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geführt, deren Ertrag in die Stadtkaffe fließt. Der Biersteuer unterliegt alles in- und zollvereinsländische Bier, das im Stadtbezirke zum Verbrauche gelangt, und zwar sind für den Hektoliter einfaches Bier lb Pf., für den Hektoliter Bier aller anderen Sotten (z. B. Lagerbier, Bairisch, Weißbier, Gose rc.) 30 Pf. zu entrichten; 100 Flaschen oder 200 halbe Flaschen werden gleichfalls mit 30 Pf. besteuert. Alle Bier verkäufer, Inhaber von Gasthöfen und Schankwirth- schaften haben in einem vom Stadtrathe bezogenen Buche die Bezugsquelle, Sorte und Menge des steuer pflichtigen Bieres einzutragen. Für auswärts ver kauftes, aber dort versteuertes Bier wird der Steuer betrag zurückerstattet, wenn es sich um mindestens einen Hektoliter handelt. Steuerhinterziehungen werden mit einer Geldstrafe bis 500 M. geahndet. Leipzig. Im hiesigen ländlichen Wahlkreis haben sich die Ordnungsparteien vollständig geeinigt und stellen den Gutsbesitzer und Friedensrichter Mühlig in Lindenau als gemeinsamen Kandidaten zur Land tagswahl gegen Liebknecht aus. Schöneck. In seiner letzten Sitzung beschloß der hiesige Stadtgemeinderath, dem Verein zum Zweck der Einrichtung einer Arbeiterkolonie im Königreich Sachsen zunächst einen Beitrag in der Höhe von 30 Di. zu zusichern, für die Folge die Verabreichung des sogen. Ortsgeschenkes an arme Reisende von der voran gegangenen Arbeitsleistung derselben am Kommunwege bau, durch Holzspalten oder Aehnliches abhängig zu machen und die Unterstützung der darum ansprechenden Wanoerer nicht mehr in Baargeld, sondern in Natural verpflegung verabfolgen zu lassen. Tagesgeschichte. Berlin. Die Ausschüsse des Bundesrathes werden am 7. September zusammentreten, um die Ausführungsbestimmungen zum neuen Stempelgesetze zu berathen. — Ueber die Grundsätze, nach denen bei den Ausweisungen der Polen verfahren wird, wird mitgetheilt: ,.Es werden nicht ausgewiesen Personen, die vor 1843 nach Preußen gekommen sind, ferner Personen, die selber oder deren Söhne in Preußen gedient haben, solche, die zeitweise zu ihrer Ausbildung oder des Erwerbes halber mit Legitimationspapieren sich in Preußen aufhalten, Russen wie Oesterreicher, werden ausgewiesen. — Dem Vernehmen nach wird dem Besuche des Königs der Belgier am Berliner Hofe nach Be endigung der Herbstmanöver entgegengesehen. Be kanntlich war dieser Besuch schon für die ersten Juni tage in Aussicht genommen, mußte dann aber wegen der langandauernden Unpäßlichkeit des Kaisers auf geschoben und später auf unbestimmte Zeit vertagt werden. König Leopold der Belgier hatte, wie er innerlich, wiederholt den Wunsch zu erkennen gegeben, dem deutschen Kaiser persönlich den Dank auszusprechen für die nachdrückliche Unterstützung, deren er sich von Seiten Deutschlands in seinem Bestreben für die Gründung des Kongostaates jederzeit zu erfreuen hatte. — Ueber die Karolinen-Frage wird demnächst in Berlin ein Weißbuch veröffentlicht, das alle diplo matischen Aktenstücke enthält, welche zwischen'Deutsch- land und Spanien gewechselt wurden. Wie es jetzt heißt, sollen bereits in den Abmachungen, die vor einigen Monaten