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Mchmh-IeitsW lt Verantwortlicher Redacteur: C-rl Irhm in Dippoldiswalde Donnerstag, den 3. September 1885 Nr. 104 51. Jahrgang. r - § e U e H l l § ll l »H 7 !i /M Es find der Jahre fünfzehn nun dahingeschwunden, Gelt dort bet Sedan auf dem weiten Plan Der rothe LebenSquell aus tausenden von Wunden Hernieder auf deS Kampfes Wahlstatt rann — Seit dort in blut'ger Schlacht so grimmig ward gestritten, Und wo der Feind den Deutschen tapfer stand, Wo auch von Deutschlands Söhnen Tausende erlitten Den Heldentod für'S rin ge Vaterland. Längst schlummern dort im fränk'schen Sand ast' diese Brapen, Der Pflug geht über ihre Gräber hin; Wo sie dem AuferstehungStag entgegenschlafen, Wob fich schon oft der Saaten junges Grün, Und ihre Leiber find im Lauf' der Zeit verfallen, ES ward zu Staub und Asche ihr Gebein — Die Namen aber leben fort von ihnen allen, Fort in deS deutschen Volkes HerzenSschrein! Und das, was fie durch ihren Heldentod errungen: DeS neu geeinten Deutschlands Macht — Dies Werk, wie ist eS doch so herrlich schon gelungen, Wie glänzt es fort in seiner hehren Pracht! D rum wvll' der Todten dieses TagS Du nie vergessen, O deutsches Volk, denk' ihrer heute auch — Und fie zu ehren, die Dir theuer einst gewesen, Dies sei und bleibe Dir ein heil'ger Brauch. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie bereits mehrfach erwähnt worden ist, wird nächsten Sonntag der Feuerwehr bezirksverband der Amtshauptmannschast Dippoldis walde seinen ersten Bezirkstag in unserer Stadt begehen. Von Mittags 1 Uhr an werden die an kommenden Gäste und fremden Feuerwehren im Saale der „Reichskrone" empfangen und begrüßt, worauf um 2 Uhr die hiesige freiwillige Feuerwehr, wahrschein lich auf dem Markte, Schulübungen vorzunehmen hat. Daran wird sich ein Sturmangriff der gesammten städtischen Feuerwehr auf das Schulgebäude und daran die Kirchthurmprobe, das Legen von Schläuchen nach der Thurmhaube und das Spritzen aus denselben, reihen. Zum Schluß sollen auf dem Markte die Exerzitien mit Hayward's Original-Handgranaten stattftnden; dieselben sind hauptsächlich zum Unter- Zum 2. September. Der rasche Kreislauf des Jahres hat uns wieder den erhabenen Gedenktag vor Auge» geführt, den kein echter Deutscher nennen hören wird, ohne in seinen uationalen Gefühlen die höchste Befriedigung zu finden. Das einige und mächtige Deutschland schlug am 2. September 1870 in einer Niesenschlacht seinen großen Gegner vollständig und nahm Kaiser und Heer gefangen. Diese ruhmvolle, historische Thatsache, welche Deutschlands Feldherren und Steitern das glänzendste Zeugniß der Tapferkeit und Tüchtigkeit ausstellte, stempelte in den Annalen des deutschen Reiches den 2. September für immer als einen nationalen Ehren tag. Doch die Feier eines glorreichen Sieges über einen gewaltigen und gefährlichen politischen Gegner ist nicht das Höchste und nicht das Beste an dem Nationalfeste, was wir nun wieder begehen. Weit, weit über den kriegerischen Erfolg und die Errungen schaften des Jahres 1870/71 hat der Gedenktag von Sedan eine hohe, ideale Bedeutung. Er steht als leuchtender Markstein in der deutschen Geschichte und besagt, daß nur ein einiges Deutschland mächtig ist und nur ein einiges Reich sich der Gegner erwehren kann. Bei Sedan und im letzten deutsch-französischen Kriege kämpften Preußen, Bayern, Sachsen, Württem berger und die übrigen deutschen Stämme als ein geeinigtes Volk um gemeinsame