Volltext Seite (XML)
Spaniens Streitkräfte. Da man in Spanien die Tollheit und den Wahn sinn wegen der Karolinen-Frage so weit treibt, nach einem Kriege gegen Deutschland zu schreien, so ist es recht interessant, die Streitkräfte des stolzen Spaniens, welches Deutschland herausfordern will, kennen zu lernen. In Spanien besteht nach den Militärgesetzen von 1870, 1872 und 1877 allerdings die allgemeine Wehrpflicht, sie ist jedoch nicht streng durchgeführt, sondern mit Loskauf und Stellvertretung verbunden. Außerdem dienen die spanischen Soldaten nur acht Jahre, vier Jahre aktiv und vier Jahre in der Re serve, und ist eine Landwehr oder Nationalgarde, welche die Linien-Armee verstärken könnte, in Spanien nicht vorhanden. Erwägt man dabei noch, daß Spanien trotz seiner bedeutenden Flächenausdehnung nur 17 Millionen Einwohner zählt, und die spanischen Finanzen schlecht bestellt sind, so geht schon daraus hervor, daß Spanien nicht entfernt in der Lage ist, ein Heer ins Feld zu stellen, welches einer Großmacht wie Deutschland imponiren kann. Wenn man auf die 130 Schiffe blickt, welche die spanische Kriegsflotte aufweist, so könnte es uns in Deutschland allerdings Angst werden, aber nur einen Moment, um dann zu lächeln. Die große Mehrzahl der spanischen Flotte besteht nämlich aus Holzschiffen, die gegenwärtig im Kampfe ganz werthlos sind, und Panzerschiffe leidlich brauchbarer Konstruktion besitzt Spanien nur sechs. Hält man dagegen die Zahl der deutschen Panzer fregatten, Panzerkorvetten und Panzerkanonenboote init ihren neuesten Konstruktionen und erprobten schweren Krupp'schen Geschützen, so ist auch die deutsche Flotte der spanischen mindestens um das Doppelte überlegen. Zieht man schließlich in Erwägung, daß Spaniens lockere politische Zustände, unzufriedene Kolonien und schlechte Finanzen in einem Kriege schwere Kalamitäten herbeiführen muffen, so fehlt uns in Deutschland jedes Verständniß dafür, wie die spanische Nation die deutsche herausfordern kann. I» der Streitfrage pm die Karolineri-Jnseln handelt es sich erstens ja auch um keine Antastung spanischer Rechte, denn die deutschen Kriegsschiffe fanden auf den beiden besetzten Inseln weder einen spanischen Negierungs vertreter, noch Spanier selbst, zweitens sind die Karo linen auch gar kein so werthvoller Besitz, um wegen derselben einen Krieg zu führen. Der übertriebene spanische Stolz fühlt sich eben nur gekränkt, daß Deutschland auch zur See seine Macht geltend machen will, aber dieser Stolz der Spanier, der in keinem Verhältnis; zur spanischen Macht steht, dürfte bei der Gelegenheit dem Fluche der Lächerlichkeit anheimfallen. Lokales irnd Sächstsches. Militär- billets. 46 24 34 57 Dresden . . . Hainsberg. . . Dippoldiswalde . un den Haltestellen III. 686 1037 1212 2832 Tagcsbillets. II. III. 447 1841 179. 1207 233 1469 254 2893 Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat August gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillcts. II. 148 200 133 416 Sa. 897 5767 1113 7410 161 15348 Befördert wurden 1,994,840 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 1900 Billets weniger verkauft und 316,067 Kilogramm Güter weniger befördert. Demnach bis jetzt (vom Januar 1885 an) 86,779 Billets und 18,259,781 Kilogramm Güter. Gegen die gleichen 8 Monaten des Vorjahres sind 8922 Billets weniger verkauft, dagegen aber 1,584,609 Kilogramm Güter mehr befördert worden, und be kanntlich sind es ja die Güter, die eine Bahn rentabel machen oder nicht; die Frequenz unserer Bahn hat daher gegen das Vorjahr kaum abgenommen. — Der letzte Extrazug war, wie wir bereits be richteten, leider nur schwach besetzt, und benutzten ihn insgesammt 51 Personen, davon nach Rabenau 3, Seifersdorf 5, Malter 2 und Dippoldiswalde 41. — Der nächste Theaterzug wird Donnerstag, den 8. Ok tober, versuchsweise verkehren; siehe die Bekannt machung der kgl. Bahnverwaltung