in London zwischen Deutschland und — 452 — England in Bezug auf die herrenlose» Territorien Ar Süvsee getroffen wurden, Erklärungen über die Karo linen enthalten sein. Eine Antwort Spaniens auf die letzte deutsche Note scheint noch nicht erfolgt zu sein. Die Madrider Regierung setzt ihre Bemühungen fort, die öffentliche Meinung zu beruhigen; bis jetzt aber mit wenig Erfolg, denn die bezügltchen Demon strationen haben in den letzten Tagen weitere Fort setzung erhalten. — Der Amtsantritt des derzeitigen deutschen Bot schafters Fürsten Hohenlohe als Statthalter von Elsaß-Lothringen wird am 1. Oktober erfolgen. — Die erste Plenarsitzung des Bundesrathes WM am 15. oder 16. September stattfinden. Elsaß-Lothringen. Ein vor Kurzem erschienenes statistisches Handbuch für Elsaß-Lothringen giebt folgende Auskunft über die dortigen Nationalitätsverhältnisse: „In ganz Elsaß-Lothringen gehören von den Gemein den 72 Proz. dem deutschen, 22 Proz. dem franzö sischen und 4 Proz. dem gemischten Sprachgebiete an. Ein wesentlich verschiedenes Verhältniß aber ergiebt sich, wenn wir die einzelnen drei Bezirke ins Auge fassen, denn während in Unter-Elsaß 95 Proz. und in Ober-Elsaß 85 Proz. der Gemeinden auf das deutsche Sprachgebiet entfallen, erreichen in Lothringen die deutschen Gemeinden nicht ganz die Hälfte; es sind nur etwas über 49 Proz., gegen über 45 Proz. fran zösischen und 5 Proz. gemischten. Wesentlich günstiger gestaltet sich das Verhältniß, wenn wir nicht die Ge meinden selbst, sondern die Civilbevölkerung berück sichtigen; von diesem Gesichtspunkte aus haben wir auch in Lothringen nicht nur Gleichgewicht, sondern ein kleines Ueberwiegen der deutschen; es sind deren 52 Proz. gegenüber 28, resp. 18 Proz., die dem fran zösischen, resp. dem gemischten Sprachgebiete angehören. Die Zahl der Gemeinden endlich, die auf Grund des Gesetzes vom 31. März 1872 vom Gebrauche der deutschen Sprache dispensirt waren, betrug am 1. Jan. 1884 noch 417 bei einer Gesammtzahl von 1698". Oesterreich. Die Vorgänge in Königinhof haben an maßgebenden Stelle höchst unangenehm be rührt, umsomehr als sie mit der Anwesenheit des Kaisers Franz Josef bei den Manävern um Pilsen zusammenfielen. Die Stellung des Statthalters in Böhmen soll erschüttert sein. — Die Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen in Pest hat am 24. August nachfolgende für den Personenverkehr mit kombinir- baren Nundreisebillets hochwichtige Beschlüsse gefaßt und zwar: 1. die Verausgabung der Billets soll während des ganzen Jahres stattfinden (bisher nur im Sommer) ferner 2. die Gültigkeit der Billets wird allgemein auf 45 Tage (bisher 35 Tage) festgesetzt, nur bei den Touren, welche über 1000 Kilomtr. Ent fernung umfassen, tritt eine 60tägige Gültigkeit ein. 3. Die Gewährung von Freigepäck wird abgelehnt. Man hat in Aussicht genommen, die Durchführung der Beschlüsse 1 und 2 zu beschleunigen, so daß die Beibehaltung des Nundreiseverkehrs bereits über den diesjährigen September hinaus wahrscheinlich ist. Frankreich. Der ehemalige Ministerpräsident Jules Ferry hielt am 30. August eine Wahlrede in Bordeaux, in welcher er sich gegen eine erneute Revision