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Mkißeritz-Zit»W Verantwortlicher Redacteur: Csrl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 106. Dienstag, den 8. September 1885. 51. Jahrgang. -1^"- --'-c' Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di« Spaltenzeile M Pfg. - Die „Weißerlh.Zeitung" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Es kommt uns spanisch vor! Man weiß wirklich nicht recht, was man über das Gebühren Spaniens in der Angelegenheit der von Deutschland in Anspruch genommenen Karolineninseln sagen und schreiben soll, es kommt einem Alles, was man hierüber aus Spanien vernimmt, eben „spanisch" vor. Hätte Spanien klare, bestimmte Besitztitel auf die Karolinen-Inseln, hätte es einen Gouverneur oder so eine Art von Vertreter, überhaupt irgend eine Ein richtung auf den Inseln, woraus hervorginge, daß Spanien Herr derselben sei, nun dann würde es eben der deutschen Regierung nicht eingefallen sein, diese Inseln für sich zu beanspruchen. Daß Spanien jetzt „auch" die Absicht hat, die Inseln zu besetzen, giebt ihm doch kein Vorrecht vor Deutschland! Warum hat denn Spanien nicht vor hundert, nicht vor zehn Jahren, ja nicht noch voriges Jahr diese Inseln annektirt, sie hatte doch immer Gelegenheit dazu. Hat Spanien also die Gelegenheit dazu nun versäumt, so ist es doch seine Schuld. Geradezu toll und ähnlich dem „be rühmten Ritter Don Quixote" ist aber das Gebühren des spanischen Volkes in dieser Angelegenheit. Im blinden, halb wahnsinnigen Zorne stürzen die stolzen Spanier jetzt über Alles, was deutsch ist, her und Ihun, als ob Deutschland dem schönen Spanien einen Diamant aus der Krone reißen wollte, einen Diamant nämlich, von welchem die Herren in Madrid bis jetzt selbst keine Ahnung hatten. Natürlich fehlt es auch nicht an furchtbaren Drohungen, die aus Spanien an Deutschlands Adresse gerichtet werden. Es kann nach einigen spanischen Blättern nur „Blut" sein, womit die Spanien angethane Schmach abgewaschen werden kann, bereits ist in Spanien auch eine Subskription eröffnet worden, um ein „Kriegsschiff" zu kaufen und die „Studenten von Sevilla" haben sich erboten, in die spanische Armee einzutreten. Auch der geächtete „Don Carlos" hat seinem Vaterlande seinen Degen angeboten. Brrr! Wie wird es uns Deutschen über diese Bedrohung eiskalt! Wer erinnert sich bei der selben nicht daran, daß der dümmste Streich des „tapferen Don Quixote" sein Kampf mit den „Wind mühlenflügeln" war und daß dieses edlen Ritters herbstes Leid der stets — leere Beutel gewesen. Die Herren spanischen Kaufleute wollen nämlich mit Deutschland auch allen Handelsverkehr abbrechen. Dazu bemerken eine Anzahl deutscher Blätter, diese spanischen Kaufleute, welche so trotzig auf Abbruch des Handels verkehrs mit Deutschland drängen, würden doch nicht etwa solche sein, welche bei deutschen Kaufleuten „Schulden" hätten. Das wäre ja eine ganz famose Art der Zahlungsregulirungen: Man bricht die Ver bindung mit dem Gläubiger ab. Umgekehrt werden spanische Kaufleute, die nach Deutschland gute Ge schäfte machen, sich wohl aber sehr hüten, ihre deutsche Verbindung abzubrechen. Mag man eben das Ge bühren Spaniens in diesem Streitfälle nehmen nnd beurtheilen wie man will, man wird ganz unwillkürlich an das in Deutschland so bedeutsame Sprichwort erinnert, welches wir diesen Zeilen vorsetzten: „Es kommt uns spanisch vor!" Unser Obstsegen. Wenn wir jetzt durch die obstreichen Dörfer unsrer Landschaft gehen oder im eigenen Garten den schönen Anblick der sruchtbeladenen Bäume genießen, so be wegen freudige und dankbare Regungen unsre Herzen. Freude empfinden wir bei diesem lieblichen Anblick über die unverkennbaren Fortschritte, welche der Obst bau, Dank der vielfachen Anregung und Förderung desselben durch Behörden, Fachleute, Vereine und Privaten in Wort und Schrift, in unsrer Gegend, gleichwie wohl auch in fast allen Bezirken