in heutiger Nummer. — Am 1. Oktober tritt der neue Winterfahrplan in Kraft, der uns wieder die im Winter völlig ge nügenden drei Züge nach jeder Richtung bringt. — 14. September. Bei dem am gestrigen Nach mittage abgehaltenen Neiterschießen der hiesigen Schützengesellschaft ist Herr Strohhutfabrikant Gotthold Reichel König geworden. — Montag früh gegen '/'l Uhr ist in der neu erbauten, außerhalb des Gehöftes gelegenen Scheune des Gutsbesitzers und Gemeindevorstandes Herrn Moritz Lotze in Reinholdshain Feuer ausgebrochen und ist letztere mit den sämmtlichen in ihr befindlichen Erntevorräthen bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. Anwesend waren neben der Reinholdshainer Ortsspritzc die Spritzen der Gemeinden Oberhäslich, Elend, Hirschbach, Niederfrauendorf und Oversrauen- dorf. Von diesen Spritzen aber sind die drei zuletzt genannten gar nicht in Thätigkeit gekommen. Dem Vermuthen nach liegt böswillige Brandstiftung vor. — In Dippoldiswalde ist das Feuer zwar bemerkt, aber die Landspritzen-Abtheilung der freiwilligen Feuerwehr nicht allarmirt worden, da Niemand geweckt wurde, der das Ausrücken hätte anordnen können. Höckendorf. Sonnabend, den 12. September, wurde im hiesigen Gasthofe eine Wahlversamm lung abgehalten, um Herrn Gutsbesitzer Steyer aus Reinholdshain Gelegenheit zu geben, auch den Wählern im dortigen Theil des Bezirkes sein Programm zu entwickeln. Nachdem Herr vr. Wirthgen die Ver sammlung eröffnet und den ihm per Akklamation über tragenen Vorsitz übernommen hatte, wies derselbe zu nächst die versteckten Angriffe zurück, welche gegen den verdienten verstorbenen Landtagsabgeordneten Kleber in dem Wahlaufrufe enthalten wären, der zu Gunsten der Hartwig'schen Kandidatur erlassen worden sei. Die fett gedruckten Worte: „Dieses Mal" möge man einen „tüchtigen und längst erprobten" Vertreter, der „unabhängig und unparteiisch" sei, in den Landtag senden, enthielten Beleidigungen des seligen Kleber's, gegen die er entschieden Front machen müsse. Der Vorsitzende ertheilte dem Herrn Steyer das Wort, welcher in seiner bekannten klaren und durchsichtigen Weise sein Programm entwickelte, das er am Schluffe seiner vortrefflichen Ausführungen noch einmal kurz folgendermaßen zusammenfaßte: Ich bin ein konser vativer Mann. Ich erachte die Finanzlage des säch sischen Staates für eine günstige, halte jedoch den Grundbesitz für zu hoch besteuert, erkenne die Ein kommensteuer als eine an sich gerechte Steuer an, bin aber der Meinung, daß die Mittelklassen von ihr zu hoch belastet werden; die Urkundenstempelabgaben finde ich zu hoch, die Nothschlacht- und eventuell auch Haus schlachtsteuern müssen in Wegfall kommen. Den weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes halte ich im In teresse des Staates, sowie der Eisenbahnverbindungen bedürfenden Gegenden für dringend geboten. Die Landwirthschaft bedarf des Schutzes vom Reiche durch Beseitigung der Differentialsrachttarife, Einführung der Doppelwährung, Aufnahme des Milzbrandes in das Viehseuchengesetz und eventuell Erhöhung der Zölle. Im Interesse des Landes ist es, daß ein entsprechen des Gesetz über die Bildung von Viehzuchtgenossen - schäften und die Körung der Zuchtbullen für den öffent lichen Gebrauch erlassen wird. Das Jagdschongesetz muß im Interesse eines besseren Schutzes der Felder in der Erntezeit einige Aenderungen erfahren. Ich Wchnitz -MW »3. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnr in Dippoldiswalde. 