutsbesitzer Fürchtegott Liebscher in Hermsdorf in Anerkennung ihrer guten Thierpflege und ihrer vielfach bethätigten thierfreund lichen Gesinnung je ein Anerkennungs-Diplom zu gesendet. Dippoldiswalde. Es wäre sehr zu wünschen, wenn der am Dienstag, den 8. September, auf unserer Bahn verkehrende Theaterzug gut besetzt wäre, da alsdann die Möglichkeit geboten ist, daß derselbe wie früher wieder allmonatlich regelmäßig verkehrt — Im Altstädter Hoftheater wird an diesem Abende „Die Widerspenstige" und das Ballet „Der hüpfende Freier" gegeben, während das Neustädter Hoftheater ge schlossen ist. — Der hiesige Bezirks-Obstbau-Verein wird, wie wir hören, auch in diesem Jahre eine Ausstellung veranstalten. — Von einem Funde eines Topfes mit alten, gut erhaltenen Silbermünzen im Gewichte von ca. 3 Pfund wird aus Quohren bei Kreischa berichtet. Einige beini Wiederaufbau des im Mai d. I. durch Brand zerstörten Gehöftes des Wirthschaftsbesitzers Winkler daselbst beschäftigte Arbeiter fanden den Topf beim Abtragen einer Mauer. Die Münzen sind ver schiedener Art und stammen aus der Zeit von 1610 bis 1700. — Herr Chaussee-Inspektor Range in Pirna wird vom 1. nächsten Mts. der kgl. Straßen- und Wasser bau-Inspektion I in Dresden zugetheilt. Schmiedeberg. Dem schönen Feste der Schul weihe folgte am Tage darauf ein Kinderfest, dies mal ganz besonders reichlich ausgestattet, da von mehreren Seiten recht namhafte Beiträge hierzu ge flossen waren. Um '/«1 Uhr versammelte sich pünkt lich die festlich gekleidete Schuljugend mit Fahnen und Kränzen auf dem geräumigen Spielplatz des neuen Schulhauses und um 1 Uhr bewegte sich die frohe Kinderschaar durch einen Theil unseres Ortes. Auf dem Festplatze angekommen, entwickelte sich bald ein fröhliches Leben; Spiele verschiedener Art, Vogel- und Sternschießen, Stangenrutschen und -reiten, Sack hüpfen, Wettlauf u. dergl. brachten den Kindern an genehme Unterhaltung. Eine Lotterie ermöglichte es, jedem derselben etwas Nützliches zukommen zu lassen; auch für Erquickung des Leibes war hinlänglich ge sorgt. Recht imposant gestaltete sich der Schluß des Festes. Nackdem die Kinder sich wiederum geordnet und Herr Pastor Birkner eine Ansprache an sie ge richtet hatte, wurde zur freudigen Ueberraschung aller Anwesenden ein von Herrn Otto Straube freundlichst beschafftes wohlgelungenes Feuerwerk abgebrannt. Nun erfolgte der Einzug, begleitet von den fackeltragenden Feuerwehrleuten des Herrn Bernhard Straube aus Naundorf, welch letzterer auch das neue Schulgebäude illuminirt und mit Roth- und Grünseuer feenhaft be leuchtet hatte. Mögen diese herrlichen Festtage einen bleibenden Eindruck auf die jugendlichen Gemüther hinterlassen. Posscndorf. Nachdem der Neubau unseres Kirch - thurmes bis auf einige Nebenarbeiten ohne jeglichen Unfall und bei fast fortwährend günstiger Witterung beendet ist, wird, wie bereits bekannt, die Einweihungs feierlichkeit den 13. d. M. stattsinden und besteht das Festprogramm in Folgendem: Die am Festzuge Theil- nehmenden versammeln sich Vormittags von 8—9 Uhr auf dem unterhalb des Dorfes bestimmten Platze und nimmt ersterer in folgender Ordnung nach dem alten Kirchhof seinen Weg: Feuerwehr, Musikchor, die Ober klaffen sämmtlicher Schulen hiesiger Parochie in Be gleitung der Herren Lehrer, die Festjungfrauen, Musik chor, die Mitglieder der Kircheninspektion und einge ladene Ehrengäste, die Herren Geistlichen und Bau meister, der Kollatür nebst den Mitgliedern des Kirchen vorstandes, die Gemeinderäthe, die Bergknappschaft von Hänichen, die Mitglieder des landwirthschastlichen Vereins von Possendorf, die Bauhandwerker, Musik chor, die Gesang-, Militär- und Turnvereine von Hänichen, die Gesang- und Militäroereine von Possen dorf, Feuerwehr, freiwillige Theilnehmer. Nach An kunft des Zuges auf dem Friedhof beginnt der all gemeine Gesang eines Liedes, dem die Weihrede des Herrn Sup. Opitz-Dippoldiswalde folgt; ein allge meiner Kindergesang und ein Schlußvers beendigt die äußere Feier, dem sich der Gottesdienst mit Predigt vom Herrn Pastor Nadler in der Kirche anschließt. Nach