unseres engeren Vaterlandes, in den letzten Jahrzehnten gemacht hat. — Dank gegen den gütigen Geber aller Gabe und Habe für den Segen, den er uns hier bescheert und bis auf die Gegenwart vor Schaden und Ver derben bewahrt hat. Der Obstsegen ist neben der Fülle und Güte der in Aussicht stehenden Kar toffelernte in diesem Jahr um so höher zu schätzen, als die Wälder ihre Gaben an Heidel- und Preißel- beeren, sowie an eßbaren Pilzen nur in spärlichem Maße der bedürftigen Menschheit dargereicht haben, und es dürfte nicht überflüssig sein, die Mahnung immer aufs Neue ergehen zu lasten: Nehmt des Obst segens wahr; laßt bei dem Reichthum desselben nicht Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit über Euch kommen; spart nicht Fleiß und Aufmerksamkeit, die Früchte zu rechter Zeit und auf die rechte Art zu ernten, vor sichtig zu verwahren und passend zu verwerthen. Es folgen auch für die jetzt lebenden Geschlechter den sieben fetten Jahren zuweilen sieben magere, während deren Dauer so mancher Obsterbauer sich vergeblich danach sehnen möchte, nur soviel der Früchte zu be sitzen, als er im Segensjahr muthwillig verschleudert oder verwahrlost hat. Es fragt sich aber nun: Wie verwerthet man am Besten und vortheilhaftesten sein Obst? Diese Frage beantwortet sich nicht bei dem Einem gleicherweise wie bei dem Andern. Die häus lichen, wirthschaftlichen und örtlichen Umstände und Verhältnisse müssen hierbei entscheiden. Im Allge meinen lasten sich aber 1) die Weinbereitüng, 2) die Herstellung von Dörrobst, 3) der Verkauf in frischem Zustand, als die hauptsächlichsten Verwerthungsarten nennen. Die erstere Art hat ja ihren unverkennbaren Werth, allein zur Bereitung des Weins hat nicht Jedermann hinreichend Gelegenheit, Kenntniß, Zeit und Geduld, und der Obstweingenuß ist nicht Jeder manns Sache. Das Dörren des Obstes, unstreitig für jeden Haushalt unsrer Gegend dir wichtigste und nachhaltigste Methode, dasselbe auf lange Zeit sich nutzbar zu machen, erfordert eine umfängliche und rechtzeitige Vorbereitung durch Anschaffung einer ent sprechenden Anzahl von Horden, durch zweckmäßige Heizungsvorrichtungen und im Verfolg eine unaus gesetzte Aufmerksamkeit und Thätigkeit im Sortiren und Sichten, Schälen und Schneiden der Früchte, und man kann wohl mit Zuversicht behaupten, daß nur wenige Haushaltungen nach ihren Einrichtungen den Ansprüchen zu genügen vermögen, welche in dieser Hinsicht eine gute Verwerthung einer so reichlichen Ernte stellt, wie sie die heurige ist. Wie lebhaft wäre es doch zu wünschen, daß durch Vereinigung der hauptsächlich betyeiligten Interessenten in jeder Ge meinde ein größerer Dörrofen hergestellt würde, dessen Benutzung gegen Entgelt wechselweise allen Obstpro duzenten des Orts und der nächsten Umgebung zu Gebote ständen! Um wie viel bester und schmackhafter würde im Allgemeinen hierdurch das Dörrobst aus fallen, und welche Mengen würden vor Fäulniß und Verwahrlosung bewahrt. Allein sowohl Mangel an Muth und Unternehmungsgeist, als der mächtige Hang am alten Schlendrian vereiteln fast allenthalben die Verwirklichung solcher Vorschläge. Weil nun aber weder die erstgenannte, noch die zweite Methode nach Lage der Dinge in genügendem Maße angewendet werden kann, so bleibt noch die Frage übrig: Wie bewirken wir am Vortheilhaftesten den Verkauf des Obstes? Das meiste Obst wird den Konsumenten kreisen durch Zwischenhändler zugeführt, welche aus dem Handel auf Kosten der Produzenten, wie der Konsumenten ansehnlichen Nutzen ziehen. Wir können hier nicht verschweigen, daß der Wegfall des Zwischen handels einer nicht unerheblichen Anzahl unbemittelter Menschen den gewohnten Broderwerb entziehen würde, wollen auch nicht verhehlen, daß. der Zwischenhandel beziehungsweise seinen Nutzen hat und überhaupt niemals ganz aufhören kann und wird, aber eine ge wiße Beschränkung desselben, wie sie das Unternehmen des Dresdner Bezirks-Obstbau-Vereins durch Ab haltung eines Marktes für Obst, Speisekartoffeln und Gemüse — vom 8.