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Mchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche AmtshauPtmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadlräthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der dcdeureiidcn Auslage deS Blattes eine sehr wirk- sani« Berbreitu»«^ finden» werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Theil«, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißrritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummcrn ll) Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Nr. 61. 51. Jahrgang. Sonnabend, den 23. Mai 1885. Afingst-Lied. Maienlust und Mairnfreude stellt zu Pfingsten gern sich ein, D rum geschmückt mit grünen Maien soll auch HauS und Flur heut sein. Glänzen doch ringsum die Auen jetzt in holder Frühlingspracht, Hat doch Lenz nunmehr entfaltet seine vollste, größte Macht! Nochmal« brausten zwar von Norden rauhe Stürme durch das Land, Griffen in das Blüthenleben mit gar schwerer, eis'ger Hand; Bi« zum Tod ward da getroffen manches Pslänzlein, zart und hold, Da« sich jüngst wohl sah umflossen noch vom Frühlingssonnengold. Aber warme Sonnenpfeile flutheten aufs neu durch « All, Und vereint mit linden Lüften siegte doch ihr goldner Strahl; Schmeichelnd küssen auf den Fluren sie die Saaten rings umher, Und zu vollem Glanz entfalten sie nun Flora« bunte« Heer. Wohl, des LenzeS größter Zauber liegt nun über Berg und Thal Und beendigt ist für immer Winters lange, schwere Qual — Drum hinweg mit allen Sorgen, weggevannt sei Noth und Pein, Reue Lust und neue« Hoffen ziehe in die Herzen ein! Pfingsten, Fest der Frühlingswonne, komm herein in jedes Haus, Breite deinen heiter n Schimmer über All' und Jeden aus — Maienlust und Maienfreude stellt zu Pfingsten gern sich ein, D rum geschmückt mit grünen Maien soll auch HauS und Flur heut' sein! Pfingsten. Pfingsten, das liebliche Lenzsest der Natur und des Herzens, ist miedergekommen. Trotz der Ungunst des Wetters hat auch in diesem Jahre zu Pfingsten die Natur ihr herrliches Frühjahrskleid angethan, und Myriaden Blumen und Blümchen und der Fluren und Wälder frisches Grün verkünden wieder, daß die ewige allschaffende Liebe Gottes auch in der Natur ihre Wunder weiter vollbringt. Neues Hoffen und Vertrauen, neues Lieben und Streben bemächtigt sich da auch des menschlichen Herzens, dessen Wankelmuth in sturmbewegten Tagen nur zu oft zu Tage tritt. Vergessen sind deshalb am lieblichen Pfingstfeste herbe Leiden und bittere Enttäuschungen, und wenn auch nicht in allen Herzen eine jauchzende Freude zur Pfingstfeier einkehrt, so findet doch sicher in allen em- pfängfichen Gemüthern jene stille und erhabene Wonne, die wir ein Triumph erkänipften Friedens über der Kläglichkeit der Alltagssorgen steht, ihre geweihte Stätte. Doch dem Lenzfeste der Natur und des Herzens reiht sich zu Pfingsten auch das erhabene, ewig wunderbare Erinnerungsfest der Christenheit an, die hehre Erinnerung an den fünfzigsten Tag nach Ostern, an welchem jene heilige Begeisterung über das kleine, noch zaghafte Häuflein der Jünger des Hei landes kam. Der ärgste Zweifler wird zugeben müssen, daß damals ein göttliches Wunder geschah, denn wo hätten jene armen Fischer und Handwerker, bisher ohne Einfluß, Ansehen und Macht, die Kraft hernehmen sollen, das Erbe ihres verklärten Meisters, die Religion der Liebe, weit in alle Welt zu verbreiten und noch dazu in einer rohen, entarteten, grausamen Welt, deren damalige Machthaber keinen Augenblick in Verlegenheit darüber waren, wenn es galt, mit Feuer und Schwert die Verkünder der