Beendigung der kirchlichen Feier findet Festtafel im hiesigen Gasthofe statt. Wir wünschen der seltenen Festlichkeit einen recht freundlichen Tag und bringen das früher erwähnte Schriftchen: Der Kirchthurm zu Possendorf rc. vom Herrn Past. Nadler in empfehlende Erinnerung. Frauenstein, 3. September. Das heurige Sedanfest wurde in hiesiger Stadt in schöner Weise gefeiert. Um 6 Uhr durchzog unser Musikchor die Straßen der Stadt; dieselbe prangte im Laufe des Tages im reichsten Fahnen- und Flaggenschmuck. Vor mittags wurde in den Schulklassen Festaktus gehalten. Am Festabende stellten sich die Mitglieder der hiesigen Vereine und Korporationen, sowie zahlreiche Gäste zu einer gemeinsamen Festfeier im Saale des Nohland- schen Gasthauses ein. Nach dem vom Gesangverein „Liedertafel" vorgetragenen Liede: „Brüder, weihet Herz und Hand" begrüßte Herr Pastor Langer die Festversammlung und gedachte in der Einleitung der Festrede der Einwände, die man gegen eine alljährlich wiederkehrende Sedanfeier vorschützt. Er widerlegte dieselben, indem er zwar den Tag der Feier eines Nationalfestes freistellte, aber die Nothwendigkeit einer jährlichen Feier betonte. Der Herr Festredner beant wortete in eingehender Weise die Frage: Warum feiern wir das Sedanfest? 1. Die Festfeier ist eine Ehrenpflicht gegen unfern Kaiser, unfern König und die Kämpfer der Jahre 1870 und 71. 2. Sie soll uns erinnern an die groben Siege, die das deutsche Volk erfochten und deren bleibend« Erfolge. In pietätvoller Weise gedachte Herr Pastor Langer der im deutsch-französischen Kriege gefallenen Krieger unserer Parochie und ermahnte die am Leben ge bliebenen Kampfgenossen, sowie alle Festtheilnehmer, angesichts der Büsten des Kaisers, unseres Königs und des deutschen Kronprinzen, zu ächter, deutscher Einig keit und forderte zum Gesänge des Liedes: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall" auf, welcher Aufforderung begeistert Folge geleistet wurde. Verschiedene andere patriotische Gesänge erhielten und förderten die Fest stimmung. An den ernsten Theil der Festfeier knüpfte sich eine heitere, bei welcher das deklamatorische und unterhaltende Talent unseres Herrn Posthalter Kaden sich im schönsten Lichte zeigte. — Das Stadtgeschenk begehrten im Monat August 120 durch unsere Stadt wandernde Hand werksburschen und verursachten dadurch der Armenkasse eine Ausgabe von 12 Mark. — Der hiesigen städtischen Sparkasse flössen im Monat August 23,999 M. 13 Pf. in 171 Kassen posten, während 24,101 M. 8 Pf. in 110 Posten zur Rückzahlung gelangten. Die Gesammteinnahme betrug in 259 Posten 33,241 M. 15 Pf., die Gesammtausgabe 28,780 M. 49 Pf. in 150 Posten. Potschappel. Am 4. Nachmittags 2 Uhr verun glückten leider durch Hereinbrechen der Deckenkohle im Freih. v. Burgkschen „Glückauf-Schachte" die beiden Häuer Zimmermann aus Neukoschütz und Tränkner aus Niederhäslich. — An demselben Tage Morgens suchte sich der Posteleve S. der Postanstalt Hains berg-Deuben in seiner Wohnung durch Ocffnen der Pulsadern das Leben zu nehmen. Beim Aufsprengen der Thür fand man denselben bewußtlos, doch be findet er sich wieder außer Gefahr. Motive zu diesem Selbstmordversuche sind noch unbekannt. Dresden. Wie man hört, soll am 1. Dezember d.J., an welchem Tage die allgemeine Volkszählung stattfindet, wie in früheren Jahren der Unterricht in sämmtliche» Schulen ausfallen. Es wird dabei er wartet, das die Lehrer bereit sein werden, sich an dem Zählgeschäft mithelfend in der einen oder anderen Weise zu betheiligen. Dagegen sollen Schüler dazu nicht herangezogen werden. — Die kgl. Generaldirektion der sächs. Staats bahnen hat eine Belohnung von 500 Mark auf die Entdeckung des Bahnfrevlers gesetzt, der in der Nacht vom 2l. zum 22. August einen schweren Sandstein auf das Geleis der Strecke Chemnitz-Zwickau zwischen dem Bahnübergangs der Zwickau - Crimmitschauer Chaussee und dem Marienthaler Viadukt gelegt und mit einer Kette am Geleise befestigt hat. — Wie aus verschiedenen Landestheilen berichtet wird, ist der Bestand an Rebhühnern auf vielen Revieren in diesem Jahre