—12. Oktober d. I. — bezweckt. erscheint nicht nur voll berechtigt, sondern auch äußerst zweckmäßig. Auf diesen Obstmarkt wollen wir nun die Aufmerksamkeit der dabei interessirten Kreise lenken. Er kann für Produzenten als Verkäufer und für Kon sumenten als Abnehmer von gleicher Wichtigkeit werden, insofern er beide in unmittelbare Wechselbeziehung bringt und Geschäftsverbindung ohne Zwischenhändler anbahnt, die für beide Theile vortheilhaft werden können. Alle Produzenten aus hiesiger Gegend, welche Ueberfluß an Obst haben und es gut zu verwerthen wünschen, möchten sich den von dem Bezirks-Obstbau- Verein Dresden ausgegebenen, der Nr. 8 der Obst und Gartenbau-Zeitung beigefügten Prospekt sammt Regulativ zu verschaffen suchen, eingehend Kenntniß davon nehmen und auf Grund desselben den Markt beschicken. Es wird sie gewiß nicht gereuen. Die ge ringen Kosten, welche mit der Beschickung verbunden sind, werden durch die zu erwartenden Vortheile reich lich ausgewogen werden. Schließlich sei noch die Bemerkung gestattet, daß für eine etwa zu veranstaltende Obstausstellung des Bezirksvereins Dippoldiswalde, für welche in dem Reichthum der Ernte gerade in diesem Jahre eine recht einladende Veranlassung vorliegt, nunmehr eine günstige Aussicht nicht mehr vorhanden erscheint gegen über den Dresdner Veranstaltungen. Dieselben würden der Unternehmung des Dippoldiswaldaer Vereins eine erdrückende Konkurrenz bereiten und der Erfolg der selben ein nur ungenügender sein. Jede Förderung des Obstbaues aber, welcher ja an sich so anziehend ist und immer lohnender zu werden verspricht, ist mit Freuden zu begrüßen und in immer weitere Kreise zu verbreiten! fr. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Septr. Nachdem schon im Laufe des gestrigen Vormittags, theils zu Fuß, theils zu Wagen und per Dampf verschiedene Feuerwehren des Bezirks und von weiter her (Freiberg, Plauen bei Dresden, Rabenau, Deuben rc.) eingetroffen und von hiesigen Kameraden bewillkommnet und eingcholt worden waren, fand gestern von Mittag 2 Uhr an die programmgemäße Uebung der hiesigen Freiwilligen und Pflichtfeuerwehr statt. Zunächst marschirten sämmtliche Feuerwehren auf dem Markte auf, und die hiesige freiwillige Feuerwehr führte zunächst ohne Ge rüche verschiedene Märsche und Schwenkungen recht präcis aus. Hierauf wurden die Gerüche geholt und es folgten Schulübungen im Steigen, Aufstellen und Besteigen der Stützenleiter, im Ab- und Aufprohen der Spritzen, Abwickeln und Anlegen der Schläuche rc. Gegen 3 Uhr gruppirten sich sämmtliche Sektionen um die Kirche. Der Versuch, vom Kirchthurm aus auf das Kirchdach Master zu geben, gelang vollkommen, indem in wenigen Minuten vom ersten Angriff an, ein starker Strahl erzielt wurde. Hierauf begann das Manöver an der Schule, bei welchem außer dem Steigen ans den gewöhnlichen Steigerleitern und der Stützenleiter, dem Aufziehen von Schläuchen, Spritzen, Ausräumen rc. auch die Benutzung des Sprungtuches gezeigt wurde, indem 5 Mann nach einander aus der ersten Etage des Schulhauses regelrecht herabsprangen. Bei dieser Uebung wurde 7'/, Minuten nach erfolgter Allarmiruug vom Dachfirsten des Schulgebäudes Master gegeben. — Endlich fand auf dem Markte durch Herrn Feuerwehrrequisitenhändler Schöne aus Dresden eine äußerst gelungene Probe mit Hayward's Original- Feuerlösch-Handgranaten statt. Die mit Holz, Reißig, Spähnen gefüllte und mit Theer und Petroleum ge tränkte Holzbude flammte rasch zu intensiver Flamme auf, verlöschte aber sofort, als die in den Flasche" enthaltene Flüssigkeit damit in Berührung kam. All gemeiner Beifall belohnte die gelunge Probe, die mit gleichem Erfolge noch zweimal wiederholt ward und wurden zu diesen dreimaligen Proben nur 8 Granaten (ä Dtzd. 4ss M.) verbraucht. — Der Uebung wohnten