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WHttitz-MW Verantwortlicher Redakteur: Cärl Ithnr in Dippoldiswalde, 51. Jahrgang Donnerstag, den 30. Juli 1885 Nr. 89 r me nS it d dischcarsdorf, die Regulative der Gemeinden Nassau und Poffendorf, Maßregeln gegen säumige Abgaben - pflichtige betr., die Beschlüsse der Gemeinden Rechen berg und Berreuth, die Gemeindevorstandsgehalte betr., und in Anbetracht obwaltender besonderer Umstände die von der Gemeinde Dittersbach beabsichtigte Ver wendung eines für verkauftes Gemeindeland erzielten Kaufpreises zur theilweisen Abstoßung einer Straßen bauschuld. Ein Nachtrag zum Statut der gemeinsamen Dienst- botenkrankenkaffe wurde nur theilweise genehmigt, im übrigen aber beanstandet und zwar, weil er insoweit mit anderen Bestimmungen des Statuts nicht in Ein klang zu bringen sein würde. Denn während nach jetzigen Bestimmungen des Statuts die Krankenkaffen beiträge von den Dienstherrschaften einzuheben seien, die Krankenkaffenverwaltung es also in Bezug auf die Kaffenbeiträge lediglich mit den Dienstherrschaften zu thun habe, würde durch den beregten Nachtrag dieses jedenfalls beizubehaltende Prinzip durchlöchert werden, insofern, als dann eine Zahlungsverbindlichkeit der Dienstboten direkt der Kaffenverwaltung gegenüber festgestellt werden würde. Von den Gesuchen von Gastwirthen um Erlaubniß zu Abhaltung von Singspielen, Gesangs- und dekla matorischen Vorträgen, Schaustellungen von Personen oder theatralischen Vorstellungen wurden zwei (die jenigen Uhlemann's in Nassau und Brinkmann's in Glashütte), da in diesen Orten bereits eine ausreichende Zahl Schankstätten mit dieser Erlaubniß versehen, ab gelehnt, die übrigen genehmigt. Eine Administrativjustizstreitigkeit zwischen den Orts armenverbänden Liebenau und Breitenau, die Be zahlung von Kurkosten für die Dienstmagd Thorandt betr., wurde zu Gunsten von Liebenau entschieden. Schließlich nahm der Bezirks-Ausschuß von dem auf bezüglichen Antrag eingegangenen Schreiben der kgl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, wonach mit der Einlegung eines monatlichen Extra zuges auf hiesiger Sekundäreisenbahn vom Monat September an wieder ein Versuch gemacht werden soll, Kenntniß und war man übereinstimmend der Ansicht, es werde dahin zu wirken sein, daß der Extrazug, damit er allgemein bekannt und bester als seither frequentirt werde, in die künftigen Fahrpläne mit Auf nahme finde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie nunmehr endgültig be stimmt worden ist, wird der erste Bezirkstag des Verbandes der freiwilligen Feuerwehren der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde am 6. September in hiesiger Stadt abgehalten werden. Den verschiedenen Schul- und praktischen Uebungen der hiesigen frei willigen Feuerwehr werden sich höchstwahrscheinlich auch Versuche mit Hayward's Feuerlösch-Handgranaten anschließen, die sehr interessant werden dürften. — Ein Hauptgegenstand der alsdann folgenden Bezirks versammlung ist der Antrag des Verbandsausschuffes, den Verband auf sämmtliche Feuerwehren der Amts hauptmannschaft auszuvehnen. — Die wissenschaftliche Gesellschaft „Isis" wird am 30. Juli eine geognostische Exkursion nach Dip poldiswalde und seiner Umgebung ausführen. Burkersdorf. Dieser Tage kam ein 6jähriger Knabe voller Freude zu seinem Großvater aus dem Garten gesprungen und brachte ihm in beiden Händen eine 54 Centimeter lange Kreuzotter. Der Groß vater tödtete das Reptil selbstverständlich sofort. Bärenstein. Am 27. Juli Nachts V»1 Uhr ent stand in der Papierfabrik von Trump u. Co. zu Bärenklau bei Bärenstein ein Brand, wodurch das Papierfabrikationsgebäude, das Papiervorrichtegebäude und das Sortirsaalgebäude völlig niederbrannten; die Entstehungsursache ist unbekannt. n, >st !N Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitunäfinden, werde» mit 10 Pfg- die Spaltenzeil« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil» 