erfreulicherweise ein recht hoher. Zur gegenwärtigen Zeit sieht man aber auch noch eine große Anzahl junger Hühner, weshalb be währte Nimrode vor vorzeitigem Abschieben warnen, damit den noch nicht schußreifen Thierchen Zeit ge lassen werde, heranzuivachs'en. Der Reichthum an Hühner» bringt es natürlich zugleich mit sich, daß der Preis dieses edlen Wildes gegen frühere Jahre einen bedeutenden Rückgang aufweist. Liebstadt. Am 3. September fiel beim Birnen pflücken der Schuhmachermeister Heyn von der Leiter und verstarb kurze Zeit darnach. Löbau. Trotz des strengen Verbotes des unbe fugten Schießens am Vorabend des SedantageS konnten zwei hiesige Bewohner dies doch nicht lassen und mußten es mit ziemlichen Verunglückungen büßen. Der Gasanstaltsarbeiter Fiebiger und der Färberei arbeiter Pfeiffer hatten mehrere ziemlich Meter lange Gasrohre mit Pulver geladen und mit Lehm und Papier fest zugepfopft, um dieselben am Abend abzuschießen. Beim Anzünden derselben in der Nähe des Tiefendorfer Steinbruchs ereignete es sich nun, daß die Rohre zersprangen und hierdurch dem Fiebiger drei Finger der linken Hand, dem Pfeiffer der Daumen der rechten Hand abgerissen wurden, letzterer auch noch mehrfache Verletzungen im Gesicht erlitt. Freiberg. Die Verhandlungen der dritten Quar talsperiode des kgl. Schwurgerichts beginnen am 16. September und werden nur wenige Tage in An spruch nehmen. Tagesgeschichte. Berlin. Kaiser Wilhelm hat sich am 5. Septbr. nach Pritzwalk begeben, um daselbst den Manöver» beizuwohnen. Der Empfang war ein äußerst be geisterter. — Fürst Bismarck wird erst im November zum Beginn der Neichstagssitzungen nach Berlin zurück kehren. — Die Kommission für die Ausarbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuches hat nach den Ferien ihre Sitzungen wieder ausgenommen und wird wieder regelmäßig wöchentlich dreimal Sitzungen abhalten. Die Kommission hofft, binnen 2 Jahren mit ihrer Vorlage fertig zu sein. — Im Reichsamte des Innern ist bereits ein Ge- etzentwurf, betr. die Unfallversicherung der Seeleute, ausgearbeitet und den betheiligten Negierungen zur Begutachtung zugestellt worden. Oesterreich. Ueber eine blutigeNauferei, welche anläßlich der Manöver in Pilsen zwischen Deutschen und Czechen entstand, liegen jetzt nähere Mittheilungen vor. Am meisten betheiligt war hiernach das Militär, darunter auch Angehörige des in Pilsen garnisonirenden Regiments „König von Württemberg". Die Veran lassung dazu boten czechische Soldaten, die in einem Wirthshause czechische Hetzlieder auf die Deutschen sangen. Ein Unteroffizier verbot den Soldaten dieses heraus fordernde Benehmen, kam aber dabei schlecht weg, denn kaum hatte er seine Ermahnungen angebracht, so flogen ihm auch schon mehrere Biergläser an den Kopf. Da rauf folgte eine Prügelei zwischen den Soldaten, unter welche sich bald auch Zivilpersonen mischten. Von den Soldaten sind 32 Personen mehr oder weniger schwer verwundet. Daß die österreichischen Zeitungen den Vorfall übergehen, mag damit zu entschuldigen sein, daß sie dem Auslande gegenüber nicht wissen lassen wollen, wie auch bereits das Heer von dem Rassenhass« angesteckt ist. Spanien. Ein offizielles Telegramm von den Philippinen meldet die Ankunft des Dampfers „San Quintin" daselbst, welcher von der Insel Jap kam und die Nachricht überbrachte, daß der "Dampfer „Manilla" am 24. August Abends die Besetzung der Insel vorbereitet«, als ein deutsches Kanonenboot ein traf, Abends sieben Uhr Mannschaften ausschiffte, die deutsche Flagge aufhißte und die Insel Namens des deutschen Reiches besetzte. Angesichts dieser Thatsachen legten die Kommandanten der spanischen Kriegsschiffe Protest ein. — AIS am 4. September Abends in Madrid die Nachricht von der Flaggenhissung auf der Insel Vap durch ein deutsches Schiff bekannt wurde, wurde die deutsche Botschaft durch BolkSmaffen angegriffen, Fenster eingeworfen, das deutsche Wappen herabgeriffen und mit Füßen getreten. Die Polizei war zu schwach und mußte einen Gefangenen wieder herauSgeben. — Die deutsche Botschaft wird deshalb jetzt von Gendarmen bewacht.