Interessen des großen Vaterlandes und dieses Bewußtsein der Einigkeit gab uns Macht und Sieg. Wie traurig und öde steht dieser Thatsache die deutsche Geschichte früherer Jahr hunderte gegenüber, wo in Folge fremder Ränke Deutsche gegen Deutsche kämpften und das Vaterland in Ohnmacht und Schmach fiel. Eine große Lehre und Mahnung spricht daher zumal aus jenem glor reichen Septembertage: Die Nothwendigkeit der un erschütterlichen politischen Einheit und Zusammenge hörigkeit der deutschen Stämme, welche wir immerdar festhalten müssen, wenn wir die herrlichen Errungen schaften des Jahres 1870/71 bewahren und des Vater landes Größe noch zu vermehren im Stande sein wollen. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein I drücken von Bränden in geschlossenen Räumen be- I stimmt und demzufolge wird auch die Probe mit einem theilweise geschlossenen Kasten veranstaltet. Eine Ver sammlung in der „Reichskrone" wird den Tag be schließen. — Die Einwohnerschaft von Dippoldiswalde hat stets, sobald innerhalb ihrer Mauern ein Fest ge feiert ward, an demselben regen Antheil genommen, und so glauben wir auch diesmal keine Fehlbitte zu thun, wenn wir unsere Mitbürger ersuchen, durch Be flaggen der Häuser ihre Theilnahme an dem Bezirks tage kund thun zu wollen. — Der seit 12. März vermißte Handarbeiter Eduard Magnus Schlegel aus Dorfchemnitz ist im Muldaer Forstreviere in völlig verwestem Zustande erhängt aufgefunden worden. Derselbe ist 52 Jahre alt, Vater von 3 Kindern und hat zweifellos infolge von Lebensüberdruß sich selbstentleibt. Poffendorf. Nach Fertigstellung des Kirchthurm neubaues wird dermaliger Bestimmung zufolge dessen Einweihung Sonntag, den 13. September, und zwar Vormittags '/>9 Uhr, erfolgen. Die Weihe selbst soll in einein Festzuge und einem kurzen, auf dem alten Kirchhose am Fuße des Thurms abzu haltenden Festaktus bestehen, welchem sich Gottesdienst in der Kirche anschließen wird. Reinhardtsgrimma. Am vorigen Sonntage wurde hier das in diesem Blatte bereits angekündigte Missionsfest feierlich begangen und fand trotz der Ungunst der Witterung Seitens der Gemeinde rege Betheiligung, die sich u. A. auch durch Beiträge zur Schmückung der Kirche, zum großen Theile aus der hiesigen herrschaftlichen Kunstgärtnerei, kund gegeben hatte. Die Festpredigt hieÜ in gediegener Weise Herr Pastor l)r. Ahner aus Miltitz über den Sonntags text und führte aus, wie der Mission das Bild des barmherzigen Samariter vorschwebe, um für die Noth der Heidenwelt ein offenes Auge zu haben, ein warmes Herz und die helfende Thal. In dem Berichte nun, den hierauf Herr Pastor I-io. Zimmermann aus Seifersdorf erstattete, ging derselbe von der Missions- Vereinigung, die sich in der Ephorie Dippoldiswalde gebildet habe, aus und wies dann deren Berechtigung mit fesselndem und anregenden Worte nach, den Schluß bildete eine kurze Rechnungsablegung sowie ein Segens wunsch. Bei der Versammlung, die sich im Erbgericht an den Gottesdienst schloß und die auch gut besucht mar, hielt außer den Vorgenannten und dem Orts- geistlichen noch Herr Superintendent Opitz aus Dippol diswalde ejne dankbarst aufgenommene Ansprache über die drei Welteroberer: das Schwert, den Pflug und das Kreuz. Wie allgemein versichert und noch be sonders von Herrn Gemeindevorstand Hoffmann hier in einem Schlußworte hervolgehoben wurde, nahm das ganze Fest einen allseitig befriedigenden Verlauf. Höckendorf. Vorigen Sonntag fand auch im hiesigen Wegbrod'schen Gasthofe eine Wahlversamm lung unter Vorsitz des Herrn Kaufmann Seidel aus Gombsen statt. Nach einer kurzen Ansprache an die höchst zahlreiche Versammlung seitens des Herrn Seidel, Anserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», «erden mit 1v Psg. di« Spaltenzelle oder deren Raüm berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionelle» Theile, die Spaltenzeik A> Pf«. Die „Wek-eri-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. 