neuen Religion zu vertilgen. Wie kam es denn, daß das Kreuz des Heilandes über Schwert und Feuer, Reichthum und Wohlleben siegte und daß die ursprünglichen Kreuz träger, die Jünger des großen Meisters, gerade aus den niedrigsten Klassen hervorgingen und dennoch die größten und berühmtesten Verkünder und Redner des Evangeliums wurden?! — Es war die Wunderthat der heiligen Begeisterung, welche sich der Jünger nach der Verheißung des Heilandes an jenem berühmten ersten Pfingsten der Christenheit bemächtigte. Auch unseren Herzen ist diese Verheißung geworden, sofern wir uns derselben nur würdig erweisen. Möchte auch an unserem Herzen dieses Pfingstfest nicht vorüber ziehen, ohne uns für alles Erhabene und wahrhaft Gute und Schöne zu begeistern. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der Besuch des Königs der Belgier in Berlin, woselbst derselbe, direkt von Brüssel kommend, eingetroffen ist, muß als ein hervorragendes Politisches Ereigniß betrachtet werden. Zunächst ist die Anwesenheit des belgischen Herrschers in der deutschen Neichshauptstadt als eine lebhafte Bethätigung des Dankgefühles aufzufassen, welches derselbe gegenüber Kaiser Wilhelm und dem Fürsten Bismarck empfindet und das seinen Grund in der wohtwollenden Förderung hat, welche die deutsche Negierung den Interessen des Kongostaates auf der Berliner Kongo-Konferenz zu Theil werden ließ. Diese Interessen bedürfen indessen noch weiterer Unterstützung, vor Allem benöthigt die Organisation des Kongostaates, dessen Souverain König Leopold II. bekanntlich seit Kurzem ist, einer festen finanziellen Grundlage, des Abschlusses einer Anleihe zur Ausführung der erforderlichen Arbeiten. Dazu ist der Zusammentritt der in der Berliner Konferenz be schlossenen internationalen Kommission erforderlich, dem sich viele Hinternisse entgegengestellt haben. Der König hofft nun durch sein persönliches Eintreten diese Hinder nisse zu beseitigen und auch den Abschluß einer An leihe zu beschleunigen. — Die am Dienstag erfolgte Abreise des Reichskanzlers nach Schönhausen drückt der inneren politischen Situation für die nächste Zeit das Siegel auf. Es sind, nachdem die Parlamente ihre Pforten geschlossen haben und sich nun auch der leitende Staatsmann von dem Centralpunkte der Ge schäfte vorläufig zurückgezogen hat, auf dem Gebiete der inneren Politik keinerlei größere Vorgänge zu erwarten und tritt nunmehr die sommerliche Ruhepause in ihre Rechte. Speziell jetzt, in der Psingstzeit, ist ein merkbarer Stillstand in dem innerpolitischen Ge triebe eingetreten und wenn wir einen Blick auf die hohe Politik werfen, so erscheint auch hier die Besorg- niß ausgeschlossen, daß das Pfingstfest durch ernste und überhaupt unvorhergesehene Ereignisse eine Trübung erfahren könnte. Zwar ist der afghanische Grenz konflikt zwischen England und Rußland noch immer nicht beigelegt, ja, es sind sogar in jüngster Zeit die Schwierigkeiten schärfer hervorgetreten, welche einer endgültigen Verständigung zwischen beiden Mächten im Wege stehen. Trotzdem steht nicht zu befürchten — soweit eben menschliche Voraussicht reicht — daß der englisch-russische Konflikt wieder einen so gefahrdrohen den Charakter annehmen werde, wie noch vor einigen Wochen und so darf man auch mit Bestimmtheit hoffen, daß die Feier des Pfingstfestes nicht durch kriegerischen Lärm getrübt wird. Was aber die sonstige Weltlage anbelangt, so sind nirgends Punkte zu entdecken, die in nächster Zeit zu ernsten internationalen Verwicke lungen führen könnten und es wird demnach die Aus sicht auf Erhaltung des Weltfriedens dazu