20 Pfg. Eine katholische Centrumspartei in Oesterreich. Je näher der muthmaßliche Termin für den Zu sammentritt des im Mai resp. Juni d. I. neuge wählten österreichischen Abgeordnetenhauses heranrückt, desto bemerklicher machen sich die im Schooße der bis herigen polnisch-czechisch-slovenisch-klerikalen Reichs rathsmajorität obherrschenden Differenzen, und hierbei tritt wiederum der im klerikalen Lager ausgebrochene Zwist besonders scharf hervor. Derselbe hat seinen Ursprung in der Weigerung der den sogen. Lichten- stein-Klub des Reichsrathes bildenden klerikalen Ab geordneten, noch länger allen slavischen Forderungen blindlings zuzustimmen, wodurch sich wieder die slove- nischen Mitglieder des Hohenwart-Klubs, der anderen parlamentarischen Vereinigung der Klerikalen, stark verschnupft fühlen und es ist hierüber schon zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen beiden Klubs gekommen, in welche dann noch andere Fragen hineinspielen. Die Bemühungen der Wiener Offiziösen zur Beilegung oder wenigstens Vertuschung des Streites innerhalb der klerikalen Partei haben bis jetzt nicht nur keinen Erfolg gehabt, sondern der Riß hat sich sogar derart erweitert, daß die Führer des Lichtenstein-Klubs ihren deutschklerikalen Gesinnungsgenoffen aus den Alpen ländern allen Ernstes schon den Vorschlag, eine be sondere nach jeder Seite hin unabhängige katholische Centrumspartei im Reichsrathe zu bilden, machen. Die eigentliche treibende Kraft unter den klerikalen Abge ordneten, welche von dem „eisernen Ringe" der Majorität abzubröckeln drohen, bildet der Reichsraths abgeordnete für Salzburg, Hofrath vr. Lienbacher. In Lienbacher lebt nächst dem klerikalen Interesse ein wirkliches, deutsches Nationalbewußtsein, womit Lien bacher aber neben den Mitgliedern des Lichtenstein- Klubs ziemlich vereinzelt dasteht. Wenn der Lichten- stein'sche Heerbann je mit der Opposition stimmte und stimmen wird, so geschieht dies aus prinzipiellen und lokalen, aber bei Leibe nicht aus allgemein nationalen Interessen. So politisch-indolent ist aber auch der deutsch-klerikale Alpenbauer nicht, daß er nicht oppo sitionelle Gelüste zeigte, wenn seine Steuerkraft über mäßig ausgenützt wird, wenn er sich dazu hergeben soll, den Polen in Galizien das Leben so angenehm wie möglich zu machen und ihnen die Kleinigkeit von einem 70 Millionen-Anlehen mundgerecht anzubieten. Wird inveffen das katholische Centrum oder, wie es offiziell heißen soll, der deutsch-konservative Klub, zu Stande kommen, so dürfen hieran für eine kräftige Förderung der dcutschnationalen Interessen in Oester reich vorerst noch durchaus keine hochfliegenden Er wartungen geknüpft werden. Das Centrum soll, wie ja sein Beiname schon besagt, eine katholische, eine vor allem die Interessen der klerikalen Partei wahrende Fraktion sein und erstere decken sich in Oesterreich mit den deutschnationalen Interessen nicht gerade häufig. Interessant ist, daß das Projekt der Bildung einer katholischen Centrumsparlei in Oesterreich sofort den entschiedenen Beifall katholischer Tagesblätter in Deutsch land gefunden hat. So schreibt die „Deutsche Reichs zeitung" u. A.: „Die Katholiken müssen katholisch wählen und durch kerngute Abgeordnete ihre kirchlichen Rechte im Reichsrathe zurückerobern, statt daß sie den Czechen und anderen Leuten auf der „Rechten" die Kastanien aus dem Feuer holen. Denn im Grunde find die Czechen, der Grundstock der Rechten, um nichts besser, als die Liberalen auf der Linken. Es ist die höchste Zeit, daß alle Reichsboten zu Wien, denen es mit ihrem katholischen Glauben Ernst ist, von jeder Nationalität absehen und einzig das Heiligthum ihrer Religion im Auge behalten. Schon ist ein Kern aus gezeichneter Männer unter der Fahne des Fürsten Lichtenstein beisammen; möchte dieser Klub tüchtig wachsen und sich nicht mit dem in kirchlicher Beziehung verschwommenen Klub Hohenwart verbinden!" Die „Weißerth. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonmtbend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4S Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Posta». statten, Postboten, sowie oie Agenten nehmen Be- — . ° °" Amtsblatt für die LönialiLe Umishaupimaimschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstein Czechen und „andere Leute" werden über eine solche Sprache nicht sehr erbaut sein, denn es ist sehr wahr scheinlich, daß solche kräftige Worte in den Herzen der deutschklerikalen Wähler Oesterreichs ein entschiedenes Echo finden und daß es sich letztere zweimal über legen werden, ob sie auch ferner den slavischen Frak tionen die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Dagegen ist es allerdings möglich, daß durch Lien bachers Einfluß in der in Aussicht stehenden neuen Fraktion das nationale deutsche Interesse in entscheiden den Fragen etwas mehr als früher berücksichtigt werden wird und selbstredend wird es dann Sache der Deutsch nationalen sein, nicht wie die ehemaligen Verfassungs treuen auf dem strikten Standpunkte der Ablehnung zu verharren. Sitzung des Bezirks-Ausschusses vom 18. Juli. Nach den bei Revision der Gemeindeämter ge machten Wahrnehmungen erschien es zweckmäßig und nothwendig, über das kommunliche Kaffen- und Rech nungswesen nähere Bestimmungen für hiesigen Bezirk zu treffen und dieselben in ein Regulativ zusammen- zufaffen. Der von der kgl. Amtshauptmannschaft dies falls ausgearbeitete Entwurf lag heute dem Bezirks- Ausschuffe vor, und erklärte derselbe nach Durchbe- rathung dieses Entwurfes Mit geringen Abänderungen sein Einverständniß.mit demselben. Von den ferner auf der Tagesordnung stehenden Rekursen gegen Abweisung von Reklamationen wegen zu hoher Einschätzung zu den Gemeindeanlagen wurde einer (aus Breitenau) im Mangel Begründung abge wiesen, während bei den übrigen die Entscheidung von der eidlichen Bestärkung der Angaben über Einkommens und bez. -Erwerbsverhältniffe abhängig gemacht wurde. Gegen den vom Stadtgemeinderath zu Altenberg anderweit aufgestellten Regulativentwurf, betr. die Er hebung einer Biersteuer daselbst, ging dem Bezirks- Ausschuß, nachdem inzwischen das Neichsgesetz vom 27. Mai 1885 erschienen ist, wonach nunmehr auch auf böhmisches Bier eine Gemeindesteuer gelegt werden kann, ein Bedenken nicht weiter bei und beschloß man daher, sowie in Anbetracht der finanziellen Gesammt- lage Altenbergs, die Befürwortung des Regulativs höheren Orts. Die Aufnahme eines Darlehns Seiten der Ge meinde Rechenberg zu Deckung der Kosten für Bau lichkeiten im Schulhause wurde unter Amortisations bedingung genehmigt. — Dagegen lehnte der Bezirks- Ausschuß' die Genehmigung zur Verwendung von Stammvermögcnsgeldern Seiten der Gemeinde Ober häslich zur Bezahlung ihrez Theiles der Kosten für den gemeinschaftlich mit anderen Gemeinden zu be schaffenden Leichenwagen ab, genehmigte aber dafür im Voraus, daß die Gemeinde ein entsprechendes, von einem gewissen Zeitpunkte an zu tilgendes Darlehn zu Bezahlung jener Antheilssnmme aufnimmt. Zu den Dismembrationen bei Fol. 53 von Rechen berg, Fol. 60 von Zinnwald, Fol. 224 von Nassau und Fol. 82 von Schmiedeberg wurde bez. unter Konsolidationsbedingung dispensationsweise Geneh migung ertheilt. Den Schankkonzessionsgesuchen des Gastwirths Wagner, in Sadisdorf (Filialschank), Karl Straßberger's in Altenberg (blose Uebertragung) und Lehmann's in Bärenklause (ebenfalls Uebertragung), in letzterem Falle unter Ablehnung der Erlaubniß zum Krippensetzen, wurde bez. bedingungsweise stattgegeben, auf die Ge suche Bernhard Krugs in Poffendorf um Erlaubniß zum Branntweinklcinhandel und Josef Dietrich's in Muglitz um Schankkonzession aber, da man eine dies bezügliche Bedürfniß nicht anerkennen konnte, abfällige Entschließung gefaßt. Genehmigung fanden die Einbezirkung einer forst fiskalischen Verkaufsfläche in den Gemeindebezirk Wen-