51. Jahrgang. Nr. 109. Dienstag, den 15. September 1885 st- bevorzuge keinen Stand, ich will, daß Jedem gleiches Recht wiederfahre. Diese von den in großer Anzahl erfchienenen Wählern mit vielem Beifall aufgenommenen Ausführungen haben uns abermals gezeigt, daß wir in Herrn Steyer einen Kandidaten besitzen, welcher das Herz auf dem rechten Flecke hat und wo es gilt, seine Ansicht klar zu entwickeln versteht. Wer ihn kennt, weiß, daß er seinen Ansichten treu bleiben wird; er ist ein Mann von altem deutschen Schrot und Korn, bei dem und von dem das Sprüchwort: „Ein Mann ein Wort!" volle Giltigkeit hat. In der folgenden Debatte frug Herr Kantor Lehmann den Kandidaten, wie er sich dem Interesse der Volksschullehrer gegen- über verhalten werde? Herr Steyer beantwortete diese Anfrage mit dem Hinweis darauf, daß er, wie be kannt, als 2. Vorsitzender des Schulvorstandes zu Rein holdshain sich stets als Lehrerfreund gezeigt habe. Nachdem noch Herr Oberförster Klette Gelegenheit ge nommen hatte, sich gegenüber den gegen seine Ge schäftsführung als Vorsitzender der Frauensteiner Wahl versammlung und gegen seine Person gerichteten brief lichen und in einer Annonce der „Weißeritz-Zeitung" enthaltenen Angriffen entschieden zu verwahren, sagte er, es könne den Freunden des Herrn Steyer nicht beikommen, den abwesenden Gegner — wie es von Seiten des Herrn Seydel geschehen — zu verumglimpfen (wörtlich), es verzichteten dieselben darauf. Gründe, welche gegen die Kandidatur des Gegners sprächen oder dieselbe in einem ungünstigen Lichte erscheinen ließen, zum Sockel <wörtlich) der Kandidatur des Parteigenossen, wie es Herr Seydel gethan, zu machen und Er sowohl, wie ein anderer Wähler, empfahlen Herrn Steyer's Wahl, und schloß der Herr Vorsitzende die Versammlung, indem er noch Herrn Steyer den Dank der Versammlung aussprach und unter Hinweis auf das Armuthszeugniß, welches sich der ganze Be zirk andernfalls ausstellen würde, auch von seinem Standpunkte als Freund und früherer Parteigänger Kleber's vor Allem auch allen ehemaligen Wählern Kleber's die Wahl Steyer's wärm empfahl. Dresden. Ende Oktober werden sich der König, und die Königin nach ihrem ererbten Schlosse Sibyllenort in Schlesien begeben und daselbst einige Zeit Aufenthalt nehmen. — Bezüglich derjenigen Chausseegeld-Ein nehmer, die am 1. Januar in Folge der Aufhebung der Chausseegeld-Einnahmen dienstlos werden, will man behördlicherseits einer Nothlage dadurch begegnen, daß man sie bei denjenigen Zollrecepten und Schlacht steuereinnahmen unterbringt, welche bisher von Privat personen verwaltet wurden. — Auch die Stadtverordneten haben den Ankauf des Körnermuseums genehmigt. I)r. Peschel, der Gründer desselben, bleibt Direktor auf Lebenszeit. — In der vergangenen Woche wurde» in Dresden große Versammlungen gehalten; als am Montag feiten der Innern Mission zur Beschlußfassung über die Er richtung einer großen Arbeiter-Kolonie im Voigtlande; am Dienstag das allgemeine Bibelfest mit Gottes dienst, Predigt, Berichterstattung und Bibelvertheilung; desselben Tages Abends eine große freie Missions versammlung mit vielen interessanten Ansprachen; am Mittwoch das allgemeine sächsische Missionsfest mit Gottesdienst, Predigt und Berichterstattung. Ausge zeichnete geistliche Kräfte dienten bei diesen Festen und Versammlungen, und eine große Theilnahme belebte dieselben. Mittwoch früh ward die allgemeine säch sische Pastoral-Konferenz gehalten, bei welcher nach der Ansprache (Pastor Große aus Kötschenbroda), die einschneidende Frage über die sächsischen Perikopen anschaulich und interessant (Referent Pastor Zimmer mann aüs Seifersdorf) durchgearbeitet wurden. 2. — Die „Sächsische Schulzeitung" giebt eine be- merkenswerthe Uebersicht über die Sterblichkeit von Sachsens Lehrern nach den Ergebnissen des Jahres .Amtsblatt ... für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SLadtratye zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche Sei der bedeutenden Anflüge deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit It) Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und cmnplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, die Spaltenzeile 2» Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" pycheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be-