25 Pf» , zweimonatlich _ 84 Pfgv einmonatlich 42' Pfg. Einzelne Nummer« N Pfg. - Alle Postan- «alten, Postboten, sowie , vie Agenten nehmen Be stellungen an. in welcher derselbe für die rege Theilnahme und das zahlreiche Erscheinen dankte, ergriff Herr Reichstags abgeordneter Baumeister Hartwig das Wort und hielt seine höchst gediegene, von der spannendsten Aufmerk samkeit des Publikums begleitete Wahlrede, die am Schlüsse zu rauschenden und langanhaltenden Beifalls kundgebungen führte. Zum Schlüsse forderte der Herr Vorsitzende sämmtliche Wähler auf, Herrn Hartwig das vollste Vertrauen entgegen zu bringen und am Wahltage ihre Stimmen nur für diesen Herrn ab zugeben. Frauenstein. Um mit den Vertretern der Gemeinden Pretzschendorf und Röthenbach wegen des projektirten Bahnbaues Klingenberg-Frauenstein verschiedene wichtige Angelegenheiten zu erledigen, ver fügten sich am vergangenen Freitag einige Herren des Komitees in Frauenstein nach Pretzschendorf. Nach erfolgter Klarlegung des Projektes und Beseitigung der gegentheiligen Meinungen erklärten die obenbe- zeichneten Gemeinden, das Unternehmen kräftigst mit zu unterstützen und zeichnete Pretzschendorf sofort einen Beitrag zu den auf nur 300 M. sich beziffernden Vor- arbeitungskosten, während Röthenbach seine Beihilfe dem Komitee in allernächster Zeit zu senden ver sprach. Es traten in das Bahnkomitee vier Herren aus Pretzschendorf (Mitglieder des Gemeinderaths) ein, aus Röthenbach Herr Gemeindevorstand Geißler. Auch Colmnitz, Friedersdorf und Kleinbobritzsch haben sich zur Mitbestreitung der VorarbeitungSkosten bereit erklärt, bez. ihre Beisteuer schon eingesendet und sind auch aus diesen Orten Mitglieder des Gemeinderaths in das Komitee eingetreten. Mit den Gemeinden Hartmannsdorf und Reichenau wird sich das Komitee in Kürze ins Einvernehmen setzen. — Als Kuriosum sei bemerkt, daß am 29. Aug. auf hiesiger Post ein Brief anlangte, welchem statt einer Briefmarke eine Dippoldiswaldaer Sparmarke aufgeklebt war. Dresden. Am 2. September Nachmittags wurde das Banner der deutschen Turnerschaft von der Turnlehrerbildungsanstalt, wo sich dasselbe bisher be fand, nach dem Rathhause vom Dresdner Hurngau geleitet und dem Oberbürgermeister vom Centralaus- schuß übergeben. Bis zum nächsten deutschen Turn feste (1890 in München) wird dasselbe neben dem Stadtbanner aufbewahrt bleiben. — Soviel sich bis jetzt übersehen läßt, wird die Hauptrechnung über das Turnfest mit dem ganz geringfügigen Defizit von etwa 4000 Mark abschließen. — Am 3l. August Nachmittags stürzte auf einem Neubaue der Zwickauer Straße der 23 Jahre alte Zimmergeselle Baumgart aus Pretzschendorf vom Dache herab und erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und einen Bruch des rechten Oberschenkels. Potschappel. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag sind hier von ruchlosen Händen die beiden Bismarck-Linden umgebrochen worden. Meißen. Vom 1. Januar nächsten Jahres ab wird hier eine Biersteuer als Verbrauchsabgabe ein-