der Verfassung und gegen die Unterdrückung des Kultusbudgets ausspricht. Die Politik der Aus dehnung der Kolonien, welche ihm die Umstände auf gezwungen hätten, sei mit dem Protektorate in Tonkin abgeschlossen. Der Redner betonte, Frankreich bedürfe einer Politik des Vertrauens und müsse die Rechte anderer Nationen achten. Europa werde einer Re publik, welche der Anarchie preisgegeben sei, kein Ver trauen schenken. Egypten. Ueber die Lage inKhartum sind an General Greenfeld übereinstimmende Nachrichten ein» gelangt, daß unter den dortigen Führern der Su danesen die größte Zwietracht herrschen soll. Derselbe Abdullah Hamza, welcher als Erster den Tod des Mahdi bekannt gab, berichtet über einen blutigen Kampf in Khartum, in welchem der Nachfolger des Mahdi, Abdullah-el-Taishi und der Emir von Berber, Ma- homed-el Khair, mit ihren Wekils und vielen An- hängern gefallen sein sollem Dresdner Schlachtviehmarkt vom 31. August. Auf den, heutigen Schlachtviehmarkte waren 473 Rinder, 786 Schweine, inkl. 50 Stück UeberstLnder vom letzten Klein- viehmarkte, 1217 Hammel und 137 Kälber zum Verkauf gestellt. Bei mittelmäßigem Besuche von Fleischern und in Anwesenheit einiger Exporteure verlief das Geschäft infolge starken Auftriebes in Rindern nnd Hammeln und mehrfacher anderer Ursachen wesentlich langsamer, als in der Vorwoche, ohne daß ncnncns- ivcrthe Preisschwankungen eingetretcn wären. Primaqualität von Rindern wurde pro Centner Schlachtgewicht mit 59—62 M., einzelne hochfeine Stücke noch etwas höher, Miltelwaare mit 51- 54 M., geringe Sorte mit 30 M. bezahlt und in erster Sorte vollständig, in den beiden letzteren dagegen nur zum Theile abgenomiiieu. Hammel wurden in Anbetracht dcs starken Auftriebes leidlich gekauft und galt das Paar englischer Lämmer im Gewichte zu 50 Kilo Fleisch 63—66 M., während ein Posten ausnehmend schwerer bis zu 200 Pfund und mehr lebend wiegender sehr fetter Stücke dieser Nasse etwas niedriger behan delt wurde. Landhammcl wurden pro Paar bei 50 Kilo Fleisch mit 57—60 M., Bracken mit 36 M. bezahlt. Schweine wurden trotz dcs schwachen Auftriebes langsamer abgcnvmmen, als in der Vorwoche, da viele Fleischer, namentlich solche, welche viel Speck und Schmalz verkaufen, auf das in den nächsten Tagen in Aussicht stehende Eintreffen größerer Poste» ungarischer Ba- koiiier, welche der österreichischen Grenzsperre wegen 6 Monate auf den deutschen Märkten fehlen, warten. Landschweinc eng lischer Kreuzung wurde» pro Centner Schlachtgewicht mit 54 bis 57 M, Schlesier mit 50—53 M. ausgcboten. 56 Stück Mecklenburger wurden bei 40 Pfund Tara mit 53—55 Mark pro Centner lebendes Gewicht notirt. Kälber gingen ab nnd erzielten die Preise vom letzten Hanptmarkte, d. i. 90-110 Pf. pro Kilo Fleisch ;c nach Qnaliläl der Waarc. In den Schlacht häusern des Etablissements sind im Laufe der vorigen Woche 261 Rinder, 46l Hammel, 821 Schweine und 592 Kälber oder in Summa 2135 Stücke geschlachtet worden. Dresdner Produktenbörse vom 31. August. fremd weih 174—185 deulsch br. 170—175 fremd gelb 168—182 neu, deutsch 163—167 do. engl.. 158-162 Weizen, weiß, inl. 175—180 do. do. do. do. do. Roggen, inländischer l45—149 Leinsaat, mittel. . 