beitrage», die Freude am Feste zu erhöhen. Auch der Anblick der nunmehr im vollsten Frühlingsschmucke prangenden Natur und das Bewußtsein, daß nunmehr die Zeit des Nachwinters, der in diesem Jahre sich so empfind lich bemerkbar machte, entschieden vorüber ist, werden das ihrige niit dazu beitragen. Jeden nach seiner Weise ein fröhliches Pfingstfest feiern zu lassen. — Die deutsche Kriegsmarine ist dieser Tage wieder um ein stattliches Fahrzeug vermehrt worden, durch die auf der kaiserl. Werft in Danzig erbaute neue Kreuzer- Korvette, welche den Namen „Arkona" erhalten hat. Derselbe ist ihr zur Erinnerung an den erste,; größeren Ehrentag der preußischen Flotte beigelegt worden, den 17. März 1864, an welchem Tage 3 preußische Kor vetten und der Aviso „Grille" unter dem Befehle des damaligen Kapitäns zur See Jachmann das rühmliche Seegefecht gegen die weit überlegene dänische Flotte bei Jasmund (Rügen) bestanden. Das Flaggschiff des Kommandeurs war in diesem Kampfe die inzwischen aus der Liste unserer Kriegssahrzeuge gestrichene Kor vette „Arkona", deren Name nun — auf speziellen Befehl des Kaisers — auf die jüngste Kreuzer-Kor vette der deutschen Kriegsmarine übergegangen ist. Oesterreich-Ungarn. Aus Oesterreich liegen jetzt die ersten Berichte über die eigentliche Wahlkampagne anläßlich der Reichsrathswahlen vor. Dieselbe ist mit den Wahlmänner-Wahlen in Steiermark eröffnet worden; in Pöltschah, Obernau, Pretersch, im Gono- bitzer Bezirke, in Polzela rc. wurden meist slovenische Wahlmänner gewählt, in der östlichen Steiermark, wo die klerikale Agitation besonders lebhaft war, sind vor wiegend klerikale Wahlmänner aus der Urne hervor gegangen; in Spielberg und Alt-Auffee siegten die Liberalen. Vorläufig ist das Bild der Urwahlen noch sehr lückenhaft und wird dasselbe erst innerhalb der nächsten vierzehn Tage ein vollständiges werden. — In Böhmen ist nun die deutsch-nationale Partei voll und ganz in die Wahlkampagne durch einen Wahl aufruf eingetreten, der sich durch seine mannhafte, kernige Sprache auszeichnet und sich lediglich auf den nationalen Standpunkt stellt, die sozialen und wirth- schaftlichen Fragen nur flüchtig streifend. Ob dieser mächtig angeschlagene Akkord bei allen Deutschen Böhmens den gehofften Widerhall gefunden hat, werden nunmehr die Wahlen zeigen. Italien. Der am 20. Mai erfolgte Zusammen tritt der internationalen Gesundheits-Konferenz in Nom ist ein neues bedeutsames Zeichen für das Bestreben, das allgemeine Menschenwohl auf der Grundlage internationaler Abmachungen zu fördern. Fast alle Kulturstaaten der Erde, auch China und Japan, haben ihre Vertreter nach Rom entsendet. Das Programm der Konferenz ist von Mancini, dem italienischen Minister des Auswärtigen, schon zu Anfang dieses Monats in einem Rundschreiben entwickelt worden, welchem zufolge die Arbeiten der Konferenz in einen wissenschaftlich - technischen und einen diplomatisch administrativen Theil geschieden werden sollen. Der erstgenannte Theil würde die Prüfung der Resultate der früheren Sanitäts-Konserenzen, ferner der ver schiedenen wissenschaftlichen Einwände gegen das Quarantäne-System und ähnlicher Fragen umfassen. Vom diplomatisch-administrativen Standpunkte aus würde die Konferenz der Frage näher zu treten haben, wie man der drohenden Seuchen-Einwanderung durch Vorbeugungsmittel begegnen könne und unter welchen Bedingungen eine diesbezügliche internationale Ver einbarung anzustreben wäre, unter möglichster Schonung der Interessen der Freiheit von Handel, Schifffahrt und Durchgangverkehr. Speziell im Hinblick auf den