225-240 Rüböl, rafstuirl . . 53.00 Rapskuchen, inländische 12,50 ds. runde . 12,00 Malz 26-29 Kleesaat, roth . . - do weiß . . do. neuer. . do. russisch . 144—145 do. fremder . 147—152 do. galizisch . Gerste, inländ. 150—160 >do. böhm. u.mähr. 162—180 do. Futter . . 120-130 Hafer, inländ. . . 148—152 do. russischer . 136—142 Mais, Cinquantine 145—155 do. rumcin. alt 125—135 do. amerik.. . 123—126 Erbsen, Kochw. 17,50-19,50 do. Futterwaarc 13,00—14,50 Wicken .... 130—140 Buchweizen, inländ. — Winterraps. . . 2070 - 20 Wintcrrübsen, inl. 190—195 Leinsaat, seine. . 250—260 do schwedisch Tymothce . . . Weizenm., Kaiscrausz. 34,00 Gricslcr.-Auszug . 31,00 Semmelmehl . . 29,00 Bäcker-Muudmchl 25,50 Griesler-Mundm. 21,50 Pohl-Mehl. . . 17,50 Noggenmehle, Nr. 0. 25,00 Nr. 0/l ... 24,00 Sir. 1 . . . . 23,00 Nr. 2 ... . 20,00 Nr. 3 ... . 17,00 Futtermehl .... 13,50 Wcizcnklcie, grobe. . 8,60 do. feine. . 8,60 Roqgenkleie . . . 10,60 Spiritus per 100 Liter 43,00 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Am 25. August cr. sind auf der von Kipsdorf nach Altenberg führenden fiskalischen Straße 6 Stück Stratzenbäume (Ebereschen) abgehackt und 8 weitere dergleichen beschädigt worden. Es wird dies hiermit bekannt gemacht und hierbei Demjenigen, welcher den Thäter dieses Unfugs, beziehentlich Baumfrevels dergestalt ermittelt, daß derselbe von der zuständigen Gerichtsbehörde zur Untersuchung nnd Bestrafung gezogen werden kann, eine Belohnung aus Staatsmitteln bis zur Höhe von 3V Mark in Aussicht gestellt. Dippoldiswalde, am 1. September 1885. Königliche Amtshauptmannschaft. — I. V.: von Einsiedel. Semig. Auktion. Sonnabend, den S. September I88S, Nachmittags L Uhr, sollen in der Gastwirthschaft zu Gombsen folgende anderwärts gepfändete Gegenstände, als : 1 Strohut mit Aufputz, 1 Kinderkleid, l Tibetkleid, und 1 Stoffjacket, insgesammt neu, gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Dippoldiswalde, am 31. August l885. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts daselbst. Müller. Oeffentliche Aufforderung. Im hiesigen Amtsbezirk treibt sich seit etwa 14 Tagen ein Bettler umher, welcher am 17. August in Paulsdorf, am 28. August 1883 in Lungwitz, auf den Namen Hermann Rittig, Schmied aus Schluckenau das Ortsgeschenk erhoben und sich anderwärts Arthur Lehmann, Gärtner aus Nöda bei Leisnig, genannt hat. Derselbe ist übermittel groß, hat Blattergruben, an der rechten Seite des Halses eine Drüsennarbe und war bislang grau gekleidet. Der Beschriebene ist wegen einer Reihe von Diebstählen zur Haft zu bringen, nnd es ergeht an alle Behörden, insbesondere auch an die Ausgeber von Orts geschenken, sowie Privatpersonen das Ersuchen, zu dessen Aufgreifung behilflich zu sein. Dippoldiswalde, am 3l. August 1885. Der Königliche Amtsanwalt. ' I. V.: Richter, Res. Auf Folium 30 des Handelsregisters für den Amtsgerichtsbezirk Frauenstein ist heute verlautbart morden, daß die Firma Wigankow L Mehner künftig F. Wigankow firmirt, sowie, daß dieselbe ihren Sitz nicht in Nassau, sondern in Rechenberg hat. Frauenstein, am 28. August 1885. Königliches Amtsgericht. . Heldner.